Müllenbach, chronologische Geschichtsdaten

 

Liebe interessierte Leser, die chronologischen Geschichtsdaten der Ortsgemeinde Müllenbach haben in der Zwischenzeit einen Umfang von fast 530 DIN A4-Seiten (WORD) erreicht und sind somit für die Darstellung auf unserer Homepage zu umfangreich geworden. Der aktuellste Stand informiert Sie über sämtliche relevanten Informationen zur Ortsgemeinde Müllenbach seit der urkundlichen Erstnennung bis zum aktuellen Datum. Bei Interesse an dem Gesamtwerk, setzen Sie sich bitte mit dem Verfasser in Verbindung: Zu erreichen unter folgender E-Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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Dieter Laux                                                                                               Stand: 25.06.2018

 

 

Die vorliegende Sammlung von Geschichtsdaten der Ortsgemeinde Müllenbach wird durch den Verfasser ständig nach neuesten Erkenntnissen aktualisiert.

 

 

(Die Kennzeichnung (OFB ….) bedeutet: Auszug aus dem Ortsfamilienbuch Masburg-Müllenbach, herausgegeben von Ursula Buchholz im Jahre 2003)

 

 

Vor- und Frühgeschichte  Hallstattzeit = älteste Periode der Eisenzeit

 

700-500 v. Chr: Eine aus dieser Zeit (Hallstattzeit / älteste Periode der Eisenzeit) stammende Rasierklinge fand man westlich des heutigen Sportplatz (Auf der Höhe).

 

Römisch-germanische und fränkische Zeit (bis 918)

 

  1. Jhd. n. Chr: Eine römische Brandgrabstätte aus jener Zeit fand man etwa 200 - 250 Meter südöstlich der Pfarrkirche im Distrikt „Rosenberg".

 

Hochmittelalter 919 - 1257

 

1036 n. Chr: Mit großer Wahrscheinlichkeit erstmalig urkundliche Erwähnung Müllenbachs als „Michelembach sup Cumitato" (wird allerdings von Historikern angezweifelt). Erzbischof Poppo, Schirmvogt der trierischen Kirche soll hier Güter besessen haben.

 

1045/46: Sehr strenger Winter, viel Schnee. Viele Menschen sterben den Erfrierungstod.

 

1051: Eine reichsritterschaftliche Erbengemeinschaft (Die Adeligen Erben zu Polch / mindestens 36 einflussreiche Familien aus Eifel, Mosel und Hunsrück)) eignet sich den Pochtener Wald nach einem erzbischöflich erhaltenen Nutzungsrecht in diesem Jahre an.

 

1052 n. Chr.: Erstmals erwähnt wird in einer Urkunde im Jahre 1052 der Wald Hochpochten. Erzbischof Eberhard von Trier schenkt hiernach dem Stift St. Martin in Münstermaifeld den Wald „Puthena".

 

1054: Große Hungersnot in unserer Region.

 

1059/60: Langer, Schneereicher Winter, danach schwere Überschwemmungen.

 

1076:  Düsterer Winter. Mitte Januar wird das Land von schweren Überschwemmungen heimgesucht.

 

1077: Strenger, langer Winter. Bäche und Flüsse in ganz Europa sind über lange Zeit zu gefroren.

1099: Am Ende strenger Winter der eine Hungersnot im Land hervorbringt.

 

1117: Am 03. Januar schweres Erdbeben in unserer Region.

 

1120: Im Juni heftige Stürme mit kräftigem Hagelschlag.

 

1124: Strenger Winter 1123/24, im Juli große Sommerhitze und schwere Hagelschläge.

 

1133: Am 02. August herrscht eine große Sonnenfinsternis. Die Sterne sind mittags am Himmel zu sehen.

 

1151: Durch lange anhaltenden Regen verderben die Feldfrüchte, daraufhin schwere Hungersnot im Land.

 

1187: Der Winter ist so mild, dass Ende Januar allenthalben die Bäume blühen. Im Februar haben die Birnen schon die Größe einer Nuss erreicht.

 

1212: Schenkt Erzbischof Johann I. (1189-1212) dem Stift Karden die Pfarrei Masburg mit allen Rechten zur Verbesserung des Unterhalts der Stiftsherren. Aus dieser Stiftsurkunde ist zu ersehen, dass dem Vikar von Masburg ein Drittel des Zehnten des Hofes der "Schwestern" in "Martildal" (Martental) zusteht. Im gleichen Jahr setzt der Erzbischof in seinem Testamente den Schwestern in "Mardirdal" zur Unterhaltung der ewigen Lampe ein Legat von 5 Pfund aus.

1259: Am 03. Mai 1259 erschüttert ein schweres Erdbeben die Region.

 

Spätmittelalter  1257 - 1517

1285: Werden die Nonnen (in Martental) von einer Dagmar von Horcheim mit einem Geldlegat bedacht.

1288: Bedenkt Rudolf von Polch die Nonnen in Martental in seinem großzügigen Testament.

1289: Extrem warmer Winter: Um Weihnachten grünen die Bäume, im Februar sind die Erdbeeren reif, im April ist Traubenblüte, die Traubenernte findet an der Mosel schon Anfang August statt.

1291: Mayen erlangt Stadt- und Marktrechte. Die Menschen der Region können damit ihre Waren auf dem Markt einer durch Wehrmauern gesicherten Stadt anbieten.

1294: Ab 1294 übt der Erzbischof von Trier endgültig die Herrschaft in unserer Region aus. Kaisersesch wird Sitz eines kurtrierischen Amtes zu welchem die Orte „Dünchenheim, Gammeln, Eulgen und Urmersbach“ gehören. Das Amt ist dem Kurstaat unmittelbar unterstellt.

1298: Papst Bonifatius VIII. sieht sich gezwungen, dem Dechanten in Karden den Auftrag zu geben, die Nonnen des Ordens vom hl. Augustinus in Maria Martental vor ungerechten Angriffen zu schützen.

1301: Sehr milder Winter.

1315: Ein Jahr ohne Sommer. Das Getreide wächst aus und das Heu verfault auf den Wiesen.

1316 n. Chr: Müllenbach wird indirekt als zum Kirchspiel und Hochgericht Masburg gehörig genannt (nicht urkundlich).

Durch den schlechten Sommer im vergangenen Jahr entsteht eine große Hungersnot.

1321: Erzbischof Balduin verleiht am 17. September dem Flecken Kaisersesch Stadtrechte. Es heißt: „…..verleiht auf Vorschlag des Erzbischofs Balduin König Ludwig der Bayer (1314-1347) dem durch den Erzbischof in eine Burg verwandelten Dorfe Esch, zwischen Clotten und Ulmen, die Rechte und Privilegien, welche Frankfurt am Main (Frankfurter Freiheiten) und andere Reichsstädte besitzen.“ Nun ist eine Stadt, im Oberamt Mayen, in direkter Nähe unserer Orte. Das bedeutet unter anderem, dass es einen Wochenmarkt gibt, auf dem man kaufen und verkaufen kann. Man kommt mit Menschen aus anderen Orten an den Markttagen zusammen und kann Erfahrungen und Güter austauschen.

1323: Außergewöhnlich strenger Winter, so dass die Flüsse gar Grundeis führen.

 

01.05.1333: Weitere urkundliche Erwähnung (siehe auch 1036 n. Chr.), die Witwe des Heinrich von Molinbach (Müllenbach), Aleidis, verkauft ihr mütterliches Erbe in Dunchingin (Düngenheim) für 100 Denare an das Kloster Stuben.

 

1336: Stellen die Brüder Matys und Heinrich von Klotten ein Pachtrevers über einen Hof in Klotten für den Konvent in Maria Martental aus.

1346: Stiftet Erzbischof Balduin eine Memorie (Gedächtnis) in Maria Martental. Bescheinigt wird die Stiftung von der Meisterin und dem gesamten Konvent.

Im Jahre 1346 wird ein extrem kalter Sommer gemeldet.

1347: Auch in diesem Jahr ein extrem kalter Sommer.

 

1349/1350: Das Eifelland wird von einer verheerenden Seuche, der „Pest", heimgesucht. Auch die Orte unserer Region werden nicht verschont.

 

1356: Wieder großes Sterben in der Region, wie 1348-1350. Viele Erdbeben in dieser Zeit. Manchmal schwach, manchmal schwer und zerstörend.

 

1357:  11. Dezember. Der pfalzgräfliche Ort „Mollenbach“ wird durch Pfalzgraf Ruprecht I. zugleich mit dem „Hause Kaldenbrunnen“ (Kalenborn), Haurode (Hauroth) und „Gut Rode" (später Gerhardsroth) im Gericht Mastbrecht (Masburg) an Ritter Konrad von Brohl, Syfrieds Sohn, verlehnt.

 

1364: Eine Seuche rafft den Großteil der Bewohner unserer Region dahin. Bis 1365 wieder ein großes Sterben.

 

1367: Auch in diesem Jahr wütet die Pest in unserer Gebiet. Sie löscht wieder einmal viele Menschenleben aus.

 

1374: Wird das Pellenz(Pfalz)gericht Masburg als Virneburger Besitz genannt. Die Gerichtsherrschaft unterscheidet sich grundsätzlich zur Grundherrschaft. Grundherrschaft bezieht sich auf die Bewirtschaftung des Bodens, der Viehzucht und andere wirtschaftliche Tätigkeiten von Bauern mit unterschiedlichem Rechtsstatus. Die Gerichtsherrschaft sorgt auf ihren verschiedenen Ebenen für die Verurteilung und Bestrafung von Fehlverhalten und Verbrechen. Beide Herrschaftsbereiche können in einer Hand liegen, müssen aber nicht. Die Grundherrschaft liegt beim Junker von Monreal.

 

1382: In den Akten des Klosters Maria Martental wird ein Jakob Friess von Mulenbach erwähnt, der dem Kloster eine Rente für ein Jahresgezeit schenkt. Siegler ist der Schultheiss von Kaisersesch, ein Beleg dafür, dass zu dieser Zeit der Flecken Müllenbach zum kurtrierischen Amt Kaisersesch gehört.

 

Die Eheleute Hinrich und Katharina von Forst schenken dem Kloster Martental eine Kornrente von 7 Malter.

 

1382-1389: Johann von Klotten, Burggraf in Cochem (1363 - 1389), kauft eine Wiese zu Müllenbach.

1385: Verkaufen die Eheleute Johann und Nese Grenzouwe von Pommern der Meisterin und dem Konvent Maria Martental ein Ohm Weinrente zu Pommern.

1395: Verheerendes Erdbeben in unserem Land.

1416: Blühen Anfang Dezember die Bäume, Felder und Gärten sind voller Blumen.

 

1455: 14. Februar. Der Flecken Laubach wird erstmalig erwähnt, als Johann (genannt von Francken) und Mettel von Lupstorff (Leubsdorf), Witwe des Philipp von Krey, dem Grafen Ruprecht von Virnenburg und Nuwenar (Neuenahr), Herrn zu Saffenburg ihre Rechte und Ansprüche aus der Erbschaft des Philipp von Krege und seines verstorbenen Sohnes auf das Gericht, Hof, zugehörige Leute, Gülten oder Gefälle zu Masprecht, zu Laupach, zu Hurroderen oder da herum im Kirchspiel gelegen und weitere umfangreiche Besitzungen verkaufen.

 

1482: Wird eine Wiese im „Frauenbornsiefen" (Hochpochten) an einen Müllenbacher verlehnt, er muss hierfür 2 Pfund Wachs an die Kirche in Polch abliefern.

 

1487: Begegnet uns erstmals der Name einer Meisterin in Maria Martental, nämlich Tyhe von Wederbach, die mit ihrem Konvent einen Weinberg zwischen Cochem und Klotten an Jakob Tryne verpachtet. Reich scheint das Augustinerinnenkloster nicht zu sein, denn als Klosterbesitz sind nur ein Hof in Klotten und ein Hof in Pommern genannt, wobei dem Hof in Pommern noch Weingärten und Zubehör zugehörig sind.

1497: Im Januar blühen die Kirschbäume, so warm ist es zu Beginn des Jahres 1497.

1514: Der Martentaler Hof in Pommern wird durch die Meisterin Klara an die Eheleute Jorg Nesenhenn, Sohn, und Tryn Wolffs verlehnt.

1513/14: Sehr kalter Winter, schon Anfang Oktober beginnt es zu schneien. Vier Monate dauert die strenge Kälte. Die Mühlen müssen teilweise stillgelegt werden, da Wassernot herrscht.

 

Reformation und Glaubenskriege (1517 – 1648)

 

1520: Als nach dem Tode der Meisterin nur noch zwei Nonnen im Kloster Martental leben, beschließt Papst Leo X. (1513-21) am 24.9.1520 die Aufhebung des Klosters. Diese wird aber nicht vollzogen, weil Papst Leo X. stirbt.

1523: Papst Clemens VII. (1523-34) veranlasst am 21. November 1523 die Aufhebung des Kloster Maria Martental. Ohne Genehmigung des Bischofs von Trier zieht die Abtei Springiersbach das Kloster und dessen Besitz an sich und führt dafür als Gründe an: "die einsame Lage des Klosters unweit der Heerstraße, wo häufiger Besuch von verschiedenen Leuten dem Klosterleben nicht günstig sei" und "das Kloster sei verarmt und so verschuldet, dass die Klosterfrauen nicht in gehöriger Anzahl zusammenleben könnten, weshalb die damals noch im Kloster lebenden Nonnen verlangt hätten, in ein anderes Kloster übersiedeln zu dürfen".

1527: Auch in unseren Orten hat zwischen 1500 und 1650 die Hexenverfolgung ihren Höhepunkt erreicht. Nur wenige Akten und Urkunden berichten über diese schlimmen Jahre, die bei näherer Betrachtung die mögliche Perversität menschlichen Denkens und Handelns zeigt. Für Müllenbach gibt es keine Unterlagen die von der Hexenverfolgung berichten, man muss jedoch davon ausgehen dass auch Bürger unseres Ortes nicht verschont werden. In Ulmen werden am Donnerstag nach Aschermittwoch des Jahres 1527 vier Hexen öffentlich verbrannt. Weitere Hexenverbrennungen sind aus Kaisersesch, Gamlen, Kaifenheim und Düngenheim bekannt.

 

1532: Das erste Reichsstrafgesetzbuch tritt in Kraft. Die „Peinliche Gerichtsordnung von Kaiser Karl V., kurz „Carolina“ genannt. Für die Todesstrafe gelten vor allem Hängen und Enthaupten, aber auch andere Formen wie Ertränken, Verbrennen auf dem Scheiterhaufen, Vierteilen, Sieden in kochendem Wasser oder Öl, oder Begraben bei lebendigem Leibe. Weiterhin Rädern, bei dem dem Verurteilten die Glieder mit dem Rad gebrochen und er dann auf´s Rad geflochten und dieses auf einen Pfahl gesteckt wird. Die Hingerichteten lässt man am Galgen oder auf dem Rad verfaulen, bis sie auseinander fallen. Hiermit sollen zukünftige Täter abgeschreckt werden. Als Verstümmelungsstrafen kennt man das Handabhacken, das Abschneiden der Ohren, das Ausreissen der Zunge sowie das Ausstechen der Augen. Strafen an Haut und Haar sind Rutenschläge auf den nackten Rücken, das Brandmarken durch Einbrennen eines Zeichens an der Stirn, der Wange oder der Hand, das „Ehrabschneiden“ durch Scheren des Haupthaares und das Schlitzen des Ohres (Schlitzohr) zur Kennzeichnung eines Diebes. Freiheitsstrafen sind generell (außer in einigen Städten) nicht vorgesehen.

 

1534: Wird von einem „doerfflein nudorff nit weit von Mollenbach gelegen" berichtet, welche Siedlung das heutige Neuhof sein dürfte.

 

Als 1534 auf der Burg Cochem wegen eines Weidestreites zwischen den Gemeinden Müllenbach und Ulmen verhandelt wird, bringen die Ulmener vor: „daß der und jener Büsch und Hecken gerodet und Wiesen und Äcker daraus gemacht und teils andere, teils sie selbst den Polcher-Erben Pacht dafür gezahlt hätten". Müllenbach entgegnet dem: „Daß wer in Hochpochten hauen und roden will, dies mit Willen derer von Polch tun muß, und daß die drei Schmiede von Ulmen viel Büsch und Hecken ausgehauen, die Plätze gerodet und Felder daraus gemacht" und „daß bis in die zweite Hälfte des 15.Jh. die Ulmener wohl anderthalb hundert Morgen gerodet und zu Feldern und Wiesen gemacht hätten". Diese Aussage bekräftigten sie durch die Zeugenaussage eines 80jährigen Zeugen aus Ürsfeld der zu Protokoll gibt: „In derselbigen Hecken habe er Gezeuge und der Müllenbacher Hirte oft und viel mit ihrem Vieh gehütet".

 

1536: Ein ungewöhnlich kaltes Frühjahr leitet einen folgenschweren Misswuchs in diesem Jahre ein.

 

1538: Milder Winter, im Dezember und Januar entfaltet die Natur ihren Blütenschmuck.

 

1539: Große Dürre und Hitze, Wasserläufe und Brunnen versiegen vielfach.

 

1541: Nach einem in Cochem geschlossenen Vertrag vom 05. April gibt der damalige Propst von Maria Martental, der Regulare (kath. Ordensmitglied nach Ablegung des feierlichen Gelübdes) Gerhard Hausmann von Namedy, die Verpflichtung für sich und alle nachfolgenden Pröpste ab, wöchentlich zwei oder drei hl. Messen im Kloster Martental zu lesen. Die Pröpste sind die Beschützer der klösterlichen Nonnen und ihre Sachverwalter in geistlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten.

1543: Ein Weistum weist die Grafen von Virneburg als Hochgerichts - und Grundherren in Müllenbach aus. Der Ort wird vom kurtrierischen Amt Mayen verwaltet. Das Hochgericht Masburg ist im Alleinbesitz der Grafen von Virneburg (Gerichtsherrschaft seit 1455). Wörtlich heißt es im Weistum: „Das Weistum des Hochgerichtsbezirks Masburg, bestehend aus den sieben Dörfern Masburg, Bermel, Hauroth, Laubach, Müllenbach, Eppenberg und Kalenborn, weist dem Grafen von Virneburg alle weltlichen Sachen zu, Gebot und  Verbot, den Glockenklang, den Vogel im Walde, das Wild im Walde und die Fische im Bache. Wenn in diesem Gebiet ein Antast geschieht, dann soll man den Gefangenen dem Grafen von Virneburg als seinem Gewaltherrn in dessen Gewahrsam überliefern, um von ihm verhört zu werden. Wird er übeltätig befunden, soll der Graf ihn bis an den behauenen Stein bringen lassen, daselbst sollen die von Masburg mit wehrhaftiger Hand erscheinen und den Übeltäter an das Gericht von Masburg liefern. Der Graf soll ihn dann nach seiner Überweisung richten lassen, jedoch ohne Schaden der Untertanen, doch was von Gehölz zu dem Gerichte für den Galgen fehlt, das sollen die Masburger aus ihren Wäldern holen, im Beisein der Schöffen und der Nachbarn. Die Schöffen weisen noch, sie hätten es von ihren Eltern hören weisen, dass Gott der Allmächtige ihr oberster Gewaltherr sein soll, danach der Graf von Virneburg als ein Lehnträger. Auch zeigen die Schöffen an, dass im Hochgerichtsbezirk Masburg sieben Dörfer gelegen, von denen zwei, das eine Eppenberg, das andere Kalenborn genannt, sich von ihnen abziehen und eine besondere Gerechtigkeit haben wollen, welche nie gewesen sei.

 

Das Sendschöffenweistum Masburg weist, dass die Grafen von Virneburg über 100 und noch mehr Jahre, seit Menschengedenken das Kirchspiel Masburg in Besitz hätten und das es Brauch gewesen sei, dass die früheren Sendschöffen ihr Weistum genauso gehandhabt hätten, wie sie es jetzt tun. Das Weistum weist auch die Pfarrangehörigen an, den hohen Thurm, das Beinhaus und die Ringmauer des Kirchhofes zu bauen und in Stand zu halten.“

 

1545: Sterben die Grafen von Virneburg mit dem Tod Kuno von Virneburgs aus. Die eigentlichen Erben sind die Grafen von Manderscheid. Jedoch geht ein großer Teil der Besitzungen verloren.

 

1548: Kurtrier bekommt nach einem Weistum vom 23. Oktober dieses Jahres, Dienstag nach St. Urselen-Tag gehalten zu Brohl im Nasser Kirchspiel hinter dem Garten und Bungert des Vogthauses „ungefehrlich zwischen zehen und eilf Uhren vormittags“, die gleichen Rechte über das Kirchspiel Masburg und damit auch über Müllenbach wie vorher die Grafen von Virneburg hatten. Die Schöffen bezeichnen den Erzbischof und Kurfürsten von Trier als Grund- und Gerichtsherrn. Es werden auch die zukünftigen Abgabenleistungen der Bewohner des Masburger Kirchspiels festgehalten. Jeder Einwohner hatte folgende Abgaben zu leisten: jährlich einen halben Malter Hafer (Rauchhafer), zu Fastnacht ein Huhn (ersatzweise einen halben Albus), wer Schafe hält muss zusätzlich ein Schaf abgeben, wer Pferde hält im Herbst eine Weinfuhre oder sonstige Spanndienste leisten. An Frondienst für alle eine Holzfahrt zu Weihnachten und zur Erntezeit einen Tag Gras zu mähen. Kommt Waffengeschrei in den Hochgerichtsbezirk, dann soll ein jeder Nachbar und Untertan seinem Herrn folgen soweit sich der Bezirk erstreckt. Wer dieses nicht tut, den überweisen sie der Gnade oder Ungnade des Herrn.

 

Erzbischof Johann der V. v. Isenburg stellt am 11. August als „oberster Märker“ für den Wald Pochten eine Waldordnung auf.

1555: Versuchen die Adeligen-Erben zu Polch die von alters her geltenden Weideberechtigungen der Gemeinden - mit Ausnahme von Ulmen - in Pachtverhältnisse zu überführen und wollen bestimmen: "Item Müllenbach, Laupach, Eppenberg und dem Hof Winderich sollen die Geissen auf pichtinger gewältds zu treiben verbohten sein, und wo sie darüber farren, gepfändet werden und sonst mit irem viehe sich des weidtganks halber vergleichen und etwas von obgemeltem Weidtgank jeerlich zu geben oder aber sich des weidtganks zu müssigen und zu enthalten". Der Kurfürst stimmt zwar dem Verbot des Eintreibens von Geissen zu, verlangt aber, dass die alten unentgeltlichen Weidegerechtigkeiten für Müllenbach, Laubach und Eppenberg unverändert bestehen bleiben. Die Waldordnung für Hochpochten schreibt vor: "so bei und neben Pochtinger gewelts (Polcher Wald) rod machen, bei einem halben morgens landts von dem walt pleiben".

1556: Nach 1556 gilt für alle Untertanen, die Hörigen und die Leibeigenen eingeschlossen, innerhalb des Kurfürstentums Trier die Freizügigkeit, das heißt sie können innerhalb des Trierer Territoriums ihren Wohnsitz nach Belieben wechseln. Wollen sie jedoch in ein Nachbarterritorium verziehen (z. B. Kurköln), ist das nur möglich, wenn Gegenseitigkeit vereinbart ist. Sonst ist eine Genehmigung erforderlich, die in der Regel durch die Zahlung einer Ablösesumme oder Stellung einer Tauschperson zu erhalten ist.

1563: Älteste Notierung über die Einwohnerzahl von Müllenbach. Aus dem „Kurtrierischen Feuerbuch" entnehmen wir 23 Feuerstellen (etwa einer Einwohnerzahl von 130 bis 150 Personen entsprechend). Die in „Moelenbach, Vurmails Monreals, nhumhe trierischs“ wohnhaften: Thomas Henrichs, Johann Metzen, Johann Welpen, Thonis Scheffer, Tuttel – Claißen frauw, Hilger, Mey, Johann Meier (folgt getilgt. Remaclus), Johann Peterssonn, Lenart Welpenn, Johann Valerius, Lenart, Quirin, Peter Scheffer, Johann – koehirt, Peter Gutten Johans Eidam, Johann der jungh. Für den Nachbarort Laubach werden 15 Feuerstellen vermerkt.

 

1567: Der aus Müllenbach stammende Pastor Bartholomäus Müllenbach (OFB 3673) wird als Pfarrer für Uersfeld präsentiert.

 

1571: Wird in Düngenheim in einem Pachtvertrag der Franziska von Metzenhausen (Meisterin in Stuben) und Maria Zandt (Priorin in Stuben) mit den Eheleuten Christopherus Frantzen, Hofmann zu Düngenheim als Zeuge der Bartholomäus aus Müllenbach (Bartholomäus Müllenbach) als Kaplan zu Düngenheim erwähnt. Er ist für Uersfeld präsentiert und stirbt 1580 in Langenfeld.

 

1572: Die Bäume sind bereits im Februar grün. Die Vögel bauen im zweiten Monat des Jahres schon ihre Nester.

 

1574: Wird Müllenbach als dem Amte Monreal zugehörig genannt. Das Amt Monreal – einschließlich Amtsgericht – ist zuständig für die Stadt Monreal mit Burghof, Schäfereihof, Schnürenhof, Müsch, die Höfe Lehnholz und Dürrelz und die Orte Fensterseifen, Bermel, Masburg, Hauroth, Kalenborn, Eppenberg, Laubach, Müllenbach und Martenthalerhof. Das Amt Monreal, das Amt Mayen, zu dem die Orte Berresheim, Allenz, Kehrig, Boos und Nachtsheim gehören, sowie das Amt Kaisersesch mit der Stadt Kaisersesch, Düngenheim, Urmersbach, Eulgem und Gamlen haben zusammen einen Amtmann, der diese drei Ämter in Personalunion verwaltet. Ihm stehen zur Seite, Einnehmer (Empfänger), welche die Steuern im Amtsbezirk zu erheben und an den Generaleinnehmer in Koblenz abzuführen haben. Ein kurfürstlicher Kellner, dem die Verwaltung der kurfürstlichen Güter obliegt und die Einkünfte, meist aus Naturalien bestehend, an der Zehntscheune sammelt und abliefert. Schultheiße als Richter an den Amtsgerichten, Gerichtsschreiber und Gerichtsboten (Büttel), die neben Botendiensten auch polizeiliche Aufgaben zu erfüllen haben. Hierzu gehören, Verbrecher zu jagen, diese – wie auch Zeugen – vor die Richterbank zu führen, Verurteilte in das Gefängnis einzuschließen und gegebenenfalls an den Henker auszuliefern.

 

1580: In Langenfeld stirbt der aus Müllenbach stammende Pastor Bartholomäus Müllenbach (OFB 3673).

 

1586: Die Hexenverfolgung- und Verbrennung erreicht in diesem Jahre ihren traurigen Höhepunkt in unserer Region und im Moselland.

 

Ein sehr mildes Jahr, die meisten Bäume blühen ein zweites Mal.

 

1593: Am 19. Februar fordert der Kurfürst von Trier „von Schultheiß, Schöffen und Gericht zu Coblenz“ ein Verzeichnis „wie viele Personen zauberey Lasters halben in unseren Ämptern Mayen, Monreal und Kempenich durch Euch ad torturam et capturam erkannt worden“. Das Verzeichnis, welches am 25. Februar erstattet wird, die sogenannte „Ettringer Prozessliste“, aus den Akten der vom Gericht zu Koblenz verhandelten „Criminalsachen des Amtes Mayen“ nennt 15 Namen. Vier Frauen aus Dauchenheim bezw. Dongenheim (Düngenheim), vier Frauen aus Ettringen, eine Frau aus Gemelong (Gamlen), drei Frauen aus Kaisersesch, zwei Frauen aus Mayen und eine Frau ohne Ortsangabe, die gefoltert und verbrannt wurden.

 

1599/00: Extrem kalter Winter. Noch im Mai ist die Erde so hart gefroren, dass nicht gepflanzt werden kann. In der Folge muss das abgemagerte Vieh geschlachtet werden um die Menschen vor dem Hungertod zu bewahren.

 

  1. Jhd.: Hier heißt es zum „Gut Rode": „wird der Roider Hof genannt, bi Moillenbach gelegen, gehoirt dem von Bruynsberg zu". Es handelt sich hierbei um den späteren Hof „Gerhards Roth“ im Hochpochtenwald.

 

1618: Bei einer Waldbereisung durch die Adeligen-Erben zu Polch beschweren sich die Gemeinden Ulmen, Laubach, Müllenbach und Eppenberg heftig gegen die von den Erben zugelassenen Rodungen im Bereich der „Mittleren- und Unteren Endert", weil sie darin eine Einschränkung und Behinderung ihrer Weiderechte sehen.

 

1621: Wird in Müllenbach eine Kapelle erwähnt, die einen Altar besitzt, auch einen Kelch mit Zubehör und das wöchentlich das hl. Opfer gefeiert wird. Der Pfarrer in Masburg (Pfarrort) bedient die Kapelle in Müllenbach. Das Stift Karden, das den Pastor anstellte, überließ 1621 dem Seelenhirten in Masburg ein Drittel des Zehnten in Masburg, Maria Martental und Müllenbach. 1657 dieselben Angaben, zuzüglich 2 ½ Fuder Heu und das Stipendium von 12 Jahrmessen, a 6 Albus.

 

Es heißt auch, dass im Auftrag des Abtes von Springiersbach der Pfarrer von Masburg in Martental hl. Messe feiert, wofür ihm 10 Gulden und ein Drittel des Zehnten zustehen.

 

1622: Erzbischof Lothar von Metternich fordert in diesem Jahr die Einrichtung von Pfarrschulen in seinem Bistum.

 

1635: In alten Kirchenrechnungen wird wieder die Kapelle in Müllenbach genannt.

 

1638: Der Masburger Pfarrer berichtet darüber, in Müllenbach ein „Begängnis“ abgehalten zu haben. Ob dies auf den Bestand eines Begräbnisplatzes in Müllenbach hindeutet ist jedoch nicht festgehalten.

 

1641: Gemäß einer vorliegenden Rechnung erhält ein Schmied aus Müllenbach das Holz zum brennen von Kohle aus dem Wald Hochpochten. Weitere Schmiede der benachbarten Dörfer erhalten, gegen Entgelt Holz aus Hochpochten. Kohlebrenner aus Ulmen 2, Alflen 1, Jörgweiler (Georgsweiler) 1, erhalten Holz zum Kohle brennen.

 

1643: Kurzer, harter Winter mit viel Schnee und Kälte. Später folgen schwere Überschwemmungen an Bächen und Flüssen.

 

1646: Sehr heißer Sommer, die Frucht verbrennt auf den Äckern.

 

Das Lagerbuch der Pfarrei Düngenheim nennt, nach dem 1571 als Kaplan genannten Bartholomäus von Müllenbach (1580 in Langenfeld verstorben), für 1646 einen Pfarrer mit dem gleichen Namen in Düngenheim, wo er 1646 eine Bruderschaft der christlichen Lehre einführt und eine Lesemesse stiftet.

 

1647: Die erste Glocke von Martental wird von dem Glockengießer Rochus Grongart 1647 in Aachen gegossen. Sie trägt die Inschrift: SANCTE JACOBE ORA PRO NOBIS ROCHUS GRONGART ME FECIT ANNO (1647). Die Glocke wiegt 48 Kg, hat einen Durchmesser von 46cm und ihre Tonlage ist das hohe ”gis”.

 

Zeitalter des Absolutismus  (1649 – 1789)

 

1649: Erhält Simon Kliss (Klee) (OFB 2488), aus Müllenbach, für 40 Reichsthaler die Genehmigung zum Brennen von Pottasche im Hochpochtenwald wobei er „kein (dem Wald) schädliches, nur abfälliges Holz" verwerten darf. Das Brennen von Pottasche, die zur Glasherstellung, als Reinigungsmittel und nicht zur Felddüngung genutzt wird, ist eine wichtige, wenn auch nicht sehr umfangreiche Nutzung des Holzes.

 

1656: Wird Peter Hammes (OFB 1649) als Hofmann auf dem Martentaler Hof genannt: Peter Hammes und seine Ehefrau und 3 Söhne werden genannt in der Steuer- und Einwohnerliste von Müllenbach / Laubach von 1663. Sie werden veranschlagt mit 1 Pflug, und 41 Haustieren. Zum Haus gehören 6 Mägde und Knechte.

 

1657: Wird berichtet, dass die Kapelle in Müllenbach dem hl. Hubertus geweiht ist, der Kaplan von Masburg die hl. Messe zelebriert, dafür von der Gemeinde 13 Gulden erhält, aber den Messwein selbst stellen muss. Ferner wird vermerkt, dass das Vermögen der Kapelle aus 4 Morgen Land, 20 Gulden Kapitalien (wohl Stiftmessen), 4 Bienenstöcken, und einem Schafe besteht. Die Größe der Gesamtpfarrei Masburg (Masburg, Müllenbach, Laubach, Bermel und Kalenborn) wird mit 300 Kommunikanten angegeben. Der romanische Kelch, der in diesem Jahr repariert wird, ist wahrscheinlich jener von 1621. Die Inschrift hierauf lautet: Hic calix argenteus ad sacellum s. Huberti in Müllenbach pertinet et reparatus est 1657.

 

1659: Sehr milder Winter. Es gibt weder Frost noch Schnee.

 

1662: Eine große Hungersnot macht sich breit.

Am 18. Dezember wieder ein starkes Erdbeben.

 

1670: Im Jahre 1951 wird bei Erneuerung der Schiefereindeckung an der Klottener Pfarrkirche, ein Dachschiefer mit der eingravierten Jahreszahl 1670 und dem Namen des Dachdeckers, Niklaus Wolff, entdeckt. Nach Überprüfung des Schiefers durch Fachmänner der Vereinigten Technischen Lehranstalten zu Koblenz, kommt man zu dem Schluss: „Das mit großer Sicherheit behauptet werden kann, dass der Schieferstein aus einer Grube bei Müllenbach stammt." Der Dachdecker, Philippus Niklaus Wolff ist am 12. Mai 1651 in Klotten geboren. Er war das zweite von insgesamt fünf Kindern der Eheleute Wolff Gerlach und Agnes geb. Schmitz. Vater Wolff Gerlach war von 1651 bis 1685 kurtrierischer Vogt in Klotten. Er starb an Schlagfluss am 3. Dezember 1685. Er stand 34 Jahre lang dem Ort (Klotten) vor, friedlich und lobesam und hat viel geschrieben, wie es im Sterberegister von ihm heißt. Seine Frau Agnes starb am 11. September 1696. Urkundlich ist damit nachgewiesen, dass Philippus Niklaus Wolff, als er seinen Namen und die Jahreszahl 1670 in den Schieferstein am Dach des Klottener Kirchturms einritzte, 19 Jahre alt war. Er war damals in einem jugendlichen Alter, in dem auch heute (Neuzeit) noch junge Dachdeckergesellen ähnliches tun.

 

1676: Werden die Wiesen „Ronden Sohr", „Auf der Pletsch" und  „Im Motzenseifen" (alle Hochpochten) an drei Müllenbacher, auf 8 Jahre, mit der Auflage „sollten dieselben von bewachsenen Dornen ausbutzen", verlehnt.

1678: Berichtet der trierische Geschichtsschreiber Masen, dass außer einem unbedeutenden Kapellchen in Maria Martental nichts mehr zu sehen sei und sich nur noch alte Greise daran erinnern können, dass dort einmal Nonnen gelebt hätten.

Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck ermahnt im Jahre 1678 die Pfarrer seines Bistums „mit allen Anstrengungen“ den Befehl von 1622 (durch Erzbischof Lothar von Metternich) durchzusetzen und die Einrichtung von Pfarrschulen voran zu treiben.

 

1680: Leben in Müllenbach 20 Familien, was in etwa der Personenzahl wie 1563 (130-150) entspricht. Erstaunlich trotz des Krieges und der Pestzeit. In Laubach z.B. werden 1563 15 Feuerstellen genannt, 1680 nur noch 5 Familien (entspricht 5 Feuerstellen).

 

Ein Visitationsprotokoll berichtet über die Abtrennungsbestrebungen des Ortes Müllenbach von der Pfarrei Masburg. Müllenbach möchte eigenständige Pfarrei werden. „Die Abtrennungsbestrebungen liegen beim Bischof“ heißt es im Protokoll. Ferner wird erstmalig über eine Begräbnisstätte in Müllenbach geschrieben. Man darf davon ausgehen, dass diese sich im Umfeld der kleinen Kapelle befunden hat (Kirchhof). Schon 1638 hatte der Masburger Pfarrer berichtet, in Müllenbach ein „Begängnis“ gehalten zu haben, jedoch wird hierbei nicht über den Bestand eines Begräbnisplatzes geprochen.

 

Die Müllenbacher Schöffen bitten um einen Schulbauplatz. Über die Ausführung der Pläne wird weiter nichts bekannt.

 

Moniert ein kirchliches Visitationsprotokoll, dass der Pastor von Masburg jeden Freitag in der Kapelle zu Martental eine Messe lese und das, obwohl Maria Martental nicht zu seiner Pfarrei gehöre und er auch nicht die Erlaubnis des Prälaten von Springiersbach dazu habe.

 

In gleichem Visitationsprotokoll wird berichtet, dass 1680 zwei Glocken die Gläubigen in Müllenbach zum Gebet rufen.

 

1689: 20. August 1689: Verheerende Feuersbrunst in Ulmen. Die französischen Truppen sind eingezogen und haben den Ort in Brand gesetzt. Zahlreiche Ulmener Bürger werden gezwungen in den Hochpochtenwald zu flüchten. Sie hausen dort über einige Zeit in selbst erstellten Hütten unter ärmlichsten Bedingungen.

 

Auch in Kaisersesch werden 1689 die Stadtmauern durch die französischen Truppen nieder gelegt.

 

14.000 Franzosen unter Führung von Marschall Bouffler fallen am 25. August 1689 in das nahe Cochem ein. Die ganze Stadt wird ein Raub der Flammen und fast alle Einwohner werden von den französischen Truppen getötet.

 

1690: Nachdem der Polcher Dingtag 1690 Rodungen und Neugründungen in Hochpochten erlaubt, wird auch den Bewohnern gerodetes Land zehntfrei zugestanden.

 

Es entsteht 1690 ein Streit mit dem Ulmener Pfarrer Schweistal und seinen Pfarrkindern. Der Ulmener Pfarrer beansprucht den Novalzins und die Seelsorge für die Hofleute in Hochpochten, während diese ihre Zugehörigkeit eher zu Müllenbach sehen.

 

1691: 09.Januar1691: Johannes Fischer (OFB Alflen 0882) aus Alflen wird auf dem jährlichen Dingtag bewilligt, „ein Mühlgen" (die spätere Fischermühle an der Mündung des Lessierbach in die Endert) „in der Endert, da die Bäche zusammenlaufen“ zu bauen. Die Pacht wird auf einen Gulden festgesetzt, jedoch etwa 2 Jahre später (1693) reduziert:

 

1693: Die Pacht, welche Johannes Fischer (OFB Alflen 0882) für sein „Mühlgen“ an der Mündung des Lessierbachs in die Endert zahlen muss, wird 1693 reduziert: „weilen dieselbige Platz ein solches verworfenes ödes Orth gewesen, daß von selbigem etwas zu gewinnen, viel weniger eine Mühle darauf zu setzen, allen menschen gleichsam eine Unmöglichkeit seye.....“. Das Kirchenbuch in Alflen vermerkt den Johann Fischer als „Erster Bewohner von Pochten“. Nach Dingtagsprotokollen bestehen damals schon folgende Mühlen: „die Perlemüll, auch Prolingsmühle genannt, sowie die Öhlmühle, und die Martental-Springiersbacher Mühle auf der Müllenbacher Seite, und die Wagenmühle bzw. Auderather Mühle auf der Auderather Seite. Diese haben bisher die umliegenden Dörfer versorgt, so dass es für die neue abgelegene Mühle nicht viel Kundschaft gibt.

 

1695: In Unterlagen der Kellnerei (Finanzverwaltung) Mayen-Monreal wird 1695 erstmals der Schieferbergbau in Müllenbach als Abgabenpflichtig (Deckleyenzehnt) erwähnt.

 

1698: Am 16. Dezember 1698 wird der Roder Hof in (in Hochpochten) mit Beschreibung aller zugehörigen Wiesen, Felder und Ländereien von der Vikarie Adenau an Johann Wagner von Müllenbach auf 10 Jahre verlehnt.

 

1699: Der Müller Johann Fischer (OFB 1157) von der neuen Mühle an der weißen Buche in Müllenbach bekommt 1699 durch die adeligen Märker eine Wiese entlang der sogenannten „Clausenwiese“ die er aber selbst roden muss. Die Märker versuchen damit, die wirtschaftliche Stellung des Müllers zu stärken, der in der Vergangenheit große Probleme hatte die Pachtgelder zu zahlen.

 

1700:  Um das Jahr 1700 sind verzeichnet:  Einnahmen Geld vom Pottaschebrennen im Amt Monreal: Johann Dietherich, Franz Allfelen, Johann Wagner, Matheiß Schmidt, Leonardt Masmann und Hans Georg Willhelmus von Müllenbach. Hans Peter Ohligs, Simon Kliehe mit seinem Sohn Görgen, Wilhelm Stephans, Johann Irmen und Johann Tholl von Laubach. Peter Arents von Bermel. Niclas Schmidt der Alte, Clas Schmidt der Junge und Anton Schmidt von Eppenberg. Hermes Fritz und Peter Zens von Calenborn (jeweils 4 Florin 12 Albus) wird die Genehmigung zum Pottaschebrennen erteilt.

 

Der Müllenbacher Markus Daheim und weitere (siehe Protokoll), werden vom Sendgericht der Pfarrei Masburg im Jahr 1700 angeklagt: „Frevelprotokoll, so den 12.Januar 1700 verhandelt worden: Müllenbach: Peter Paulus Alfelen, Johannes Welling (OFB 6403), Herman Heß und Cornelius Marx Dahmen Knecht, sind von Herrn Pastoren angeklagt worden, dass im verbottenen Fastnachtsgelage sich mit Weibsleuten eingefunden, jeder ist in 1/2 Gulden Straf verwiesen worden, facit 2 Gulden.“

 

Am 29. Juli 1700 haben auf dem Adeligen Dingtag zu Polch von den gegenwärtigen Freiadeligen Erben der Anton Stoll (OFB 5776) von Müllenbach und Philipp Walterscheidt (OFB 6511) das Pottaschebrennen gepachtet auf sechs Jahre, und haben alle Jahr davon zu geben zehn Reichstaler.

1702: Erhalten "Franz Kremer und modo Hans Stephen Brost auf geleistete Caution" eine Lehnung über das so genannte Pützfeld (Hochpochten) gegen Korn- und Haberlieferung, die sie jährlich ohne Verzug und auf eigene Gefahr am Dingtag, nach den hl. drei Königen nach Polch zu liefern hatten. Gleichzeitig wurde ihnen erlaubt ein Hofhaus dort hin zu bauen und den Weidgang, aber ohne Nachteil für die benachbarten Gemeinden, in Anspruch zu nehmen.

Johann Fischer (OFB 1157) von der neuen Mühle an der weißen Buche erhält 1702 als selbstständige Lehnung das Maisfeld (gegenüber dem heute noch stehenden Forsthaus / der Verf.), eine ältere Rodung oberhalb der Mühle gelegen. Außerdem stellt man ihm in Aussicht, ein Drittel der demnächst freiwerdenden Wiesen ebenfalls verpachtet zu bekommen.

1703: 16 Müllenbacher Familien stiften im Jahre 1703 Geld und Sachwerte um im Ort eine Vikarie zu errichten. Im Einzelnen werden gestiftet: „150 Taler bares Geld, die 71/2 Taler Zinsen einbringen, Ländereien im Wert von 342 Talern, Wiesen und Pesche im Wert von 527 Talern und auswärtiges Feld im Wert von 377 Talern, ferner ein Wittumshof nebst Stall im Wert von 140 Talern dazu freies Holz und freie Viehweide, endlich von jedem Einwohner 2 jährliche Fahrten, die aber mit 12 Albus abgefunden werden können.“ Am 05.Dezember 1703 geht das Gesuch bei der kirchlichen Verwaltung ein.

 

1704: 17. März 1704: Die kirchliche Behörde errichtet die erste Vikarie zu Ehren der Hl. Hubertus und Antonius Einsiedler in Müllenbach. Der erste Vikar ist der Priester Jakob Heinrich Jäger, der vom Masburger Pfarrer in sein Müllenbacher Amt eingeführt wird. (Amtszeit:1704 - 1718). Jäger ist um 1660 in Virneburg geboren und war seit 1685 als Kaplan in Boos tätig bevor er nunmehr seine Vikarstelle in Müllenbach antritt.

 

Die Bürger Laubachs wünschen sich im Jahre 1704 eine Sonntagsmesse von ihrer Pfarrei Masburg.

 

Johann Fischer (OFB 1157) von der neuen Mühle an der weißen Buche erhält im Jahre 1704 durch Tausch die Clausenwiese selbst.

  1. November 1704: Der Curat von Müllenbach, Jakob Heinrich Jäger, wird vom Kurfürsten zum Seelsorger für die Hochpochtener Hofleute bestimmt. Zuvor hatten sich einige Müllenbacher auf dem sogenannten Pützfeld angesiedelt.

 

1705: Im Jahre 1705 werden Johann Fischer (Fischer Hof / OFB 1157)) und P. Gilles (Müllenbach), erlaubt, die so genannten „Medemsfelder" (heute Vorpochten) zu pachten. Weiterhin verpachten die Adeligen Erben an Johann Welling sen. (OFB 6404) und Franz Werner (OFB 6473) für 20 Jahre die Felder auf Gerhardsrodt für 8 Reichstaler, wobei sie „sollen Aufsicht auf das Gewäldt haben und dafür das Pfandrecht geniessen“. Die Pächter können dort ihre Höfe errichten. Die Gemeinde Ulmen sieht das als Angriff auf ihre Lebensinteressen durch Einschränkung seiner Weidegerechtigkeit und Ackernahrung und eine Beeinträchtigung ihrer Behölzigungsrechte. Kurzerhand lässt der Ulmener Kellner (eigentlich Finanzverwalter, hier wohl als Vertreter des kurfürstlichen Amtmannes tätig geworden) 1705 die neu erbauten Hütten der Höfer niederreißen.

 

Im Jahre 1705 wird Johann Anton Stoll, geb. in Müllenbach, als Pfarrer in Kaisersesch genannt. Er verstirbt daselbst am 06.01.1731.

 

Zwischen Ulmen und Müllenbach entsteht im Jahre 1705 ein Streit der Pfarrer, zu welcher Pfarrei die Hochpochtener Höfe gehören und viel wichtiger, an wen diese ihre kirchlichen Abgaben zu leisten haben.

 

1706: Johann Peter Faber (OFB1114), früher Schulmeister, wird am Dreikönigstag 1706 “das alte Roth nächst dem Höchst“ zur Anlage eines Hofes auf 20 Jahre verpachtet. Auf dem Sommer-Dingtag 1706 wird ihm die Lehnung auf 20 Jahre für jährlich 8 Reichstaler bestätigt.

 

Im Jahre 1706 werden Hermann Arenz und Johann Welling sen. erlaubt, „bei der Steinkaulen ein Stück müßig liegendes Land ohne Schaden des Waldes auszuroden“ und dort sich anzubauen. Sie betreiben auch gemeinsam eine Schiefergrube in Hochpochten.

 

Im Jahre 1706 wird die Glocke St. Antonius für die Müllenbacher Kapelle gegossen. Leider ist auf dem Glockenkörper der Hersteller nicht angegeben.

 

Als vorläufigen Höhepunkt des Streites zwischen Ulmen und Müllenbach zerstören Ulmener Bürger im Jahre 1706 die Gebäude der Hofleute Johann Peter Faber (OFB 1114) und Welling auf dem „alten Roth", 2 Häuser, 2 Scheunen, einen Backofen und einen Garten.

 

Die Gemeinde Ulmen erhält im Jahre 1706 das alleinige Weiderecht auf „Reyersrodt" (Vorpochten). Die anderen Gemeinden dürfen den übrigen Wald in Hochpochten nutzen.

 

Im Jahre 1706 erhält Johann Fischer (OFB 1157) die „Hunol“, eine Rodung westlich des Maisfeldes in Hochpochten für 24 Jahre verpachtet. Die Pacht beträgt 8 Reichstaler, die ersten 4 Jahre sind pachtfrei. Auf den gerodeten Flächen errichtet Johann Fischer Wohngebäude, deren Abriss zwar durch kurfürstliche Anordnungen befohlen, aber nicht mehr durchgeführt wird.

 

1707: Die adeligen Erben (Polch) beschweren sich im Jahre 1707 über die Gewalttaten der Gemeinden Müllenbach, Laubach und Eppenberg, die ihr Vieh ständig dort im Walde weiden ließen, wo sie kein Recht hätten (Reyersrodt in Hochpochten).

 

Der Kurfürst genehmigt im Jahre 1707 den Wiederaufbau der 1706 von den Ulmener Bürgern auf dem „Alten Roth“ niedergerissenen Hütten, um Mensch, Tier und Ernte vor dem nahenden Winter zu schützen. Die Ulmener reißen auch die neuen Hütten wieder ein und pfänden dabei auch noch die Flinte des Waldförsters.

 

Ende des Jahres 1707 pfänden Ulmener Bürger die zum „Nachecker" zugelassenen Müllenbacher Schweine in Hochpochten.

 

1708: Im Jahre 1708 überlassen die Adeligen Erben zu Polch Johann Schneider (OFB 5013) ein Stück Land an der „Weißen Buch“, das er roden und mit einer Hütte bebauen kann.

 

8 Familien werden im Jahre 1708 als im Walde Hochpochten ansässig gemeldet.

 

Im Jahre 1708 beginnt der Hochpochtener Müller Johann Fischer (OFB 1157) auf seinen Pachtflächen "Maisfeld" und "Heunel oder Hunol", trotz erneutem kurfürstlichen Verbot, mit dem Bau eines neuen Wohngebäudes. Er stellt den Bau auch nicht ein als er ein weiteres strenges kurfürstliches Verbot erhält. Ende des Jahres 1708 sind seine Bauten, mit denen er schon im Jahre 1706 begonnen hat, fertiggestellt.

 

1709: Nikolaus Stoll (OFB 5811) wird im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts als Vogt des Kirchspiels Masburg in Müllenbach genannt.

 

Ein grausamer, harter Winter im Jahre 1709. Anfang des Jahres so kalt, dass die Hühner in den Nestern erfrieren und die Vögel erstarrt von den Bäumen fallen. Viele Leute erfrieren gar in ihren Betten.

 

Im Jahre 1709 wird die Genehmigung zum Pottaschebrennen verlängert (von um 1700) "Von wegen ihrer kurfürstlichen Gnaden zu Trier (....) wird nachfolgenden Untertanen gestattet, mit 18 Geschirr Pottasche zu brennen und damit ein Jahr lang fortzufahren, jedoch das sie den (...) Waldungen damit nicht schaden, und die Salpetersieder (...) nicht beeinträchtigen, und im Voraus 36 Reichstaler an Geld bezahlen; Johann Dietherich, Franz Allfelen, Johann Wagner, Matheiß Schmidt, Leonardt Masmann und Hans Georg Willhelmus von Müllenbach. Hans Peter Ohligs, Simon Kliehe mit seinem Sohn Görgen, Wilhelm Stephans, Johann Irmen und Johann Tholl von Laubach. Peter Arents von Bermel. Niclas Schmidt der Alte, Clas Schmidt der Junge und Anton Schmidt von Eppenberg. Hermes Fritz und Peter Zens von Calenborn Ehrenbreitstein den 11.03.1710

1711: Im Jahre 1711 beantragt die Gemeinde Ulmen die Weidegerechtigkeit im ganzen Hochpochtener Bezirk wie „abgesteint."

 

Der Kellner (Finanzverwalter) von Ulmen, Konrad Jacobi (OFB Ulmen 1441), zieht 1711 unberechtigt und mit Gewalt den Zehnt auf dem „Reyersrodt" (Vorpochten) ein. An dieser gewaltsamen Zehnteinnahme beteiligt sich auch der Pfarrer von Ulmen, der gleichfalls den Höfern die Fruchtgarben mit Gewalt entwendet.

 

Im Jahre 1711 stellt der Hochpochtener Müller (Fischer), trotz Verbotes von 1708, seinen neuen Hof auf dem Hunol (Heunel) komplett fertig.

 

Johann Welling (OFB 6404) aus Müllenbach wird im Jahre 1711 als Nutzer der Schiefergrube (Steinmannskaul) in Hochpochten genannt. Im gleichen Jahr werden die von ihm geförderten Leien durch den Kurfürsten in Arrest gelegt, da Welling wohl den Zehnt hierfür nicht zahlen kann. Erst nach langen Verhandlungen bekommt er von der kurfürstlichen Kammer die Genehmigung in Hochpochten weiterhin Leien (Schiefer) zu brechen.

 

1712: Am Gründonnerstag, dem 24. März 1712 gibt es einen Brand in Laubach. Betroffen sind hiervon Johann und Jacob Irmen, die gleich nach dem Brand um Nachlass der Simpelsteuer ersuchen. Das Gesuch wird unterschrieben von Johann Eberhard Hutten, Pastor zu Masburg, Johann Jacob Trompen, Vikar in Monreal, Johannes Steffens als Bürgermeister zu Laubach und Anton Stoll aus Müllenbach als Vogt des Kirchspiels Masburg. Am 13. Juni 1712 wird Steuerfreiheit auf 7 Jahre gewährt. (18 Albus, 1 Denar und 13 Albus und 6 Denar, facit zusammen 4 Reichstaler, 7 Albus und 1 Denar).

 

1713: Im Jahre 1713 kommt es wieder einmal zu Auseinandersetzungen und Streitigkeiten um Hochpochten, teils wegen Verpachtung der Fallholznutzung an die Gemeinden Laubach, Müllenbach und Eppenberg sowie des Ackers an die Gemeinde Alflen, teils wegen der angeblichen oder tatsächlichen Errichtung von Hofhäusern.

Das kurtrierische Landrecht unterstellt im Jahre 1713 in seinem Titel 8, § 9 den Dachschiefer ausdrücklich dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers.

 

Im Jahre 1713 wird der Steinmannskauler Hof in Hochpochten an Johann Lauxen (OFB 3035) aus Alflen auf 10 Jahre verlehnt.

1714: Hermann Arenz (0114) wird im Jahre 1714 als Hofmann auf dem Steinmannskaulerhof in Hochpochten genannt. 1713 war Johann Lauxen, aus Alflen, genannt.

 

Im Jahre 1714 stellt der Hochpochtener Müller (Fischer) auch seinen Zweiten, 1708 nicht genehmigten Hof, auf dem Maisfeld fertig.

 

Der kurtrierische Kartograph „de Basserode“ vermerkt im Jahre 1714 in seinem „Gondt-Ris“ im Hochpochtenwald ein Kreuz, welches er als Wegweiser kennzeichnet. Es handelt sich hierbei schon um das so genannte „Hochkreuz“ dem Kreuzungspunkt der Wege von Ulmen nach Müllenbach und Alflen nach Boos.

 

Die Kohlen, welche im Jahre 1714 im Hochpochtener Wald gebrannt werden und zur Lieferung an die Rheinischen Eisenhütten vorgesehen sind, werden in Klotten von den Fuhrleuten und dem Schiffer vermessen. Klotten dient also zu dieser Zeit schon als Verladehafen für Produkte aus unserer Region, wahrscheinlich auch für den Schiefer.

 

Im Jahre 1714 werden in Hochpochten folgende Höfe genannt: Auf den Rödern am Höchst mit Johann Peter Faber (OFB 1114)  als Hofmann / Auf den Rödern am Höchst mit Franz Schwarz (OFB 5317) als Hofmann (später Schwarzenhof) / Gerhardsroth mit Franz Werner (OFB 6473) als Hofmann / Steinmannskaul mit Hermann Arenz als Hofmann / Pützfeld mit Johann (Hans) Stephan Brost als Hofmann / Pützfeld mit Johann Schneider als Hofmann / Hunel (oder Hundel) mit Johann Friedrich Fischer (OFB 1162)  als Hofmann, Sohn des Johann Fischer / Mühle a. d. Weisse Buch mit Johann Fischer (OFB 1157) als Hofmann / Maisfelder Hof mit Johann Peter Fischer (OFB 1167)  als Hofmann (Sohn des Johann Fischer) / Hof an der Straße mit dem Köhler Johann Berg (OFB 0329).

 

Johann Berg (OFB 0329) (kam wohl aus Frankreich, wird auch Jean Dethier genannt), wird im Jahre 1714 als Köhler auf dem Hof an der Straße (später Stollenhof) in Hochpochten genannt. Er besitzt 2 Ochsen, 7 Kühe und 1 Rind auf der Weide. Der Stollenhof war die größte Lehnung in Hochpochten. 1714 werden bei einer Bereisung Hochpochtens durch die Adeligen Erben Unregelmäßigkeiten in der Abrechnung des Holzeinschlags festgestellt. Weder das Holz noch die daraus gebrannten Kohlen waren aufgemessen worden. In der Nacht vor der Bereisung, hatte Johann Berg, dem daran die Schuld zukam, Vieh und Früchte auf das kölnische Gebiet am Höchstberg gebracht. Er hatte weder Pacht noch Zehnt bezahlt und war auch jetzt nicht gewillt, den Schaden zu zahlen.

 

Johann Fischer (OFB 1157), Hofmann auf der Mühle unter der weißen Buche zahlt im Jahre 1714 ein Malter Korn an die Kellnerei Mayen für die Mühle an der Nieder-Endertsbach.

1715: Der Pfarrer von Alflen meldet im Jahre 1715 an, dass auch er ein Recht auf die Seelsorge eines Teiles der Hochpochtener Höfe hat. Hier besonders bei dem Höfer und Müller Fischer, ehemals Alfler Bürger.

 

Der Müllenbach Vikar (Jakob Heinrich Jäger, OFB 2053) meldet im Jahre 1715, in einer „gar kümmerlichen Behausung“ leben zu müssen. Diese bestehe aus einem Zimmer und einem Stübchen.

 

  1. September 1715: Die Kurfürstliche Kammer ordnet an, dass der Kellner von Ulmen den Zehnt auf den Hochportener Höfen einziehen soll.

 

1717: Die Müllenbacher Bürger werfen im Jahre 1717 ihrem Vikar (Jakob Heinrich Jäger, OFB 2053) vor, dass er offene Wirtschaft treibe, welches keinem Geistlichen anständig wäre, ferner, dass er die neulich angepflanzten Hofleute im ritterschaftlichen Wald Pochten anlocke, so dass sie selbst in ihrer Kapelle keinen Platz mehr finden.

 

Am 16. Mai 1717 und am 11. Januar 1718 werden die Hofleute in Hochpochten durch Erzbischöfliche Verordnung dem Curaten von Müllenbach zugeteilt und die Befolgung dieser Verordnung bei Verlust der Lehnung von den Adeligen Erben befohlen.

Im Jahre 1717 beginnt Vikar Jakob Heinrich Jäger (OFB 2053) mit dem Führen der Kirchenbücher in Müllenbach.

 

Johann Peter Faber (OFB 1114) wird auch im Jahre 1717 weiter als Hofmann „Auf den Rödern am Höchst“ genannt. Den Schirmgulden zahlt er nach Ulmen.

1718: Am 16. Mai 1717 und nochmals am 11. Januar 1718 werden die Hofleute in Hochpochten durch Erzbischöfliche Verordnung dem Curaten von Müllenbach zugeteilt und die Befolgung dieser Verordnung bei Verlust der Lehnung von den Adeligen Erben befohlen.

 

Extrem heißer und trockener Sommer im Jahre 1718.

 

1718 stirbt in Müllenbach unser Vikar Jakob Heinrich Jäger (OFB 2053), der um 1660 in Virneburg geboren war. 1685 wird er als Kaplan in Boos genannt, ab 17.03.1704 als Vikar von Müllenbach.

 

1719: Seit dem Jahre 1719 wird das Sterberegister der Gemeinde Müllenbach geführt.

 

Erzbischof Ludwig fordert im Jahre 1719, dass jede Pfarrei ein eigenes Schulhaus zu errichten hat.

 

Wieder ein extrem heißer und trockener Sommer im Jaht 1719.

 

Unter Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg wir im ganzen Kurfürstentum Trier zwischen 1719 und 1721 die sogenannte „Landmaß“ durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Landesaufnahme werden in Grundbücher eingetragen und dienen der allgemeinen Besteuerung der Bürger. Vorher besaß keine Gemeinde eine Auflistung über Grundbesitz in ihrer Gemarkung. Der Landmaßkommission gehören aus jedem Ort drei Grundbesitzer an, einer von den „Häbigsten“, einer von den „Mittleren“ und einer von den „Mindesten“.

 

1720: Paul Krämer (OFB 2730), so Franz Schmits und Johann Krämer in Unrecht beschuldigt, ob thäten namens der Müllenbacher Kirche im Amt und sonsten Almosen sammeln und in ihr Säckel stecken ½ Gulden Straf“.

 

Ungeachtet der Rechtslage des kurtrierischen Landrechts, sowie der kurtrierischen Bergordnung von 1564, verlangt im Jahre 1720 der Trierer Kurfürst in Laubach Einkünfte (Zehnt) aus den Ausbeutungsrechten für die Dachschiefergewinnung. Zur Abgabe veranlagt wurden namentlich die Laubacher Schieferbrecher: Steffen Rinnenburger, Johannes Stoll, Matthes Steffens, Johannes Toll (Tholl) sen., Peter Schmitz, Theiß Bell, Matthes Klee sen., Jacob Toll (Tholl) sen. und Hans Görgs Klee. Die Liste lässt eine gewisse Familientradition des Schieferbergbaus schon um 1720 vermuten. Die Gewährsleute der Rentkammer wurden der „Operations-Commission“ vorgeschlagen und von dieser „in Ansehung ihres untadelhaften Handels und Wandels acceptirt und vereidigt“, es waren dies Wilhelm Klee sen., Matthes Klee sen. und Wilhelm Steffes. Diese drei hatten über die ordnungsgemäße Zahlung des Zehnts an die kurfürstliche Finanz- und Güterverwaltung zu wachen.

 

In Laubach geben im Jahre 1720 bereits 11 Familien ihren Nahrungserwerb mit Einkünften aus Leyenkaulen (Schieferbrüchen) an.

 

1721: Im Jahre 1721 werden nach den Consistorialverordnungen von 1715 und 1720 die Hofleute Matthias Fischer und Johann Peter Fischer seelsorgerisch dem Alflener Pastor zugeschrieben. Sie entfallen somit der Seelsorge des Curaten v. Müllenbach.

 

Am 17. Juni 1721 stirbt Nikolaus Miesen aus Müllenbach durch einen Felssturz im Bergwerk; er war vermutlich wenig über 20 Jahre alt, verheiratet und hatte 1 Kleinkind.

 

1722: Extrem warmer Januar im Jahre 1722. Schon im Februar des Jahres stehen sämtliche Bäume in der Blüte. Im vergangenen Winter mussten die Häuser nicht beheizt werden.

 

Der Entzug der Behölzigungsrechte für die Gemeinden Müllenbach, Laubach und Eppenberg für den Wald Hochpochten (wegen ständiger Gewalttaten) bringt wenn auch erst endgültig im Jahre 1722 einen Erfolg, in dem die Deputierten der drei Gemeinden auf dem Dreikönigsdingtag erklären, dass sie keinen Prozess mehr haben wollen und im Gegenzug dafür die Brennholzberechtigung für 2 Jahre erhalten, die jedem Haushalt für 2 Kopfstücke überlassen wird. Zusätzlich wird ein Holztag für die Gemeinden eingerichtet.

 

1723: Im Jahre 1723 wird die Viehhaltung in Hochpochten begrenzt in dem jeder Hof maximal 6 Stück Rindvieh und 8 Schweine halten darf, während die Haltung von Geißen und Schafen - wie bisher - ganz verboten ist.

 

Hermann Arenz, der Hofmann auf dem Steinmannskaulerhof in Hochpochten wird im Jahre 1723 mit einem Besitz von 17 Stück Rindvieh, 1 Schwein und 4 Ziegen vermerkt.

Johann Friedrich Fischer (OFB 1162) Hofmann auf Hunol (Hochpochten) besitzt im Jahre 1723 16 Stück Rindvieh, 3 alte und 8 junge Schweine.

Bei einer Aufnahme der Tiere 1723 sind zusammen 24 Stück Rindvieh, 18 Schweine und 13 Ziegen auf den Pützfelder Höfen in Hochpochten.

Im Jahre 1723 stimmt Müllenbach einem Vergleich zu, in dem der Gemeinde Ulmen das alleinige Weidrecht in Hochpochten zugesprochen wird und Müllenbach dafür Brennholz gegen geringe Bezahlung erhält. Laubach und Eppenberg scheinen sich, abgesehen von den stets wiederholten gewalttätigen Freveln an Weide und Holz, mit dieser Regelung abgefunden zu haben. Die Müllenbacher Bürger halten sich jedoch nicht an den Vergleich, sie treiben ihr Vieh weiterhin nach Hochpochten.

 

Im Jahre 1723 wird der Schultheiß von Kaisersesch (Hr. Deutsch) "als ein Mann von Ansehen und Autorität" gegen einen Teil der anzubringenden Rügen (Strafen) sowie die Erlaubnis jährlich 6 Schweine in Hochpochten einzutreiben und dort 12 Wagen Holz zu nehmen, als "Oberinspektor" im Wald Hochpochten eingesetzt, damit er auch, wenn nötig, alle Monat im Wald sein könne, "womit pro futuro sowohl die Hofleute als auch die Waldförster" "in Furcht gehalten werden mögen".

 

Vikar in Müllenbach im Jahre 1723: Schmidt Matthias (geb. in Masburg, OFB 4741), ordiniert am 18. Juni 1707 in Trier, 1733 Erbauer der neuen Kapelle in Müllenbach, in der er auch beigesetzt wird (Amtszeit:1723 - 1744)

 

Am 31. August 1723 stirbt in Müllenbach der aus unserem Ort stammende Gerichtsschöffe Bartholomäus Lion (OFB 3156)

1724: Bei einer Neu-Verlehnung im Jahre 1724 bekommt Hermann Arenz aus Müllenbach die Schiefergrube in Hochpochten, zunächst mit 3 Freijahren, mit Rücksicht auf die große Mühe und Kosten der Aufräumung der Anlage, zugesprochen. Danach "solle der Beständer den Zehenden seiner kurfürstlichen Hoheit und den elften Teil den Adlichen Herren Erben geben".

 

Extrem heißer und trockener Sommer im Jahre 1724.

 

Aus einer Kellnereirechnung im Jahre 1724 von Mayen und Monreal geht hervor, dass aus Müllenbach folgende Zahlungen zu leisten sind: „Die Prolingsmühle zu Mühlenbach, 1 Sümmer Korn; Johann Fischer (OFB 1157) von der Mühle an der Niederendertsbach, 1 Malter Korn; Die Josephsmühle zu Mühlenbach mit Müller Richard Lehnen (OFB 3082), 6 Sümmer Korn; Die Gemeinde Müllenbach, 3 Malter und 4 Sümmer Gerste, 7 Hämmel und jede Ehe ein Huhn; Als Deckstein-Zehnten wird geleistet: 121 ½  Reiß, von Fleckstein: 50 Reiß.“

 

1725: Johann Berg (OFB 0329) vom Stollenhof in Hochpochten erhält im Jahre 1725 nach hinreichend geleisteter Kaution die Erlaubnis, seine Kohlen auch außerhalb zu verkaufen, falls sie nicht im Erzstifte zu verkaufen seien.

 

Nachdem Kurfürst Franz Ludwig von Neuerburg den Fürsten Anselm Franz von Thurn und Taxis verpflichtet hat zwischen Trier und Koblenz eine Postwagenlinie zu errichten wird im Jahre 1725  im Enderttal eine Brücke für diesen zukünftigen Verkehr errichtet. Später lautet ihre Bezeichnung „Postbrücke“. Lutzerath und Kaisersesch werden als Poststationen eingerichtet.

 

In den Kirchenakten wird im Jahre 1725 die Kaulenmühle erstmals erwähnt, als Nikolaus May aus Müllenbach am 16. Oktober 1725 in Masburg die Elisabeth Niederelz, seine erste Frau ehelicht. Hierbei wird in die Heiratsunterlagen eingetragen: „wohnen in der Mühle hinter Müllenbach“. Später wird die Mühle hinter Müllenbach als Kaulenmühle im Kaulenbachtal bezeichnet.

 

Um endlich Stetigkeit in die Pfarrzugehörigkeit ihrer Hofleute zu bringen, verordnen die Adeligen Erben auf dem Dreikönigsdingtag im Jahre 1725 auf Ansuchen des Herrn Curaten von Müllenbach: ”...sämtliche Hofleute in Hochpochten werden vermög Erzbischöfl. Verordnung zum Hr. Pastor zu Müllenbach als deren Seelsorger verwiesen, und zwar so lange, bis zwischen denen Ober – und Niedererzstiftischen Consistorii die Sache ausgemacht wird und allenfalls H. Amtsverwalter zu Cochem pro executione requiriret”.

 

1726: Im Jahre 1726 wird der Vikar von Müllenbach angewiesen den bis dahin genossenen Zehnten der Fischer-Höfe an den Pfarrer von Alflen zu erstatten. Hierüber entsteht ein Rechtsstreit der Pfarrer vor der Nuntiatur in Köln.

 

Am 28. März 1726 ist die durch die kurtrierische Regierung geplante Straße Koblenz-Polch-Kaisersesch-Lutzerath-Wittlich-Trier fertiggestellt.

 

Im Jahre 1726 wird die fahrbare Post durch die Eifel eingerichtet. Lutzerath und Kaisersesch sind mit Post-Haltestationen ausgestattet. Für die Menschen der Umgegend bedeutet die Aufnahme des Güter- und Personenverkehrs eine wesentliche Reiseerleichterung. Handel und Verkehr im Eifelraum werden gefördert. Die Fahrtzeit Kaisersesch nach Trier beträgt nunmehr zehn Stunden und 25 Minuten, nach Koblenz fünf Stunden und fünf Minuten.

 

Da sich die Hofleute in Hochpochten nicht wie vorgeschrieben von Geißen und Schafen trennen wollen, kommt es immer wieder zu Strafen und Zwangsmaßnamen, 1726 sollen binnen 8 Tagen die Geißen unter Androhung der Wegnahme abgeschafft werden und für jedes Stück müssen 18 Albus Strafe bezahlt werden.

 

1727: Im Jahre 1727 wird die Wegnahme der Geißen der Höfer in Hochpochten befohlen. In den vergangenen Jahren wurden die ansässigen Höfer immer wieder darauf hingewiesen, das dass Halten von Geißen und Schafen im Hochpochtenwald verboten ist.

 

Eine Pockenepidemie ist im Jahre 1727 in der Region im Umlauf. In Müllenbach sterben 17 Personen, meist Kinder, an der schrecklichen Krankheit.

 

1728: Im Jahre 1728 erhalten die Waldförster den Befehl, die Geißen und Schafe der Hofleute in Hochpochten nieder zu schießen. Trotz mehrfacher Androhung haben vorher die Höfer ihre Geißen und Schafe nicht abgeschafft.

 

Im Sterbebuch der Müllenbacher Kirche wird am 13. März 1728 der Lehrer Johann Georg Molitor erwähnt. Der Eintrag lautet: <Lehrer in Monreal, er hat die Kinder in Müllenbach unterrichtet und wird in Müllenbach begraben>

 

1729: Am 19. Februar 1729 wird der Eppenberger Schieferbrecher Michael Wagner (OFB 6213) durch Steinschlag im Dachschiefer-Bergwerk getötet.

 

Am 19. Dezember 1729 findet man in der Nähe des Schieferbergwerks „die Oberkaul“ genannt, den toten Körper der Maria Margaretha Pörling aus Müllenbach. Man nimmt an, dass sie auf dem Rückweg von Cochem kommend am 17.Dezember hier gestürzt ist und dadurch den Tod gefunden hat. Sie war Mutter von 5 Kindern.

 

1731: In einer kurfürstlichen Verordnung der Kurfürstentums Trier vom 02. Oktober 1731 wird erstmals der Anbau der sogenannten „Grund-Bieren“ im Kurfürstentum erwähnt. Die Kartoffel hat damit den Einzug in unsere Region gehalten. Vorurteile der Bevölkerung und traditionsbedingte Widerstände verhindern jedoch die schnelle Ausbreitung der neuen Frucht (Ursprünglich aus Südamerika als Frucht der Inkas durch die europäischen Eroberer eingeführt). Was sich jedoch in den kommenden Jahren ändern sollte.

 

1732: Im Jahre 1732 weist die Nuntiatur (diplomatische Vertretung des Heiligen Stuhls bei einem Staat) in Köln an, dass der Vikar in Müllenbach die Seelsorgepflicht in „ganz Hochpochten" behält, der Pfarrer von Alflen die Kosten des Rechtsstreites zu tragen hat.

 

Bei der Geburt seines Sohnes Johann im Juni 1732 wird Laurentius Quirin (OFB 4142) mit seiner Ehefrau Anna Barbara auf der Olmühle wohnhaft gemeldet. Im Geburtsregister wird sie als Josephsmühle bezeichnet.

Am 16. Oktober 1732 stirbt der Laubacher Schieferbrecher Nikolaus Kolbert bei einem Steinschlag in der Schiefergrube.

1733: Neubau der Kapelle in Müllenbach im Jahre 1733. Der Ort ist gewachsen, zudem besuchen die Gläubigen aus Laubach und Hochpochten die Messe. Der Neubau hat die Maße 21 Fuß Breite und 40 Fuß Länge (Etwa 6,50 Meter x 12,50 Meter). Es fehlen jedoch Beichtstuhl, Orgel und Sakristei. Der Chor schließt im Halbkreisbogen ab. Die Fenster schließen im Spitzbogen, die Türen im Rundbogen. Das Mauerwerk besteht aus groben Schiefersteinen, mit Lehm zusammengefügt. Die kleine Kirche hat drei Altäre zu Ehren des hl. Hubertus, des Kirchenpatrons, der Muttergottes und des hl. Blasius. Der Altaraufsatz ist aus Stein. Es gibt keinen eigenen Tabernakel oder ein Sacramentenhäuschen und keine Chorstühle. Die Kanzel hat eine runde Form aus Holz. Die Zeit der Anfertigung ist nicht bekannt. Der Taufstein hat eine Kesselform ohne Bildwerk oder Inschrift.

 

1734: Im Jahre 1734 wird (Johann) Nikolaus Klasen (OFB 2395) als Oberförster in Hochpochten eingesetzt.

 

Der Pastor von Alflen erreicht am 28.06.1734 beim Kurfürsten in Trier eine Verfügung, dass dem Vikar von Müllenbach „sub poena suspensionis“ die Seelsorge verboten wird. Dieser wiederum sucht seine Zuflucht abermals bei der Nuntiatur in Köln, die endlich verfügt, dass der Pastor von Alflen den von Müllenbach sub communata poena excommunicationis majors nicht mehr tubieren solle. Eine nochmalige Beschwerde des Alfler Pfarrers ist vergeblich.

 

1736:  Am 24. Februar 1736 verstirbt in Maria Martental der Eremit Sigismund Weri, er wird in der alten Kapelle beigesetzt.

1737: Nach dem Jahre 1736 haben fromme Männer in Martental eine neue, größere Kapelle, 40 Fuß lang und 24 Fuß breit und auf jeder Seite drei Rundbogenfenster, sowie einer geschmackvollen Inneneinrichtung, gebaut. Eine hinter dem Hochaltar angebrachte Tür führt zur Eremitenwohnung.

Die Trierer Kurfürsten fordern im Jahre 1737 den Anbau der neuen „Grund-Bieren“ in der Region zur Absicherung und Grundversorgung der Bevölkerung.

1739: Am 06. Februar 1739 wird in Müllenbach Bartholomäus Gilles (OFB 1409), der Sohn von Servatius Gilles (OFB 1408) und Agnes geb. Wagner geboren. Bartholomäus führt später sein Studium in Emmerich durch und ordiniert am 04. April 1767 in Trier. Von 1769 bis 1786 fungiert er als Vikar in Müllenbach.

 

Matthias Fischer (OFB 1177) hat die Fischer-Mühle in Müllenbach so verfallen lassen, dass ihm im Frühjahr 1739 durch die adeligen Märker befohlen wird, sie bei Verlust der Lehnung sofort instandzusetzen.

Wiederholt sehen sich die Erben zu Polch auch im Jahre 1739 gezwungen "gegen die Haltung von fremdem Vieh und die Aufnahme von fremdem Volk und anderem liderlichen Gesindel und Beisassen" auf den Höfen in Hochpochten einzuschreiten. Dies kommt vor allem dadurch, dass sich die Kinder der Hofleute nur mit Einwilligung der Adeligen-Erben auf den Hof verheiraten dürfen, diese Bestimmung aber des Öfteren überschreiten und auf einem Hof zwei und mehr Haushaltungen eingerichtet werden, die an allen Nutzungen wie die Hofleute teil haben.

 

Im Jahre 1739 wird der Amtsverwalter von Cochem beauftragt, auf den Höfen (im Hochpochtenwald) zu requirieren und ohne längeres Verweilen alle in Hochpochten befindlichen Beisassen (Kinder der Höfer, die nach ihrer Hochzeit mit der Familie auf dem Hof geblieben sind) wegschaffen zu lassen.

 

1739 versucht ein Mann aus Müllenbach ohne Genehmigung eine 2. Mühle (neben der Fischer-Mühle) in Hochpochten zu bauen. Da er sich jedoch mit den Adeligen Erben nicht einlassen will, reißt er später die schon erstellten Grundmauern wieder ein.

 

Wieder werden im Jahre 1739 die Abtrennungsbestrebungen des Ortes Müllenbach von der Pfarrkirche Masburg vom geistlichen Gericht abgewiesen.

 

1740: Da Matthias Fischer (OFB 1177) der Forderung von 1739 die Fischer-Mühle unverzüglich instandt zu setzen nicht nachkommt, wird der Müller in diesem Jahr „abgeschafft“ und eine Ortsbesichtigung mit ihm anberaumt um die Instandsetzungskosten festzulegen. Dieser Maßnahme kommt der Müller durch eine Flucht, nachdem er das Mühlengeschirr beiseite geschafft hat, zuvor.

 

Schwerste Regenfälle mit starken Überflutungen an Bächen und Flüssen, verbunden mit schweren Stürmen und großen Unwettern bringt der Sommer des Jahres 1740.

 

1741: In Müllenbach wird am 06. April 1741 Gangolph Gilles (OFB 1363) als Sohn von Servatius Gilles (OFB 1409) und seiner Ehefrau Agnes geb. Wagner geboren. Gangolph Gilles ist der Begründer des Hausnamen „Jängels“ in Müllenbach.

 

(Johann) Nikolaus Klasen (OFB 2395), aus Masburg, wird im Jahre 1741 aus dem Amt als Oberförster in Hochpochten entlassen, zum einen, wegen der großen Entfernung von Hochpochten bis Masburg, seinem aktuellen Wohnsitz, zum anderen aber auch, wegen der groben Unterschlagungen und Holzfrevel, die er nachweislich mit seinen beiden Waldförstern begangen hat. Ihm folgt der Hofmann Mattes Stoll, er ist der Schwiegersohn des Köhlers Johann Berg (OFB 0329).

 

Matthias Stoll (OFB 5805) übernimmt im Jahre 1741 die Stelle des Oberförsters in Hochpochten.

Matthias Kolf (OFB 2612) übernimmt im Jahre 1741 die von Matthias Fischer (OFB 1177) geführte Mühle an der Endert. Sie wird ihm auf 9 Jahre verlehnt zu 18 Reichstaler Pacht und 12 Reichstaler Weinkauf. Noch ein Jahr zuvor (1740) wird Matthias Kolf als Müller auf der Mühle in Gillenfeld gemeldet. Im Rahmen einer Patenschaft wird erwähnt, dass er aus Ulmen stammt.

1743: Da sich die Hofleute in Hochpochten im Jahre 1743 ihrer Pflicht entziehen den Zehnt an den Pfarrer von Müllenbach abzuliefern, ziehen im Juni dieses Jahres die Müllenbacher Bürger unter „vorhergehendem Glockenschall von dasigem Bürgermeister angetrieben" in Hochpochten ein und rauben dem Hofmann Johann Theodor Alflen (OFB 0053) (Gerhardsroth) 21 Garben Korn mit Gewalt vom Karren. In der darauf folgenden Untersuchung berufen sich die Müllenbacher auf den Befehl ihres Hochwürdigen Herrn Pfarrer. In der Folge schließen die Hofleute von Pochten am 01. Oktober 1743 einen Vertrag mit den Müllenbachern zur jährlichen Lieferung von 18 Maltern Korn und Hafer, je zur Hälfte. Die Pochtener erkaufen sich so einen kirchlichen Anschluss in Müllenbach.

 

Alte Rechnungen aus dem Jahre 1743 nennen für Laubach die St. Josephs (und Maternus)kapelle. In den Unterlagen werden schon viele Messfundationen verzeichnet, so dass man auf ein längeres Bestehen genannter Kapelle rückschließen kann.

 

1744: Im Jahre 1744 stirbt in Müllenbach unser Vikar Schmidt Matthias (geb. in Masburg, OFB 4741). Er ordinierte am 18. Juni 1707 in Trier, 1722 Kaplan in Masburg, war Vikar in Müllenbach von 1723 bis 1744, Erbauer der neuen Kapelle, in der er beigesetzt wird.

 

Im Jahre 1744 wird als Vikar in Müllenbach genannt: Esch Heinrich (geb. in Prüm), war Burgkaplan in Ulmen (Amtszeit in Müllenbach: 1744 - 1769)

 

Matthias Stoll (OFB 5805), Oberförster in Hochpochten, darf im Jahre 1744 zur Instandsetzung seines baufälligen Hauses 6 alte Buchenstämme verkaufen.

1745: Bei der Geburt von Barbara Fischer am 27. Oktober 1745, Tochter von Johann Heinrich Fischer (OFB 1164), wird „Neue Mühle an der weißen Buche“ als Geburtsort angegeben. Als Wohnort wird genannt „Mühle hinter Müllenbach“.

 

1746: Zu den Lieferungen der Hochpochtener Höfer an Müllenbach (18 Maltern Korn und Hafer, je zur Hälfte) aus dem Vertrag vom Oktober 1743 kommen im Jahre 1746 nochmals 10 Rtlr. jährliche Zahlung hinzu.

 

Bei der Geburt von Maria Barbara Fuhrmann am 14. Mai 1746 werden die Eltern Damian Fuhrmann (OFB 1240) und seine Ehefrau Maria geb. Meurer mit dem Wohnort „aus der Mühle bei der Schiefergrube“ (Kaulenmühle) genannt

1747: Im Jahre 1747 wird eigens für die Höfer aus Hochpochten ein Pfarrbuch angelegt, großzügig gestiftet von Johann Theodor Moritz, Bürger und Schiffer aus Klotten, der wohl vom Holzhandel aus Hochpochten oder vom Schiefertransport aus Müllenbach profitiert. In diesem Pfarrbuch werden später vom Müllenbacher Pastor vermerkt: 5 besiedelte Villen: Pützfeld, Hohenpochten, Steinmannskaul, Girratsroth und Hunolt.

 

Nach dem Neubau der Kapelle in Müllenbach (1733), wird im Jahre 1747 eine 2. Glocke für die Kapelle gegossen. Sie wird getauft auf den Namen St. Barbara, erhält jedoch ebenfalls keine Aufschrift des Herstellers. Die aus der alten Kapelle vorhandene und 1706 gegossene Glocke (St. Antonius) verbleibt auch weiterhin im Glockenturm.

 

Im Jahre 1747 ersteigert der Broess von Müllenbach für 96 Reichstaler eine Bucheckernernte für den Schweineauftrieb in Hochpochten.

 

1748: Gertrud Brost (OFB 0611) vom Schwarzenhof heiratet am 13. Februar 1748 in Müllenbach den Heinrich Klasen (OFB 2370) aus Kaperich. Als Wohnort wird der Schwarzenhof in Hochpochten angegeben.

 

1749: Da weder Matthias Kolf (OFB 2612) noch sein Bürge in der Lage sind, die Kolfen-Mühle (ehem. Fischermühle) wieder richtig herzurichten, wird im Jahre 1749 beschlossen, die Mühle "durch Försteren Matthias Stoll wieder unter das Trucken zu stellen". “Stoll erhält die Fischermühle, die große Mühlenscheune soll abgebrochen und zum Stollenhof gebracht werden.“

 

  1. Oktober 1749: Magdalena Pörling, verwitwete Geller aus Müllenbach wird leblos im Martentaler Fischteich gefunden: < ihre Leiche wurde im Fischteich in Martental gefunden. Es war bekannt, dass sie den Verstand verloren hatte, seit ihr Haus in Flammen aufgegangen war. Sie wird auf dem Friedhof in Müllenbach beerdigt.> Ihr Ehemann Servatius starb im Jahre 1744. Sie hinterlässt 2 eigene Kinder, 14 und 11 Jahre alt.

 

1750: Servatius Arenz übernimmt im Jahre 1750 die Neue Mühle an der Endert, die vorher von Matthias Kolf bewirtschaftet wurde. Er erhält sie auf 9 Jahre für 14 Reichstaler jährlich verlehnt. Die Mühle bleibt danach bis in die Napoleonische Zeit in der Familie Arenz.

 

Im Jahre 1750 bereist eine Kommission der Adeligen Erben zu Polch Hochpochten und hält hierbei fest: „Von da ist man zur breiten Furt und zum Hunnel unter des (B)Prosten Hof bis auf Eylenberg fortgegangen. … Den Eylenberg wo vorhin der Hofmann (B)Prost (Schwarzenhof) die alten Stümpf und Stauden mit Erlaubnis der Adelichen Erben ausgehauen und verkohlet, hat man dem Oberförster Stoll einzuhangen und anbei den (B)Prost zur Fortsetzung junger Bäume daselbst anzuhalten befohlen.“ Hofmann Nikolaus Brost (0611) stammte aus Alflen.

1751: Wiederum geht im Jahre 1751 ein Gesuch des Ortes Müllenbach um Abtrennung von der Pfarrei Masburg an das Koblenzer Offizialat. Am 23. Oktober 1751 kommt die Anweisung, dem Schreiben von 1739 nachzukommen, mit dem Befehl, dass der Pastor oder sein Kaplan von Masburg aus im Winter die hl. Sakramente in Müllenbach spende. Im Auftrag der Behörde, muss der Pastor von Retterath als Kommissar fungieren.

 

1755: Eine reiche Ernte von Winter- und Sommerfrüchten im Jahre 1755. Obwohl vieles durch beständigen Regen während der Einscheuerzeit verdirbt.

 

Am 26. Oktober 1755, gegen etwa 16:00 Uhr, wird ein erstes Erdbeben bemerkt, welches sich in der Nacht kurz nach 12.00 Uhr mit schweren Erschütterungen fortsetzt.

 

Der zweite Weihnachtsfeiertag im Jahre 1755 bringt wieder heftige Erdstöße, die sich bis zum letzten Tag des Jahres fortsetzen.

 

1756: Starkes Erdbeben am 18. Februar 1756 gegen 08:00 Uhr morgens. Wände der Häuser kommen ins Schwingen und Kamine brechen zusammen.

 

Am 03. Juni des Jahres 1756 wieder ein starkes Erdbeben in unserer Region.

 

1757: Müller Servatius Arends, der die ehemalige Kolfen-Mühle (ehem. Fischermühle) 1750 übernommen hat, beschwert sich im Jahre 1757 darüber, dass drei fremde Müller in der Adeligen Gerechtigkeit Mahlgut holen, worauf die Adeligen-Erben ihren Waldförstern und Hofleuten befehlen, diese mit Pfändung aus Hochpochten fernzuhalten.

 

Am 13. Juni 1757 verstirbt der Müllenbacher Gerichtsschöffe und Nagelschmied Emmerich Stoll (OFB 5781).

Am 01. Oktober 1757 stirbt in Müllenbach der Nichtsesshafte Heinrich Christmann. „plötzlich in der Nähe von Müllenbach gestorben, Nichtseßhafter aus Hohenheim in der Pfalz“ „Er versicherte katholisch zu sein, und erhielt die Osterkommunion. Er ist hier gestorben und auf unserem Müllenbacher Kirchhof beerdigt“.

1759: In den speziellen Pfarrbüchern für die Höfer in Hochpochten werden im Jahre 1759 zusätzlich zwei weitere Höfe genannt. Auch sie werden unter dem Vikar von Müllenbach geführt. Es sind: Schwarzenhof und Hoechst (Hoechsterhof von 1732).

 

Am 23. August 1759 wieder teils starke Erdbeben in unserer Region. Seit 1755 haben die Menschen das Gefühl, die Erde in der Eifel kommt nicht zur Ruhe.

 

Unglück auf dem Schwarzenhof in Hochpochten am 17. Dezember 1759. Beim Löschen des brennenden Hauses stürzt Stephan Brost (OFB 0611), Sohn des Hofmanns Nikolaus Brost, ins Eis und stirbt. Er wurde nur 23 Jahre alt.

1761: Auch in diesem Jahr hat der Müller Servatius Arends Grund zu der Klage, dass trotz des Verbotes der Adeligen-Erben die "auswendigen Müller", ohne sich um das Verbot zu kümmern "beständig mit ihrem Vieh in unsere herrschaftliche Gerechtigkeit fahren und Früchte abnehmen umb zu mahlen, und mich wollen sie absolute nicht dulden, daß ich dagegen in ihre Gerechtigkeit fahren solle, umb Früchte anzunehmen und selbe zu mahlen". Mit Hilfe der Adeligen-Erben und diversen Pfändungen gelingt es dem Müller nur allmählich, den Mahlzwang bei den Hofleuten durchzusetzen.

Oberförster Matthias Stoll in Hochpochten (OFB 5805) wird im Jahre 1761 genehmigt, 40 – 50 Schafe zu halten.

Am 21. September 1761 verstirbt der Oberförster und Synodale Matthias Stoll (OFB 5805) auf dem Stollenhof in Hochpochten. Er wird in der Müllenbacher Kapelle vor der Kommunionbank bestattet.

1764: Am 19. Juni 1764 wird Oster Oswaldus Boden (OFB 0452) zusammen mit Matthias Faber (OFB 1115) und dem Oberförster Jung aus Masburg (OFB 2176) genannt in einem Protokoll anlässlich der Besichtigung des Hochpochtener Waldes. Boden lebt zusammen mit Ehefrau Elisabeth Margaretha geborene Stoll, Schwiegereltern und Schwager Matthias Welling (OFB 6424) auf dem Stollenhof.

Die Bucheckerversteigerung im Jahre 1764 in Hochpochten wurde durch die Pastöre in Mayen, Cochem und Münstermaifeld „auf offener Cantzlen“ und durch den Oberförster Jung (OFB 2176) auf dem St. Laurentiusmarkt in Masburg bekannt gemacht.

1765: Im Jahre 1765 wird die ehemalige Kolfenmühle (Fischermühle), die derzeit von dem Müller Servatius Arends betrieben wird, durch Hochwasser völlig verwüstet und muss gänzlich erneuert werden. Neben dieser Mühle befindet sich noch eine Ölmühle, die allerdings lange außer Betrieb ist.

 

Villicus in Hochpochten. Maisfelder Hof. Im Jahre 1765 erbietet sich Johannes Fischer (OFB 1158) „die denen gnädigen Herren in Hochpochten zugehörige, dermalen aber in einem unbrauchbaren Stand befindliche Ohligsmühle auf seine Kosten wieder herzustellen und hochadeligen Erben jährlich und bis zum Ablauf der noch vorhandenen Lehensjahre 10 Florin pro canone zu geben, mit dem Reservat jedoch, wenn der Müller Servatius Arenz (OFB 0180) auch diese 10 Florin geben wollte, er keinen Anteil daran haben wollte“.

1766: Müller Servatius Arenz (OFB 0180), der vormals die ehemalige Kolfen- Mühle betrieben hat, betreibt ab dem Jahre 1766 die alte Ölmühle an der Endert, welche lange außer Betrieb war. Arenz erbietet sich, die Pacht für seine Mühle um 10 Florin erhöhen zu lassen.

 

1768: Clemens Wenzeslaus, Prinz von Polen und Herzog von Sachsen wird im Jahre 1768 Kurfürst von Trier.

Markante Veränderungen der Verhältnisse in Hochpochten bringen im Jahre 1768 Gutachten des kurfürstlichen Oberjägers Groschopp und das Gegengutachten des Freiherrn von Eltz im Jahre 1768 und zwar einmal durch Erlass einer in eine Eidesformel gekleideten Dienstanweisung für den Oberförster und zum zweiten - was für einige Höfe Hochpochtens und die auf ihnen lebenden Menschen existenzvernichtend ist - die Verringerung der Anzahl der Höfe.

 

1769: Unser Vikar Johann Heinrich Esch geht im Jahre 1769 in Ruhestand, bleibt jedoch in Müllenbach sesshaft.

 

Bei einer Bestandsaufnahme im Jahre 1769 lebt Müller Servatius Arenz (OFB 0180) mit Frau und 3 Kindern und 1 Magd auf der ehemaligen Kolfenmühle. Er besitzt 2 Pferde, 13 Rinder und 12 Schweine und muss 14 Reichstaler Pacht zahlen.

Bei der Bestandsaufnahme im Jahre 1769 lebt die Witwe Catharina Brost geb. Werner (OFB 0602) mit 6 Kindern und 1 Magd auf dem Gerhardsrother Hof. Sie besitzt 2 Pferde, 18 Rinder und 17 Schweine und muss 25 Reichstaler Pacht im Jahr bezahlen.

Bei der Bestandsaufnahme im Jahre 1769 lebt Johann Fischer (OFB 1158) mit Frau und 2 Söhnen, 1 Tochter und 1 Magd und 2 Hirtenjungen auf dem Maisfelder Hof und besitzt 2 Pferde, 21 Stück Rindvieh, 9 Schweine. Zu den Dingtagen muss er 31 Reichstaler und 18 Sömmer Hafer an Pacht zahlen.

Vikar in Müllenbach im Jahre 1769: Gilles Bartholomäus (geb. in Müllenbach, OFB 1409), tritt in der Folge auch handgreiflich für die „Rechte" der Müllenbacher ein. Bartholomäus führte sein Studium in Emmerich durch und ordinierte am 04. April 1767 in Trier. Von 1769 bis 1786 fungiert er als Vikar in Müllenbach.

 

Die Bestandsaufnahme der Höfe in Hochpochten am 29. Mai 1769 ergibt folgendes:
Stollenhof: Witwe Stoll (OFB 5805)  , Oster Oswaldus Boden (OFB 0452) mit Frau und 5 Kindern, Matthias Welling (OFB 6424)  mit Frau und 2 Kindern, 1 Magd, 1 Viehjunge, zusammen 14 Menschen; - Pferde, 19 St. Rindvieh groß und klein, 14 Schweine groß und klein
Fischers Hof: (= Maisfeld) Johann Fischer (OFB 1158) mit Frau, 2 Söhne, 1 Tochter, 1 Magd, 2 Hirtenbuben, zusammen 8 Menschen; 2 Pferde, 21 Stück Rindvieh groß und klein, 9 Schweine, groß und klein.
Steinmannskauler Hof: Anton Alflen (OFB 0029) mit Frau und 2 Kindern, 2 Mägde, 1 Viehbub, zusammen 7 Menschen, - Pferde, 14 Stück Rindvieh groß und klein, 10 Schweine groß und klein.
Auf dem Höchst: (2 Höfe)
Heinrich Clasen (OFB 2370) mit Frau und 5 Kindern, zusammen 7 Menschen; - Pferde, 15 Stück Rindvieh, 10 Schweine

Matthias Faber (OFB 1115) mit 1 Schwester daselbst, 1 Viehmädchen, zusammen 3 Menschen; - Pferde, 7 Stück Rindvieh, 1 Schwein
Anton Kreuser
(OFB 2789) mit seiner Frau daselbst, dessen Mutter, 4 Kinder, 1 Magd, zusammen 8 Menschen; - Pferde, 14 Stück Rindvieh, 11 Schweine
Jakob Kreuser (OFB 2805)  daselbst, 1 Mensch; 6 Stück Rindvieh

Auf dem oberen Pützfelder Hof: Johann Schneider  junior (OFB 5023) mit Frau und Vater, 7 Kinder, 1 Magd, zusammen 11 Menschen; 2 Pferde, 6 Stück Rindvieh, 5 Schweine
Auf dem unteren Pützfelder Hof: Johann Schneider senior (OFB 5022) mit Frau, keine Kinder, 1 Magd, 1 Viehjunge, zusammen 4 Menschen; - Pferde, 7 Stück Rindvieh, 11 Schweine  Johann Stephan Krämer
(OFB 2702)  und dessen Frau und 2 Kinder, Schwiegertochter mit 2 Kindern, 1 Viehjunge, zusammen 8 Menschen; - Pferde, 6 Stück Rindvieh, 9 Schweine
Auf dem Hunel: Jacob Ferdinand (OFB 1147) und dessen Frau, 6 Stiefkinder, 2 Mägde, zusammen 10 Menschen; - Pferde, 18 Stück Rindvieh, 12 Schweine
Auf der Mühle: Servatius (Zerwas) Arends (OFB 0180) mit Frau und 3 Kindern, 1 Magd, zusammen 6 Menschen; 2 Pferde, 13 Stück Rindvieh, 12 Schweine
Auf dem Geradsrodter Hof: Witwe Katharina Brost geborene Werner
(OFB 0602) , 6 Kinder, 1 Magd, zusammen 8 Menschen; 2 Pferde, 18 Stück Rindvieh, 17 Schweine.

Insgesamt 94 Menschen, 8 Pferde, 164 Stück Rindvieh, 121 Schweine.

Nach dieser Aufnahme schlägt der Freiherr von Eltz vor, 5 Höfe und alle Beisassen abzuschaffen, wonach 57 Menschen, 84 Stück Rindvieh, 2 Pferde und 58 Schweine fortfallen sollen. Dieser Vorschlag wird umgesetzt. Der Stollenhof wird unter heftiger Gegenwehr seiner Bewohner in als erster geräumt, die übrigen Höfe zu vorher festgelegten Zeitpunkten. Den abziehenden Hofleuten wird das Holz ihrer Häuser überlassen. Eine Eingabe der Hofleute beim Kurfürsten, noch ein oder mehrere Jahre auf ihren Höfen bleiben zu dürfen, wird abgeschlagen.

Nur die Nachfolgenden Höfe sollen erhalten bleiben und erhalten am 27. Juli 1769 die neue Lehnung unter der weiteren Begrenzung der Viehhaltung. Das Halten von Schafen und Ziegen bleibt wie bisher verboten. 

Hof auf dem Höchst: Matthias Faber (OFB 1115)  und A. Greiser: 11 Menschen - "25 Rtlr.", 23 Morgen Acker, 5 ½ Morgen Wiese - 18 Stück Rindvieh, 10 Schweine, 1 Pferd.

Geradsrodter Hof: Wwe. Brost (OFB 0602): 8 Menschen - "27 Rtlr.", 20 Morgen. Acker, 4 Morgen Wiese - 16 St. Rindvieh, 10 Schweine, 1 Pferd.

Pützfelder Hof: Johann Schneider Senior(OFB 5022): 4 Menschen - "30 Rtlr"., 22 Morgen Acker, 4 ¾ Mrg. Wiese - 16 St. Rindvieh, 10 Schweine, 1 Pferd.

Maisfelder Hof: Johann Fischer (OFB 1158): 8 Menschen - "36 Rtlr, dazu sind 18 Sömmer Hafer zu den beiden Dingtagen nach Polch zu liefern", 21 Morgen Acker, 4 Morgen Wiese - 20 St. Rindvieh, 10 Schweine, 1 Pferd.

Mühle: Servatius Arenz (OFB 0180): 6 Menschen - "14 Rtlr.", 4 ½ Morgen Acker, 1 ¼ Morgen Wiese - 6 St. Rindvieh, 10 Schweine, 1 Pferd.

 

Witwe Stoll (OFB 5805) muss im Jahre 1769 den Stollenhof sofort räumen, als der neue Oberförster Nikolaus Michels (OFB Ulmen 2107) aus Ulmen den Dienst in Hochpochten antritt.

 

Nach Auflösung der Höfe in Hochpochten, werden nur 37 Menschen als dort ansässig gemeldet. Da die Zehntzahlungen an die Müllenbacher Kirche aus dem Vertrag von 1743 und 1746 für den Rest der Höfe gleich bleiben, ist ein Konflikt mit den Hofleuten abzusehen. Sie weigern sich, die weiterhin gleich gebliebenen Zehntzahlungen zu leisten.

 

Nikolaus Michels leistete am 29. Mai 1769 seinen Diensteid zum bestellten Förster in Hochpochten, nachdem eine Kaution von 400 Rheintalern bei den „Adeligen Erben“ hinterlegt wurde. Sein Lohn soll 80 Rheintaler jährlich betragen. Hinzu kommen die Einnahmen aus Verwarnungsgeldern wegen geringeren Waldfreveln, 5 Klafter (ca. 15 Rm) Brennholz, die Erlaubnis 2 Kühe zu halten, sowie den Platz um einen Garten anzulegen. Eine zusätzliche Auflage gestattet ihm erst mit 45 Jahren zu heiraten und eine Familie zu gründen, vorausgesetzt, dass er auf dem Stollenhof seinen Aufenthalt nimmt um auch während der Nachtstunden den Wald zu überwachen.

 

Im Jahre 1769 kommt es bei Gelegenheit der mit einer Reorganisation der Wirtschaft in Hochpochten zusammenhängenden Einziehung von fünf der dort bestehenden Höfe (siehe oben) zu einer heftigen Auseinandersetzung des Kurfürsten und seiner Regierung mit den Adligen Erben zu Polch, da der Kurfürst mit Recht erklärt,  als Landesherr die plötzliche Vertreibung der Hofleute als seiner Untertanen nicht dulden zu können. Die Sache selbst wird durch das Nachgeben der Adeligen Erben schnell beigelegt, zumal der Kurfürst für die Gründe der Adeligen Erben Verständnis zeigt. Der Schriftwechsel mit der Regierung nimmt aber - von beiden Seiten - eine solche Schärfe an, daß die Regierung mit Erfolg beim Kurfürsten auf eine grundsätzliche und endgültige Klärung drängt.

 

Die Schieferbergbaumetropole Fumay in den Ardennen wird im Jahre 1769 an Frankreich angegliedert. Zuvor war Fumay der Abtei Prüm, danach dem Kurfürstentum Trier zugeordnet. Hier liegt wahrscheinlich mit ein Grund dafür, warum sich in den Folgejahren einige Schieferbrecher aus Fumay auf den Weg in unsere Region machen, um hier ihr Fachwissen aus jahrhundertelangem Schieferbergbau umzusetzen und so der Eingliederung in Frankreich zu entgehen. Zusätzlich ergab sich um 1770 eine Absatzkrise für Schiefer in Frankreich.

 

1770: Nachdem Oberförster Nikolaus Michels (OFB Ulmen 2107) im Mai 1770 den Müllenbacher Schweinehirten zum dritten Mal wegen unerlaubten Weidens in Hochpochten zur Rede stellt, wird er von 6 bis 7 in der Nähe befindlichen Müllenbachern, unter denen sich auch der örtliche Bürgermeister befindet, umringt und trotz seiner Drohung zu schießen, so geschlagen, „dass ihm nur das Dazwischen gehen eines Mannes aus Laubach das Leben rettet"

 

Der Springiersbacher Abt, Karl Kaspar von Holtrop erbaut im Jahre 1770 den Martentaler Hof.

 

Oberförster Nikolaus Michels klagt im Jahre 1770 darüber, dass der Aufenthalt auf dem Stollenhof, den er alleine bewohnt, des Nachts mit Lebensgefahr verbunden ist und nächtliche Störungen die Regel sind. Schon zu der Zeit als die Witwe Stoll noch den Hof bewohnte, war dieser Ort als verrufen bekannt. Allerlei Vorfälle sollen sich hier, besonders Nächtens ereignet haben. Auch der Herr von Eltz, der Vorsitzende der Adeligen Erbengemeinschaft, bestätigt Förster Michels seine Aussage und bekräftigt, dass der Hof als „eine (…) Mördergrube gänzlich zu erachten“ sei.

 

Der Hunolhof, der zuletzt von Jacob Ferdinand (OFB 1147) bewirtschaftet wird, fällt am 29. September 1770 dem Rotstift der adeligen Märker zum Opfer. Der Hof wird in der Folge abgerissen.

 

Die ehemalige Kolfenmühle mit ihrem Müller Servatius Arenz (OFB 0180) wird im Jahre 1770 auch als „Meurermühle“ bezeichnet.

1771: Die Gemeinde Müllenbach klagt im Jahre 1771 (und verliert) vor dem Amt in Cochem auf das Weiderecht im Hochpochtenwald. Das Amt spricht der Gemeinde Ulmen den alleinigen Weidgang zu.

 

In den Jahren 1771 / 1772 wird ein Herr Rhein, Johann Peter (geb. in Metternich), als Vikar in Müllenbach genannt.

 

Nach den Streitigkeiten zwischen Kurfürst und den Adeligen Erben zu Polch um die Waldung Hochpochten von 1769, wird im Jahre 1771 eine gütliche Zusammenkunft vereinbart, die aber trotz der wiederholten Erinnerungen des Kurfürsten wohl nicht zustande kommt.

 

Johann Fischer (OFB 1158) auf dem Maisfelder Hof erhält für die 1769 vereinbarten 18 Sömmer Hafer im Jahre 1771 unentgeltlich die Wiese auf Steinmannskaul.

1772: Da der Vikar von Müllenbach seine Einkünfte aus Hochpochten freiwillig von den Höfern nicht bekommen kann, wendet er sich am 08. Januar 1772 wegen des Zehnten zunächst – ohne Erfolg – an den Dingtag, dann an den Kurfürsten, der den Adeligen Erben am 14. Januar 1772 schreibt, wenn es auch unbillig erscheine, die verbliebenen fünf Hochpochtener Hofleute nun mit der ganzen Steuer für den Pastor zu belasten, so müsse doch der Curat zur Seelsorge der verbliebenen 5 Hofleute bleiben und die Adeligen Erben müssen für einen entsprechenden Unterhalt sorgen.

 

Der Stollenhof, Wohnsitz des Oberförsters Nikolaus Michels, wird im August 1772 auf Abriss versteigert. Schon geraume Zeit hat Oberförster Michels über seinen Wohnsitz im Forst geklagt, der sich des Nachts immer mehr als unsicherster Ort der Umgegend bewies. Michels kommt auf dem 60 Jahre zuvor erbauten Fischerhof unter und nutzt hier quasi eine nächtliche Schlafstelle über dem Backofen, da der Neubau eines Forsthauses in der Planung steht.

 

1773: Im Jahre 1773 brennt die Mühle von Servatius Arenz (OFB 0180) im Enderttal ab. Für den Wiederaufbau erhält der Müller Vergünstigungen, wie Holz und Decklatten zur Errichtung des Strohdaches.

 

Im Jahre 1773 beschreibt der Klottener Schultheiß Johann Peter Bathasar den Jagdbezirk des Klosters Brauweiler an der Mosel und in der Eifel. Hier heißt es unter anderem:  „……die Eltz hinauff biß an die Lohnbrücke an der Landstraß, der Landstraß nach durch Dünichheim biß an die Eschersforth, von dannen auff Maßburg, über Laubach undt Müllenbach in die Enderth, die Enderth herunter biß Cochem uff die brücke,…..“

 

1774: Am 31. März 1774 verstirbt in Müllenbach der Vikar im Ruhestand Johann Heinrich Esch, geboren zu Prüm, ordiniert am 27.Dezember 1722 in Trier, 1724 Kaplan in Üxheim, 1728 Hauskaplan auf der Stahlhütte in Dorsel, 1734 bis 1741 Frühmesser in Kelberg, Burgkaplan in Ulmen, (Amtszeit in Müllenbach: 1744 - 1769).

 

Theodor Eihs (OFB 0939) mit seiner Ehefrau Anna Catharina geb. Beyer, wird im Jahre 1774 als auf der Kaulenmühle in Müllenbach ansässig gemeldet.

Im Jahre 1774 Klagt der Müllenbacher Vikar Gilles bei den „Adeligen Erben" über den Oberförster Michels, der ihn: „in ein Haus gelockt, dort bedroht und beschimpft habe und ihm im Wald auflauere, so daß er seines Lebens nicht mehr sicher sein könne.“ Dem entgegnet der Oberförster, er habe den Herrn Pastor bestellt, ihm die 5 Knopfstücke abzufordern, die er auf dem Dingtag wegen der gestohlenen Reiser für ihn ausgelegt habe. Hierbei wäre der Vikar Gilles handgreiflich geworden und hätte ihn unter den Schimpfworten „Hundspfott und Scheisskerl" aus dem Hause gejagt.

 

1775: Die Gemeinde Müllenbach klagt (und verliert) im Jahre 1775 vor dem Hofgericht in Trier auf das Weiderecht im Hochpochtenwald. Die Müllenbacher Bürger denken jedoch nicht daran sich an das gesprochene Urteil zu halten. Am 09. Juli 1775 pfändet Ulmen zwei und am 18. Juli einen Ochsen der Müllenbacher Hirten. Am 5. August 1775 muss der Cochemer Amtsverwalter berichten, dass die Müllenbacher gegen das rechtskräftige Hofgerichtsurteil restitutionem nachgesucht haben, aber sogar über dieses Gesuch hinaus den ganzen Wald mit ihrem Vieh beweiden.

 

Bei der im Jahre 1775 stattgefundenen Volks- und Viehzählung werden für Müllenbach folgende Daten festgehalten: „Gantze Ehen (40), Witmänner (3), Witweiber (4), Söhn (73), Töchter (52), Pferd (3), Ochsen (38)“.

 

In den Pfarrakten werden im Jahre 1775 weitere Höfe / Mühlen genannt, deren Bewohner in Müllenbach ihren kirchlichen Pflichten nachgehen. Es sind dies: Maisfeldermühle, Kolbsmühle, Wagenmühle, Kotteborn, Schulmeisterhof auf Hohenpochten, Stollenhof und Meyersmühle. Niemand kümmerte sich um die eigentlich festgelegte Zugehörigkeit, die Leute gehen nach Müllenbach zur Kirche und lassen sich auch dort beisetzen.

 

1776: Vikar Gilles (gebürtiger Müllenbacher) und die Müllenbacher Gemeindsleut werden im Jahre 1776 wegen Holzdiebstahl (Frevel) zu einer Geldstrafe von 15 Rtlr. verurteilt.

 

Johann Fischer (OFB 1158), Schöffe in Pochten, stiftet im Jahre 1776 einen Rokokokelsch für die Kirche in Müllenbach. Auch das ein Zeugnis dafür, dass Hochpochten mit Müllenbach verbunden ist und die Hofleute ihre Anhänglichkeit zu Müllenbach durch Schenkungen bekunden.

 

Ein weiterer Eremit, Bruder Josef, stirbt am 12. Dezember 1776 in Martental. Mit ihm hat sich Bruder Achatius Queng die Einsiedelei geteilt, dieser ist aber schon am 14.1.1759 in Kehrig verstorben. An Stelle des Bruders Achatius tritt Bruder Heinrich Heimbach, der schon 1757 ein Jahrgedächtnis in Masburg gestiftet hatte.

 

1777: Im Verlauf des Jahres 1777 kommt es wegen der Weide in Hochpochten zwischen Bürgern von Ulmen und Müllenbach wieder zu Gewalttaten und Schlägereien.

 

1778: Mit der „Verordnung Leyenbrüchebearbeitung“ aus dem Jahre 1778 kann jeder im Kurfürstentum Trier die Erlaubnis erhalten, Brüche zu bauen, oder alte Brüche aufzuräumen. Mit der Erlaubnis ist jedoch die Abgabe des Zehnten verbunden. Der Betreiber ist verpflichtet, sein Vorhaben der zuständigen Kellnerei (Finanzbehörde) anzuzeigen, die das kurfürstliche Bergamt informiert. Das Oberbergamt nimmt die Grube in Augenschein, vermisst ein Feld von 180 Fuß (1 Fuß = 33,28 cm) Länge und 180 Fuß Breite und lässt Grenzsteine setzen. Die Belehnung ist zeitlich nicht begrenzt. Sie dauert vielmehr so lange, bis aller Schiefer im vermessenen Feld ausgebeutet ist und geht auf die Erben des belehnten über. Der Zehnte kann in barem Geld oder in Dachschiefer abgeliefert werden, entsprechend dem jeweils aktuellen Verkaufspreis. Diese Verordnung steht im Widerspruch zum bis dato geltenden kurtrierischen Bergrecht und der kurtrierischen Landordnung, drückt jedoch das wachsende Interesse der oberen an den Einnahmen aus dem Schieferbergbau aus. (Siehe dazu auch die Zehntforderungen im Jahre 1720 an Laubacher Schieferbrecher.)

 

Die Gilleskaul und die Kaipskaul werrden im Jahre 1778 von Carl Joseph Rido (Rideau) (OFB 4286) betrieben. Nach der „Verordnung Leyenbrüchebearbeitung“ von 1778 ist er zur Zehntzahlung verpflichtet, beantragt jedoch wegen der hohen Investitionskosten eine Freistellung. Er hat auf der Gilleskaul einen Wetterschacht und einen Weg für die Abfuhr des Schiefers anlegen lassen. Die eingestürzte Kaipskaul wollte er aufräumen und wieder in Betrieb nehmen. Rido wird mit dem Beruf Schieferbrecher und Wohnort Laubach-Brücksgrube genannt.

 

Margaretha Steffes (OFB 5579) geb. Steffes, stiftet im Jahre 1778 eine Monstranz für die Müllenbacher Kapelle.

1779: Im Jahre 1779 werden 30 Kinder aus Müllenbach genannt, die „zu einem liderlichen Mann, der sich nie dem Pfarrer gezeigt hat", in die Schule gehen. “Dieser empfängt von jedem Bürger, derer bey 50 sind, 1 Sester Korn. Von jedem Kind Schulgeld 12 ½ Albus.“ Wenn dieser Lehrer zugleich die Glöcknerdienste versieht, welche jetzt in der Gemeinde umgehen, so erhält er bey jedem Begräbnisse 2 Brote. Neben den 30 Müllenbacher Schülern besuchen auch 6 Kinder aus Laubach den Schulunterricht (wahrscheinlich in Masburg).

 

Im August 1779: Der Förster-Gehilfe Matthias Faber (OFB 1115) wird in der Abenddämmerung von Laubacher Holzfrevlern derart misshandelt, dass er drei Monate später (am 13. November) nach langem Krankenlager stirbt.

1780: Am 06. Februar 1780 verstirbt der Müllenbacher Schöffe Servatius Steffes (OFB 5628).

Im Jahre 1780 haben der Vikar Gilles und die "Müllenbacher Gemeindsleute“ die ihnen wegen Holzdiebstahls auferlegte und von 15 auf 10 Rtlr. ermäßigte Strafe von 1776 noch nicht bezahlt. Die Müllenbacher behaupten, sie wären dem Pastor das Holz zu fahren schuldig und hätten nicht gewusst, dass es gestohlen war".

Im Jahre 1780 wird Privatland am Osthang des Kaulenbachtals an die Gebrüder Kollmann verlehnt. Später wird dort die Grube „Glücksanfang“ (= Krapp III, Kollmann III) betrieben.

Friedrich Klotz kommt im Jahre 1780 als ambulanter Händler in unseren Ort und lässt sich auch hier nieder. Seit diesem Tage gibt es in Müllenbach den Namen Klotz.

Witwe Catharina Brost (OFB 0602) auf dem Gerhardsrother Hof muss im Jahre 1780 27 Reichstaler Hof-Pacht bezahlen.

In der Pfarrei Masburg, zu der auch Müllenbach zählt, werden im Jahre 1780 1250 Seelen genannt.

1781: Im Jahre 1781 klagen die Cochemer Bürger Josef Hillen und sein Schwager Jerusalem in Cochem gegen Johannes Fischer den Jüngeren (OFB 1160) und Johannes Fischer den Älteren (OFB 1158) in Hochpochten wegen der mütterlichen Erbschaft.

 

Nachdem seine Ehefrau Sophia Helena geb. Rinnenburger im März 1775 verstorben ist, heiratet der Hofmann Johannes Fischer (OFB 1158) vom Fischerhof am 26. September 1781 in Müllenbach die Maria Magdalena Ollig, geb. Pörling, die im Jahre 1779 ebenfalls ihren Mann, Johann Ollig (OFB 3875) verloren hat.

1782: Im Jahre 1782 wird in Hochpochten mit dem Bau eines Forsthauses mit Försterwohnung begonnen. Eine Maßnahme, auf die Oberförster Nikolaus Michels schon lange wartet. Seit dem Jahre 1772 ist er quasi als Untermieter auf dem Fischerhof ansässig, wo er über dem Backofen ein Nachtquartier belegt. In der Folge verzögern sich die Bauarbeiten am neuen Forsthaus jedoch wegen der üblichen Störungen, den örtlichen Verhältnissen und einigen Schwierigkeiten mit dem Bauunternehmer.

1783: Im Jahre 1783 werden die Hochpochtener Hofleute vom Appellationsgericht endgültig dazu verurteilt ihren Zehnt nach Müllenbach abzuliefern. Hiernach sind die Bepfarrungsverhältnisse in Hochpochten für die Dauer der Kurfürstlichen Herrschaft tatsächlich abschließend geregelt.

 

Bis 1783 erwirbt der Kölner Kaufmann Paffrath die Abbaurechte für Schiefervorkommen in Müllenbach. Er beauftragt mit dem Abbau Karl Rido (Rideaux) aus Fumay in Frankreich. Rido (Rideaux) bringt viele Verwandte aus Fumay mit. Die französischen Schieferbrecher haben wertvolle Kenntnisse im Schieferbergbau und sorgen mit ihrem Fachwissen für einen Aufschwung des Bergbaus in unserer Region. Seither tauchen in den Kirchenbüchern von Müllenbach viele französische Namen auf: Lefevre, Allard, Bourgeoise, Dardenne, Doudoux, Goffart, Pasfort, Regnier, Sarde, um nur einige zu nennen.

 

Im Jahre 1783 wird der am 06. Februar 1758 in Müllenbach geborene Andreas Exius, zuletzt Schweinehirt zu Müllenbach, als Söldner der holländischen Ostindienkompanie genannt. „Als Soldat hat er am 19. April 1783 seinen Dienst angetreten und ist mit dem Segelschiff "Rotterdams Welvaren" unter Kapitän Kornelis de Wit von Goeree nach Batavia gesegelt, zusammen mit 214 Seeleuten und 98 Soldaten auf einem Schiff von  60 m Länge und 880 Tonnen Ladekapazität. Nach fast 4 Monaten, am 8. August 1783, traf  die "Rotterdams Welvaren" am Kap der Guten Hoffnung ein, blieb dort 4 Wochen liegen, um dann am 10. September die Reise fortzusetzen. Nach weiteren 9 Wochen wurde das Ziel am 17. November 1783 erreicht. 1788 ist er repatriiert worden, ein Jahr später heiratet er in Müllenbach die Anna Catharina Klasen von der Kaulenmühle.“

 

Für Schieferbrecher Carl Joseph Rido (Rideau) (OFB 4286) wird im Mai 1783, bei der Taufe seiner Tochter Anna Catharina Barbara erstmals der Wohnort Leienkaul bei Müllenbach erwähnt.

 

Am 08. Juni 1783 bricht als erster in einer langen Reihe folgender Vulkanausbrüche der Vulkan Lakagigar in Island aus. Dieses Ereignis und die Ausbrüche weitererer Vulkane, die ihre Asche in Feuersäulen bis zu 13 Km Höhe ausstoßen, werden für die kommenden Monate wesentlich das Wetter in Europa und auf der ganzen Welt beeinflussen. Für den Sommer und Herbst meldet man in unserer Region häufig übel riechenden Dunst und dauerhaft trockenen Nebel, der die Sonne verdunkelt. Blutrote Sonnenauf- und untergänge prägen die Wochen und Monate.

 

Frühlingswetter im Dezember 1783.

 

1784: In Müllenbach leben im Jahre 1784 66 Bürger (Familienoberhäupter) in 65 Häusern, dass entspricht etwas weniger als 400 Personen. Im Bann von Müllenbach sind 619 Morgen Ackerland und 93 Morgen Wiese erfasst.

 

Am 24. Februar 1784 heiraten in der Müllenbacher Kapelle Herr Peter Schmitz aus Müllenbach, Beruf: Müller, und die aus Masburg stammende Anna Maria Miesen, Tochter des Glockengießers Miesen aus Masburg. Auch ihr Beruf wird mit Müllerin angegeben. Fortan wird das Ehepaar als ansässig auf der Müllenbacher Kaulenmühle genannt.

 

Im Jahre 1784 lassen Simon Josef Lefevre und seine Frau Anna Katharina, geb. Kopp eine Tochter in Müllenbach taufen: Lefevre stammt aus der Schieferbergbaumetropole Fumay in Frankreich. Ein Zeichen dafür, dass die Franzosen in unserer Region nicht erst mit dem Napoleonischen Krieg (1789) in unser Land kamen, sondern schon fünf Jahre früher, angezogen durch den Schieferbergbau in unserer Region, ihr Land verlassen haben.

 

Am 30. Dezember 1784 stirbt der Förster Oster Oswaldus Boden (OFB 0452), der 1753 die Stollenhof Tochter Elisabeth Margaretha geheiratet hatte.

Wohl auch in Folge der großen Vulkanausbrüche auf Island in den vergangenen Monaten und die dadurch verursachte Verschmutzung der Erdatmosphäre und darauf folgende fehlende Sonneneinstrahlung ist der Winter 1783/84 als der härteste der letzten Jahrzehnte zu bezeichnen. Minusgrade bis zu 30 Grad werden verzeichnet. Auch in unserer Region liegt der Schnee über zwei Meter hoch. Nach wochenlanger Kälte setzt Ende Februar das Tauwetter ein, bei dem 2-stellige Pluswerte erreicht werden. Zudem gibt es starke Regenfälle, die die Bach- und Flussläufe enorm ansteigen lassen. Da die Flüsse durch die Kälte der vergangenen Monate gänzlich zugefroren sind, brechen die Eismassen auf und verkeilen sich beim abtreiben an Engestellen der Flussläufe. In Cochem steigt der Pegel auf über 12 Meter an, der höchste je gemessene Wasserstand der Mosel.

 

1785: In einem Visitationsprotokoll der Pfarrei Masburg wird im Jahre 1785 der Müllenbacher Bürger Niclas Stoll als Sendschöffe genannt. Es ist vermerkt, dass Stoll dieses Amt schon 6 Jahre bekleidet. Nach dem Visitationsprotokoll kommt der Send jedes viertel Jahr in Masburg zusammen, um über das Geistliche und Sittliche zu verhandeln. Nach der Visitation werden die Sendschöffen ermahnt, regelmäßig an jedem ersten Sonntag im Monat zu tagen. Auch sollen Protokolle geführt und ordentlich verwahrt werden. (Weitere Sendschöffen sind: Michel Steffens, Masburg seit 6 Jahren, Johann Steffens aus Laubach, seit 22 Jahren, Johann Lambrich aus Kalenborn, seit 12 Jahren, Johann Groj aus Bermel, seit 10 Jahren und Gerhard Cramer aus Hauroth, seit 15 Jahren).

Zugleich wird in dem Visitationsprotokoll die Masburgerin Margaretha Stempels, eine 70-jährige Bauersfrau, als die zuständige Hebamme für das gesamte Kirchspiel, damit also auch für Müllenbach, benannt. 1785 übt sie dieses Amt im 30. Jahre aus. Es wird festgestellt, dass sie vereidigt ist und ausreichend darüber unterrichtet, wie Nottaufen durchzuführen sind. Das Visitationsprotokoll beanstandet, das für die große Pfarrei mindestens eine zweite Hebamme von Nöten sei.

 

Am 28. April 1785 wird neben den 1781 genannten Gruben auch das Grubenfeld Paffrathsstollen am Westhang des Kaulenbachtals (später Stollenkaul) an T. J. Paffrath und die Müllenbacher Bürger Gangolf Gilles (OFB 1363), Peter Ehlers und Peter Schneider (OFB 5118) verlehnt. Zugleich mit der Belehnung wird Paffrath aber auch ein Anschlussfeld zugesagt, dass er nach Ausbeutung des ersten abbauen darf.

Die Rechte der Müllenbacher gehen kurze Zeit später an Paffrath über, Hintergründe für die Übergabe der Mitkonzessionäre sind nicht überliefert. Die Grube wird auch als „Paffrathsgrube“ oder „Hauskaul“ bezeichnet. Das Lehnfeld hat eine Größe von 180 Fuß trierischen Maßes im Quadrat und ist ringsum von Gemeindeeigentum Müllenbachs umgeben. Paffrathsstollen baut das gleiche Schieferlager ab, wie die auf der anderen Seite des Berges gelegene Kaipskaul. Bis 1815 saisonaler Betrieb, Einzelheiten unbekannt.

 

Carl Rido erhält im April 1785 eine zweijährige Zehntbefreiung für die Keupps-Grube (auch Kaipskaul genannt) im Müllenbachtal.

 

Privatgrund am Osthang des Kaulenbachtals wird 1785 an Peter Tholl (OFB 6034) verlehnt. 1817 wird hier die Grube „Pütz I“ entstehen.

 

1786: In Müllenbach werden im Jahre 1786 Bürgermeister, Geschworene und ein Spiessförster genannt.

 

Aus Kirchenakten der Pfarrkirche in Pommern (1106 erbaut) geht hervor, dass anlässlich der Restaurierung des Kirchendaches in Pommern 1786, 125 Reis Dachschiefer aus den Gruben bei Müllenbach geliefert werden. Aus Zell (wahrscheinlich Altlay) dagegen nur 15 Reis.

 

1787: Peter Alflen (OFB 0068) übernimmt im Jahre 1787 den Gerhardsrother Hof in Hochpochten gegen eine Pachtzahlung von 27 Reichstalern.

 

In den Ulmener Kirchenakten ist für das Jahr 1787 erwähnt, dass die Gemeinde Müllenbach bei der Ulmener Pfarrei 50 Reichsthaler an Geld geliehen hat und hierfür jährlich 2 Reichsthaler (4%) an Zinsen zahlt.

 

Im Jahre 1787 wird der Maisfelder Hof je zur Hälfte an Johann Fischer Vater (OFB 1158) und Sohn (OFB 1160) verlehnt, „wer Streit anfängt, verliert seine Hälfte“. Es werden vom Maisfelder Hof 45 Reichstaler an Pacht verlangt.

„Im Jahre 1787 wird die Kolfenmühle an der Endert neu verlehnt. Dabei wird erwähnt, dass neben dem 80-jährigen Müller (Servatius Arenz/OFB 0180) gleichzeitig sein Sohn Johann Nikolaus Arenz (OFB 0133) die Mühle zum Lehen erhält. Die Pacht beträgt in diesem Jahr 28 Reichstaler. Die Kolfenmühle wird jetzt „Zirwesmühle“ genannt, nach Servatius (Zerwas) Arenz. In den Jahren zwischen 1770 und 1790 erschien sie als „Meurermühle“ in den Kirchenbüchern. Beim Tod von Johann Nikolaus Arenz (17.10.1822) erscheint sie als die „Hochpochtener Mühle“

Am 24. November 1787 verstirbt auf dem Fischerhof in Hochpochten der Hofmann Johann Fischer (OFB 1158). Er war angesehenes Mitglied des Kirchengerichts (Synodale).

Am 11. Dezember 1787 stirbt Oberförster Nikolaus Michels (OFB Ulmen 2107) im Alter von 63 Jahren eines plötzlichen Todes. „Die Sakramente konnte er nicht mehr empfangen“. Nikolaus Michels war seit dem 29. Mai 1769 Oberförster in Hochpochten und bewohnte nach seinem Dienstantritt 3 Jahre lang den alten Stollenhof, bis dieser 1772 auf Abriss versteigert wurde. Witwe Stoll musste 1769, bei Dienstantritt Michels, den Stollenhof verlassen. Michels hatte hiernach eine Schlafstelle über dem Backofen des Fischerhofes in der Hoffnung, der Neubau eines Forsthauses wäre abzusehen. Er erlebt die Fertigstellung nicht mehr.

 

1788: Im Jahre 1788 erhält Müllenbach wieder ein, wenn auch begrenztes, Weiderecht im Hochpochtenwal "jedoch nur bis an den dortigen hohen Kreuzweg".

 

Als Bürgermeister in Müllenbach wird im Jahre 1788 „Anthon Ollig“ (OFB 3863) genannt. Als Geschworene sind erwähnt: „Johannes Alflen“ (OFB 0037) und „Matthias Wilhelmy“ (OFB 6538).

 

Vorrätiges Brandgeschirr in der Gemeinde Müllenbach im Jahre 1788: „36 Leder Eymer, 3 Brand Hacken, 2 Leyderen, 1 Wasserspritz.“

 

Nach Kurfürstlicher Verordnung darf im Jahre 1788 auf Christnacht nach 9 Uhr abends kein Junggeselle mehr auf der Straße angetroffen werden.

 

Napoleonische Zeit  ( 1789 – 1815)

 

1789: In Müllenbach leben im Jahre 1789 62 Bürger (Familienoberhäupter).

 

Im Jahre 1789 wird am Osthang des Kaulenbachtals (Altescherkaul) ein Gelände „Würzelskaul“ und „Fischerkaul“ genannt an die Gebrüder Kollmann verlehnt. (Grube Krapp I, Kollmann I). Hierzu gehört auch das Gebiet der späteren Gruben Krapp II und Kollmann II. (später auch Höllenpforte genannt).

 

Im Jahre 1789 übernimmt der aus Koblenz-Horchheim stammende Johann Korthaus das Amt des Oberförsters in Hochpochten. Er folgt damit Nikolaus Michels, der am 11. Dezember 1787 im Alter von 63 Jahren plötzlich verstarb. Indes ist der 1882 begonnene Bau des neuen Forsthauses noch immer nicht abgeschlossen.

 

Die Amtsbeschreibung des Oberamtes Mayen von Karl Kaspar und Urban Meesen berichtet im Jahre 1789 über Müllenbach: „Der Boden ist fauler, kaltgründiger Beschaffenheit. In der Gemarkung dieses Ortes werden die wegen ihrer Güte und schönen blauen Farbe sehr bekannten Deckleyen gebrochen. Die Haupt-Nahrungsquelle der Bürger ist Ackerbau und die Viehzucht. Hat einen lang wierigen Process mit der Gemeind Ulmen in Betreff der Mitweide in Hohenpochten. Zehentherr ist das Stift Karden. Zur Jagd ist das Erzstift Trier, Graf von der Lay und Eltz und zur Schafweid allein die Gemeind berechtigt.“

 

Im Juni 1789 kommt der Konflikt wegen der Weidebererchtigung in Hochpochten vor dem Gericht in Trier abermals zur Verhandlung. Müllenbach war mit dem Bescheid von 1788 nicht zufrieden und hat deshalb eine Revision beantragt.

 

Im Jahre 17989 heiratet der Schweinehirt Andreas Exius (OFB 1100) aus Müllenbach die Anna Catharina Klasen von der Kaulenmühle.

Vikar in Müllenbach im Jahre 1789: Thelen Johann, (geb. in Monreal)  ( Amtszeit:1789 - 1802 ).

 

Der Fischerhof in Hochpochten brennt 1789 ab. Der Hof muss als Auflage der Behörden, wegen der ständigen Brandgefahr bei Strohdächern, mit einem Schieferdach neu gedeckt werden.

In der Ortsmitte von Laubach wird im Jahre 1789 eine neue Kapelle gebaut. Die lichte Weite bei dreiseitigem Chorschluss wird mit 11,50 x 6,50 Meter angegeben. Im Innern ein einfacher, durch Schreiner Klee gefertigter Holzaltar. Da der Bauplatz eine sumpfige Wiese ist, muss das Fundament auf eingeschlagenen Holzpfählen gegründet werden. Die Herren Franz und Andreas Klee, Erbauer der neuen Kirche, richten eine Stiftung ein um an jedem Sonntag eine Frühmesse auszurichten.

 

Der verehrungswürdige Bruder Heinrich Heimbach, Einsiedler in Martental stirbt am 16. September 1789, mit allen Sakramenten versehen. Mit Erlaubnis des kurfürstlichen Sieglers Johann Peter Kopp wird er in der alten Martentaler Kapelle rechts am Eingang, beigesetzt.

 

Als 1789 freiheitliche Ideen vom Westen her auch in unsere Dörfer eindringen, versucht die Gemeinde Müllenbach nochmals ein Abtrennungsgesuch von der Mutterpfarrei Masburg durchzusetzen. Die Stiftsherren von Karden widersetzen sich jedoch entschieden einer Abtrennung.

 

1790: In Müllenbach werden im Jahre 1790 63 Bürger (Familienoberhäupter) genannt.

 

In Martental werden im Jahre 1790 zwei neue Eremiten genannt, Bruder Justus Mayer, früher Klausner in St. Aldegundis bei Oberwesel, und Bruder Omphius (Honophius) weltlich: Johann Georg Ritter.

 

Für die Grube Altescherkaul (Krapp I, Kollmann I) wird von 1790 bis 1817 saisonaler Betrieb gemeldet. Näheres wird nicht erwähnt.

 

Im Rahmen einer Befragung/Prüfung des Herrn Urban Meesen in Mayen im Jahre 1790, der sich um die Stelle des Amtsverwalters in Mayen bewirbt, wird durch Geheimrat Freiherr von Münch unter vielen weiteren Fragen auch diese gestellt: 77: „Ob das hohe Erzstieft keine Zölle habe und wo?“ Respondens: „Ja, dahier zu Mayen, Kaysersesch, Dünchenheim, Masburg, Müllebach, Monreal, Cürrenberg, Blaid, Bell und Eich seien Zölle und zudem Zollstöcke errichtet.“

 

Carl Rido beantragte am 7. und 28. August 1790 eine fünfjährige Zehntbefreiung für die sogenannte Keupps-Grube und eine dreijährige Befreiung für die Gilles-Grube. Er konnte selbst die Schriftsätze in deutscher Sprache schreiben und unterzeichnen. Die Keupps-Grube (auch Kaipskaul) lag im Distrikt „Wolferthälchen“ an der Ostseite des Müllenbachtales. Gegenüber, auf der anderen Bachseite lag die Gilles-Grube (auch Gilleskaul). Rido begründete seinen Antrag mit hohen Investitionskosten. Für die Gilleskaul hatte er einen Schacht zur Bewetterung und einen Weg zur Abfuhr des Schiefers anlegen müssen. Die eingestürzte Keuppskaul wollte er aufräumen und wieder in Betrieb nehmen. Er unterzeichnete mit: „Carl Rido Leyen-Brecher auf den Müllenbacher Dachleyen-Gruben“. Der Beamte Hartung der Kellnerei Mayen erwähnte in seinem Bericht vom 10. September 1790, dass Rido bereits im April 1785 eine zweijährige Zehntbefreiung für die Keupps-Grube erhielt. Er befürwortete eine Befreiung für die Keupps-Grube, stellte jedoch die Befreiung für die Gilles-Grube zurück.

 

1791: In den Akten des Kloster Springiersbach ist am 27.September 1791 die Versteigerung von 1,29 ha. Ackerland an den Müllenbacher Landwirt Matthias Steffes verbucht.

 

Schon um 1791 hatte Johann Olig (OFB 3876) auf Privatland am Osthang des Kaulenbachtals die Schiefergruben Altoligkaul und Oligskaul betrieben. Die Erben Johann Olligs veräußern einen Teil der im Familienbesitz befindlichen Gewinnungsrechte an die Firma Rinck aus Cochem, die 1833 wiederum ihren Besitz und die Gewinnungsrechte an die Firma Schunk veräußert. Die Erben Oligs behalten die Oligskaul I bis ins 20. Jahrhundert. Die restlichen Oligskaulen gehen später im Großbergwerk Mariaschacht auf.

Bereits vor 1790 wird die Grube „Hoheley“ im Staatsforst bei Laubach genannt. Besitzer ist der Forst-Fiskus. Keine Daten zur vorherigen Nutzung.

 

Seit 1790 bis etwa 1818 wird die Grube „Oligskaul I“ von Johann Ollig (OFB 3875) / Nachfahren im Saisonbetrieb ausgebeutet, nähere Einzelheiten sind nicht bekannt.

 

Carl Rido wird im Jahre 1790 als Betreiber und Pächter der Grube „Gilleskaul“ am Westhang des Müllenbachtals genannt.

 

Veranlasst durch den Schiefergrubenbetreiber Rido (auch Rideau geschrieben), ihm Abgabenfreiheit für seine Schiefergruben zu gewähren, reist der kurtrierische Berginspektor Jacobi nach Müllenbach, besichtigt die Gruben und erstattet am 09. Juni einen Bericht. Im Rahmen seiner Ausführungen beschuldigt Jacobi den Carl Rido des Raubbaues in den von ihm betriebenen Gruben. Er, Jacobi, traute sich angesichts der widrigen Sicherheitsverhältnisse nicht, die von Rido betriebenen Gruben zu betreten. Rido habe trotz beständiger Ermahnungen seit 1783 die Gruben nicht bergmännisch betrieben und den Einsturz der Keuppskaul wissentlich herbeigeführt.

Daraufhin beauftragt ihn die kurfürstliche Kammer, Pläne von allen Schiefergruben aufzunehmen, die Felder zu vermessen und Grenzsteine setzen zu lassen. Sie wies ferner an, nach vorgenommener Aufnahme der Gruben, über den künftigen Betrieb derselben ein Gutachten zu erstellen.

Johann Klasen (OFB 2386) wird bei seiner Hochzeit im Jahre 1790 mit Maria Margaretha Klinkner als Wirt zu Müllenbach bezeichnet.

Der kurfürstliche Berginspektor Jacobi stellt im Jahre 1790 in einem Schreiben an die Regierung fest, dass viele kurtrierische Untertanen „zu Wasser“ tätig sind, um den Schiefer aus Müllenbach, Laubach und Masburg in den Handel zu bringen. Gemeint ist hiermit der Schiffstransport des Schiefers aus unserer Region über Mosel und Rhein.

 

Am 30. und 31. August 1790 hält sich Bergbauinspektor Jacobi wieder in Müllenbach und Laubach auf und erstellt eine Kartenskizze der vorhandenen Gruben. Er nennt 6 Gruben und beschreibt ihre Lage auf der Kartenskizze. Es werden folgende Gruben genannt:

Im Müllenbachtal: Gilleskaul (Westhang), Kaipskaul (Osthang).

Im Kaulenbachtal: Obere Stephanskaul = Altoligskaul, untere Stephanskaul = Oligskaul, liegen auf dem Grund von Johann Olig (OFB 3876) aus Müllenbach. Olig betreibt die untere Stephanskaul ohne Belehnung. Die Grube „Altoligskaul“ (obere Stephanskaul) wird bereits 1791 als eingestürzt und stilliegend erwähnt.

Kollmannipfründe-Kaul (ehemals Wirthipfründe-Kaul) (Osthang d. Kaulenbchtals), das Grubenfeld beruht auf zwei Belehnungen. „Die Gebrüder Collmann zu Clotten ….. zeigten vor der kurfürstlichen Regierung zwei Belehnungen vor: Eine Belehnung vom 31. März 1789 unter dem Namen Würzelkaul (180 Fuß breit und lang) und eine Belehnung vom 4. Juli 1789 unter dem Namen Fischerskaul (ebenfalls 180 Fuß breit und lang)“.

Stollenkaul (Westhang des Kaulenbachtals).

 

Im Jahre 1790 berichtet das Amt Münster (Münstermaifeld), dass Müllenbach, Laubach und Eppenberg - dem Masburger Weistum entsprechend - nur bis zur Pudelstraße (Hochpochten) zur rauhen Weide berechtigt sind.

 

1792: Nach rund 10 Jahren Bauzeit wird im Jahre 1792 das neue Forsthaus in Hochpochten bezugsfertig. Ein Protokoll und Gutachten zum Neubau bemerkt jedoch „Er war nicht gut geraten“.

 

Am 30. Juli 1792 lagert eine Vorhut des Abwehrbundes der Armee unter Führung von Prinz Hohenloe-Ingelfingen, auf dem Weg Richtung Frankreich, zwischen Kaisersesch und der Endert. Am nächsten Tag marschiert die Vorhut weiter durch das Enderttal über Alflen und Driesch nach Oberscheidweiler. Gleichzeitig trifft die Hauptarmee am Lagerpunkt zwischen Kaisersesch und Martental ein. Zwei volle Tage, bis zum 02. August, dauert der Vorbeizug der Hauptarmee durch das Enderttal bei dem die Bauern aus den nahen Dörfern mit ihren Pferden und Ochsen Spanndienste durch das Enderttal leisten müssen. Manche werden gar mitgenommen bis über Wittlich hinaus und sind zwei Tage von zu Hause fort.

 

1792 brennt der Pützfelder Hof in Hochpochten bis auf die Grundmauern nieder. Die Hofleute erhalten auf Antrag eine Beisteuer von 5 Buchenstämmen und 100 Reichstaler. Sie müssen sich aber verpflichten, ein Hofhaus von Backhaus und Scheune getrennt zu errichten. Außerdem muss das unterste Stockwerk in Stein gebaut und das Dach mit Schiefer gedeckt sein. Hofmann zu dieser Zeit auf dem Pützfelder Hof ist Peter Krämer (OFB 2733) mit seiner Ehefrau Maria Elisabeth geb. Kreuser.

Vom 25. Oktober 1792 an kommen die ersten auf dem Rückzug befindlichen Truppen der Verbündeten wieder durch unsere Region. Bis zum 16. November werden immer wieder in den Dörfern Pferde und Ochsen requiriert um die schweren Wagen der Truppen durch das Martental hinauf auf die Höhe zwischen Endert und Kaisersesch zu ziehen.

 

Im Dezember 1792 wird die Witwe des Hunolt Hofmanns Johann Stephan Arentz (OFB 0096), die Maria Catharina geb. Ferdinand, geschändet. Sie gibt an „ …sie sei während ihrer Witwenschaft auf dem Weg von Wirfuß – Cochem von einem Unbekannten vergewaltigt worden.“ Am 02. August 1793 bringt sie das Kind Anna Margaretha in Hochpochten zur Welt.

1793: In der Folge des allmählichen Rückzugs der Koalitionstruppen rücken im Jahre 1793 nach und nach die französischen Revolutionsheere in unsere Heimat ein.

 

Im Jahre 1793 hat der neue Förster Johann Korthaus einen ersten schwerwiegenden Zusammenstoss mit Müllenbacher und Ulmener Bürgern in Hochpochten, weil diese mit Pferde- und Ochsengespannen in die Hochpochtener Schläge eindringen und große Waldflächen gänzlich ruinieren. Anstatt die Verwarnung durch Korthaus anzunehmen, drohen sie ihm und seinen beiden Förster-Gehilfen, sie in „Stücke zu schlagen“, falls er ihnen ihre Zugtiere beschlagnahmt.

 

Jede Gemeinde sorgt für ihre eigenen Armen (Heimatprinzip). Seit dem Jahre 1793 bezieht sich die Hilfe für die Armen eines jeden Ortes auf den so genannten Unterstützungswohnsitz, bei dem nicht das durch Geburt oder Heirat erworbene Heimatrecht ausschlaggebend ist, sondern der Wohnsitz im jeweiligen Ort.

 

Am 22. August 1793 erhält Heinrich Fischer aus Müllenbach vom „Churfürstlich Trierischen Oberbergamt in Coblenz“ eine Belehnung für eine Layengrube zu Müllenbach, Distrikt „Im Volberthälgen“ (Im Wolferthälchen) im Müllenbachtal. Heinrich Fischer hatte die Grube von Carl Rido gekauft. Ihm wurde ein Feld von 180 Schuhe im Quadrat (60 x 60 Meter) zu seiner Bearbeitung „erbvermessen und auf seine Kösten abgesteinet“. Das Oberbergamt bewilligte gnädigst „zwey zehndfreye Jahre“. Danach war der gebührende Zehnte an die Kellnerei Mayen (= kurfürstlich-trierische Finanz- und Güterverwaltung) zu entrichten. In einem besonderen Buch mussten alle aus der Grube geförderten Layensteine ordentlich und so getreu verzeichnet werden, „dass er die Richtig- und Vollständigkeit der Aufzeichnungen jedes Mal gewissenhaft beschwören könne“. Bei Verstößen oder Unterlassungen des Zehnten drohte beim ersten Male der doppelte Wertersatz, beim zweiten Male bereits der vierfache Wertersatz und beim dritten Male der Verlust der Grubenlehnung. Die Grube musste stets bergmännisch betrieben werden. Fischer unterwarf sich der oberbergamtlichen Anweisung und durfte den Grubenbau nie über ein Jahr unterlassen. Ansonsten drohte auch hier der Entzug der Lehnung.

 

In den letzten zwanzig Jahren, vor 1793, der kurfürstlichen Herrschaft kam es zu schwersten Rückschlägen für die freie Verwaltung der Adeligen Erben in Hochpochten seit dem Bestehen des Adeligen-Erben-Dingtages. Anlass war die Forderung der Kellnerei Ulmen auf unbeschränkten Brennholzbezug und Klagen der Gemeinde Ulmen wegen unzulänglicher Befriedigung ihres Brennholzbedarfes, auf die sie sich in dem letzten Jahrzehnt ein Recht ohne Beschränkung auf eine bestimmte Menge erwirkt zu haben glaubte. Das führte zu zwangsweisen Holzanweisungen durch das Amt Cochem und damit zu einschneidenden Eingriffen in das vom Kurfürsten grundsätzlich nicht bestrittene Eigentum der Adeligen Erben und deren althergebrachte Rechte. Das führt letztlich dahin, daß die kurfürstliche Regierung fast jede, auch begründete, Weigerung der Adeligen Erben, Holz für den Kellner von Ulmen oder die Gemeinde Ulmen anzuweisen, mit Zwangsmaßnahmen beantwortet, bis der Einmarsch der französischen Truppen 1794 das Ende des Kurfürstentums Trier und des Adeligen-Erben-Dingtages herbeiführt.

 

1794: In Büchel wird am 09. April 1794 der erste Freiheitsbaum durch die französischen Eroberungstruppen aufgestellt.

 

Im Jahre 1794 lesen wir in einem Gutachten zu dem 1782 begonnenen und 1792 fertiggestellten neuen Forsthaus in Hochpochten: „ist nicht meisterlich hergestellt und schändlich verdorben“.

 

Am 09. August 1794 geben sich die österreichisch-preußischen Verteidiger der Stadt Trier gegen die französischen Truppen geschlagen.

 

Am 21. September 1794 greifen die Franzosen, die sich Ende August in den Wittlicher Raum zurückgezogen haben, über Mehren und Ulmen kommend an. Ein Blankenstein´sches Korp schlägt sie an den Schanzen Höchstberg und Schlangenberg (Laubach) zurück und drückt die Angreifer bis Höhe Darscheid gen Westen.

 

  1. September 1794. Wieder greifen die französischen Truppen unter Umgehung der Schanzen bei Höchstberg und am Schlangenberg in Höhe der Kölnischen Höfe an. Über Pochten, entlang der Endert schlagen sie sich durch und beziehen ein festes Lager bei Kaisersesch.

 

Anfang Oktober 1794 besetzen die Franzosen das komplette Gebiet der kurtrierischen Oberämter Cochem und Mayen mit deren Unterämtern Monreal, Klotten und Kaisersesch.

 

Im Rahmen der „Napoleonischen Kriege“ fällt 1794 das Linksrheingebiet und somit auch die Schieferregion Kaulenbachtal in französischen Besitz. Alle kurtrierischen Gesetze und Verordnungen fallen und werden durch die französischen Rechtsvorschriften ersetzt. Auch die Berggesetze sind in der Folge hiervon betroffen, indem das französische Berggesetz vom 18. Juli 1791 angewandt wird, welches die Dachschiefergewinnung nun wieder zur Sache des Grundbesitzers erklärt (So ist es auch in unserer Zeit noch). Die Zehntabgabe für Schiefergruben wird abgeschafft.

 

Kaisersesch verliert im Jahre 1794 im Rahmen der französischen Besatzung seine Stadtrechte von 1321.

 

1795: Bruder Justus Mayer, Eremit in Martental, wird auf St. Elisabethtag 1795 von umherstreifenden französischen Soldaten tödlich verletzt und am 20. November 1795 in der alten Kapelle beigesetzt.

 

Die 32-jährige ledige Christina Exius (OFB 1102) aus Müllenbach bekommt am 10. November 1795 ein uneheliches Kind. „Sie sagte, sie sei von einem französischen Soldaten vergewaltigt worden.“

Am 01. Oktober 1795 tritt Preußen im Frieden zu Basel seine linksrheinischen Besitzungen an Frankreich ab. Der Rhein wird als „natürliche Grenze Frankreichs“ bezeichnet.

 

Nach der Annektierung durch Frankreichs Truppen wird Müllenbach 1795 der Mairie (Amtsverwaltung) Kaisersesch zugeordnet, zuvor seit 1574 dem Amt Monreal zugehörig. Der Mairie gehören auch alle Orte an, die vorher dem kurtrierischen Amt Kaisersesch angehörten. Die Eifel ist jetzt französisches Staatsgebiet und die Bürger französische Staatsbürger.

 

1797: Die Franzosen führen 1797 eine neue Zivilgerichtsordnung ein. Die bis zu dieser Zeit bestehenden kirchlichen Sendgerichte mit ihren Sendschöffen werden aufgehoben.

 

Mit der Einführung des Zivilstandsregisters durch die Franzosen muss die Heiratsabsicht eines Paares nunmehr auf einem Standesamt angemeldet werden. Bis Dato wurde das Aufgebot bei der Kirche bestellt und der Pastor verlas dies an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen von der Kanzel herunter, damit jeder, der Einwände zur Vermählung hat, diese äußern kann.

 

Oberförster Johann Korthaus (OFB 2642) wird im Jahre 1797 als wohnhaft im Forsthaus Hochpochten, welches 1792 nach 10-jähriger Bauzeit fertiggestellt wurde und laut Gutachten von 1794 „nicht meisterlich hergestellt und schändlich verdorben“ bezeichnet wird, gemeldet.

1798: Mit der Ankliederung der linksrheinischen Gebiete an Frankreich am 23. Januar 1798 werden die bisher mehr als 150 verschiedenen Territorien aufgehoben und in vier Departements eingeteilt. Wir gehören jetzt zum Departement Rhein-Mosel Koblenz.

 

Französisch wird 1798 zur Verwaltungssprache. In der Verwaltung, Schule und Kirche muss französisch gesprochen und geschrieben werden.

 

Durch eine Verfügung vom 19. Juli des Jahres 1798, wird in den linksrheinischen Gebieten der französische Kalender eingeführt. Diese, 1792 nach der französischen Revolution eingeführte Jahresübersicht, geht von der 10 Tage Woche aus. 12 Monate im Jahr a 30 Tage plus 5 Ergänzungstage. Auch die Monatsbezeichnungen fallen weg und werden durch folgende Bezeichnungen ersetzt: Vendemiaire (22.09.-21.10), Brumaire (22.10.-20.11.), Frimaire (21.11.-20.12.), Nivose (21.12.-19.01.), Pluviose (20.01.-18.02.), Ventose (19.02.-20.03.), Germinal (21.03.-19.04.), Floreal (20.04.-19.05.), Prairial (20.05.-18.06.), Messidor (19.06.-18-07.), Thermidor (19.07.-17.08.) und Fructidor (18.08.- 16.09.). Hiernach folgen die 5 Ergänzungstage: Fest des Genies, Fest der Arbeit, Tugendfest, Fest der Belohnungen und Fest der Überzeugung.

 

In der Zeit der französischen Besetzung gibt es zwischen Koblenz und Trier über Polch, Kaisersesch, Lutzerath und Wittlich nur eine Reitpost, keine Postwagen.

 

1800: In der Ortsgemeinde Müllenbach, Mairie Kaisersesch, werden im Jahre 1800 391 Einwohner gemeldet.

 

Heinrich Fischer (OFB 1154), geboren auf der Maisfelder Mühle (*1736) wird im Jahre 1800 als wohnhaft auf der Zirwesmühle gemeldet.

1801: Außerordentlich milder Winter zum Jahreswechsel 1800 / 1801.

 

Mit der französischen Revolution wurden in Frankreich die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit abgeschafft und die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben. Damit waren diese nicht mehr zum Frondienst für die Grundherren verpflichtet. Nachdem nunmehr das linksrheinische Gebiet zu Frankreich gehört, gelten auch hier diese erkämpften Bestimmungen. Auch die Zehntpflicht gibt es jetzt nicht mehr, allerdings werden Steuern erhoben, die nach Besitz und Vermögen zu zahlen sind.

 

1802: Vikar in Müllenbach im Jahre 1802: Pauli Peter Joseph (geb. in Maring) (Amtszeit in Müllenbach:1802 - 1805).

 

Im Zuge des Sekularisationsgesetzes von 1802 wird sämtliches kirchliches Vermögen und Eigentum verstaatlicht, zu französischem Nationalgut erklärt und später versteigert. Ausgenommen hiervon sind lediglich die Kirchen, die Bischofssitze und die Pfarrhäuser nebst Gärten.

 

Als das linksrheinische Gebiet von den Franzosen besetzt ist, wird im Rahmen der „Säkularisation“ auch der Wald Hochpochten im Jahre 1802 den Adeligen-Erben enteignet und kommt in Besitz des Französischen Staates.

 

In Kaisersesch wird im Jahre 1802 für die „Mairie Kaisersesch“ ein Friedensgericht eingerichtet, dessen Gerichts- und Notariatsbezirk die 17 Ortschaften der Mairie umfasst. Das Gericht, eigentlich als Friedensgericht gedacht, ist besetzt mit einem Friedensrichter, einem Schreiber und einem Boten. Es ist Zuständig für Streitigkeiten aus Ackerschäden, Besitz, Miete und Lohn bis zu einem Streitwert von 100 Französischen Franken. In Strafsachen dürfen maximal 15 Franken oder bis zu fünf Tagen Haft verhängt werden.

 

Endgültig ist 1802 nun auch die Wehrpflicht für die jungen Männer in allen Departments eingeführt.

 

Das Jahr 1802 wird als sehr unfruchtbar verzeichnet.

 

Nach der Besetzung durch die Franzosen 1794 hat man auch in unserer Region (1798) den französischen Revolutionskalender eingeführt, der von der 10 Tage Woche ausgeht. Ab 01. März 1802 kehrt man jedoch allmählich zur alten Siebentagerechnung zurück.

 

1803: Zwischen 1803 und 1813 versteigern die französischen Behörden sämtliche im Rahmen der Säkularisation vereinnahmten Nationalgüter unserer Region. Die Versteigerungen erfolgen „bei brennender Kerze“. Dazu werden Wachskerzen mit einer Brenndauer von vier bis sechs Minuten verwendet. Der Zuschlag erfolgt, wenn mindestens drei Kerzen abgebrannt sind und bis zum Abbrennen der letzten Kerze kein weiteres Angebot abgegeben wird.

 

1804: Strenger Winter, Bäche und Flüsse sind zugefroren.

 

Am 12. Juni 1804 erlässt die französische Regierung ein Dekret betreffend der Beerdigungen und Begräbnisplätze. Der alte Kirchhof – Beerdigungsstätte rings um die Pfarrkirche – soll damit der Geschichte angehören. Die Regierung fordert in ihrem Dekret die Anlage von so genannten „Friedhöfen“. 17 erlassene Artikel geben genaue Auskunft über die Anlage des Friedhofes. Inhalt der beiden wichtigsten Artikel ist: Artikel II – Außerhalb jeder Stadt, jedes Fleckens sollen in einer Entfernung von mindestens 35 – 40 Metern besondere, zur Beerdigung von Toten bestimmte Plätze vorhanden sein. Artikel III – Vorzüglich soll das am höchsten gelegene und dem Nordwind ausgesetzte Gelände ausgewählt werden; es ist mit Mauern von mindestens zwei Metern Höhe zu umschließen. Anplanzungen sollen erfolgen, wobei angemessene Vorsicht darauf zu verwenden ist, dass die Luftzirkulation nicht behindert wird.“ In Müllenbach sollte die Umsetzung des Dekrets noch bis zum Jahre 1819 auf sich warten lassen.

 

Ab dem 21. Juli 1804 hat es fast 30 Stunden lang stark geregnet und ständig gedonnert. Die Bäche der Region schwellen stark an und treten über die Ufer. Man hört von der Ahr, dass hier viele Häuser von dem Hochwasser mitgerissen werden.

 

1805: Vikar im Jahre 1804 in Müllenbach Philipp Reichards, der am 6.5.1754 in Demerath geboren ist und am 27.3.1784 in Trier ordiniert. Seine Amtszeit in Müllenbach dauert von 1805 bis 1818. 1805 legt er die Müllenbacher Kirchenbücher an und legiert auch 2 Jahrmessen. Nach seiner Pfarrstelle in Müllenbach geht er 1818 nach Düngenheim, wo er am 11.12.1830 verstirbt.

 

Philipp Kolf, Sohn des Matthias Kolf (1741 Müller auf Kolfenmühle), wird bei seinem Tode am 01. April 1805 als Müller auf der Wagenmühle bei Alflen genannt.

 

1806: Am 01. Januar 1806 verlieren auch die letzten Reste des 1798 eingeführten französischen Revolutionskalenders ihre Gültigkeit. Der gregorianische Kalender (weltweit), der vor der Besetzung durch die Franzosen gültig war, ist nun endgültig wieder eingeführt.

 

1807: Vom Winter (Januar bis April 1807) keine Spur.

 

Auf Gemeindeland von Müllenbach, am Westhang des Kaulenbachtals, legt der Pächter Emmerich Welling (OFB 6395) im Jahre 1807 die „Emmerich Wellingsgrube“ an. Bis 1823 wird die Grube durch fünf bis zehn Mann, zunächst saisonal, dann ständig betrieben.

 

Nach Wegfall des „Zehnten“ im Rahmen der französischen Gesetze, fordert im Jahre 1807 die Gemeinde Müllenbach von der Witwe Paffrath, deren Schiefergrube „Paffrathsgrube“ oder auch „Hauskaul“ genannt auf Müllenbacher Gemeindegrund am Westhang des Kaulenbachtals liegt, Pachtzahlungen, die jedoch von der Witwe verweigert werden.

 

1808: Im Jahre 1808 werden im Bann von Müllenbach 87 ha Ackerland, 30 ha Wiesen und 72 ha Wald angegeben. Größe des Gemeinde-Bannes 428 ha. In Müllenbach leben in diesem Jahr 445 Einwohner, diese haben 132 Stück Hornvieh und 5 Pferde.

 

Am 04. März 1808 stirbt in Kalenborn Bruder Omphius (Johann Georg Ritter) er war der letzt erwähnte Eremit in Martental. Bruder Omphius findet seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Masburg. Der Pastor von Masburg (Albert Nikolay) schreibt: „Bruder Onophius Ritter lebte nach dem Tod von Bruder Justus allein in der Klause. Er ist am 04. März 1808 in Calenborn gestorben, als er Almosen sammelte. Es wird nicht gesagt, wo er Unterkunft gefunden hat, als der Klosterbesitz 1802 von den Franzosen beschlagnahmt wurde. Möglich ist, dass er trotz der Enteignung bis zu seinem Lebensende in der Klause bleiben durfte. Der Einsiedler hat alles getan, um die Martentaler Kirche zu erhalten.“

 

Das Handbuch für die Landleute vom Rhein-Mosel-Departement meldet im Jahre 1808: In den Schiefergruben bei Müllenbach und Laubach werden 25 Arbeiter beschäftigt, die in diesem Jahr 2070 Reis Schiefer mit einem Verkaufswert von 6.240 Franken fördern. Der Hauptabsatz geht nach Köln. Im Vergleich mit anderen Schieferorten in dieser Zeit (Hausen, Polch, Bacharach, Zell) ergibt sich, dass die Bedeutendsten Schiefergruben in Müllenbach und Laubach zu finden sind.

 

Nach Entweihung der Kapelle in Martental und dem Tod des letzten Klausners, Bruder Omphius, kommt die Glocke der Kapelle im Jahre 1808 nach Müllenbach. Sie dient hier lange als Schul - und Feuerglocke. Der Hochaltar, die Heiligenbilder, einige Paramente (liturgische Kleidung), auch ein Messing versilbertes Ziborium (Hostiengefäß), das Missale (Messbuch) und zwei Altarleuchter kommen nach Masburg. Die Kapelle und die Eremitenwohnung übernimmt der Müller der Springiersbacher Mühle (Rausch-Mühle), der die Bauten in der Folge jedoch verkommen lässt.

 

Nachdem die Laubacher Bürger erfahren haben, dass Müllenbach zur Pfarrei erhoben werden soll und auch noch andere dafür vorgesehen sind, stellen sie bei Bischof Berdolet zu Aachen im Jahre 1808 ebenfalls den Antrag eigenständige Pfarrei zu werden. Der Bischof jedoch schreibt an seinen Kommissar Lassaulx, Pfarrer in Andernach, das gehe nicht an. Man solle keine weiteren Pfarreien mehr errichten, sonst würden sich noch mehr melden.

 

Der französische Bergbau-Ingenieur Camelet berichtet im Jahre 1808 über die Bodenschätze innerhalb der eroberten Gebiete. Ein Auszug aus seinem Bericht vermerkt die Schieferbrüche in unserer Region. Er beschränkt sich darauf, die Namen derjenigen Orte anzugeben, wo die Schieferbrüche liegen, und mit den berühmtesten davon den Anfang zu machen: „Im Kanton Kaisersesch – anderthalb Stunden von dem Dorfe dieses Namens – auf dem Gebiet von Mühlenbach werden seit 100 Jahren sieben bis acht Schieferbrüche auf beiden Seiten des Kaulenbacher Thales bearbeitet. Der vornehmste ist unter dem Namen „Gillesgrube“ bekannt, besteht aus einem niedrigen Gange und einem vertikalen Eingang von 40 m Tiefe. Man bricht allda Steine von großem Maße, allein er wird nur im Winter bearbeitet. Das Reiß Schieferstein, welches ein Haufen von 2 Meter 33 Centimeter  oder 7 Schuhe in die Höhe beträgt, wird um 4 Franken 20 Centimen und 8 Franken 15 Centimen – nach verschiedenen Güten – verkauft. Der meiste in Müllenbach und Laubach geförderte Schiefer wird auf dem Wasserwege nach Köln versandt. In der Umgebung wird nur wenig Schiefer abgesetzt, da die meisten Häuser wegen den ärmlichen Lebensverhältnissen mit Stroh gedeckt sind.“

 

Von November 1808 bis Mai 1809 wütet in der Region eine Typhusepidemie, auch Lazarettfieber genannt, die wahrscheinlich durch verwundete Soldaten Napoleons eingeschleppt wird.

 

Am 01. Dezember 1808 haben alle Bemühungen der Müllenbacher Bürger, endlich eigener Pfarrort zu werden, Erfolg. Müllenbach wird von Masburg abgetrennt und zum Januar 1809 zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Die neue Pfarrei gehört zum Bistum Aachen. Müllenbach zählt zu diesem Zeitpunkt 390 Seelen. Vikar Philipp Reichards, der seit vier Jahren in unserem Ort wirkt, wird nunmehr zum Pfarrer von Müllenbach ernannt.

 

1809: Im Januar wird Müllenbach wird offiziell zur Pfarrei erhoben, Laubach und die Leienkaulen als Filialen zugeteilt. Bis Dato gehörten alle genannten der Pfarrei Masburg an. Bei Errichtung der Pfarrei Müllenbach hat die Gemeinde Müllenbach 400, die Gemeinde Laubach-Leienkaulen 250, die Gesamtpfarrei somit 650 Seelen mit einer Schule. Das Vermögen der Pfarrei beträgt 1.020 Thaler an Kapitalien zudem einem Kredit an die Gemeinde Müllenbach in Höhe von 187 Thalern. Außerdem besitzt die Kirche noch bedeutende Grundstücke, die verpachtet werden und derzeit noch nicht bewertet werden können.

 

Im Jahre 1809 wird die Gilleskaul am Westhang des Müllenbachtals als bedeutendste Grube in Müllenbach genannt.

 

1810: Wohl schon vor 1810 gibt es die Grube „Sesterbach I“ auf Privatland im Sesterbachtal. Besitzer ist Simon Regnier (OFB 4178).

 

(05.März 1810) In Müllenbach wird Johann Theodor Regnier geboren, Sohn von Simon Renge (so schreibt der Pfarrer den Namen Regnier, nach Gehör) und Elisabeth Schwarz, Eheleute zu Müllenbach. Johann Theodor ist später ein sehr angesehener Rechtsanwalt in Trier. Dr. Theodor Regnier verteidigt 1848 Karl Grün in dem berühmten Hochverratsprozess. Er ist stets ein überzeugter Katholik. Der berühmte Trierer Kirchenhistoriker Franz Xaver Kraus bezeichnete Regnier neben dem späteren Bischof Eberhard als die „glänzendste geistige Potenz, die Trier im 19.Jhd. aufzuweisen hatte. Wäre er Priester geworden, so hätte die deutsche Kirche in ihm eine Kraft ersten Ranges und einen Prediger von wundersamer Beredsamkeit gewonnen". Regnier ist somit wohl einer der bekanntesten Söhne unseres Ortes. Er stirbt am 06. März 1859 im Alter von 49 Jahren in Trier an einem Herzleiden.

 

Während das französische Berggesetz von 1791 noch vorgesehen hat, bei einem besonderen öffentlichen Interesse auch dritten (Nicht-Grundbesitzern) ausnahmsweise Schiefergewinnung zu gestatten, fällt diese Regelung in der Gesetzesänderung vom 21. April 1810 weg. Das Verfügungsrecht des Grundbesitzers wird zur ausschließlichen Grundlage. Schieferbergbau ist somit Grundeigentümerbergbau.

 

Nach Artikel 81 der Gesetzesneufassung vom April 1810 werden Tagebau-Schiefergruben von den Ortspolizeibehörden sicherheitstechnisch überwacht. Untertägige Gruben werden dagegen nach Artikel 82 von den Bergbehörden als Bergpolizeibehörde kontrolliert.

 

1811: Die Versteigerungen des Kirchengutes durch die Franzosen sind im Jahre 1811 abgeschlossen.

 

Die Französische Regierung bringt im Jahre 1811 das erste Papiergeld heraus.

 

1812: Sehr strenger Winter zu Beginn des Jahres 1812.

 

Im Jahre 1812 wird in Klotten die Schieferhandlung Johann Joseph Schunk gegründet. Der Name Schunk wird in den Folgejahren für das Kaulenbachtal und die Schieferbrecher der Region von immenser Bedeutung sein.

 

Nach der Annektierung des Linksrheingebietes und Anbindung an Frankreich im Jahre 1794 waren bis 1811 alle adligen und kirchlichen Besitztümer konfisziert und hiernach versteigert worden. Der Martentaler Hof fand bei der ersten Versteigerung keinen Käufer, so ging er in den Besitz der französischen Ehrenlegion. Von der Ehrenlegion erwirbt der Klottener Wein- und Schieferhändler Johann Joseph Schunk den Martentaler Hof.

 

Napoleon zieht im Sommer 1812 gegen Osten, um Russland zu erobern. In seinem Heer auch viele wehrpflichtige Soldaten aus unserer Region.

 

Folgende Schiefergruben in der Schieferregion Kaulenbachtal  wurden sicher  zur  französischen Zeit in Betrieb genommen: PÜTZ I  (Christian Walgenbach),  OLIGSKAUL I  (Johann  Olig),  ALTESCHERSKAUL (Gebrüder Kollmann), MARTENTHAL (Johannes Arentz), HOHELEY  (Franz Arentz),  SESTERBACH I (Simon Regnier) und HIRSCHSEIFFEN (Gebrüder Schunk, Klotten). Für die Gruben MATTHIAS (Peter Behrens), OLIGSKAUL II und III (Johann Olig) und KRAPP III (Gebrüder Kollmann) ist eine Betriebsaufnahme in den Jahren der französischen Herrschaft sehr wahrscheinlich.

 

1813: Nikolaus Steffes (OFB 5609) legt im Jahre 1813 auf Müllenbacher Gemeindegrund, am Westhang des Kaulenbachtals die Grube „Gute Hoffnung“ (= Steffanskaul) an. Nikolaus Steffes betreibt die Grube bis zum Jahre 1828.

 

In der Völkerschlacht von Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 wird Napoleon von den vereinigten Preußen, Österreichern, Russen, Engländern und Schweden erfolgreich geschlagen, sein Reich bricht zusammen.

 

Förster Johann Kordhaus (OFB Ulmen 1712) in Hochpochten zieht im Dezember 1813 Äxte der Müllenbacher Bürger ein, nachdem er sie zum wiederholten Male beim Holzfrevel in Hochpochten erwischt hat.

 

1814: In der Neujahrsnacht des Jahres 1814 setzen die verbündeten Armeen der Deutschen unter General Blücher bei Kaub über den Rhein. Die französische Besatzungsarmee wird aus dem Linksrheingebiet vertrieben. Müllenbach verbleibt, nach der Vertreibung der Franzosen, bei der nun preußischen Bürgermeisterei Kaisersesch, die dann später auch Amtsverwaltung wird.

 

Nachdem ihnen durch Förster Johann Kordhaus im vergangenen Monat die Äxte requiriert wurden, gehen die Müllenbacher am 2. Januar 1814 zum Forsthaus, um diese zurück zu fordern. Der Förster muss die Tür verrammeln und mit Gewalt – wohl Schusswaffengebrauch – drohen. „Hierauf begehen die Müllenbacher die größten Verwüstungen in Hochpochten, schlagen das schädlichste Holz, machen nach Willkür ganze Schläge und behandeln den Wald dergestalt, dass es noch 14 Tage dauert, und ein nicht geringer Teil des selben zu Grunde gerichtet ist. Allein hierbei bleibt es nicht. Sie erklären den Förstern Kordhaus und Kick, das sie nicht eher ruhen werden, bis sie ihr Hauß auf den Grund zerstört und sie selbst umgebracht hätten.“ Kordhaus wendet sich darauf an die Gemeinde Ulmen mit der Bitte um Schutz. Acht Ulmener Bürger halten in der Nacht Wache im Forsthaus Hochpochten. Anscheinend haben sich die Müllenbacher hierbei verbal hervorgetan, denn es heißt, „sie würden nicht zufrieden sein, bis sie einen nach dem anderen aus Ulmen umgebracht und den Forsthütern die Augen ausgestochen hätten.“

 

Am 4. Januar des Jahres 1814 kommt es zu Tätlichkeiten in Hochpochten. Eine Gruppe von ca. 20 Ulmener Bürgern greift zwei Müllenbacher an, die dort, bzw. auf Müllenbacher benachbartem Gebiet mit ihren Ochsenkarren Holz abfahren wollen. Es sind dies der Johann Risser und der Johann Steffes-Ennen (OFB 5641). Dabei sollen die Ulmener den Johann Risser bzw. dessen Ochsen mit schweren Knüppeln geschlagen haben. Als daraufhin ein Trupp Müllenbacher ihren bedrängten Mitbürgern zu Hilfe kommt, müssen die Ulmener ihrerseits Fersengeld geben. Dabei fällt der Michel Rochulus in die Endert und bezieht kräftig Prügel.

 

Am 31. Januar 1814 brennt der Maisfelder Hof in Hochpochten ab. Der Hofmann Johann Emmerich Fischer (OFB 1160) stirbt laut den Kirchenbüchern Ulmen wenig später, am 21. Mai 1814. Seine 2. Ehefrau Anna Margaretha geb. Fischer wird darüber wohl wahnsinnig und stirbt in diesem Wahnsinn am 24. Februar 1817 in Müllenbach. (siehe auch Eintrag 1818!!)

 

Am 14. Februar des Jahres 1814 weilt der Friedensrichter Mehlem in Müllenbach um Verhöre betreffend der Vorfälle in Hochpochten im Januar dieses Jahres durchzuführen. Verhört werden, der Johann Risser, der Johann Steffes-ennen, dessen Sohn Peter, Anton Kreuser, Hubert Welter, Johann Steffes-lay und Peter Alflen. Die beiden aufgeklärtesten Bürger – nämlich der Matthias Irmen und der Georg Felser – sagen aus, dass die Müllenbacher ihr Brandholz bis zur französischen Zeit aus Hochpochten holen durften, „jedoch gegen billige Zahlung an die damalige Reichsritterschaft“.

 

Der Wald Hochpochten bleibt auch in der preußischen Zeit weiter in Staatsbesitz.

 

Der berühmte Publizist Joseph von Görres schreibt in diesem Jahre als Direktor des öffentlichen Schulwesens am Mittelrhein über die vorgefundenen Verhältnisse in der Eifel: „In der Regel ist der Schweinehirt eine weit geehrtere Person im Dorfe als der Schullehrer, und er wird für glücklich gehalten, wenn er beide Stellen miteinander vereinigen kann.“

 

Mitte des Jahres 1814 spricht sich Förster Kordhaus für die Wiedereinführung der alten Regelung aus, wonach die Gemeinde Müllenbach Holz gegen Taxe und nach einer Liste der Nutzungsberechtigten erhält – und so dem Forstfrevel in Hochpochten vorgebeugt sei.

 

48 Müllenbacher Bürger werden im Jahre 1814 zu Grabe getragen. Viele sterben an dem gefürchteten Lazarett-Typhus, den die Franzosen aus den geräumten deutschen Festungen mitbringen.

 

Restauration und Revolution (1815 – 1850)

 

1815: Sehr milder Winter zu Beginn des Jahres 1815.

 

Am 10. April 1815 bricht auf der indonesischen Insel Sambawa der Vulkan Tambora aus. Die Aschewolke die hierbei entsteht, verdunkelt die Atmosphäre und lässt selbst in Europa den Sommer ausfallen. So sind auch die schlechten Ernten, der lang andauernde Winter und die darauf folgende Hungersnot in den folgenden beiden Jahren zu erklären.

 

Viele Einquartierungen durch die preußische Armee auf ihrem Feldzug gegen Frankreich im Verlauf des Jahres 1815. Die Bevölkerung hat arg zu leiden, auch unter der Abgabe der Kriegssteuer die von jedem Bürger verlangt wird.

 

Ab 30. April 1815 gehört unsere Region zur neu gegründeten „Preußischen Rheinprovinz“.

 

Auf Gemeindegrund an der Westseite des Kaulenbachtals wird durch Lambert Joseph Allard (OFB 0084) im Jahre 1815 die Grube „Lambertsgrube“ (auch Allardsgrube, Sardinsgrube genannt) angelegt.

 

Mit Angst blickt man im Jahre 1815 nach Alflen, wo sich seit Sommer dieses Jahres im Hause der Witib (Witwe) Margaretha Schäfges allerlei verbrecherisches Gesindel aufhält. Es bildet sich dort nach und nach eine berüchtigte Bande von Liederlichen und Bösewichten welche die Umgegend in Angst und Schrecken versetzt.

 

Durch die ständigen Heereszüge durch die Ardennen kommen in den Jahren 1814 bis 1816 rudelweise Wölfe in unsere Gegend. Niemand traut sich jetzt ohne Bewaffnung (Lanze, Flinte, Heugabel u. ä.) von einem Ort zum anderen zu gehen. Eine Plage, welche den Personenverkehr und das Leben in der ganzen Region einschränkt. Der Staat veranlasst später Wolfsjagden und zahlt für jeden erlegten Wolf eine Prämie.

 

Wegen Streitigkeiten um Gewinnungsrechte liegen im Jahre 1815 die Förderungen auf den Gruben Krapp II / Kollmann II bis 1822 still.

 

1815 bis 1822 wird der Paffrathsstollen im Müllenbachtal mit fünf Mann ständig betrieben, dann bis 1843 stilliegend.

 

1816: Ein sehr harter Winter in der Eifel zu Beginn des Jahres 1816, der Schnee liegt bis in den Juni. Die Ernte kann erst im Oktober 1816 nur teilweise eingebracht werden, da der neue Frost den größten Teil der Ernte zerstört hat. Die Herbstsaat verzögert sich bis auf Ende Oktober. Die Witterung ist durch das ganze Jahr überaus schlecht. Die Menschen sammeln Brennnesseln, Klee und allerlei Kraut, damit sie wenigstens das Geringste zum Essen haben. Das alles in Folge eines Vulkanausbruchs in Indonesien am 10. April 1815.

 

Im Jahre 1816 setzt die Preußische Regierung so genannte Wolfsprämien aus. Das heißt, der Erleger eines Wolfes bekommt je nach Alter und Geschlecht eines Tieres ein Kopfgeld für die erfolgreiche Jagd auf den "Grauen."

 

Die Königliche Regierung in Koblenz nimmt am 14. Mai 1816 eine Verwaltungsaufteilung unseres Landes vor, nach der Müllenbach neben 35 weiteren Gemeinden, Höfen und Mühlen zur Bürgermeisterei Kaisersesch im Kreis Cochem gehört, dem als erster Kreis-Commissar (Landrat) Bürgermeister Peter Franz Oster vorsteht. Der gesamte Kreis ist in sieben Bürgermeistereien, Cochem, Eller, Kaisersesch, Karden, Lutzerath, Treis und Pommern eingeteilt.

 

Mai bis September 1816 völlig verregnet. Das Heu verschimmelt und das Getreide wächst aus.

 

Im Jahre 1816 beantragt die neu geschaffene Oberbergamtsdirektion für die Rheinprovinz bei der Generalverwaltung für das Berg- Hütten- und Salinenwesen in Berlin, die Wiederherstellung des Bergregals für den Grundeigentümerbergbau in den  Schiefergruben. Die Generalverwaltung lehnt diesen Antrag ab. Begründung: Die meisten Schiefer-Unternehmer des Linksrheingebietes haben sich auf die französischen Bergamtsvorschriften eingestellt und wünschen – wie die rheinische Unternehmerschaft insgesamt – keine rechtlichen Veränderungen.

 

Im Jahre 1816 wird in der Pfarrei Müllenbach (mit Laubach und Leienkäulchen) eine Schule mit einer Lehrperson genannt (Lehrer Phillip Reichard (OFB 4191)). Die Schulchronik Laubach schreibt: „Von einer eigentlichen Schule war keine Rede. Manche Kinder besuchten wochen- ja monatelang keine Schule, und es war auch keine Seltenheit, dass Kinder nicht einmal ihren Namen schreiben lernten.“ Lehrer an unserer Schule ist Phillip Reichard, der aus Gemünd stammt und am 02.Juli 1816 in Müllenbach die Margaretha Steffes-mies heiratet, mit ihr gemeinsam zehn Kinder. (OFB Nr. 4191) hat.

 

Die Bürgermeister und Amtmänner werden im Jahre 1816 verpflichtet, vierteljährlich Listen der noch nicht gegen Menschenblattern (Pocken) geimpften Personen zu melden. Aufgrund dieser Listen führen die Impfärzte dann Schutzimpfungen durch. Der Pastor wird gebeten von der Kanzel aus die Bürger über die Vorteile der Schutzimpfung zu informieren.

 

Bis Ende 1816 werden in der Region zwischen Koblenz und Trier 146 Wölfe erlegt.

 

1817: Einwohnerzahl in Müllenbach im Jahre 1817 392 (alle Einwohner römisch/katholisch).

 

Ein Pfarrer aus der Nachbarschaft vermerkt in seiner Chronik: „Beim Rückzug der Franzosen im Herbst und Winter 1815 ist eine große Plage und 1817 ist alles zu armen Leuten gemacht“ „Im ganzen Land ist große Not; die Kinder leiden Hunger.“

 

Die ehemalige „Mairie Kaisersesch“ nennt sich nunmehr (1817) „Preußische Bürgermeisterei Kaisersesch“

 

Im Mai 1817 reist der Berginspektor Zintgraff aus Stahlhütte bei Adenau nach Müllenbach und Laubach und besichtigt die Gruben der Region. Er nennt eine Gesamtbelegung der Gruben mit etwa 44 Mann bei einer mittleren Belegschaftsstärke von drei bis vier Schieferbrechern pro Grube. Er berichtet weiterhin, dass zum Transport des Schiefers an die Mosel zweispännige Pferde- oder Ochsenfuhrwerke eingesetzt werden. Ein Fuhrwerk kann vier Reis Schiefer transportieren.

 

Im Jahre 1817 wird gemeldet, dass bei den Orten Müllenbach und Laubach etwa 15 Schiefergruben betrieben werden.

 

Durch die schlechte Ernte im letzten Jahr und den harten Winter entsteht im Jahre 1817 in Müllenbach sowie in den anderen Orten der Eifel eine unbeschreibliche Hungersnot. Ein Ausschussbericht in Koblenz schreibt hierüber: „Um den 26. Juni waren im Innern der Eifel die Tage härtester Not. …. Der größte Teil der Bevölkerung schleicht jetzt umher mit eingeschwundenen kleinen Augen, hohlen, eingefallenen Wangen, gelber, an den Knochen klebender Haut, unfähig zur Arbeit und zum Erwerb, den Seuchen entgegensehend, die sie wegraffen werden.“

 

Der Preußische König Friedrich Wilhelm III. erlässt 1817 ein Dekret, wonach alle Pfarrer von Einquartierungen und Gemeindeabgaben befreit werden.

 

Die Kapelle Martental, die 1808 durch den Rausch-Müller übernommen wurde, wird im Jahre 1817 als gänzlich in Trümmern liegend gemeldet. Der Müller hat die Kapelle verkommen lassen. Als nur noch die Umfassungsmauern der Kapelle stehen, haben Unbekannte daran ein altes Bild der Gottesmutter befestigt und zu diesem Bild pilgert jetzt die gläubige Bevölkerung der Umgebung.

 

Im Verlauf des Jahres 1817 machen sich die Folgen der schlechten Saatbedingungen des vergangenen Jahres bemerkbar. Es gibt nur wenig zu ernten. Sogar die gut bemittelten Bürger haben kaum genug Brot zum Essen. Es wird größte Not in der Region gelitten und viele haben lange Monate kein einziges Stück Brot im Haus. Man ernährt sich von Kräutern und Wurzeln, welche man sonst nie zum Verzehr genommen hätte. Der Preußische König lässt über 10.000 Malter Korn von der Ostsee in die Rheinischen Provinzen bringen und hier zu geringem Preis verkaufen. Das sichert vielen Bürgern das Überleben in dieser armen Zeit.

 

Ein neues Gesetz sieht 1817 in jedem Ort eine Anlaufstelle für Hilfesuchende (Arme) vor. Jede Bürgermeisterei hat eine Armenkommission zu bilden. Den Vorsitz hat der Bürgermeister, ferner gehört der örtliche Pfarrer sowie einzelne Gemeinderatsmitglieder dem Gremium an. Ob das Gesetz auch in unserem Ort umgesetzt wird, ist in diesem Jahr nicht dokumentiert.

 

Im Jahre 1817 wird Martin Schneider (Sen.)(OFB 5072) als Pächter der Gruben Krapp I, Kollmann I (Altescherkaul) genannt.

 

Der Cochemer Landrat Oster berichtet 1817 über den Schieferbergbau: „Von Klotten und Cochem werden die Schieferplatten per Schiff weiter verfrachtet. Man handelt sie unter dem Namen „Clottener Leyen“ (Schiefer aus dem Kaulenbachtal). Sie werden auf dem Rhein von Lahnstein bis nach Holland, landeinwärts ins Jülichische, Bergische, Weilburgische und nach Westerburg versendet und die vorzüglichsten Märkte, wo dieselben gestapelt werden, sind Vallendar, Bonn, Cöln, Mühlheim, Hüttdorf, Düsseldorf, Neus, Urdingen und Wesel.“

 

Die Gilleskaul am Westhang des Müllenbachtals – noch 1809 als bedeutendste Grube in Müllenbach genannt – wird im Jahre 1817 als stilliegend erwähnt.

 

Im Jahre 1817 werden die Gruben Escherkaul / Keupskaul am Osthang des Kaulenbachtals erstmals erwähnt. Sie befinden sich im Besitz der Firma Paffrath, Köln. Bis 1825 werden sie als stilliegend geführt.

 

Die Grube „Hoheley“ wird im Jahre 1817 durch Johann Arentz aus Leienkaul-Laubach (OFB 0121) mit schwacher Belegung und Produktion betrieben.

 

Die Gruben Krapp II / Kollmann II (später Höllenpforte) werden zwischen 1817 und 1821 außer Betrieb gemeldet.

 

Die „Lambertsgrube“ (auch Allardsgrube, Sardinsgrube genannt), betrieben durch Johann Lambert Allard,(OFB 0084) der im Jahre 1817 Jahre verstirbt,  am Westhang des Kaulenbachtals wird zwischen 1817 und 1832 unregelmäßig mit einer Belegschaft von fünf bis sechs Mann betrieben.

 

Auf Privatgrund am Osthang des Kaulenbachtals wird von 1817 bis 1832 die Grube „Pütz I“ (später auch Walgenbach I (nicht Peter Walgenbach I)) als Kleingrube betrieben. 1817 wird die Grube durch Familie Wagner von Peter Tholl gepachtet, der sie verlehnt bekam. Nähere Angaben über den Betrieb vor 1817 sind unbekannt.

 

Im Jahre 1817 wird die „Martin Schneider (OFB 5072) Grube“ am Westhang des Kaulenbachtals angelegt. Bis 1825 verzeichnet man eine geringe Produktion mit drei bis sechs Mann Belegung.

 

Im Jahre 1817 wird auf der Hochfläche westlich des Kaulenbachtals die Grube „Martin Steffer(s)“ genannt. Es handelt sich um einen Versuchsstollen, der bis 1821 betrieben wird.

 

Am 5. Dezember 1817 fasst man im Waldgebiet von Hochpochten drei von neun Bandenmitgliedern der so genannten „Alfler Bande“ die im Verdacht steht, am 21. November des Jahres den Pfarrer von Kaifenheim - Jakob Weber - heimtückisch ermordet zu haben (mittels eines Kopfkissens in seinem Bett erdrosselt). Weitere 5 Mitglieder der Bande werden in Alflen gefasst. Einem gelingt die Flucht. Auch der Pastor zu Landkern und der zu Urschmitt gehören neben vielen Haus- und Hofbesitzern zu den Opfern der Bande. Unter anderem einen Hof im Walde Hochpochten soll das Gesindel angezündet haben. Die Gefangenen Verbrecher werden nach Bonn ins Gefängnis geführt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen des Jahres 1817 der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal:  (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (4/?); Lambertsgrube (4/?); Paffrathsstollen (4/?); Escher und Keupskaul (3/?); Oligskaul I (3/?), Oligskaul II (3/?).

 

1818: Ein Bericht des Landrates vom Jahresanfang 1818 spricht von 70 bis 80 beschäftigten Schieferbrechern auf den Gruben in Müllenbach und Laubach.

 

Im Jahre 1818 schreibt der Ulmener Pfarrer Burckard in sein Kirchenbuch: „Sterben und Verbrennen, Anna Margaretha, die Witwe des Johann Fischer (OFB 1160), Hofmann auf dem Maisfelder Hof, ist nach dem Tod des Mannes (30.01.1814) und dem Brand des Hofes (31.Januar 1814) dem Wahnsinn verfallen und in diesem Wahnsinn 1817 (24. Februar 1817) in Müllenbach gestorben. Kein größeres Unglück kann dem Menschen auf Erden widerfahren, als diesen Fischers-Kindern widerfahren ist; der Vater ist gestorben, die Wohnung verbrannt, die Mutter närrig geworden und gestorben. Hof und Gut abgenommen und ohne Vermögen in die Welt gejagt. Was für ein größeres Elend und Unglück kann seyn als dieses?“

 

Im März des Jahres 1818 berichtet Landrat Oster an seine vorgesetzte Dienststelle: „Nie war der Handel mit den Schiefersteinen so lebhaft wie jetzt, welches man schon daher entnehmen kann, dass heute schon die Bestellungen bis zum künftigen Juny gemacht und bis dahin keine Steine zu haben sind.“

 

Pfarrer in Müllenbach im Jahre 1818: Schmitt Johann Heinrich, (geb. in Ransbach).

(Amtszeit in Müllenbach: 1818 - 1824). Der bisherige Pfarrer Philipp Reichards, aus Demerath stammend, wechselt nach Düngenheim, da, wie er bemängelt, die Gemeinde Müllenbach den ihm versprochenen Zuschuss zu seinem Einkommen in Höhe von acht Malter Korn und vier Malter Hafer nicht mehr liefert und die dringend notwendige Ausbesserung des Pfarrhauses nicht vornimmt.

 

Im Jahre 1818 pachtet Georg Regnier (OFB 4162) aus Laubach Gemeindeland in Müllenbach am Westhang des Kaulenbachtals und legt hier die „Regniersgrube“ an. Bis 1825 wird mit einer Belegung von fünf bis sieben Mann produziert.

 

Die Witterung im Jahre 1818 ist vortrefflich. Endlich kann von den Bauern wieder eine halbwegs reichhaltige Ernte eingefahren werden.

 

Das Friedensgericht in Kaisersesch wird im Jahre 1818 durch das „Preußische Friedensgericht“ ersetzt.

 

Im Herbst 1818 vernimmt man, dass Anhänger und Helfershelfer der ehemaligen Alflener Bande sich widerum in dem kleinen Ort jenseits der Endert treffen und ihr Diebeswerkzeug rüsten. Da umflattert der Schreck wie ein schwarzes Gespenst wieder einmal die Häuser und Hütten der umliegenden Orte.

 

1819: Zu einem Vergleich zwischen den Erben Paffrath und der Gemeinde Müllenbach kommt es am 02. März 1819. Über Jahre war die genaue Lage des Grubenfeldes „Paffrathstollen“ auch „Hauskaul“ genannt am Westhang des Kaulenbachtals umstritten. Die Gemeinde Müllenbach beschuldigt die Betreiber aus der Paffrathsgrube heraus in benachbarte Schieferrichten eingebrochen zu sein und hier widerrechtlich Schiefer gefördert zu haben. Man einigt sich die Grenzen durch Sachverständige bestimmen zu lassen. Die Firma Paffrath akzeptiert eine Pachtnachforderung von 700 Franc und verpflichtet sich zu weiteren Pachtzahlungen zu entsprechenden Bedingungen. In der Folge jedoch, weigert sich die Witwe Paffrath wiederholt die fälligen Pachten zu zahlen, so dass durch die Gemeinde Gendarmerie aufgeboten und die fällige Pacht in Form von Naturalien gewaltsam aus der Paffrath´schen Grube requiriert wird. Erst später (1840) ordnet das Landgericht Koblenz die Abgrenzung der Paffraths-Grube durch Urteil an.

 

Mit Verfügung der Preußischen Regierung vom 18. März 1819 (Amtsblatt Nr.19) dürfen ab sofort bei Neubauten keine Strohdächer mehr verwendet werden. Die Dacheindeckung hat in fester Form stattzufinden.

 

Am 03.Juni 1819 stirbt der aus Laubach stammende Schieferbrecher Georg Wilhelm Lefev jämmerlich bei einem Steinschlag in der Schiefergrube.

 

Im Juni 1819 inspiziert der Dürener Bergmeister Grund die Schiefergruben im Kaulenbachtal und verfasst einen ausführlichen Bericht. Grund rät dazu, am Osthang des Kaulenbachtals, auf dem Gelände der Familie Ollig einen Tagebau zu installieren. Grund schlägt in seinem Bericht weiterhin grundsätzlich vor, folgende Vorschriften zu erlassen, sofern untertägige Gewinnung überhaupt erlaubt würde:

  1. an einem Talhang und in einem bauwürdigen Lager jeweils nur eine Untertagegrube zuzulassen,
  2. zu verordnen,  daß  der  Stollen  möglichst  von  der  Talsohle auszugehen habe und daß er nur ein Lager erschließen dürfe,
  3. die Größe der Abbauhohlräume auf 4 Lachter (etwa 8 Meter) streichend und 24 Fuß Höhe zu begrenzen und Sicherheitspfeiler  zwischen den so entstehenden Abbaukammern zu verordnen.

Der Grundbesitz der Olligs, wie auch der benachbarte Kollmann`sche Besitz, liegt auf einem besonders ergiebigen Schieferlager.

 

Die Grube „Gute Meinung“ (= Peter Wellings Grube (OFB6436)), Gemeindeland von Müllenbach am Westhang des Kaulenbachtals wird im Jahre 1819 erstmalig erwähnt. Sie wird bis 1927 als Kleingrube betrieben.

 

Von 1819 bis 1833 wird von Pächter Franz Arentz (OFB 0107) und Genossen im Staatswald bei Leienkaul die Grube Martenthal als Kleingrube betrieben. Besitzer ist der Forst-Fiskus. Bei einer Belegung von zwei bis drei Mann wird eine nur sehr geringe Produktion erzielt.

 

Die Firma Franz Rinck aus Cochem hält im Jahre 1819 75 % der Gewinnungsrechte eines Erbstammes Ollig, der 1791 die Gruben „Oligskaul I, Altoligskaul“ besaß.

 

Nach Übernahme durch Firma Franz Rinck, Cochem wird die Grube „Oligskaul I“ im Jahre 1819 im Tagebau mit ca. 8 bis 19 Mann betrieben.

 

Die Schieferbrecher erhalten im Jahre 1819 für die Untertagearbeit einen Gulden pro Reis gewonnenen Schiefers an Lohn. Für das Spalten der gleichen Menge werden 24 Stüber bezahlt. Die Gruben der Schieferregion Kaulenbachtal gemeinsam fördern 4.000 bis 5.000 Reis (1 Reis = 2,33m) Dachschiefer pro Jahr.

 

Im Jahre 1819 muss nach der „Aufnahme vorhandener Abbaue“ in unserem Bereich jede weitere Veränderung und Neuanlage einer Grube den Bergämtern mitgeteilt werden und steht fortan unter deren Aufsicht.

 

Bei seiner Hochzeit am 01.07.1819 in Kaisersesch wird Johann Alflen (*26.08.1793 / OFB 0039) in Gerhardsrother Hof) mit Beruf: Ölmüller und dem Wohnort Müllenbach Ölmühle erfasst.

 

In Berichten wird im Jahre 1819 der Cochemer Schiefer- und Pottaschehändler Franz Rinck als „Vormund aller Schiefergruben des Raumes Müllenbach, ausgenommen die des Kölner Kaufmanns Paffrath“, genannt.

 

Für die Grube „Sesterbach I“ von Besitzer Simon Josef Regnier Erben (OFB 4178 / +1810), wird zwischen 1819 und 1825 eine geringe Produktion im saisonalen Tagebau (Sommer), mit einer Belegschaft von zwei bis vier Mann berichtet.

 

Das Jahr 1819 dürfte als sehr fruchtbar bezeichnet werden, wenn nur mehr Regen für Grundwasser im Sommer gesorgt hätte. Die große Hitze und Trockenheit schadet dem Land.

 

Ab 1819 ist Förderung auf der Grube „Oligskaul II“ am Osthang des Kaulenbachtals erfasst. Bis 1825 wird im Tagebau bei sehr hoher Produktion und einer Belegschaft von fünf bis sechs Mann gemeldet.

 

Für die Schiefergewinnungsorte der Eifel ist das Bergamt Düren zuständig, welches das gesamte Gebiet links des Rheins und nördlich der Mosel als Bezirk hat. Müllenbach und Laubach gehören zum Bergrevier Mayen.

 

Am 07. Dezember 1819 wird mit dem 2-jährigen Matthias Klasen, Sohn des Peter Klasen (Nr. 2441 OFB), der erste Tote auf dem von Pastor Schmitt neu eingesegneten Friedhof im Holzweg bestattet. Bis zu diesem Zeitpunkt befand sich der Friedhof als so genannter „Kirchhof“ im Umfeld der Pfarrkirche. In der Zeit der französischen Regierung wurde gefordert, dass sogenannte „Friedhöfe“ außerhalb der Ortschaften angelegt werden.

 

1820: Ab dem Jahre 1820 gibt es eine Schnellpost mit vier Pferden (Haltestelle in Lutzerath) die es möglich macht, Trier in nur 17 Stunden zu erreichen.

 

Im Jahre 1820 ist der Anteil der Bewohner in Müllenbach und Laubach, welche keine Landwirtschaft betreiben, in etwa doppelt so hoch wie im Umland. Das weist auf die sehr schlechten und ungünstigen landwirtschaftlichen Bedingungen hin, aber auch darauf, dass vorwiegend der Schieferbergbau die Menschen in die Schieferregion ansässig werden lässt.

 

Ab dem Jahre 1820 ist der Mayener Revierbeamte Obersteiger Balster für die Schiefergruben in Müllenbach und Laubach zuständig.

 

1821: Die Grube „Gute Hoffnung“ (= Steffanskaul) wird im Jahre 1821 regelmäßig und ganzjährig mit einer Belegung von sechs bis acht Mann betrieben.

 

In Berichten wird im Jahre 1821 erstmalig von einer Lohndifferenzierung nicht nur zwischen Hauern und Förderleuten gesprochen, sondern auch zwischen dem ersten und dem zweiten – geringer entlohnten – Hauer unterschieden, weiterhin gibt es auch Lehrhauer. Insgesamt arbeiten auf den Schiefergruben bei Müllenbach und Laubach 41 Hauer und Spalter, sowie 23 Schlepper. Die Verdienste der gelernten Arbeiter liegen zwischen 16 Silbergroschen (Vollhauer) und 9 Silbergroschen (Lehrhauer) pro Schicht. Schlepper verdienen 7 bis 9 Silbergroschen.

 

Durch Johann Krämer (OFB 2684) wird 1821 im Staatsforst die Grube „Hochpochten“ angelegt. Besitzer ist der Forst-Fiskus.

 

Man beginnt im Jahre 1821 mit der Anlage von Produktionsübersichten der einzelnen Schiefergruben im Linksrheingebiet.

 

Das bisherige „Preußische Friedensgericht“ in Kaisersesch wird im Jahre 1821 dem Friedensgericht in Cochem zugeteilt. Damit ist Kaisersesch kein Gerichtsstandort mehr. Die Wege für die Bürger im Falle von Rechtsstreitigkeiten werden damit weiter.

 

Gute Fruchtbarkeit auch im Jahre 1821. Die Winter- und die Sommerfrüchte sind gut gewachsen und bieten einen sehr befriedigenden Ertrag. Auch Obst und Gemüse sind reichlich gewachsen. Das Vieh auf den Weiden hat gut zu Fressen.

 

Die junge Müllenbacher Pfarrei gehörte bis zum Jahre 1821 zum Bistum Aachen, ab dem Jahre 1821 zum Bistum Trier.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen des Jahres 1821 auf den Gruben der Schieferregion Kaulenbachtal (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (6/1.412); Lambertsgrube (5/761); Paffrathsstollen (4/833); Glücksanfang (0/0); Altescherkaul (4/?); Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (?/?), Oligskaul II (?/?).

 

1822: Am 18. Januar 1822 beschreibt der Müllenbacher Pastor Henricus Schmitt in einem Schreiben an das Bistum Trier die Kapelle/Pfarrkirche in Müllenbach als „im schlechtesten Zustand“. Die Frage wieviele Menschen die Kirche fasst beantwortet er folgendermaßen: „Kaum die Hälfte der Pfarrkinder, aus meiner Capell ist sie eine Pfarrkirche geworden.“ Auf die Frage nach einer vorhandenen Sakristei antwortet er: „Hat sie nie gehabt und hat dermalen noch keine und wird auch keine bekommen.“ Zur Ausstattung mit Paramenten und Vaasen antwortet er: Ja mit Vaasen, aber sonst leidet sie allen Mangel an Leinwand sowohls als Paramenten.“ Für die Unterhaltung der Kirche haben die Pfarrgenossen zu sorgen, „sorgen aber sehr schlecht dafür.“

 

Von 1822 bis 1824 fördert im Sesterbachtal die Grube „Armetey“. Besitzer ist Schunk.

 

Ebenfalls im Sesterbachtal wird im Jahre 1822 die Grube „Gewonnenberg“ im Besitz der Gebrüder Schunk mit unregelmäßigem Betrieb erwähnt. Nach 1823 wird sie als stilliegend geführt. Es handelt sich vermutlich um eine alte, Anfang des 19. Jahrhunderts schon ausgebeutete Grube.

 

Bei der Geburt seines Sohnes Peter im Februar 1822 wird Martin Schneider jr. (OFB 5073) als Eisenschmied zu Müllenbach genannt.

 

Im Jahre 1822 pachtet Martin Schneider Senior (OFB 5072) die Grube „Glücksanfang“ (= Krapp III, Kollmann III) zusätzlich zu „Altescherkaul“. Daneben auch die Gruben Krapp II, Kollmann II (später Höllenpforte), sowie Krapp I und Kollmann I (Altescherkaul). Es wird zwischen 1822 und 1827 unregelmäßiger Betrieb gemeldet.

 

Von 1822 bis 1828 wird durch Peter Behrens (OFB 0318) auf seinem Grundbesitz im Sesterbachtal die Grube „Matthias“ als Kleingrube im Nebenerwerb betrieben. Die Produktion ist geringfügig.

 

Im Jahre 1822 wird die Grube „Pütz II“ am Osthang des Kaulenbachtals angelegt und bis 1830 mit acht bis zehn Mann Belegung betrieben.

 

Am Osthang des Kaulenbachtals wird im Jahre 1822 die „Emmerich (OFB 6395) und Peter (OFB 6436) Wellingsgrube“ angelegt. Sie ist bis 1827 als sehr unregelmäßig betriebene Kleingrube nachweisbar.

 

Die Brandordnung des Kreises Cochem sieht 1822 im Paragraph 3 vor, dass ab sofort die Ausführung von Strohdächern auf neu zu erstellenden Häusern verboten ist. Auch größere Reparaturen an Strohdächern dürfen nicht mehr ausgeführt werden. Die Dacheindeckung ist nur noch mit Lehmziegeln oder Schiefer auszuführen (Gem. Verfügung der Preußischen Regierung vom 18. März 1819).

 

Die Grube „Hochpochten“, 1821 durch Johann Krämer (OFB 2684) angelegt, wird zwischen 1822 und 1834 regelmäßig mit sieben bis zehn Mann betrieben.

 

Im Jahre 1822 wird für die Grube „Glücksanfang“ (Krapp III, Kollmann III) unregelmäßiger Betrieb gemeldet, der sich auch im Jahr 1823 fortsetzt.

 

Im Jahre 1822 wird die Grube „Hirschseifen“ auf Privatgrund im Sesterbachtal genannt, die zwischen 1822 und 1829 vom Besitzer, der Firma Schunk verpachtet und als Kleingrube mit zwei Mann ganzjährig belegt ist.

 

Im Jahre 1822 gibt es keinen Winter, und die Temperaturen sind so frühlingsmäßig zu Weihnachten, dass die jungen Mädchen sich Veilchen und andere Frühlingsblumen in die Haare stecken.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1822 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (8/1.703); Lambertsgrube (6/932); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (5/1.205); Glücksanfang (2/77); Krapp II u. Kollmann II (4/33); Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (10/1.442), Oligskaul II (7/1.360).

 

1823: Am 04.September 1823 stirbt Johann Arenz (OFB 0120) aus Müllenbach, 41 Jahre alt, Ehemann von Anna Maria Wilhelmi, Vater von drei unmündigen Kindern, durch einen Steinschlag in der Schiefergrube Hohelay. Mit ihm zusammen verunfallt, stirbt sein Gehilfe Johann Ostermann aus Eppenberg am 08. September.

 

Über die Gruben „Krapp II“ und „Altescherkaul“ bemerkt der zuständige Bergrevierbeamte im Jahre 1823: ,,Es ist bloß eine Nachlese, wo der letzte Pfeiler durch drei Mann weggenommen wird und ihrem Ende sehr nahe." Generell wird über viele Schiefergruben bei Müllenbach, Laubach und Leienkaul das Gleiche berichtet.

 

Im Jahre 1823 und im Jahre 1825 wird die Grube „Clara“ in Laubach als Kleinstgrube erwähnt.

 

Johann (Steffes-)Holländer (OFB 5664) eröffnet im Jahre 1823 auf Privatgrund bei Laubach den Versuchsstollen „Ennersberg“.

 

Ein feuchtes Jahr, das Jahr 1823. Wenn Ende August und im September nicht die große Hitze gewesen wäre, wären die Sommerfrüchte nicht reif geworden. Mit der Ernte ist man aber allenthalben zufrieden.

 

Mit Verfügung der Preußischen Regierung vom November 1823 (Amtsblatt Nr. 47) dürfen ab sofort bei Neubauten auch keine Lehmschindeldächer mehr verwendet werden. Nach der Verordnung des Verbots von Strohdächern (März 1819), eine Anordnung, die der heimischen Schieferindustrie zugute kommt, da jetzt nur noch Schiefer als Dacheindeckung in Frage kommt.

 

Ende des Jahres 1823 wird die Grube „Glücksanfang“ als stilliegend geführt. Dieser Zustand wird sich bis zum Jahre 1835 fortsetzen.

 

Die Gesamtfördermenge der Schiefergruben bei Müllenbach und Laubach beträgt im Jahre 1823 genau 6.394 Reis (etwa 14.900 Meter). Der Verkaufspreis für ein Reis Rohschiefer ab Grube beträgt 1,5 Taler.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1823 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (8/2.295); Lambertsgrube (6/1.071); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (3-5/666); Glücksanfang (2/165); Krapp II u. Kollmann II (1/163); Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten); Oligskaul I (7-10/2.640), Oligskaul II (7/981).

 

1824: Pfarrer in Müllenbach im Jahre 1824: Steffes Franz Joseph, (geb. in Alflen) (Amtszeit in Müllenbach: 1824–1845). Die Pfarrei Müllenbach ist dem Bistum Trier zugeteilt.

 

Die Bürger von Laubach möchten im Jahre 1824 wieder in die Pfarrei Masburg eingegliedert werden. Dem Begehren wird widersprochen.

 

Veranlasst durch mehrere schwere Unfälle in den Schiefergruben des Linksrheingebietes sehen sich die Behörden im Jahre 1824 gezwungen, ein Bergpolizei-Reglement für die Dachschieferbrüche zu erlassen. Am 16. September 1824 tritt dieses Reglement in Kraft. Es wird in den Amtsblättern der Region veröffentlicht und bleibt über Jahrzehnte Grundlage der Arbeit der Bergbeamten. Eine Verordnung sieht vor, Dachschieferbergbau nur im Tagebau zu betreiben. Federführend bei der Erarbeitung des Reglements ist Bergmeister Grund.

 

Ein besonders schwerer Wolf wird im Jahre 1824 als "erlegt" aus den Eifelwäldern gemeldet. Er soll ein Gewicht von sage und schreibe 270 Pfund auf die Waage gebracht haben. Das Normalgewicht eines europäischen oder kanadischen Wolfes beträgt etwa 80 bis 90 Pfund. Nur die russischen Wölfe, die mit als die größten gelten, haben ein Durchschnittsgewicht von ca. 140 bis 160 Pfund.

 

Etwa 18 – 20 Kinder aus Laubach besuchen im Jahre 1824 die Schule in Müllenbach

 

Als Pate wird im Jahre 1824 genannt, der in Müllenbach geborene Heinrich Conrad (OFB 0736). Es ist über ihn vermerkt: „Beruf: Krämer“ „Heinrich Conrad reiste mit seinen Waren wohl bis nach Holland. Bei der Taufe seiner Tochter Elisabeth ist sein Beruf mit „Negotiatoris Hollandici“ angegeben.

Am 30. und 31. Oktober 1824 sehr starker Regen, der die Bäche und Flüsse über die Ufer treten lässt.

 

1825: Am 08. Januar 1825 stirbt Johann Bantes aus Müllenbach, Ehemann von Christina Exius und Vater einer 2 Monate alten Tochter, durch Steinschlag in der Schiefergrube.

 

Johann Reinhard Klasen (OFB 2396), Hubert Allard (OFB 0078) und Johann Nikolaus Allard (OFB 0083) betreiben im Jahre 1825 auf Privatland in Laubach den Versuchsstollen „Klasen und Allardsgrube“. An der Westseite des Kaulenbachtals hatte Johann Reinhard Klasen die Grube Neue Hoffnung gepachtet.

 

  1. M. Goldschmidt richtet im Jahre 1825 auf Privatland in Müllenbach die Grube „Goldschmidts“ ein. Weiterhin gibt es keine Meldungen zu dieser Grube.

 

Unweit der ehemaligen Grube „Hoheley“ versucht man im Jahre 1825 eine neue Grube mit gleichem Namen anzulegen und zu betreiben. Dies bleibt jedoch bis 1831 erfolglos.

 

Auf Müllenbacher Gemeindeland, am Westhang des Kaulenbachtals, legt im Jahre 1825 Pächter Emmerich Welling (OFB 6395) die Grube „Mühlwiese“ (auch Wiesengrube genannt) an. Bis 1834 werden vier bis sieben Arbeiter bei ständig hoher Produktion beschäftigt.

 

Für die Grube „Oligskaul I“ wird im Jahre 1825 stagnierender Betrieb gemeldet.

 

Am Osthang des Kaulenbachtals wird 1825 die Grube „Oligskaul III“ angelegt. Bis 1836 wird sie als Kleingrube mit vier bis sechs Mann Belegung betrieben.

 

Zwischen 1825 und 1850 wird die Grube „Altoligskaul“ mehrfach gelegentlich verpachtet. Es gibt Versuche der Wiederaufnahme mit geringer Produktion.

 

Die Firma Rinck übernimmt von Simon Josef Regnier (OFB 4178) im Jahre 1825 die Tagebaugrube „Sesterbach I“.

 

Matthias Joseph Hoff (OFB 1899), gebürtig aus Bereborn, der am 20. August 1830 in der Kirche zu Müllenbach die Anna Margaretha Steffes-ollig aus Müllenbach heiratet wird 1825 als erster ständiger Lehrer in Laubach genannt. Es heißt: „Der erste ständige Lehrer in Laubach war Matthias Joseph Hoff, der ca. 20 Jahre hier blieb und 1845 nach Beuren kam. Anfangs machte er den Wandeltopf (reihum Verpflegung in der Gemeinde) mit. Sein Gehalt war etwas größer als das des Schweinehirten. Es wurde von den Leuten direkt an den Lehrer gezahlt. Später erhielt Hoff aus der Gemeindekasse 60 Taler, musste sich aber selbst beköstigen. Jedes Schulkind hatte 20 Groschen, die Gemeinde den Rest zu bezahlen.“

Holzhauer Johann Conz wird im Jahre 1825 als Bewohner des Forstgebäudes in Hochpochten genannt.

 

Im Jahre 1825 wird durch die preußische Regierung die allgemeine Schulplicht eingeführt. Zuständig ist das „Provinzial-Schulkollegium“ unter Leitung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz. Die Schulaufsicht übernehmen die örtlichen Pfarrer. Mit dem Unterhalt der Schulen werden die Gemeinden aber alleine gelassen.

 

Am 06. Dezember 1825 verordnet eine Verfügung der Bergbehörden die regelmäßige Einreichung von Produktionsübersichten des Schieferbergbaus, nachdem man schon 1821 vorgeschrieben hatte, solche Übersichten anzulegen.

 

Etwa ab dem Jahre 1825 kann man den Schieferbergbau in Müllenbach und Laubach als Haupterwerbsbergbau bezeichnen. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft verliert immer mehr an Bedeutung.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1825 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (6/1.752); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Wiesengrube (3/26); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (3/?); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Krapp II u. Kollmann II (10/852); Escher u. Keupskaul (3/26);  Oligskaul I (4/1.656), Oligskaul II (4/746); Oligskaul III (2/89).

 

1826: Die Grube Escherkaul / Keupskaul, in Besitz der Firma Paffrath, nimmt im Jahre 1826 ihren Betrieb mit einer Belegschaft von fünf bis sechs Mann wieder auf.

 

Die Witwe Paffrath legt im Jahre 1826 beim Bergamt Düren Beschwerde ein, betreffend Pachtzahlungen an die Gemeinde Müllenbach. Ihrer Meinung nach gilt für die Paffraths-Grube noch das kurfürstliche Verlehnungsrecht aus dem Jahre 1785. Sodas keine Pachtzahlungen an die Gemeinde geleistet werden müssen. Sie beschwert sich auch darüber, dass die Gemeinde Müllenbach unmittelbar neben ihrer Grube weiteres Grubengelände verpachtet hat und damit den Abbau in der Paffraths-Grube beeinträchtigt.

 

Die Gebrüder Kollmann werden im Jahre 1826 Teilhaber der Klottener Schieferhandlung Schunk.

 

Auf dem Privatgelände der Familie Walgenbach in Laubach versuchen im Jahre 1826 sechs Pächter die alte, im Ursprung nicht belegte Grube „Heidenloch“ wieder in Betrieb zu nehmen. Der Versuch bleibt jedoch erfolglos.

 

Johann Arenz (OFB 0121) und seine Ehefrau Anna Margaretha geb. Ollig, verpachten am 29. September 1826 an Martin Schneider sen. (OFB 5072) die von Johann Ollig (OFB 3876) (Vater von Anna Margaretha) geerbte Schiefergrube, die Escher Kaul.

„Am 29. September 1826 unterzeichnen Johann und Anna Margaretha Arenz und Martin Schneider sen. einen Pachtvertrag, durch den Martin Schneider den Schiefer unter dem Acker der Eheleute Arenz abbauen und so die Grube Krapp II unterirdisch ausdehnen kann. Er zahlt eine Pacht von eineinhalb Silbergroschen pro Reis gewonnen Schiefer“.

 

Im Jahre 1826 wird die „Regniersgrube“ von Georg Regnier (OFB 4162) betrieben, mit der Grube von Emmerich Welling (OFB 6395) zusammengelegt (da mit dieser durchschlägig) und heißt zukünftig „Vereinigte Regniersgruben“. Zwischen 1828 und 1846 mit sechs bis neun Mann produzierend, dann eingestellt.

 

Michael Hoffmann (OFB 1935) wird 1826 als wohnhaft auf der Zirwesmühle erwähnt. Hoffman war geboren im Jahre 1798 auf der Freundsmühle. Sein Beruf wird mit Müller angegeben. Die Zirwesmühle gehört jetzt zur Pfarrei Alflen.

Die Firma Paffrath prozessiert 1826/27 gegen die Behörden bis hin zum obersten Gericht, dem Rheinischen Revisions- und Kassationshof in Berlin.

 

Der Verkaufspreis für ein Reis Rohschiefer ab Grube beträgt im Jahre 1826 1,3 Taler.

 

Ende des Jahres 1826 übernehmen Johann Gilles (1367) und sein Schwager Matthias Joseph Bohr (0471) die Pachtverträge ihres Schwiegervaters Martin Schneider sen. (OFB 5072) für die Schiefergruben Krapp II, Altescherkaul und Glücksanfang. Die Grube Krapp II wird vergrößert und entwickelt sich zur bedeutendsten Schiefergrube des Linksrheingebietes. Ab 1827 nennen sie ihr Stollenbergwerk Höllenpforte.

Die Förderung auf der Grube „Oligskaul II“ am Osthang des Kaulenbachtals (Tagebau) geht zwischen 1826 und 1833 stark zurück.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen in den Gruben der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1826 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (6/1.519); Lambertsgrube (4/203); Wiesengrube (4/193); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (2/0); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Krapp II u. Kollmann II (?/?); Escher u. Keupskaul (5/210);  Oligskaul I (4/1.276), Oligskaul II (Erschließungsarbeiten); Oligskaul III (4/783).

 

1827: Im Jahre 1827 wird die Pfarrei Müllenbach dem Dekanat Cochem zugeteilt.

 

Am Osthang des Kaulenbachtals wird im Jahre 1827 durch Johann Gilles (OFB 1367) und Matthias Josef Bohr (OFB 0471) das erste Stollenbergwerk im linksrheinischen Schiefergebirge angelegt (ehemals Krapp II / Kollmann II). Gilles und Bohr führen hierbei die Pachtverträge ihres Schwiegervaters Martin Schneider sen. (OFB 5072) weiter. Da die Schieferbrecher bisher immer in dem Glauben waren, dass, wenn man zu tief in den Berg eindringt, man irgendwann auf die „Hölle“ stoßen wird, ist man nie auf den Gedanken gekommen einen tiefen Stollen anzulegen. In diesem Jahr ist es nun soweit, ein Wagnis sondergleichen für die Betreiber. Dieses erkennt man auch an der Bezeichnung für das erste Stollenbergwerk im Kaulenbachtal und damit auch im linksrheinischen Schiefergebirge, die Grube heißt „Höllenpforte“. Die Belegschaft steigt in der Folge auf 35 Mann.

 

In Cochem verstirbt am 14. Juni 1827 im Alter von 60 Jahren der Schieferhändler Franz Rinck, der seinen Schieferhandel zum bedeutendsten der ganzen Umgegend aufgebaut hatte. Seine Erben sind seine Ehefrau Christine geb. Enck und die drei Töchter Johanna, Theresia und Kathinka.

 

Die „Emmerich (OFB 6395) und Peter (OFB 6436) Wellingsgrube“ wird im Jahre 1827 zugunsten der Grube „Mühlenwiese“ (Wiesengrube) aufgegeben.

 

Am 07. November 1827 wird vor dem Rheinischen Revisions- und Kassationshof in Berlin in der Sache Paffrath gegen Behörden entschieden, dass ein Dachschieferregal (Belehnung nach kurtrierischem Recht) nicht möglich ist, die Paffrath´schen Ansprüche damit hinfällig sind. Nach dem verlorenen Prozess sind für die Firma Paffrath die Pläne zu einem größeren Betrieb nach modernen Methoden gescheitert. Die Firma sinkt zu einem unbedeutenden Kleinproduzenten im Schiefersektor herab.

 

Im Jahre 1827 werden in den Gruben bei Müllenbach und Laubach knapp 9.000 Reis Schiefer gefördert.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1827 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (6/?); Lambertsgrube (?/623); Wiesengrube (4/620); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (3/?); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Krapp II u. Kollmann II –jetzt „Höllenpforte“ (7/1.437); Escher u. Keupskaul (?/1.279); Oligskaul I (6/1.230), Oligskaul II (1/93); Oligskaul III (11/435).

 

1828: Nach seiner Ausbildung und dem Tod seines Onkels, dem Glockengießer Peter Miesen aus Masburg, übernimmt Matthias J. Schmitz (OFB 4914) aus Müllenbach die Masburger Glockengießerwerkstatt und verlegt sie im Jahre 1828 nach Müllenbach in den Holzweg, direkt neben den neuen Friedhof.

 

Die Kleingrube „Matthias“, von Peter Behrens (OFB 0318) im Sesterbachtal betrieben, stellt im Jahre 1828 ihre geringfügige Produktion ein.

 

Am 08. Juni 1828 wird bei der Taufe von Hubert Weber (OFB 6298), bei der Hubert Bourgeois (0499) Taufpate ist, erstmals der Name Bourgeois als „Buschwa“ geschrieben. Der Pastor übernimmt den Namen so, wie er ihn hört.

In den Jahren 1828 / 1829 steigt die Belegschaftszahl auf der Grube Escherkaul / Keupskaul auf bis zu 15 Mann.

 

Am Osthang des Kaulenbachtals wird in 1828 die „Oligskaul IV“ als kleine Tagebaugrube mit schwacher Belegung und Produktion angelegt.

 

Im Jahre 1928 werden in den Gruben bei Müllenbach und Laubach 10.700 Reis Schiefer gefördert.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1828 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (?/1.102); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Wiesengrube (4/652); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (6/3.024); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Höllenpforte (11/3.923); Escher u. Keupskaul (14/3.295);  Oligskaul I (6/1.691), Oligskaul II (Erschließungsarbeiten); Oligskaul III (2/855).

 

1829: Am 03.März 1829 stirbt Peter Josef Gerhards (OFB 1324) aus Müllenbach, 35 Jahre alt, Ehemann von Anna Sophia Schmitz und Vater eines minderjährigen Kindes durch Steinschlag in der Schiefergrube.

 

Am 13. März 1829 stirbt Matthias Fischer (OFB 1180) aus Müllenbach, Ehemann von Anna Margaretha Krämer, Vater von 2 Kleinstkindern und eines noch nicht geborenen Kindes durch Unglück im Schieferbergwerk.

 

Ebenfalls am 13. März 1829 stirbt der Ehemann Matthias Fricker (OFB 1223) aus Müllenbach an Verletzungen, die er durch Steinschlag im Bergwerk erlitten hat.

 

Im Jahre 1829 wird ein Erbpachtvertrag zwischen den Gebrüdern Kollmann und Martin Schneider junior (OFB 5073), Eisenschmied zu Müllenbach, Matthias Josef Bohr (OFB 0471) Schneider zu Müllenbach und Johann Gilles (OFB 1367) auf 99 Jahre für die Gruben Krapp I und Kollmann I (Altescherkaul), der auch Glücksanfang (= Krapp III, Kollmann III) und Höllenpforte betrifft, geschlossen.

 

Für die Grube „Gute Hoffnung“ (= Steffanskaul) werden in den kommenden Jahren, nach 1829, wechselnde Pächter vermerkt.

 

Die Grube „Hirschseifen“ im Sesterbachtal, von der Firma Schunk als Nebenerwerbsgrube verpachtet, wird von 1829 bis 1858 nur unregelmäßig betrieben.

 

Auf Privatgrund im Sesterbachtal legt Peter Behrens (OFB 0318) im Jahre 1829 die Grube „Peterbehrensgrube“ an. Die Grube wird mit einer Belegschaft von fünf bis sechs Mann betrieben.

 

Das ganze Jahr 1829 zeichnet sich durch durchweg schlechtes Wetter aus. Anfangs sehr kalt und hoher Schnee, ansonsten feucht, regnerisch und stürmisch mit viel Hochwasser. Am Ende wieder strenge Kälte. Heu und Früchte mussten feucht eingefahren werden.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1829 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (8/1.936); Lambertsgrube (2/84); Vereinigte Regniersgrube (4/365) Wiesengrube (2/93); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (8/1.605); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Höllenpforte (11/3.157); Escher u. Keupskaul (11/2.320);  Oligskaul I (5/652), Oligskaul II (2/396); Oligskaul III (3/697).

 

1830: Vor 1830 beträgt die Pachtabgabe für Schiefergruben im Kaulenbachtal gewöhnlich 1 1/2 Silbergroschen pro Reis (1 Reis = 2,33m) geförderten Dachschiefer erster Qualität.

 

Um das Jahr 1830 berichtet man, dass auf der Mosel Schiffe eingesetzt werden, die eine Breite von 3,5 Meter und eine Länge von bis zu 24 Metern erreichen. Zu Tal können diese Schiffe eine Ladung von 110 Tonnen, bei der Bergfahrt bis zu 70 Tonnen aufnehmen. Getreidelt werden die Schiffe von bis zu sechs Pferden, je nach Ladung. Für den Schiefertransport bedeutet dies eine Kapazität von ca. 440 Reis /Talfahrt und ca. 280 Reis / Bergfahrt. (1 Reis = 2,33 Meter Schiefer mit einem Gewicht von etwa 250 Kg)

 

Im Jahre 1830 reklamiert die Pfarrgemeinde Adenau noch einmal den Gerhardsrother Hof, der immerhin 12 Taler Pacht eingebracht hätte, für sich, vergeblich wie man später sieht, für 2.964 Taler wird der Gerhardsrother Hof 1851 zugunsten der Pfarrgemeinde Müllenbach verkauft.

 

Am 06.März 1830 schließen die Brüder Peter Gorges (OFB 1468) und Matthias Joseph Gorges (OFB 1457)  mit den Erben Firma Rinck in Cochem einen notariellen Pachtvertrag zur Ausbeutung der ehemaligen Schiefergruben „Ober- und Unter- Martenthaler Gruben. Hierbei wird erwähnt, dass die Leyen in gehöriger Trarbacher Form und Größe zum Moselufer nach Klotten zu liefern sind. Frau Witwe Christine Rinck hat die Transportkosten vom Bruch bis nach Klotten gemäß dem Vertrag selbst zu tragen.

 

Ab 31. März 1830 verkehrt auf der Mosel zwischen Koblenz und Trier erstmalig eine soganannte Eil-Jacht der Firma Steinebach und Leroy aus Koblenz. Diese Eil-Jacht, von Pferden getreidelt, ermöglicht eine Reise von Koblenz nach Trier innerhalb von drei Tagen. Am ersten Tag geht es von Koblenz über Karden und Cochem nach Senhals. Dort Übernachtung und am nächsten Tag weiter bis Bernkastel, auch hier wieder Übernachtung und am dritten Tag Ankunft in Trier. Die Rückfahrt dauert nur zwei Tage, mit Übernachtung in Zell. Bisher konnten sich Reisende immer nur auf ebenfalls getreidelten Frachschiffen einkaufen und hier zwischen der Fracht sitzend die Moselreise nach Trier oder Koblenz auf sich nehmen, was unter Umständen viele Tage mehr dauerte. Für Reisende aus unserer Region keine wirkliche Alternative. Seit 1726 verkehrt schon die Postkutschenlinie von Koblenz über Kaisersesch, Lutzerath nach Trier. Mit Hilfe der Kutsche kann man innerhalb eines Tages die beiden Städte erreichen.

 

Die Grube Altescherkaul (=Krapp I, Kollmann I) wird im Jahre 1830 von Martin Schneider sen. (OFB 5072),  Matthias Josef Bohr (OFB 0471) und Johann Gilles (OFB 1367) an die Gebrüder Johann Schmitz (OFB 4866) und Josef Schmitz (OFB 4882) unterverpachtet. Es erfolgt eine Neuordnung der Verträge zwischen den Erben der Erstpächter und der Unterpächter. Die Grube wird 1830 – 1833 ausgebaut und dann bis 1850 mit durchschnittlich 15 Mann, teilweise bis zu 30 Mann betrieben.

 

Im Jahre 1830 wird die Grube „Glücksanfang“ (Krapp III, Kollmann III) an den Glockengießer Matthias Joseph Schmitz (OFB 4914) aus Müllenbach unterverpachtet.

 

1830 wird die Grube „Pütz II“ als Kleingrube mit einer Belegung von vier bis fünf Mann und rückläufiger Produktion weiter betrieben.

 

Am 18. Dezember 1830 verstirbt in Düngenheim im Alter von 78 Jahren der erste Pfarrer unserer Pfarrei Philipp Reichards. Er wirkte in Müllenbach von 1805 bis 1818.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1830 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (4/1.139); Lambertsgrube (?/238); Vereinigte Regniersgrube (5/1.353) Wiesengrube (5/666); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (7/797); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Höllenpforte (17/2.852); Escher u. Keupskaul (7/1.697);  Oligskaul I (4/1.214), Oligskaul II (3/678); Oligskaul III (3/338).

 

Sehr strenger Winter Ende des Jahres 1830.

 

1831: Die Gemeinde Laubach kauft im Jahre 1831 ein Haus in der Ortsmitte, neben der Kapelle, welches als Schulhaus mit integrierter Lehrerwohnung (dürftig) dient. Die 18 – 20 Laubacher Schüler, welche im Sommer die Schule in Müllenbach besuchten, können jetzt in ihrem eigenen Ort die Schule besuchen und müssen nicht mehr nach Müllenbach laufen.

 

Im Jahre 1831 wird am Osthang des Kaulenbachtals (im Bereich Grubenfeld Oligskaul) die Grube „Brücksgrube I“ angelegt. Grundbesitzer sind je zur Hälfte Georg Wilhelm Brück (OFB 0623) und die Firma Schunk. Die „Brücksgrube I“ wird in ihrer ersten Phase bis 1831-1842 mit 8 bis 10 Mann betrieben.

 

Die Familie Johann Heinrich Arenz (OFB 0130) betreibt im Wald von Laubach die auf Staatsbesitz liegenden Gruben Hoheley und Martenthal. Durch den Bergbau sind sie bei der Firma Rinck in Cochem verschuldet und müssen im Jahre 1831 die Hälfte ihrer Schiefergewinnungsrechte an die Erben Rinck abtreten.

Für die recht ergiebige VEREINIGTE REGNIERSGRUBE, Betreiber Georg Regnier und Emmerich Welling, werden 1831 12 Silbergroschen 9 Pfennig per Reis Schiefer erster Qualität als Pacht abgeführt.

 

Auf Privatland der Firma Schunk im Sesterbachtal wird im Jahre 1831 die „Michelbehrensgrube“ von Pächter Michael Behrens (OFB 0313) angelegt. Bis 1840 betreibt er diese als Kleingrube.

 

Firma Schunk übernimmt im Jahre 1831 die 1829 im Sesterbachtal angelegte „Peterbehrensgrube“. Betrieb weiterhin mit fünf bis sechs Mann.

 

1831 bis 1846 wird durch Pächter Johann Valerius (OFB 6118) auf Gemeindegrund von Müllenbach, am Westhang des Kaulenbachtals die Grube „Mühlenkäulchensberg“ (auch Valeriusgrube genannt) betrieben. Die Kleingrube wird von zwei bis vier Mann bearbeitet.

 

Ein Großbrand in Ulmen ist in aller Munde. Am 31. Oktober 1831, des Nachts gegen drei Uhr, wird durch Unachtsamkeit ein Brand entfacht, der am Ende neun Häuser, acht Scheuern und zwanzig Stallungen in Schutt und Asche legt. Menschen werden nicht verletzt, jedoch sind 34 Seelen ohne Wohnung.

 

Im Jahre 1831 wird vom Förster Heinrich Kick (OFB Ulmen1583) (Förster in Hochpochten) beantragt, Hochpochten in die Pfarrei Müllenbach einzugliedern. Dieses wird vom Pfarrer Burkard in Ulmen abgelehnt, vom Pfarrer Steffes in Müllenbach jedoch besonders befürwortet. Hintergrund der Forderung von Förster Kick ist, dass die Schule in Ulmen derzeit nicht mit einem Lehrer besetzt ist. Lehrer Sesterhenn von Meiserich hält abwechselnd halbtags Schule in Ulmen und Meiserich. Förster Kick lässt seine drei Töchter deshalb durch einen Privatlehrer aus Sinzig, seinen Vetter und Bruder des Lehrers zu Sinzig unterrichten. Gleichzeitig nehmen auch die beiden Jungs des mittellosen Holzhauers Conz an diesem Unterricht teil. Conz bittet daraufhin um die Erlassung des Schulgeldes für Ulmen. Kick glaubt mit dem Antrag auf Umpfarrung auch die schulischen Verhältnisse, da die Kirche / Pastor die Oberaufsicht über die Schulen hat, verändern zu können und die Kinder damit nach Müllenbach zur Schule gehen dürfen.

 

Die Ende 1825 begonnenen Arbeiten der Familie Arenz (OFB 0130) an der neuen Grube „Hoheley“, unweit des verstürzten Grubenbaues werden Ende des Jahres 1831 erfolglos eingestellt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1831 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Lambertsgrube (?/284); Valeriusgrube (2-4/72) Vereinigte Regniersgrube (5/1.414) Wiesengrube (5/1.398); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (9/2.360); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Höllenpforte (23/3.091); Escher u. Keupskaul (6/1.899);  Oligskaul I (?/317), Oligskaul II (4/768); Oligskaul III (4/1.375).

 

1832: Einwohnerzahl im Jahre 1832 in Müllenbach 550. (140 Familien)

 

Der Kirchenrat von Ulmen wendet sich am 01. April 1840 gegen die Umpfarrung der Hochpochtener Höfe nach Müllenbach. Auch Lehrer Laux von Ulmen spricht sich dagegen aus, denn er soll in der Folge auch das Schulgeld mit dem Müllenbacher Lehrer teilen. Auch die Verminderung der Schülerzahl in Ulmen ist ihm ein Dorn im Auge.

 

  1. Oktober 1832: Die Regierung in Koblenz und der Bischof Hommer in Trier sprechen die Genehmigung zur Umpfarrung der Höfer Hochpochtens in die Pfarrei Müllenbach aus.

 

Das Kirchenvermögen der Pfarrei Müllenbach wird angegeben mit: einem Hof, (Gerhardsrother Hof, ehedem Eigentum d. St. Anna Altars in Adenau) mit 23 Morgen Acker, 10 Morgen Wiesen und 16 Morgen Wildland. Der Hof bringt für die Kirche eine Pacht von 42 Talern.

 

Matthias Josef Schmitz (OFB 4914) gießt im Jahre 1832 in seiner Glockengießerei im Holzweg Glocken für die Gemeinden Kaifenheim und Müsch im Kreis Ahrweiler.

 

Das Landratsamt in Cochem ordnet an, dass ab dem Jahre 1832 in jeder Gemeinde des Kreises sogenannte Ortsprotokolle geführt werden müssen. Der Ortsgemeinderat ist damit aufgefordert ab sofort die Beschlussbücher der Gemeinde zu führen. Sämtliche Protokolle der Gemeinderatssitzungen sind in den Beschlussbüchern zu erfassen.

 

In den Kirchenbüchern der Pfarrei Müllenbach wird im Jahre 1832 besonders betont, dass in diesem Jahr wieder eine Pilgerfahrt nach Trier zum Grabe des hl. Apostels Matthias stattfindet.

 

Der Pastor urteilt im Jahre 1832 über die Schäfchen seiner Pfarrei: „Der Kirchenbesuch ist gut, man hält Andachten in der Fastenzeit und im Mai; die moralische Haltung bezeichnet er als mittelmäßig, dreimal Tanz, an der Kirmes, am Sonntag vor Fastnacht und Ostermontag."

 

Im Jahre 1832 wird in Müllenbach Philipp Reichard (OFB 4191) als Schullehrer genannt, mit dem der Pfarrer zufrieden ist.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1832 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (3/272); Lambertsgrube (2/102); Valeriusgrube (2/128) Vereinigte Regniersgrube (5/1.449) Wiesengrube (6/1.391); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (9/2.419); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Höllenpforte (27/4.771); Escher u. Keupskaul (5/520);  Oligskaul I (4/464), Oligskaul II (4/717); Oligskaul III (5/1.074).

 

 

1833: Matthias Josef Schmitz gießt im Jahre 1832 in seiner Glockengießerei im Holzweg eine Glocke für die Kappelle in Müllenbach. Neben den Glocken St. Antonius aus dem Jahre 1706, St. Barbara aus dem Jahre 1747, ist dies nun die dritte Glocke für das Geläut der Müllenbacher Pfarrkirche.

 

Die Grube „Oligskaul II“ am Osthang des Kaulenbachtals (Tagebau) fördert von 1832 bis 1848 als Kleingrube mit fünf bis acht Mann Belegung.

 

Im Jahre 1833 wird die Grube Höllenpforte von 35 Mann bearbeitet.

 

Im Kircheninventar Müllenbachs wird 1833 eine kupferne Monstranz genannt. Drei Glocken werden in der Kirche erwähnt, die die Gläubigen aus Müllenbach zum Gebet rufen.

 

Ab dem Jahre 1833 betreiben die Familien Schunck und Kollmann ein gemeinsames Schieferhandelsunternehmen in Klotten. Gemeinsam mit den Brüdern Schunck werden die Gebrüder Kollmann zum führenden Schieferhandelsunternehmen für den im Bereich Müllenbach und Laubach gewonnenen Schiefer.

 

In Müllenbach und Laubach beschäftigen im Jahr 1833 zwanzig Schiefergruben insgesamt etwa 110 Schieferbrecher, davon mehr als 2/3 im Hauptberuf.

 

Außer Schunk und Kollmann findet sich 1833 ein weiterer Schiefergrubenbesitzer aus Klotten in unserer Region. Aus einem sogenannten Lehnungsvertrag vom 19. Oktober des Jahres 1833 geht hervor, dass der Winzer und Wirt Anton Stegmann aus Klotten mit den Laienbrechern Bernard Conrad (OFB 0733), Adam Jaeger (OFB 2049), Johann Josef Loevef (OFB 3049) und Nikolaus Loevef (OFB 3053) aus Müllenbach einen Vertrag schließt und somit als Grubenbesitzer in Müllenbach genannt wird. Er hat mit dem genannten Lehnungsvertrag  dem Bernard Conrad und „Consorten seine ihm eigenthümlich zugehörige zu Müllenbach im Wollewertälchen gelegene Laiengrube, Fischers Laienkaul genannt, auf neun und neunzig  und folgende Jahre, und somit als erblich überlassen, und gibt ihnen das Recht,  in dieser Kaul für ihre Rechnung Laien erbeuten zu dürfen“. Conrad und Consorten verpflichten sich in dem Vertrag, dem Vermieter Stegmann von jedem Reis Laien (1 Reis=2,33 Meter) ohne Unterschied „seyen es blaue oder flecken, welche sie beuten werden, drei Silbergroschen zu zahlen und zwar ohne Abzug“.

 

Am 19. November 1833 ergeht eine erste Verfügung in Fragen der Sicherheitstechnik in den hiesigen Schiefergruben. Bei der Sprengarbeit dürfen ab sofort keine eisernen Raumnadeln mehr verwendet werden, sondern nur noch kupferne Nadeln. Bei den Raumnadeln handelt es sich um Werkzeuge zum Einbringen des Schwarzpulvers in die Bohrlöcher. Es besteht die Gefahr, dass sich das Schwarzpulver beim herausziehen des Werkzeugs selbst entzündet.

 

Schon um 1791 hatte Johann Ollig (OFB 3876) auf Privatland am Osthang des Kaulenbachtals die Schiefergruben Altoligkaul und Oligskaul betrieben. Die Erben Johann Olligs veräußern einen Teil der im Familienbesitz befindlichen Gewinnungsrechte an die Firma Rinck aus Cochem, die in diesem Jahr (1833) wiederum ihren Besitz und die Gewinnungsrechte an die Firma Schunk veräußert. Die Erben Olligs behalten die Oligskaul I bis ins 20. Jahrhundert. Die restlichen Oligskaulen gehen später im Großbergwerk Mariaschacht auf

 

Am 29. Dezember 1833 unterzeichnen Witwe Christiane Rinck und eine ihrer Töchter einen Verkaufsvertrag, mit dem aller Grundbesitz, alle Gewinnungsrechte und Beteiligungen der Firma Rinck an die Inhaber der Schieferhandlung Schunk übergehen. Eine Klausel bindet die Käufer an alle noch gültigen Verpachtungs- und sonstigen Verträge der Firma Rinck. Damit übernimmt das Unternehmen Schunck/Kollmann fast sämtlichen Grundbesitz, die meisten Förderrechte und Beteiligungen im Müllenbach / Laubacher Schieferbergbau und ist nunmehr Hauptinhaber aller Schiefergewinnungsrechte im Kaulenbachtal. Von diesem Datum an hat das Unternehmen eine Monopolstellung im Schieferhandel und kann den Abnahmepreis für den Schiefer und die Löhne für die Schieferbrecher weitestgehend selbst bestimmen.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1833 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (6/438); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Valeriusgrube (?/63) Vereinigte Regniersgrube (6/1.156) Wiesengrube (7/1.452); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (12/3.588); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Höllenpforte (35/4.475); Escher u. Keupskaul (?/156);  Oligskaul I (3/149), Oligskaul II (4/505); Oligskaul III (6/559).

 

1834: Zwischen 1834 und 1848 meldet die Grube „Höllenpforte“ (ehem. Krapp II / Kollmann II) eine Belegschaft von 30 bis 50 Mann. Sie ist damit eine der bedeutendsten Schiefergruben im Linksrheingebiet.

 

In einem Bericht des Revierbeamten Balster vom März des Jahres 1834 heißt es zu den Müllenbacher Gemeindegruben: „Die Pächter, welche ihr tägliches Brod in diesen Gruben suchen, und nicht die Mittel haben, mehrere Zeit ohne Verdienst zu Vorarbeiten zu verwenden, mengen und bröckeln an denselben, ohne zum vorschriftsmäßigen Betrieb angehalten werden zu können, weil sie täglicher Gewinnung zu ihrem Unterhalte bedürfen ……  Alles Zureden bei den Aufsehern nutzt nichts, weil sie immer bei dem Grundsatze bleiben, so zu arbeiten um täglich davon leben zu können; versprochen wird daher alles, ausgeführt aber nichts. Bei den hohen Tagelöhnen von 12 bis 17 Silbergroschen verlassen die Pächter auch häufig die Gemeindegruben und suchen Verdienst im Tagelohn, so dass die Gemeinde einen großen Theil des Jahres ohne Pachteinkünfte ist und die Gruben bei so unregelmäßigem Betriebe gänzlich zerfallen. Allem diesem kann nur durch eine neue Pachtung vorgebeugt werden, wenn nämlich in dem betreffenden Vertrage bestimmt wird, dass die Grube ununterbrochen mit der zum Betriebe erforderlichen Mannschaft belegt seyn müsse.“

In seinem Bericht meldet er für die angesprochenen Gruben folgendes: Was nun die Dachschiefergruben der Gemeinde Müllenbach im Speziellen betrifft, so wird

 

  1. a) die alte Regniers-Grube sehr nachlässig betrieben. Pächter ist Lambert Regnier (OFB 4169) von Müllenbach, welcher jährlich zu verschiedenen Zeiten, wenn er immer wohlfeile Tagelöhne aufbringen kann, diese von der First der Grube einige Reis Leyen abgraben und dann sie unbelegt läßt, ohne Einwirken der Verwaltungsbehörde wird dieses wohl so lange fortgehen, bis endlich durch diese unregelmäßige Arbeit die Grube einstürzt. Es wird hier zwar auf einer schmalen aber äußerst ergiebigen Richt gebaut, diese bei gehörigen Vorrichtungsarbeiten die schönsten und häufigen Leyen brächte.
  2. b) die Vereinigte Regnier und Schneiders Grube ist an mehrere Einwohner von Laubach und Müllenbach verpachtet. Sie wird mittels offenem Tagebau betrieben auf der 40 Fuß mächtigen Pützricht. Statt aber eine ausgedehnte Strecke abzuräumen, wie ich häufig angerathen habe, wonach dann die 20 Menschen auf lange Zeit mit bestem Erfolg Leyen machen könnten, arbeiten 4 bis 6 Mann an einem Straßenbau unter der Stollenbausohle, wodurch sie auch immer am Einsturz der darunter liegenden Paffraths Grube (Hauskaul genannt) befürchten lassen, weil sie mit dieser Arbeit das als Pfeiler dienende Mittel zwischen der Hauskaul und ihrer Grube schwächen. Auch diese Grube war vom November bis jetzt außer Betrieb, indem die Pächter statt sich eine Winterarbeit in ihrer Grube vorzurichten, anfangs November dieselbe verließen und in Privatgruben in Tagelohn gingen.
  3. c) bei der Emrich- und Peter Wellings Grube welche an mehrere Einwohner von Müllenbach verpachtet ist, und die auf der Keupsricht ebenfalls mittels offenem Tagebau betrieben wird, ist derselbe Fall wie bei der an b bezeichneten Grube. Statt gehörig abzuräumen schwächen die Pächter durch den Straßenbau unter der Stollensohle das Mittel zwischen ihrer Grube und der darunter liegenden Hauskaul. Sie war Dezember vergangenen Jahres und Januar und Februar dieses Jahres unbelegt, und die Pächter während dieser Zeit auf Privatgruben im Tagelohn. Bei meiner Befahrung am 8. des Monats fand ich sie aber wieder mit 2 Mann belegt, die nach ihrer früheren Gewohnheit wieder an der Straße bröckelten während das überhängende Obergebirge ihnen Gefahr drohte. – Ich habe nun diese Arbeit untersagt, bis durch gehörige Abraumarbeit alle Gefahr verschwunden sei.
  4. d) Gegen den Betrieb der Grube Gute Hoffnung, welche an Michel Peters (OFB 4031) und Comp. in Müllenbach verpachtet ist, ist besonders nicht zu erinnern. Nur ist zu bedauern, daß dieselbe ebenfalls nicht ununterbrochen belegt ist und häufig von den Pächtern verlassen wird.
  5. e) Die Grube Allard ist von Allard von Müllenbach verpachtet, welcher sie aber meistens unbelegt läßt. Allard ist ein guter Spalter und verdient auf Privatgruben hohen Tagelohn, ist er einige Tage ohne Arbeit, so nimmt er der gepachteten Allartgrube einige leicht zu gewinnende Reis Leyen weg, läßt den Schutt in der Grube liegen, und geht dann wieder seinem Tagelohn nach, was den Verderb der Grube nach sich zieht. Sowohl durch offenen Tagebau als durch unterirdischen Bau würde diese Grube bei gehöriger Bearbeitung die schönsten und viele Leyen bringen, so aber bringt sie der Gemeinde gar keine Einnahmen.
  6. f) Die Sardainsgrube wird ziemlich regelmäßig betrieben. Die Pächterin, Gertrud Wittib Sardain (OFB 4442) auf der Grube wohnhaft, ist aber zu arm bei den dortigen hohen Tagelöhnen dieselbe gehörig zu belegen.
  7. g) Die Wiesengrube wird ununterbrochen von der Wittib Emrich (OFB 6395) und Peter Welling (OFB 6436) von Müllenbach regelmäßig mit 7 Mann und gutem Erfolge betrieben.
  8. h) Die Grube von Mühlenkäulchensberg, an Johann Valärius (OFB 6118) auf Escherkaul wohnhaft verpachtet, welcher sie an mehrere Einwohner von Müllenbach als Afterpacht gegeben hat. Diese Grube würde bei ordentlichem Betrieb viele und schöne Leyen bringen, die Unterpächter machens aber wie Allart bei der zu e bezeichneten Grube und verderben durch ihre Pflückereien den Beruf nur.

Zwischen 1834 und 1836 ist die „Lambertsgrube“ (auch Allardsgrube, Sardinsgrube genannt) zwar noch von den Erben Lambert Joseph Allard (OFB 0084) und Genossen gepachtet, wird aber nicht mehr bearbeitet.

 

Die mit hoher Produktionsrate produzierende Grube „Mühlwiese“ (auch Wiesengrund genannt), am Westhang des Kaulenbachtals, wird im Jahre 1834 weiter ausgebaut.

 

1834/35 liegt die Grube „Oligskaul I“ am Osthang des Kaulenbachtals still.

 

Die Grube „Pütz II“ geht im Jahre 1834 an die Firma Paffrath und wird eingestellt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1834 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (6/647); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Valeriusgrube (2/0); Vereinigte Regniersgrube (5/401);  Wiesengrube (7/3.138); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (?/1.973); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Höllenpforte (27/5.165); Escher u. Keupskaul (4/242);  Oligskaul I (?/282), Oligskaul II (6/3029); Oligskaul III (8/1.076).

 

1835: Als Amtsbürgermeister in Kaisersesch wird 1835 Herr Zillikens genannt.

 

Die Grube „Wiesengrund“, am Westhang des Kaulenbachtals wird zwischen 1835 und 1848 bei hoher Produktion mit 12 bis 15 Mann betrieben.

 

1835 bis 1839 wird die kleine Tagebaugrube „Oligskaul IV“ als stilliegend erwähnt.

 

Für die Grube „Sesterbach I“, der Firma Rinck, wird im Jahre 1835 von Untertagebau als Kleingrube mit unregelmäßiger Produktion und einer Belegung von zwei bis sechs Mann berichtet.

 

Jakob Exius (OFB 1105) wird 1835 als wohnhaft im Jägerhaus Hochpochten verzeichnet.

 

Im Kreise Cochem werden 1835 39 Evangelische gezählt, dass sind 0,0014% der gesamten Kreisbevölkerung. Hauptsächlich handelt es sich bei den evangelischen Mitbürgern um Preußische Beamte, welche vor nunmehr 20 Jahren in unseren Kreis kamen um wichtige Preußische Dienstposten zu besetzen.

 

Der Gewinn aus den Gruben Höllenpforte, Altescherkaul und Glücksanfang verteilt sich im Jahre 1835, nachdem der an die Firma Schunk zu entrichtende Anteil abgezogen ist, auf fünf Beteiligte.

 

Am 30. November 1835 reist der Dürener Bergmeister Grund wieder nach Müllenbach. Zum einen, um Ermittlungen gegen den Bergbaubeamten Balster durchzuführen, jedoch auch, um sich die bergbaulichen Gegebenheiten auf den Gemeindegruben anzusehen. Grund bemängelt, dass seit seinem letzten Besuch die Anordnung des Tagebaus nicht vollzogen wird. Die Tagebauvorschrift des Bergreglements von 1824 sei gefälligst durchzuführen, dann käme der Betrieb auf den Gemeindegruben schon wieder in Gang. Alle Entwicklungen seit seiner ersten Reise nach Müllenbach, vor 17 Jahren, haben ihn von dieser Idee nicht abweichen lassen.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1835 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (8/985); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Valeriusgrube (3/289); Vereinigte Regniersgrube (3/340);  Wiesengrube (7/2.770); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (?/675); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Höllenpforte (35-50/11.273); Escher u. Keupskaul (4/1.685);  Oligskaul I (?/?), Oligskaul II (6/2.267); Oligskaul III (8/996).

 

1836: Bis 1836 gehen die Pachtsummen wieder auf einen Silbergroschen pro Reis (1 Reis = 2,33m) Dachschiefer zurück, fallen also noch unter die vor 1830 üblichen Pachtpreise.

 

Die seit Ende 1823 stilliegende Grube „Glücksanfang“ wird 1836 wieder aktiviert und betreibt die Förderung bis 1855 mit acht bis zehn Mann Belegung.

Eine Entscheidung zum Schieferbergbau trifft der Gemeinderat am 07. März 1836. Der von Bergbaumeister Grund aus Düren in seinem Gutachten vom 30. November 1835 vorgeschlagenen Tagebau wird einstimmig abgelehnt. Bergmeister Grund und Obersteiger Balster waren von 1819 bzw. 1821 bis 1836 ständig mit dem Schieferbergbau von Laubach und Müllenbach befasst.

Während das Pottasche brennen früher auf Brenner in den umliegenden Orten des Hochpochtenwaldes (z.B. Ulmen, Müllenbach und die Höfe in Hochpochten) verteilt war, hatte es sich offensichtlich Anfang des 19. Jahrhunderts auf Kaisersesch konzentriert. Im Jahre 1836 werden 6 Pottasche Brennereien in Kaisersesch genannt.

Im Jahre 1836 wird für die offenbar alte Grube „Hasenwieschen“ im Sesterbachtal der Versuch einer Wiederinbetriebnahme gemeldet.

 

Die Grube „Hochpochten“ wird seit 1836 nur noch durch Johann Krämer (OFB 2684), den Pächter selbst betrieben.

 

Ab 1836 wird die ehemalige „Lambertsgrube“ (auch Allardsgrube genannt) nach einem neuen Pächter auch „Sarteysgrube“ oder auch „Sardesgrube“ genannt. Nach 1836 wird allerdings keinerlei Produktion mehr erzielt.

 

1836/37 wird die „Oligskaul III“ am Osthang des Kaulenbachtals zum Stollenbergwerk ausgebaut, danach bis 1848 eine Belegung von 15 bis 20 Mann.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1836 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (3/?); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Valeriusgrube (4/?); Vereinigte Regniersgrube (6/?);  Wiesengrube (11/?); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (14/?); Glücksanfang (4/?); Höllenpforte (30/?); Brücksgrube I (13/?); Escher u. Keupskaul (10/?);  Oligskaul I (10/?), Oligskaul II (2/?); Oligskaul III (7/?).

 

1837: 1837/38 Ausbau der Grube „Oligskaul I“ zum Stollenbergwerk, danach Betrieb bis 1845 mit 20 bis 25 Mann Belegung. Betreiber sind die Gebrüder Gorges (Peter (OFB 1468) und Matthias Joseph (OFB 1457)).

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1837 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (6/281); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Valeriusgrube (4/273); Vereinigte Regniersgrube (6/1.037);  Wiesengrube (7/1.987); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (14/2.859); Glücksanfang (6/755); Höllenpforte (30/6.622); Brücksgrube I (9/878); Escher u. Keupskaul (25/4.793);  Oligskaul I (25/4.793), Oligskaul II (?/1.165); Oligskaul III (13/1.020).

 

1838: Im nahen Ulmen geht im Jahre 1838 wieder einmal eine Pockenepidemie um. 60 Personen fallen dort der Epidemie zum Opfer. Auch in der Pfarrei Müllenbach sterben in diesem Jahr mit 57 Bürgern gegenüber anderen Jahren relativ viele Menschen. Die Pocken sind jedoch bei keinem der Sterbefälle explicit aufgeführt.

Der Betrieb der Grube „Hochpochten“ wird im Jahre 1838 eingestellt.

 

Auf Gemeindegrund von Müllenbach, am Westhang des Kaulenbachtals, legt Pächter Johann Reinhard Klasen (OFB 2396) im Jahre 1838 die Grube „Neue Hoffnung“ an.

 

Der Pfarrer berichtet, dass im Jahre 1838 in Müllenbach, wie in den Städten und vielen Moselorten, eine Sommerschule in Übung ist. Sonst beginnt die Schule um das Fest des hl. Michael (29. September) oder auch erst Allerheiligen (1. November) und endet mit der Zeit, wo die Feldarbeiten beginnen, etwa Ende März. Gegenstand des Unterrichtes ist der Katechismus an erster Stelle, sodann Lesen und in beschränktem Maße Schreiben, noch beschränkter das Rechnen.

Der Glockengießer Matthias Joseph Schmitz aus Müllenbach gießt 1838 in seiner Glockengießerei 2 Glocken für die Kirche in Lütz.

 

Am 18. September 1838 wird in Müllenbach Johann Allar (OFB 0081), Sohn von Johann Allar und Anna Barbara geb. Schneider, geboren. Er ordiniert am 25. August 1866 in Trier, dann Kaplan in Kaifenheim, 1867 Benefiziat in Auel, Krankheitsurlaub, 1869 Kaplan in Kröv, 1870 Kaplan in Adenau, 1871 Pfarrer in Ramersbach. Er verstirbt am 06.03.1890 in Ramersbach.

Nach Versetzung des Revierbeamten Balster, wird im Jahre 1838 Obersteiger Ohligschläger neuer zuständiger Revierbeamter für die Schiefergruben in der Region Müllenbach und Laubach.

In den Pfarrbüchern werden für das Jahr 1838 folgende Daten vermerkt: Es wurden in der Pfarrgemeinde 67 Kinder geboren, 8 Paare wurden getraut, 57 Bürger sind verstorben, darunter 38 Kinder, 8 gleich nach der Nottaufe durch die Hebamme.

Im Jahre 1838 fördern in Müllenbach und Laubach 21 Schiefergruben mit etwa 170 Arbeitern ca. 11.000 Reis Dachschiefer. 75 % der Gesamtproduktion fallen auf die Gruben Höllenpforte und Oligskaul.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1838 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (5/747); Lambertsgrube (4/747); Neue Hoffnung (3/298); Valeriusgrube (3/585); Vereinigte Regniersgrube (8/1.736);  Wiesengrube (12/2.664); Paffrathsstollen (0/0); Altescherkaul (12/3.851); Glücksanfang (2/179); Höllenpforte (40/4.336); Brücksgrube I (13/802); Escher u. Keupskaul (6/582);  Oligskaul I (29/3.959), Oligskaul II (3/466); Oligskaul III (13/3.611).

 

1839: Im Jahre 1839 bewilligt die preußische Verwaltung der Gemeinde Müllenbach die Abhaltung von 2 Kram - und Viehmärkten (am 4. Dienstag nach Ostern und am 2. Montag vor Bartholomäus (24. August).

 

Im Februar 1839 unterrichtet Matthias Reichards, Sohn des Lehrers zu Müllenbach, die Kinder im Jägerhof in Hochpochten unberechtigterweise, wie man in Ulmen meint.

 

Am 15. August 1839 stirbt Urban Hölzer (OFB 1890) aus Müllenbach, 36 Jahre alt, Ehemann von Maria Elisabeth Welter durch Steinschlag in der Schiefergrube. Er hinterlässt drei Kleinkinder und eine schwangere Frau.

 

In den Kirchenakten der Gemeinde Müllenbach finden wir im Jahre 1839 erstmals einen Hinweis auf die „Brücksmühle“ im Kaulenbachtal.

 

Die Kirchenakten der Pfarrei vermerken für 1839:  51 Kinder geboren, 16 Paare wurden getraut, 53 Bürger sind verstorben darunter 32 Kinder (6 starben gleich nach der Geburt).

 

Am 15. Dezember 1839 wird die Mosel erstmalig von einem Dampfschiff befahren. Ein Franzose legt mit seinem von einer Dampfmaschine angetriebenen Schiff an diesem Tage von Metz kommend im Trierer Hafen an und wird hier unter Beifallsstürmen empfangen. In den folgenden Jahren soll sich auf der Mosel ein deutscher Dampfschiff-Regelverkehr entwickeln.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1839 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (3/339); Lambertsgrube (2/135); Neue Hoffnung (3/75); Valeriusgrube (2/19); Vereinigte Regniersgrube (7/1.093);  Wiesengrube (10/2.775); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (13/2.837); Glücksanfang (8/1.615); Höllenpforte (44/4.982); Brücksgrube I (7/350); Escher u. Keupskaul (3/280);  Oligskaul I (17/4.026), Oligskaul II (5/699); Oligskaul III (15/1.766); Oligskaul IV (2/0).

 

1840: Vom 07. Januar bis 27. April 1840 darf, nach einer kleinen Überprüfung, der Lehrer Anton Miesen aus Laubach die Kinder auf dem Jägerhof in Hochpochten während der Winterzeit unterrichten. Man will den Mädchen in dieser Zeit den Schulweg nach Müllenbach nicht zumuten.

 

Im Jahre 1840 ordnet das Landgericht Koblenz die Abgrenzung der „Paffrathsgrube“ auch „Hauskaul“ genannt, durch Urteil an. Vorausgegangen sind jahrelange Streitigkeiten zwischen der Gemeinde Müllenbach, deren Gemeindeland das Grubengelände umschließt, und den Erben Paffrath. Das Setzen der Grenzsteine erfolgt am 05. Oktober 1840. Mit dem Ergebnis der Vermessung ist die Gemeinde nicht einverstanden und legt weitere Klage ein.

 

Einwohnerzahl im Jahre 1840 in Müllenbach 715 (im Banne von Müllenbach auch 4 Mühlen, mit 23 Einwohnern und eine Leienkaul mit 12 Einwohnern vermerkt), 115 Häuser befinden sich im Ort.

 

Im April 1840 schreibt Kirchenrathsmitglied Lambert Regnier (OFB 4169) aus Müllenbach einen Brief an das Generalvicariat in Trier betreffend dem Zustand der Pfarrkirche: „Die Kirche fasst nicht mehr die Halbscheid Menschen in unserer Pfahr trotzdem das Stül und Bänk heraußgenommen sind, ist sie viel zu klein da es war früher hier Filial oder Vikariat, aber jetzt eine der bedeutensten Pfahreyen in unserem Kreiß; nun fehlt es nur an einer Anordnung: Sie größer oder anzubauen. Es haben sich mildthätige Menschen genug gemeldet welche freywillige Beyträge liefern wollen.“

 

1840 wird am Osthang des Kaulenbachtals die „Brücksgrube II“ angelegt.

 

Die „Michelbehrensgrube“, Kleingrube im Sesterbachtal, welche von Michael Behrens (OFB 0313) seit 1831 betrieben, wird im Jahre 1840 als stilliegend erwähnt.

 

1840 bis 1842 wird die „Oligskaul IV“ zum Stollenbergwerk ausgebaut.

 

Lehrer Phillip Reichard (OFB 4191) tritt im Jahre 1840 als Lehrer der Müllenbacher Schule ab. Seit 1816 hat er hier, mit kurzer Unerbrechung, den Unterricht versehen. Während der Unterbrechung seines Lehramts hielt ein Herr L. Giefer den Schuldienst. „Der Lehrer erschien im blauen Kittel. Stand im Sommer Regen bevor, so hatte das Schulhalten ein Ende, da der Lehrer für seine Früchte sorgen musste. Im Winter müssen die Kinder den nötigen Brennholzbedarf selbst mitbringen. Was zu viel mitgebracht wurde, ging nach dem Unterricht wieder mit nach Hause“.

 

Pfarrer Steffes aus Müllenbach erklärt am 28. Mai 1840 in einem Fragebogen des Generalvicariats: „Aus eigenen Mitteln der Pfarrgenossen eine Vergrößerung (der Kirche) auszuführen ist nicht möglich, da die Gemeinde Müllenbach bereits alles aufgeboten hat, um die Mittel zum neuen Schulhausneubaue aufzubringen und die Gemeinde Laubach so arm ist, dass sie jährlich bedeutende Umlagen zur Deckung der Gemeinde-Bedürfnisse zahlen muss.“

 

Lehrer Peter Born, gebürtig in Eller, tritt im Jahre 1840 seinen Dienst in der hiesigen Schule an. Am 4.2.1827 trat Born seinen Dienst in Ulmen an. Zuvor war er in Roes tätig. War bis 1831 Lehrer in Ulmen, dann von 1831 bis 1839 Lehrer in Senheim. Lies sich auf eigenen Wunsch nach Müllenbach versetzen.

 

Erste Pläne für eine neue Kirche werden im Jahre 1840 erstellt.

 

Johann Felser (OFB 1135) heiratet in 1840 in Müllenbach die Barbara Gilles. Er wird als Bäcker in Müllenbach genannt.

Am 14. Juni 1840 feiert Pfarrer Burkart in Ulmen sein 50. Priesterjubiläum. Aus Nah und Fern strömen die Menschen zu dem Feste. Auch Müllenbacher Bürger machen dem Ulmener Pfarrer ihre Aufwartung. Fast 9.000 Menschen nehmen an dem feierlichen Umzug zu Ehren des Jubilars teil. Ein Fest, wie es die Umgebung noch nie gesehen hat.

 

Auf den Schiefergruben im Bereich Müllenbach werden im Jahre 1840 insgesamt 7.910 Reis (18.340 Meter) Rohschiefer gefördert und verarbeitet, der Verkaufspreis pro Reis beträgt 1,5 Thaler. Auf den Schiefergruben sind zeitweise 150 – 160 Menschen beschäftigt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1840 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (2/280); Lambertsgrube (7/428); Neue Hoffnung (4/699); Valeriusgrube (3/268); Vereinigte Regniersgrube (?/?);  Wiesengrube (8/2.250); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (15/1.869); Glücksanfang (10/1.559); Höllenpforte (35/4.100); Brücksgrube I (5/372); Escher u. Keupskaul (3/195);  Oligskaul I (18/3.798), Oligskaul II (2/233); Oligskaul III (11/1.242); Oligskaul IV (2/0).

 

1841: In Ulmen wird im Jahre 1841 feierlich und unter großer Beteiligung des Volkes die von Matthias Joseph Schmitz in Müllenbach gegossene kleine Glocke für die Pfarrkirche eingeweiht.

 

Am 19. April 1841 wird auf der Mosel der erste regelmäßige deutsche Dampfschiffverkehr aufgenommen. Er verbindet nunmehr die Städte Metz, Trier und Koblenz.

 

Die Grube „Heidenloch“, auf Privatland der Familie Walgenbach, wird durch Peter Walgenbach zwischen 1841 und 1847 als Kleingrube mit einer Belegung von fünf Mann betrieben. Heidenloch zählt in den kommenden Jahren zu einer der kleinsten Gruben im Bereich Müllenbach/Laubach.

 

Neuer Landrat in unserem Heimatkreis ist seit 01. November 1841 Karl Julius Schönberger.

 

Am 14. Dezember 1841 verunglückt der Müllenbacher Krämer und Schankwirt Lambert Regnier mit seinem Fuhrwerk auf dem steilen Bergweg (Poststraße) nach Cochem. Ihm selbst und dem Zugtier passiert nichts, jedoch fällt ihm ¼ Ohm (ca. 40 Liter) Wein vom Karren. Das Fass zerbricht und der Wein versickert im Waldboden. Sein Verlust beträgt vier Thaler.

 

Ein weiterer Prozess beim Landgericht Koblenz betreffend der Grenzverläufe im Bereich „Paffrathsgrube“ im Müllenbachtal kommt 1841 zu dem Urteil, dass die kurtrierische Belehnung von 1785 in der Größe von 180 x 180 Fuß trierischen Maßes anzuerkennen ist, und hierfür an den Grundbesitzer (die Gemeinde) Pacht zu entrichten ist.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1841 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (4/336); Lambertsgrube (3/1.127); Neue Hoffnung (4/1.784); Valeriusgrube (3/398); Vereinigte Regniersgrube (6/853);  Wiesengrube (15/2.666); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Altescherkaul (27/2.186); Glücksanfang (6/1.372); Höllenpforte (26/6.260); Brücksgrube I (5/801); Escher u. Keupskaul (7/536);  Oligskaul I (15/3.796), Oligskaul II (5/233); Oligskaul III (10/1.400); Oligskaul IV (4/233).

 

1842: Am 18. Januar 1842 verstirbt in Müllenbach der Synodale Matthias Daheim (OFB 0758) (*1759).

 

Durch Mäuseplage und Misswuchs auf den Feldern verteuern sich im Jahre 1842 die Lebensmittel derart, dass die Preußische Regierung Mehl aus den Festungsbeständen unter der hungernden Bevölkerung verteilen lässt. Das hieraus gebackene Brot darf zu geringem Preise nur an die Ärmsten verkauft werden.

 

Brücksgrube I“ beendet im Jahre 1842 ihre erste Betriebsphase.

 

Die Grube „Neue Hoffnung“ am Westhang des Kaulenbachtals, 1838 angelegt, produziert zwischen 1842 und 1848 mit einer Belegung von sechs bis zehn Mann.

 

Im Jahre 1842 geht die Grube „Pütz I“ (auch Walgenbach I) an Firma Schunk, wahrscheinlich im Zusammenhang eines Darlehens an die Walgenbachs zum Betrieb der Grube „Heidenloch“. „Pütz I“ wird der „Altescherkaul“ zugeschlagen.

 

Anton Krämer (OFB 2654) aus Müllenbach (Gerhardsrother-Hof) emigriert im Jahre 1842 in die USA, kommt im gleichen Jahr nach Wisconsin und siedelte im Fond du Lac County. So wird er einer der Pioniere die sich dort ansiedeln. Bei seinem Tod im Jahre 1889 wird er als ältester Siedler der Stadt Mount Calvary gewürdigt.

Landrat Schönberger richtet 1842 einen Brief an den Kaisersescher Bürgermeister Driesch, betreffs Aufklärung polizeiwidriger Vorfälle nach Alkoholmissbrauch (Misshandlung eines jungen Mannes mit zahlreichen Messerstichen) in der Gemeinde Müllenbach. Er bittet den Bürgermeister zur Behebung des Mangels ggf. einen eigens für den Ort zuständigen Polizisten einzustellen, natürlich auf Kosten der Gemeinde daselbst.

Als besondere Missstände in der Gemeinde Müllenbach sind dem Landrat folgende berichtet worden: dass es an einer polizeilichen Bestimmung fehlt, wonach nicht nur der Wirth, sondern auch die Gäste, wenn sie die Polizeistunde nicht beachten, straffällig sind. / dass die Polizeistunde nicht geläutet und damit jede Weitläufigkeit durch Berufung auf verschiedene Uhren beseitigt wird, / dass die Gäste, wenn die Polizeistunde herannaht, sich noch Getränke vorstellen lassen und unter dem Vorwande, diese austrinken zu wollen, beliebig sitzen bleiben. / dass die Grubenbesitzer die Arbeiter in Wirthshäusern ausbezahlen, worauf die jungen Leute sich regelmäßig berauschen und zu Feindseligkeiten neigen sollen.

 

Nach der preußischen Neuregelung des Gesetzes zur Versorgung der Armen im Jahre 1842 erwirbt man nach drei Jahren Aufenthalt in einem Ort das Heimat- und Unterstützungsrecht. Vorherige Regelung war 1793 erlassen worden.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1842 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (5/291); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (8/967); Valeriusgrube (Erschließungsarbeiten); Vereinigte Regniersgrube (9/732);  Wiesengrube (16/3.907); Paffrathsstollen (0/0); Altescherkaul (20/4.231); Glücksanfang (10/2.733); Höllenpforte (33/4.194); Brücksgrube I (7/953); Escher u. Keupskaul (2/373);  Oligskaul I (20/3.914), Oligskaul II (2/559); Oligskaul III (13/2.293); Oligskaul IV (6/629).

 

1843: Der 19. März 1843 bringt Müllenbach eine verheerende Feuersbrunst. Gegen 11.30 Uhr, während dem Hochamt, bricht im Haus des Anton Felser (OFB 1132) „im Ecken" ein Feuer aus. Das Feuer entwickelte sich schnell zu einem Grossbrand, der erst am Morgen des nächsten Tages gelöscht ist. Erschreckende Bilanz: 35 Wohnhäuser, 27 Scheunen, Vieh, Frucht und Geräte sind vernichtet, Menschenopfer müssen zum Glück nicht beklagt werden. Vom Brand betroffen sind folgende Familien: Matthias Steffes-kirch 1 Haus und 1 Scheune und Stallung, Hubertus Bourgois 1 Haus und 1 Scheune und Stallung, Anton Nikolai 1 Haus und 1 Scheune und Stallung, Anton Bohr 1 Haus und 1 Scheune, Anton Felser 1 Haus und 1 Scheune, Johann Peifer 1 Haus und 1 Scheune, Johann Allar Erben 1 Haus und 1 Scheune, Johann Gilles 1 Haus und 1 Scheune, Johann Steffes-Hoff 1 Haus und 1 Scheune.

 

Schon am 20. März 1843 ruft der Amtsbürgermeister zu Kaisersesch die Gemeinden seines Verwaltungsbezirks auf, Sach- und Geldspenden nach dem großen Brand in Müllenbach zur Verfügung zu stellen.

 

Der Revierförster berichtet am 30. März 1843, dass nach dem großen Brand in Müllenbach zur Unterstützung folgendes aus dem Wald entnommen werden darf: Dass in dem Marthentaler Wald ca. 2000 – 2500 Cubikfuß Eichenholz, Futter und Eichenlaub als Streu.

 

  1. April 1843: Müllenbach hat nach dem großen Brand eine Wiederaufbau-Comission gewählt. Mit Hilfe des Geometers Burger aus Cochem kann keine drei Wochen nach dem Brand ein neuer Aufbauplan vorgelegt werden, der auch neue Straßenführungen vorsieht. Einige Grundstücke bekommen nach diesem Plan erstmals Zugang zur Strasse. Es gibt vereinzelt Widerstände gegen diese Absichten.

 

Im Jahre 1843 wird am Osthang des Kaulenbachtals die „Brücksgrube III“ als Kleingrube angelegt. Der Betrieb ist bis 1861 dokumentiert, danach keine Unterlagen bis 1893.

 

Die Grube „Gute Hoffnung“ (= Steffanskaul), die seit 1828 von wechselnden Pächtern betrieben wird, verzeichnet im Jahre 1843 nur noch geringe Produktion und liegt immer öfter still.

 

1843 bis 1848 werden auf dem neuen Stollenbergwerk „Oligskaul IV“ 15 bis 20 Arbeiter beschäftigt.

 

Der „Paffrathsstollen“ am Westhang des Kaulenbachtals wird zwischen 1843 und 1848 durch G. Paffrath mit einer Belegung von 7 bis 15 Mann erneut betrieben.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1843 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Lambertsgrube (?/130); Neue Hoffnung (9/817); Valeriusgrube (3/133); Vereinigte Regniersgrube (9/1.177);  Wiesengrube (14/2.730); Paffrathsstollen (10/1.025); Altescherkaul (30/3.250); Glücksanfang (11/2.213); Höllenpforte (40/7.619); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (8/699) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (10/4.192), Oligskaul II (5/466); Oligskaul III (15/3.110); Oligskaul IV (15/2.635).

 

1844: Im Jahre 1844 werden in Müllenbach, durch Maurermeister Moritz aus Müden, 2 neue Schulsäle verbunden durch ein Treppenhaus gebaut. Lehrer Münnich aus Westfalen wird als Lehrer angestellt. Lehrer Münnich ist verheiratet mit der Müllenbacherin Anna Sophia Schmitz, welche im Alter von 24 Jahren am Kindbettfieber verstarb. Hiernach heiratete er die Maria Katharina Steffes-hoff aus Müllenbach.

Von 1840 bis 1844 hatte Lehrer Born aus Senheim die Lehrerstelle inne. Er wird nach Lankern versetzt. Die Schüler werden nunmehr nach Geschlechtern getrennt.

 

1844 bis 1858 wird die Grube Escherkaul / Keupskaul stilliegend erwähnt.

 

Die Grube „Hasenwieschen“ im Sesterbachtal fördert zwischen 1844 und 1846 mit sechs bis 10 Mann Belegung.

 

Im Jahre 1844 versucht die Gemeinde Ulmen zum zweiten Mal nach 1817 Bürgermeisterei und Verwaltungsort zu werden. Hierauf ergeht auch eine Anfrage an die Gemeinden Müllenbach und Laubach, ob diese Teil der Bürgermeisterei Ulmen werden möchten. Die Müllenbacher Gemeindevertretung lehnt, wie auch der Laubacher Gemeinderat diese Anfrage ab.

 

Erstmalig seit 1818 wird 1844 im Trierer Dom von 18. August bis 06. Oktober der Heilige Rock wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Viele nutzen die Gelegenheit zu einer Wallfahrt nach Trier um dieses seltene Ereignis zu erleben.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1844 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (3/228); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (8/1.864); Valeriusgrube (3/44); Vereinigte Regniersgrube (6/883);  Wiesengrube (11/3.418); Paffrathsstollen (7/487); Altescherkaul (11/?); Glücksanfang (6/1.617); Höllenpforte (19/6.938); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (9/1.081) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (22/6.610), Oligskaul II (8/1.048); Oligskaul III (19/4.588); Oligskaul IV (13/1.978).

 

1845: Sehr strenger Winter zu Beginn des Jahres 1845. Noch im Juni treiben Eisschollen auf der Mosel.

 

Am 23. Juli 1845 wird in der „Preußischen Rheinprovinz“ erstmals für Preußen das „Dreiklassenwahlrecht“ eingeführt. Die Wahlberechtigten werden hierbei nach der Höhe ihres Einkommens oder nach der Höhe der von ihnen zu entrichtenden Steuer in drei Klassen eingeteilt. Wer z. B. mehr als 150 Mark an Grund- und Gebäudesteuern zu entrichten hat, gehört automatisch zu Klasse 1 und wird als geborenes Mitglied des Gemeinderats geführt. Der Gemeindevorsteher (Ortsbürgermeister) wird „nach gutachtlichen Vorschlägen des Verbandsgemeindebürgermeisters vom Landrat aus den Mitgliedern des Gemeinderates ernannt“. Durch die Vorschriften des Dreiklassenwahlrechts – nur männliche Personen, volljährig, nicht verschuldet, keine Strafen, lesen und schreiben können und Personalsteuern zahlen – dürfen in der Gesamtheit im Schnitt nur 3 – 6% der Bevölkerung tatsächlich wählen.

 

Franz Arenz (OFB 0108) wird bei seiner Hochzeit im Jahre 1845 als wohnhaft in Alflen Zirwesmühle erwähnt.

Nach dem Tode seines Vaters Holzhauer Johann Conz, übernimmt sein Sohn Jakob im Jahre 1845 das Forstgebäude in Hochpochten.

 

Einwohner in Müllenbach im Jahre 1845: 735 (Das sind 10,3 % der in der gesamten Bürgermeisterei Kaisersesch (17 Orte) beheimateten Bürger)

 

In 1845 werden auf den Schieferkaulen rund um Müllenbach 250 Schieferbrecher beschäftigt. Es werden insgesamt im Bereich von Müllenbach schon 15.830 Reis (36.880 Meter) Rohschiefer gefördert und verarbeitet. Der Verkaufspreis pro Reis beträgt 2,5 Thaler.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1845 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (30/4.054); Valeriusgrube (4/438); Vereinigte Regniersgrube (8/648);  Wiesengrube (15/2.805); Paffrathsstollen (15/438); Altescherkaul (14/3.537); Glücksanfang (4/93); Höllenpforte (35/3.902); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (14/1.971) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (22/17.039 – Die Oligskaulen legen in diesem Jahr ihre Produktionszahlen zusammen), Oligskaul II (6/-); Oligskaul III (18/-); Oligskaul IV (18/-).

 

1846: Am 14. Februar 1846 stirbt Anton Welling (OFB6389) bei einem Unglück im Schieferbergwerk. Der 60-jährige hinterlässt seine 2. Ehefrau Barbara geb. Zirwes. Zwei Kinder aus erster Ehe sind früh verstorben.

 

Schon am 03. März 1846 der nächste tödliche Unfall auf den Schiefergruben. Der junge Anton Irmen (OFB 1993) aus Laubach, 21 Jahre alt, stirbt im Schieferbergwerk.

 

Die schlechten Meldungen von den Schiefergruben reißen nicht ab. Am 20. März 1846 stirbt der 58-jährige Anton Steffes (OFB 5468) aus Laubach bei einem Steinschlag in der Schiefergrube. Anton Steffes hinterlässt seine Ehefrau Antonia, geb. Loosen und zwei erwachsene Töchter.

 

Schwerer Verlust für die Familie Klasen am 06. April 1846. Grubenbetreiber Johann Reinhard Klasen (OFB 2396), der seit 1838 die Grube „Neue Hoffnung“ am Westhang des Kaulenbachtales betreibt, stirbt bei einem Bergunfall in seiner eigenen Grube. Klasen hinterlässt seine Ehefrau Maria, geb. Schäfer und fünf noch lebende Kinder.

 

Das Jahr 1846 steht unter einem sehr schlechten Stern für die armen Schieferbrecher unserer Region. Schon vier Tote Bergarbeiter in den ersten vier Monaten des Jahres und nun zieht sich ein weiterer, der Schieferbrecher Nikolaus Both (OFB 0492), schwerste Kopfverletzungen in der Grube zu. Er hinterlässt seine Ehefrau Anna Gertrud, geb. Wolff. Bürgermeister Ziliken beschreibt den Unfall in seinem Bericht an den Landrat: „Am 27. Mai 1846 ereignete sich in der Schiefergrube des Anton Walgenbach ein Unglück. Dabei wurde der Schieferbrecher Nikolaus Both aus Masburg lebensgefährlich verletzt. Nikolaus Both war um 1814 geboren und hatte vor 1845 die Anna Gertrud Wolff geheiratet. Both wurde nun aus der Grube in das Haus von Walgenbach auf der „Leyenkaulen etwa eine Stunde von Kaisersesch gelegen“ gebracht. Anton Walgenbach lief nach Kaisersesch, um geistlichen und ärztlichen Beistand zu rufen. Er ging davon aus, dass für den Arbeiter Both aus Masburg der Pfarrer in Kaisersesch verantwortlich wäre. Der Kaisersescher Pfarrer lehnte es jedoch ab, nach Leienkaul zu kommen. Both befinde sich zur Zeit in der Pfarrei Müllenbach, für die nicht er, sondern der Pfarrer aus Alflen zuständig sei! Walgenbach lief nun von Kaisersesch nach Alflen. Inzwischen starb Nikolaus Both in Leienkaul, „ohne dass ihm geistlicher Trost gespendet werden konnte“.

 

Die Wirtschaftskrise zeichnet sich 1846 auch in Müllenbach immer deutlicher ab. Durch den schlechten Absatz an Schiefer sind viele Kaulenmänner von der Arbeitslosigkeit betroffen. Die Belegschaftszahlen der Gruben gehen von 250 (1845) auf 147 Arbeiter in diesem Jahr zurück. Seitens des Landrats ist der Versuch bemerkenswert, durch Straßenbau eine Art Arbeitsbeschaffungsprogramm für die arbeits- und brotlosen Schieferbrecher zu organisieren. Die Bezirksstraße Koblenz-Trier, die auf den Höhen der Voreifel an Laubach und Müllenbach vorbei führt, befindet sich gerade im Bau. Dies ermöglicht arbeitslosen Schieferbrechern wenigstens eine vorübergehende Verdienstmöglichkeit. Der Kaisersescher Bürgermeister Zilliken und der Landrat bemühen sich, verstärktere Geldzuweisungen für dieses Projekt und andere Straßenbauarbeiten im Bereich der Bürgermeisterei zu erwirken.

 

Im Jahre 1846 sind die Pfarreien Masburg und Müllenbach ohne Pfarrer. Bürgermeister Zilliken aus Kaisersesch beklagt sich bei Landrat Schönberger in Cochem über diese, in der Folge beschriebene Situation. „Die Pfarrei Masburg umfasst: Masburg mit 565 Seelen, Eppenberg mit 158 Seelen, Hauroth mit 195 Seelen und Calenborn mit 227 Seelen, also insgesamt 1.145 Seelen. Die Pfarrei Müllenbach besteht aus Müllenbach mit 735 Seelen und Laubach mit 496 Seelen, also insgesamt 1.231 Seelen. Masburg wird deshalb vom Kaisersescher Pfarrer betreut und Müllenbach durch den Pfarrer von Alflen. Frühgottesdienste finden in den Pfarrorten nicht statt. Die Gläubigen strömen daher an Sonntagen nach Kaisersesch und überfüllen die Kirche. Die Kaisersescher bekommen oftmals keinen Platz in ihrer eigenen Kirche“.

 

Als erster Bürgermeister der nach dem Dreiklassenwahlrecht in Müllenbach durch den Landrat ins Amt gesetzt wird, ist Joseph Schmitz am 27. Juni 1846 genannt. Hierbei dürfte es sich um den berühmten Glockengießer Mathias Joseph Schmitz handeln (Ortsfamilienbuch Masburg-Müllenbach Nr. 4914), der mit seiner ersten Frau, Christina, geb. Abler, 5 Kinder und nach deren Tod mit seiner 2. Ehefrau Christine, geb. Steffes-Ollig 19 Kinder, also insgesamt 24 Kinder hatte. Er wird weiterhin als Stifter des Kirchenfensters mit dem Motiv des Apostels Matthias in der Pfarrkirche Müllenbach genannt. Stellvertretender Bürgermeister ist Peter Miesen. Die Gemeindeverordneten: Philipp Reichard, Johann Schneider und Matthias Felser. Johann Schneider wird durch die Verordneten zum Abgeordneten für die Bürgermeisterei-Versammlung gewählt. Der neue Bürgermeister übernimmt am 15. Juli folgende Utensilien der Gemeinde: neun Schläge, zwei Brandleitern, zwei Brandhotten, fünf und neunzig Stück Brandeimer, eine Feuerspritze, eine Gemeindekiste, Amtsblätter von 1825-1837 1841 bis 1846, Gesetzessammlung von 1825 – 1827, Gewichtsmaße ½ Scheffel, 1 Metze ½ (unleserlich), ein Entblichungs…….???,ein Gemeindedienstsiegel mit Druck Apparat.

 

In den Schiefergruben häufen sich 1846 die Unfälle. In der ersten Hälfte des Jahres verunglücken vier Bergleute tödlich, ein fünfter stirbt nach schweren Kopfverletzungen an Lungenentzündung, zwei weitere sind nach Unfällen mehrere Wochen bettlägerig. Die entkräfteten Schieferbrecher werden in Gefahrensituationen mit den Anforderungen ihrer schweren Arbeit oft nicht mehr fertig.

 

In einem Schreiben vom 10. Juli 1846 moniert Landrat Schönberger, die Bergpolizeibehörde habe ,,ihre Schuldigkeit bisher durchaus nicht gethan", es sei unerträglich und unverständlich, wie es binnen eines halben Jahres zu sieben schweren,  überwiegend  tödlichen  Unfällen  im  Schieferbergbau kommen könne, ohne dass die Bergbehörde massiv tätig werde. Schönberger schlägt vor, eine Unterstützungskasse für Kranke, Invalide und die Familien verunglückter Bergleute einzurichten, um in der ärgsten Not zu helfen.

 

Nach Fertigstellung des neuen Schulgebäudes mit 2 Schulräumen im Jahre 1846 wird Lehrer Anton Höff aus Kollig, bei Polch als zweiter Lehrer neben Herrn Münnich angestellt.

 

Das Korn ist 1846 schon sehr früh reif. Schon Ende Juli kann mit der Ernte begonnen werden.

 

Durch mehrere Pächter wird 1846 auf Gemeindegrund von Laubach die Grube „Morgenröthe“ angelegt. Bis 1851 werden mehrere Versuche unternommen einen größeren Betrieb in Gang zu setzen, die jedoch letztendlich an Rechtsfragen scheitern.

 

Die „Vereinigten Regniersgruben“, am Westhang des Kaulenbachtals stellen 1846 ihren Betrieb ein.

 

1846 wird auf Privatgrund im Sesterbach durch den Besitzer, Firma Schunk, die Grube „Blumenkörbchen“ neu angelegt. 1846 bis 1851 wird sie mit 10 bis 12 Mann betrieben.

 

1846 ruht der Betrieb auf der 1840 angelegten „Brücksgrube II“. Die Ruhephase wird bis 1851 andauern.

 

Auf Privatland im Sesterbachtal betreibt Simon Joseph May (OFB 3332) die Grube „Mairöschen“ als Nebenerwerbs-Kleingrube zwischen 1846 und 1861.

 

Auf Privatland bei Laubach wird die „Rosengrube“ im Jahre 1846 nach Versuchsarbeiten erfolglos eingestellt.

 

Am 08. September 1846 treffen sich die Gemeindevertreter von Laubach und Müllenbach gemeinsam mit dem Schreiber des königl. Friedensrichters Eschweiler zu Cochem, sowie dem Bürgermeister Kaifenheim zu Kaisersesch, Kreisförster Mayer sowie dem Kaisersescher Bürgermeistereiverwalter Zilliken im Distrikt „Auf der Höhe“ in Müllenbach. Hier ist es in der Vergangenheit häufig zu Grenzverletzungen und Waldfrevelvorwürfen wegen unklaren Grenzverläufen gekommen. Nach langer Beratung, Zeugenanhörungen und Verpflichtungserklärungen wird der Grenzverlauf zwischen Müllenbach und Laubach im Distrikt Auf der Höhe endgültig festgelegt. Neun Paragraphen erinnern die beiden Gemeinden zukünftig an die Absprachen die an diesem Tage zum Grenzverlauf getroffen werden.

 

Am 14. September 1846 wird Peter Lamprich, 35 Jahre alt, zum Feld- und Waldschützen der Gemeinde Müllenbach ernannt. Das Protokollbuch schreibt hierzu: „…..daß die Geschäfte den bisherigen Feld und Waldschützen Johann Steffes-(Peters) und Stephan Steffes-(mies), denselben eine gehörige Ausübung ihrer Dienstpflichten nicht gestatten, wurde beschlossen, dass der Peter Lamprich, 35 Jahre alt, früher Wagner, gegenwärtig ohne besonderes Geschäft, wohnhaft zu Müllenbach, der unbescholten sey, an Stelle der Genannten zum Feld und Waldschützen der Gemeinde Müllenbach auf unbestimmte Zeit mit vierteljähriger Kündigung und einem jährlichen Gehalt von vierzig Thalern werden soll.

(Zusatz am 6. November 1846: Demselben ist zugleich die Aufsicht über die Gemeinde Schiefergruben mit übertragen. (6.11.46 Zilliken).

Ebenfalls am 14. September 1846 beschließt der Müllenbacher Gemeinderat: „daß der Kirchhof hierselbst mit einem Kreuze versehen werden müßte und daher beschlossen,daß ein Kreuz von Stein mit Christusbild von Guß bestellt sowie daß zur Aufstellung desselben eine kleine Halle mit Hinterwand, zwei vorspringenden Pfeilern zu drei offenen Bogen, mit Schieferdach errichtet werden soll“.

 

Im Juni 1846 tritt nach der Versetzung von Pfarrer Franz Steffes(1824-45) ein neuer Pfarrer seinen Dienst in der Pfarrgemeinde Müllenbach an: Guldner Nikolaus, (geb. in Dillingen) er gilt als Erbauer der neuen Pfarrkirche 1855, (Amtszeit in Müllenbach:1846 - 1865).

 

Die preußische Regierung erlässt im Jahre 1846 das sogenannte „Heimatgesetz“, welches alle preußischen Untertanen verpflichtet einen festen Wohnsitz anzunehmen und diesen den Behörden anzumelden. Ebenfalls werden die Gemeinden nochmals gezwungen für ihre Armen selbst zu sorgen.

 

Am 20. November 1846 bewilligte der Gemeinderath die Übernahme der Kosten für Anschaffung eines Kochherdes im Pfarrhaus.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1846 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (10/1.884); Valeriusgrube (3/256); Vereinigte Regniersgrube (7/447);  Wiesengrube (12/2.649); Paffrathsstollen (7/736); Altescherkaul (11/2.025); Blumenkörbchen (5/14); Glücksanfang (6/2.155); Höllenpforte (31/7.642); Morgenröthe (6/42); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (24/2.591) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (21/5.540); Oligskaul II (4/699); Oligskaul III (18/2.083); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1847:  Am 15. Januar 1847 beschließt der Müllenbacher Gemeinderat: „Zur Bestreitung der Kosten für die Herstellung der Straßen im Orte wurde die Fällung des Fichtenwaldes Stackberg auf der Höhe beantragt“.

 

Von Anfang Dezember 1846 bis Ende April 1847 liegt ununterbrochen Schnee. Ein Winter, wie ihn auch die Ältesten seit über 50 Jahren nicht mehr erlebt haben.

„Die Bewohner von Laubach und Müllenbach stellen aus getrocknetem Kohlrabi Mehl her und mischen dieses Mehl 50 zu 50 unter das Roggenmehl“, berichtet der Bürgermeister von Kaisersesch. Das Vieh verhungert; ab März 1847 breitete sich wieder eine Ruhrepedemie aus.

 

Matthias Bourgeoise aus Laubach wandert im Jahre 1847 in die USA aus und kommt nach Green Bay, Wisconsin, arbeitete dort in einem Handelsgeschäft. Hier wird seine gute Ausbildung zum Buchalter und „Manager“ in einer Müllenbacher Schiefergrube gewürdigt, die ihn später über viele Jahre zu einem der führenden Geschäftsmänner in Mount Calvary macht.

 

Die Preise für heimische Lebensmittel leiden 1847 unter einer großen Verteuerungswelle. Die Gründe hierfür liegen in der Missernte und die im vergangenen Jahr verbreitete Kartoffelkrankheit.

 

Am 24. April 1847 genehmigte der Gemeinderat die Verdingung der Pflasterung und Modernisierung der Ortsstraße in Müllenbach zu Gunsten des Michel Peters resp. Peter Thomas.

 

Am 28. April 1847 stirbt unser früherer Schullehrer Phillip Reichard (OFB 4191). Mit kurzer Unterbrechung hat er seinen Dienst von 1816 bis 1840 an der hiesigen Schule geleistet. Er wird auf dem Müllenbacher Friedhof bestattet.

 

Die Grube „Hasenwieschen“ im Sesterbachtal wird zwischen 1847 und 1854 als stilliegend erwähnt.

 

Durch die Wirtschaftskrise sinkt im Jahre 1847 die Zahl der Beschäftigten auf den Schiefergruben auf 147 Mann. Die Stapelplätze der Händler sind mit unverkauftem Schiefer belegt. Unter den Händlern wird ein ruinöser Konkurrenzkampf ausgetragen.

 

Schon im April des Jahres 1847 ist die Dienstzeit des im vergangenen September ernannten Feld- und Waldschützen, seit November auch Aufseher über die Schiefergruben, Peter Lamprich zu Ende. Das Protokollbuch schreibt hierzu: ……. dass die Anstellung eines neuen tüchtigen Feld und Waldschützen für die Gemeinde dringend notwendig sey, beschlossen, daß als solcher der unverehelichte Mathias Schüller aus Eppenberg, 43 Jahre alt, der früher schon in Eppenberg diesen Posten bekleidet, für die Gemeinde Müllenbach mit Anschaffung seines Wohnsitzes in Müllenbach auf unbestimmte Zeit vorbehaltlich vierteljährlicher Kündigung mit einem jährlichen Gehalt von vierzig Thalern festgestellt werden soll. Derselbe hat dabei den Dienst als Aufseher über die verpachteten Schiefergruben zu versehen. Er soll auch über die Distrikte, welche Müllenbach im Banne von Laubach eigen hat, mit vereidet werden.“

 

In einem Landratsbericht vom Mai 1847   heißt  es:    ,Nach  einer  mündlichen  Mitteilung  des  Herrn Bergdirektors  John  aber drohen die belgischen  Schiefergruben  den unseren  große Gefahr,  zumal bei den schlechten  Abfuhrwegen".

 

Am 31. Mi 1847 erteilt der Gemeinderat der am selbigen Tage abgehaltenen Verdingung einem auf dem Kirchhofe zu erbauenden Halle mit Kreuz seine Zustimmung.

 

Am 20. Juli 1847 erklärte der Gemeinderath die Maria Pörling (OFB 3793) für am geeignetsten, in die Hebammen Lehr-Anstalt zu Trier abzugehen, um als Hebamme für Müllenbach und Laubach ausgebildet zu werden, zu welchem Ende das weiter Erforderliche einzuleiten sei.

 

Matthias Kontz mit seiner Ehefrau Helene, geb. Holzknecht, emigriert in 1847 nach Amerika er lässt sich in der Stadt Marshfield im Bezirk Fond du Lac nieder. Ihr Sohn Fred Kontz ist später einer der Organisatoren und Gründer der ersten Feuerversicherung in Marshfield und wird 1876 als Präsident der Gesellschaft gewählt. 1876 ist er Vorsitzender des Stadtrates und drei Jahre lang in der Schulaufsicht des ganzen Bezirkes tätig. Gemeinsam mit seinem Bruder Johann gründet er eine Kutschen-Reparaturwerkstatt, mit der sie gute Geschäfte machen.

 

Im Jahre 1847 beschließt der Gemeinderat eine neue Kirche zu errichten. Er kommt jedoch zu folgender Erkenntnis: Im Betreff des Neubaus der Pfarrkirche wurde heute im Gemeinderath verhandelt. Das Bedürfnis ist längst vorhanden und anerkannt. Die Gemeinden haben jedoch wenig Mittel für die bedeutenden Kosten, welche ein Neubau erfordert, die nach einem Überschlage zu ca. 10.000 Thaler angenommen werden. Es muß daher: 1. zunächst bei der Kirche, daß dieselbe zur Veräußerung ihres Roder Hofgutes (Gerhardsrother Hof) entweder zum Theil oder ganz, schreitet, um von dem Erlös einen Theil der Baukosten aufzubringen, alsdann wird 2. Die Gemeinde alles Mögliche aufbieten, um ebenfalls den übrigen Theil der Kosten zu erschwingen, ergo a)Holzfällungen im Gemeindewald, b) Veräußerung von Gemeinde Wildländereien auf dem vorgenannten Hofe, c) die festgesetzten bisherigen Steuer Zuschläge die einzigen Auswege darbieten. Die Aufnahme eines Projektes für einen Neubau soll inzwischen schon durch den Bau Aufseher erfolgen. Die weiteren Einleitungen sollen demnächst verhandelt und fortgesetzt werden.

 

Nikolaus Abler (46) und seine 2. Ehefrau Elisabeth geb. Kreuser wandern 1847 mit ihren 9 Kindern, wovon die zwei jüngsten Kinder erst knapp 2 bzw. 1 Jahr alt sind, aus nach Mt. Calvary Wisconsin USA. Die älteste Tochter, 22 Jahre alt, wandert zusammen mit ihrem Ehemann Nikolaus Walgenbach und zwei Kleinkindern, mit ihren Eltern gemeinsam aus. Am 08. September 1847 erreichen sie aus Antwerpen kommend mit dem Segelschiff „Vierge Marie“ New York. Sie siedeln als Bauern in Calumet im Fond du Lac County. Das Land ist noch wildes Prärieland und muss gerodet und kultiviert werden, bevor es bebaut werden kann.

 

Das Obst ist in 1847 recht gut gewachsen. Die Obstbäume tragen ihre Früchte in großer Fülle. Entsprechend sinken aber auch die Preise für das Obst. Birnen und Äpfel bringen 3 bis 5 Groschen.

 

Erste Eigentumsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Schieferbergbau werden im Jahre 1847 gemeldet. Diese sollen sich im folgenden Jahr verstärken.

 

In Müllenbach misshandelt 1847 ein Mann seine Frau so schwer, dass sie stirbt. Obwohl der Ortsvorsteher, der Pfarrer und der Lehrer davon Kenntnis haben, erstatten sie keine Anzeige. Aus der Nichtanzeige kann man nur schließen, dass die Tat unmittelbare Folge der unsagbar furchtbaren Not ist und dass die Honoratioren des Ortes das Elend dieses Mannes nicht noch durch eine Anzeige erschweren wollen.

 

In einem Schreiben an das Bischöfliche General Vicariat in Trier berichtet Pastor Guldner am 16. November 1847: „In einer solchen Kirche aber, wo man mit Lebensgefahr hineingeht, kann ich aber nicht länger bleiben.“

 

Am 13. Dezember 1847 entscheidet der Gemeinderat über die wiedermalige versuchsweise Einstellung des Peter Lamprich als Feld- und Waldschützen der Gemeinde Müllenbach.

 

Ebenfalls am 13. Dezember 1847 wird Matthias Hammes als Nachtwächter auf ein Jahr mit Vorbehalt vierteljähriger Kündigung und einer jährlichen Besoldung von 32 Reichsthalern erwählt.

 

Im Winter 1847/48 kommt der Betrieb auf den Schiefergruben der Region fast vollständig zum erliegen. Nur noch 14 Arbeiter fahren auf insgesamt vier Gruben ein, hauptsächlich um nötige Wartungsarbeiten durchzuführen. Damit verlieren mehr als 100 Arbeiter aus Müllenbach, Laubach und den Orten der Umgebung ihre Arbeit als Schieferbrecher.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1847 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (?/?); Valeriusgrube (?/?); Vereinigte Regniersgrube (?/?);  Wiesengrube (?/?); Paffrathsstollen (?/?); Altescherkaul (?/?); Blumenkörbchen (?/?); Glücksanfang (?/?); Höllenpforte (?/?); Morgenröthe (?/?); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (?/?) Escher u. Keupskaul (0/0);  Oligskaul I (?/?); Oligskaul II (?/?); Oligskaul III (?/?); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1848: Am 03. Januar 1848 erteilt der Gemeinderath die Zustimmung dazu, daß die Hebammen-Lehrtochter Maria Pörling noch zwei Monate nach der Lehre in der Lehranstalt zu Trier zur selbständigen Ausbildung verbleiben soll. 

 

Am 17. Januar 1848 beschließt der Gemeinderat die Anstellung des Johann Hammes (OFB 1624) als Feld- und Waldschütz der Gemeinde auf ein Jahr mit vierteljährlicher Kündigung zu 30 Reichsthaler jährlicher Bezahlung.

 

Bei der Geburt seiner Tochter Catharina am 28.01.1848 wird der Vater Johann Severin, geboren in Arnsberg, Beruf Grubensteiger, als wohnhaft im Chausseehaus in Büchel gemeldet. Ob er als Steiger im Kaulenbachtal und damit im Schieferbergbau eingesetzt ist, ist nicht vermerkt, aber naheliegend.

 

Am 31. Januar 1848 wird die Karnevalsgesellschaft Heuschreck in Trier gegründet. Im selben Jahr wird auch der Heuschrecksaal geschaffen. Verschiedene Räume werden zum Saale umgebaut, nicht zum wenigsten, um den Arbeitslosen Verdienst zu schaffen. – Dass der große Saal in seiner heutigen Gestalt hergestellt wurde, ist hauptsächlich der Verdienst Josef Reckings und des Advokat-Anwalts Regnier. (Geboren 1810 in Müllenbach)

 

Im Februar 1848 kostet eine neue Revolution in Frankreich König Louis Philipp den Thron. Der Aufruhr setzt sich auch in Deutschland durch, wo es ebenfalls gesellschaftlich schon lange gärt.

 

Im Februar 1848 gibt es Streitigkeiten und Auseinandersetzungen zwischen den Arbeitern der Grube Heidenloch und Höllenpforte, welches benachbarte Gruben sind. Schon im Dezember vergangenen Jahres wird davon berichtet, dass sich die Arbeiter gegenseitig Schutt in die Gruben und Stollen schütten, sowie sich gegenseitig mit Steinen bewerfen. Alles spielte sich unter Tage ab und konnte nicht eindeutig aufgeklärt werden. Auch die Gründe der Anfeindungen bleiben im Dunkeln.

 

Revolutionsjahr 1848: Der Gerichtsvollzieher Hartrath wird von Müllenbacher Bürgern an seinem Vorhaben gehindert im Ort zu requirieren. Hartrath wird unter „einem Steinregen" aus dem Ort gejagt.

 

Am 16. April 1848 bechließt der Gemeinderat, daß die früher zum Verkauf bestimmten Wildländereien auf der Höhe wegen der schlimmen Zeitverhältnisse und Mangel an Arbeit und Verdingung in den Schiefergruben, auf 4 Jahre in Losen unter die Gemeindeeinwohner zur Ackerkultur ohne Bezahlung einer Taxe verteilt werden sollen.

 

Im Mai 1848  ersucht  der Landrat auf  Bitte des Bürgermeister Zillikens die Bezirksregierung, Vorschüsse für Straßenbauarbeiten für fünf bis sechs Monate zu bewilligen, nachdem der  Bau der Bezirksstraße schon verstärkt in Gang gekommen ist. Ohne weitere Vorschüsse sei mit der Notlage nicht fertig zu werden, das begonnene Programm nicht wirksam und die armen arbeitslosen Schieferbrecher hätten keine Alternative in Lohn zu kommen.

 

Im Jahre 1848 werden die Kirchenbaupläne von der Pfarrei Müllenbach, die erstmals im Jahre 1840 angefertigt wurden, nochmals konkretisiert, jedoch vom Bischöflichen Generalvikariat in Trier auch in diesem Jahr nicht genehmigt.

 

Auf den Schiefergruben sind 1848 mittlerweile nur noch knapp ein Dutzend Mann auf vier Gruben beschäftigt, kein Wunder also, dass so viele Müllenbacher Bürger an das Auswandern nach Amerika denken.

 

Im Jahre 1848 geht Johann Steffes-hoff aus Müllenbacher über den großen Ozean nach Amerika. Viele, die denken „drüben" ihr großes Glück machen zu können, folgen ihm.

 

Eine besondere Bekanntmachung bringt der Amtliche Cochemer Anzeiger für den Kreis Cochem am 28. Mai. Er gibt zur Kenntnis, dass „all diejenigen, die durch Frankreich ausreisen wollen, im Besitz einer baren Summe von 400 Gulden oder 222 Thaler, 8 Silbergroschen, 4 Pfennige für sich und eine gleiche Summe für jedes Mitglied der Familie in dem Alter von 18 Jahren und darüber, sowie 200 Gulden oder 111 Thaler, 4 Silbergroschen, für jedes Mitglied unter 18 Jahren sein müssen, und weisen gleichzeitig an, auf die Innehaltung dieser Bestimmung gehörig zu achten“; gezeichnet Koblenz, den 16. Mai 1845, Königl. Regierung, Abteilung des Inneren. Dadurch soll gesichert sein, dass deutsche Auswanderer nicht dem französischen Staat zur Last fallen.

 

Lehrer Anton Höff tritt im Jahre 1848 aus dem Schuldienst in Müllenbach aus, bleibt aber weiterhin mit seiner Ehefrau im Ort wohnen. An seiner Stelle wird Lehrer Johann Mertz, gebürtig in Oberelbau, verheiratet mit Margaretha geb. Jung aus dem Sesterbachtal, als zweiter Lehrer neben Herrn Münnich eingestellt.

 

Auf den Schiefergruben sind Mitte 1848 nur noch wenige Männer mit Instandhaltungsarbeiten beschäftigt. Mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (Bau der Bezirksstraße Koblenz-Trier) versucht man den Erwerbslosen Schieferbrechern vorübergehend eine Erwerbsmöglichkeit zu bieten.

 

Am 22. Juni 1848 beschließt der Gemeiderat die Abschaffung der Kohlenheizung und im Winter Einführung der Holzheizung in dem Schulraum, da sich erstere als nachteilig und teurer als die letztere bewährt habe.

 

Die Grube „Heidenloch“, betrieben von Peter Walgenbach (OFB 6266), wird zwischen 1848 und 1857 mit stark schwankenden Erfolgen mit 10 bis 35 Mann (zumeist mit etwa 20 Mann) betrieben.

 

Der Betrieb auf der Grube „Gute Hoffnung“ (= Steffanskaul) wird in 1848 völlig eingestellt.

 

Im Jahre 1848 werden in Alflen zwei Familien genannt (Eheleute J. Alflen und Eheleute J. Brost) die, einen Teil ihres Landes verkaufen, damit der Weg nach Müllenbach verbreitert werden kann.

 

Die ersten Baupläne für eine neue Kirche in Müllenbach werden im Jahre 1848 in Trier vorgelegt, finden jedoch nicht die Zustimmung des Domkapitulars von Wilmowsky. Man beauftragt daraufhin den Dombaumeister Statz zu Köln mit den neuen Plänen für die zu erstellende gothische Kirche in Müllenbach.

 

Ende 1848 wird am Osthang des Kaulenbachtals auf Grundbesitz der Firma Schunk, unter den Betreibern Gebrüder Schmitz und Genossen die Grube „Unterescherkaul“ angelegt. Produktion bis 1855 mit vier bis dreizehn Mann.

 

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird 1848 die Grube „Pütz I“ (Anfang 1848 der Altescherkaul zugeschlagen), durch die Gebrüder Schmitz wieder in Betrieb genommen und erhält im Zusammenhang mit Streitigkeiten mit Grubennachbarn den neuen Namen Zwietracht.

 

Auf Privatgrund am Osthang des Kaulenbachtals, unterhalb der Zwietracht, legt Besitzer und Betreiber Peter Walgenbach (OFB 6266) 1848 die Grube „Nachbarin“ an. Es handelt sich um das einzige Gewinnungsfeld am Kaulenbachtal-Osthang, das hier bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht hauptsächlich der Firma Schunk zugefallen war.

 

  1. Oktober 1848: Wieder einmal wird ein Gerichtsvollzieher in Müllenbach an seiner Arbeit gehindert. Als Gerichtsvollzieher Steintahl aus Koblenz in Müllenbach fällige Gelder einziehen will, wird er, wie schon vormals der Herr Gerichtsvollzieher Hartrath, unter Beschimpfungen und Bewurf mit faulem Obst, samt seinem Dienstpferd aus dem Dorf gejagt. Diesmal nicht ohne Folgen; nach Meldung des Vollziehers an seinen Dienstherren, wird eigens von der Führung der Monarchie in Berlin eine Kompanie Infanteristen (280 Mann, sieben Offiziere und drei Pferde) unter Führung von Major von Pannewitz am 30. November des Jahres nach Müllenbach geschickt, um hier die nötige Ordnung wieder herzustellen. Zuvor hatte der Kreis schon 2 Gendarmen in Müllenbach stationiert. Wie es heißt, können auch diese nicht für Ruhe sorgen und sich gegen die „Volksmassen" nur wenig durchsetzen, sie werden wieder abgezogen. Die Hauptanführer der Demokraten sind die Brüder Matthias Josef und Johann Josef Fischer. Eines Tages erscheint Landrat Schönberger aus Cochem mit einer Kompanie Soldaten. Sie nehmen den Haupträdelsführer Matthias Josef Fischer, genannt „Bauer“, ein Riese von Gestalt, in seiner Wohnung fest. Mit 21 Soldaten wird er nach Kaisersesch abgeführt und erhält ein Jahr Gefängnis. Sein Bruder und andere Mitstreiter können rechtzeitig fliehen“.

 

Am 17. November 1848 beschließt der Gemeinderat: 1. dem Feldschützen Johann Hammes (OFB 1624), 2. dem Nachtwächter Matthias Hammes (OFB 1642) den Dienst auf Ende diesen Jahres zu kündigen.

Weiterhin beantragt der Gemeinderat wegen Verminderung der Schulkinderzahl durch Auswanderungen und zur Entlastung der Gemeindeeinnahmen die Wiedervereinigung zweier Schulen in eine.

 

  1. Dezember 1848: Nachdem die Lage in Müllenbach sich allgemein beruhigt hat, zieht das 28. Infanterie-Regiment unter Mayor v. Pannewitz ab. Die Kosten für die Einquartierung müssen die 750 Müllenbacher Bürger tragen.

 

Am 19. Dezember 1848 sendet Bürgermeister Zilliken (Kaisersesch) einen Bericht über „Gegenseitige Streitigkeiten und Gewalttätigkeiten in den Schiefergruben bei Müllenbach“ an den königlichen Oberprokurator in Koblenz.

 

Auch ein Beschluss des Gemeinderates ist für den 29. Dezember 1848 vermerkt: „…wird nochmals der Peter Lamprich als Feld und Waldschütz für 30 Mark Besoldung und 2 Mark Schieferaufseherlohn pro Jahr vorgeschlagen, unter der Bedingung, daß er bei schlechter Dienstführung gar keinen Lohn und jeden Augenblick nach Beschluß des Gemeinderathes seines Amtes entlassen werden könne.“

 

Die größeren Stollenbergwerke im Kaulenbachtal (Höllenpforte, Oligskaul) liegen auch Ende 1848 weiter still. Einzig für die Wasserhaltung des Grubenbaus wird gesorgt.

 

Ende des Jahres 1848 stellen die Gebrüder Schmitz, Johann (OFB 4866) und Josef (OFB 4882), 20 Schieferbrecher für ihre neue Grube Zwietracht ein.

 

Nach 1848 wird die „Oligskaul IV“ als Kleingrube mit geringer Produktion und Arbeiterzahl betrieben.

 

Im Dezember 1848 bemüht sich Landrat Schönberger, die Straßenbauverwaltung, wie schon im Mai dieses Jahres, zu weiteren Schritten zu bewegen. „Der Betrieb der Schieferbrüche ist äußerst schwach und es ist dringend erforderlich,  dass den brotlosen Arbeitern für den Winter Verdienst in anderer Weis vermittelt werde, wozu die königliche Straßenbauverwaltung durch Straßenbauten oder durch Beschaffung von Vorräten von Überschüttungsmaterial Gelegenheit  verschaffen dürfte", schreibt er an die Bezirksregierung. In der Tat werden in einigem Umfang solche Arbeiten in Gang gesetzt; davon zeugen unter anderem Instandsetzungsarbeiten an der Straße Müllenbach-Cochem (Grubenstraße); die in den Notjahren durchgeführt werden. Die unteren Verwaltungsbehörden nehmen mithin den Notstand der Bevölkerung zur Kenntnis und bemühen sich um Hilfsmaßnahmen. Der Kaisersescher Bürgermeister klagt allerdings, alles bleibe, ein Tropfen auf einen heißen Stein".

 

Am 29. Dezember 1848 wird nochmals der Peter Lamprich als Feld- und Waldschütz für 30 Mark Besoldung und 2 Mark Schieferaufseherlohn pro Jahr, vorgeschlagen, unter der Bedingung, daß er bei schlechter Dienstführung zu keinem Lohn und jeden Aufgenblick auf Beschluß des Gemeinderates seines Amtes entlassen werden könne.

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1848 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (10/342); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (3/133); Valeriusgrube (Erschließungsarbeiten); Vereinigte Regniersgrube (Erschließungsarbeiten);  Wiesengrube (Erschließungsarbeiten); Paffrathsstollen (7/256); Altescherkaul (2-3/566); Blumenkörbchen (4-12/1.270); Glücksanfang (3-6/280); Höllenpforte (32/1.864); Morgenröthe (6-12/?); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (2-13/280) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (2-12/116); Oligskaul II (5/14); Oligskaul III (Erschließungsarbeiten); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1849: Am 01. Januar 1849 verstirbt in Müllenbach der Synodale und Glashändler Adam Jäger (OFB 2048), 73 Jahre alt.

 

Im strengen Winter 1848/1849 tauchen wieder Wolfsrudel in unserer Region auf, sie werden zur Landplage.

 

Zwischen 1849 und 1851 wird für die Grube „Oligskaul I“ eine Belegschaftszahl von acht bis zehn Mann gemeldet.

 

Am 31. Mai 1849 zwischen 12:00 und 13:00 Uhr ziehen zwei starke Gewitter, eines von Nordosten, das andere von Südwesten kommend, über unsere Region. Schwerer Hagel und viel Regen nimmt die Obstbäume, Futtergemüse und Früchte stark in Mitleidenschaft.

 

In 1849 bricht wieder einmal eine Choleraepedemie aus, der viele Menschen zum Opfer fallen.

 

Immer wieder wird auch 1849 von Streitigkeiten auf den Gruben Nachbarin (Betreiber Peter Walgenbach (OFB 6266)) und Zwietracht (Gebrüder Schmitz, Johann (OFB 4866) und Josef (OFB 4882) berichtet. Man versucht sich gegenseitig aus den jeweiligen Gruben zu vertreiben. Das „Ausräuchern“ (Dämpen) wird zum gängigen Hilfsmittel, die Grubenarbeiter aus den Stollen zu scheuchen. Hierbei wird vor den Stolleneingängen ein stark qualmendes Feuer entzündet, dessen Rauch durch den Wetterzug in die Grube eindringt. Die Schieferbrecher müssen hierauf aus dem Bergwerk flüchten, wollen sie nicht ersticken. Im Anschluss an die Ausräucheraktionen kommt es häufig zu wilden Schlägereien, Steinwürfen und weiteren Tätlichkeiten. Anton Walgenbach (OFB 6237) wird in Gerichts- und Bergamtsakten häufig als die treibende Kraft der Auseinandersetzungen beschrieben.

 

Am 2. August 1849 finden die Ersatzwahlen der Gemeindeverordneten statt, nach deren Abhaltung folgende Mitglieder den Gemeinderat bilden:1. Joseph Schmitz (OFB 4914) 2. Johann Schneider (OFB 5031) 3. Matthias Schmitz (OFB 4906), neu gewählt 4. Joseph Steffes-hoff 5. Johann Welling III 6. Peter Miesen. Durch Landrath-Verfügung vom 2. Oktober 1849 wird zum Gemeindevorsteher Peter Miesen und zum Stellvertreter Johann Welling II ernannt.

Am 17. Oktober 1849 leistete der neu ernannte Gemeindevorsteher Miesen bei seiner Einführung folgenden Diensteid: Ich, Peter Miesen, schwöre zu Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß, nachdem ich zum Gemeinde-Vorsteher von Müllenbach bestellt wurde, I. Kgl. Maj. v. Preußen, meinem Allergnädigsten Herrn unterthänig, treu u. gehorsam zu sein u. alle mir vermöge meines Amtes obliegenden Pflichten nach meinem besten Wissen u. Gewissen genau erfüllen will. So wahr mir Gott helfe u. sein heiliges Evangelium.

Am 17. Oktober 1849 beschließt der neue Gemeinderath zur Haltung eines gehörigen Zuchtstiers für die Gemeinde die Erhebung einer Taxe von fünf Silbergroschen pro Kuh zu Gemeindekosten. Ferner wird die Abteitung eines Streifens öden Bodens Gemeindeland zur besseren Anlage des Baches der Mühle der Witwe Peter Alflen, und zwar von dem Grundstück Flur VI No. 198, lt. Vermessung 20 Ruth betragend, für die Taxe von 15 Silbergroschen per Ruthe gestattet.

1849 bis 1854 betreibt G. Paffrath den „Paffrathsstollen“ mit einer Belegung von vier bis sechs Mann.

 

Am Osthang des Kaulenbachtals legen auf dem ehemalligen Gelände der Grube „Glücksanfang“ dessen Besitzer die Gebrüder Kollmann sind, die Gebrüder Schmitz (Johann (OFB 4866) und Josef (OFB 4882)) die Grube „Tiefer Glücksanfang“ an.

 

Ende des Jahres 1849 steht wieder einmal Anton Walgenbach (OFB 6237) in Verdacht, eine ganze Gruppe von Männern anzuführen, die andere Schieferbrecher regelrecht terrorisieren.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1849 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (4/116); Valeriusgrube (Erschließungsarbeiten); Vereinigte Regniersgrube (Erschließungsarbeiten);  Wiesengrube (Erschließungsarbeiten); Paffrathsstollen (4-5/415); Altescherkaul (5/1.118); Blumenkörbchen (10/1.379); Glücksanfang (3/?); Höllenpforte (Erschließungsarbeiten); Morgenröthe (2/559); Tieferglücksanfang (6/1.118); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (2-13/580) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (4/186); Oligskaul II (5/582); Oligskaul III (4/186); Oligskaul IV (3/559).

 

Reaktion und Bismarckzeit  (1850 – 1890)

 

1850: Zwischen 1840 und 1850 wandern insgesamt 894 Bürger aus dem Kreis Cochem nach Übersee, hauptsächlich nach Amerika, aus.

 

Ab etwa 1850 müssen auf Anordnung der preußischen Regierung in den Dörfern Brandcorps und Pflichtfeuerwehren aufgestellt werden. Demgemäß sind „alle männlichen, gesunden Personen vom 18. bis 65. Lebensjahr“ verpflichtet, dieser Truppe beizutreten.

 

Die Wirtschaftslage verbessert sich im Verlauf des Jahres 1850, dass Schiefermaterial welches auf Halde und in den Magazinen liegt wird verkauft und es muss allmählich wieder produziert werden. Auf den Schiefergruben werden darum wieder 150 Schieferbrecher beschäftigt.

 

Ab 1850 wird die Lehnenmühle als Heinrichsmühle bezeichnet.

Die Grube „Höllenpforte“ meldet zwischen 1850 und 1859 eine Belegschaft von acht bis fünfzehn Arbeitern.

 

Nach 1850 wird die Grube „Oligskaul III“ nur noch als „schwach belegte“ Kleingrube geführt.

 

1850 bis 1853 wird die Grube „Tiefer Glücksanfang“ weiter ausgebaut. Bis 1861 werden bei sehr hoher Förderung 20 bis 30 Mann Belegschaft beschäftigt. Für den Zeitraum 1862 – 1891 fehlen Unterlagen, vermutlich weiterhin 20 – 30 Arbeiter.

 

Erst nach 1850 verbreiten sich unter dem Druck der Obrigkeit und Drängen der Feuerversicherungen die fest eingedeckten, sprich mit Schiefer und Ziegeln eingedeckten Gebäude. Nicht nur Schieferdächer findet man häufiger, auch die Verkleidung der Fassaden verbreitet sich. Man erinnere sich, schon 1520 versuchte die Obrigkeit die feste Dacheindeckung vorzuschreiben.

 

Die Auseinandersetzungen auf den Schiefergruben halten unvermindert an. Am 10. September, 3., 5. und 10. Dezember 1850 wird über Ausräucheraktionen berichtet.

 

Insgesamt werden in der Region Müllenbach, Laubach Leienkaul im Jahre 1850 26.261 Meter Rohschiefer gefördert und verarbeitet.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1850 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (12/1.617); Valeriusgrube (Erschließungsarbeiten); Vereinigte Regniersgrube (Erschließungsarbeiten);  Wiesengrube (Erschließungsarbeiten); Paffrathsstollen (4/517); Altescherkaul (3-12/1.337); Blumenkörbchen (12/1.740); Glücksanfang (7-10/1.153); Höllenpforte (6-8/1.095); Morgenröthe (4-8/932); Tieferglücksanfang (5-12/1.226); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (6-12/1.130) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (8/2.558); Oligskaul II (5-9/1.284); Oligskaul III (3-4/704); Oligskaul IV (3-4/517).

 

1851: Am 11. Januar 1851 meldet der „Cochemer Anzeiger“ einen durchschnittlichen Brotpreis von 2 Groschen 8 Pfennige.

 

Von den Gemeinderäten Müllenbach und Laubach wird im Jahre 1851 ein Kirchenbauverein gegründet. Hauptkassierer Matthias Joseph Schmitz, Glockengießer und Grubenbesitzer zu Müllenbach.

 

Zum 21. Juni 1851 wird Heinrich Phillipp Jaeger der neue Landrat unseres Heimatkreises Cochem. Landrat Jaeger löst den scheidenden Landrat Schönberger ab. Jäger hat im Gegensatz zu Schönberger kein besonderes Interesse an den Verhältnissen im Schieferbergbau unserer Region. In den Berichten der folgenden Jahre an seine vorgesetzte Dienststelle in Koblenz ist wenig über den Schieferbergbau in der Schieferregion Kaulenbachtal zu erfahren. Seine Schwerpunkte liegen in anderen Arbeitsfeldern.

Anlässlich seiner Sitzung vom 19. Juli 1851, beschließt der Gemeinderat: Das der ganze Wiesengrund unter dem Dorf von dem Wohnweg (Wagenweg) an bis an das Ende vom Graben vor dieses Jahr und auch die folgenden Jahre immer mit keine Kühe vor dem festgesetzten Termin darf beweidet werden.

1.) von dem Wohnweg an bis an die Trift nicht vor dem 15. September jedes Jahr.  2.) von der Trift an bis ans Ende des Grabens jedes Jahr nicht vor dem 8. September und ohne .. Kühe angebunden zu hüten ist es immer verboten, bis an den 1. November. Im Betretungsfalle, Zuwiderhandlung dieser Anordnung soll polizeilich bestraft werden

In Folge diverser Ausräucheraktionen (Dämpen) auf den Gruben bei Müllenbach und Laubach, lässt Bürgermeister Zilliken (Kaisersesch) im jahre 1851 den Anton Walgenbach (OFB 6237) verhaften. Er wird unter strengster Bewachung nach Koblenz geführt und dort im Gefängnis inhaftiert. Bis Ende Mai sitzt er hier in Untersuchungshaft. Mit seiner Verurteilung soll ein Exempel statuiert werden, um zukünftig seitens des Bergamts gegen die Gewalttätigkeiten auf den Gruben vorzugehen.

 

Die Grube Altescherkaul (Krapp I, Kollmann I) wird zwischen 1851 und 1887 als stilliegend gemeldet.

 

Anton Walgenbach und 12 weitere Angeklagte werden 1851 vom Gericht freigesprochen. Das Gericht hält dem Bergamt vor, kein Recht zum Erlass besonderer polizeilicher Vorschriften zu haben und das alleine das Entzünden eines Feuers keinen Straftatbestand darstellt. Stark in die Entscheidung des Richters mit eingespielt hat wohl die Verschwiegenheit der Beschuldigten, sowie der Geschädigten. Nach der Befragung aller, konnte man der Meinung sein, es hätte niemals Übergriffe gegeben. Frei nach dem mundartlichen Witz: Ein Mann ist angeklagt einem anderen ein Auge ausgeschlagen zu haben, und erklärt, vom Richter nach dem Tathergang befragt: Wir saßen ganz friedlich zusammen, plötzlich hing ihm das Auge heraus, was der Geschädigte übereinstimmend zu Protokoll gibt.

 

Am 10. November 1851 treffen sich die Gemeinderäte von Müllenbach und Laubach sowie der Kirchenrath der Pfarrei Müllenbach im Gemeindehaus Müllenbach unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Zilliken, der auch einen Vortrag zum Thema „Kirchenneubau“ hält. Aus seiner Ansprache: „Unter allen Bedürfnissen, denen in den Gemeinden der Pfarrei Müllenbach wegen Mangel an Mitteln bisher nicht abgeholfen werden konnte, ist keines so dringend als ein genügendes würdiges Gotteshaus. Aus der Vorzeit, in welcher Müllenbach die unbedeutende Filiale einer benachbarten Pfarrei bildete, herrührend, vertritt eine ohne dies baufällige aus Lehmmauern bestehende Kapelle die Pfarrkirche, welche in der Länge von 32 Fuß und Breite von 25 Fuß im Ganzen 800 Kubik Fuß Raum darbietet, also höchstens für 200 Kirchenbesucher ausreicht, während die aus den Gemeinden Müllenbach, Laubach und dem Weiler Sesterbach bestehende Pfarrei gegenwärtig 1250 Seelen zählt, so daß mindestens eine Zahl von 700 Pfarrgenossen an Sonn- und Feiertagen entweder von der Theilnahme am Gottesdienst ausgeschlossen, oder während desselben genöthigt sind, unter freiem Himmel vor oder neben dem Gotteshaus zu verweilen mal bei Regen oder Kälte zur Unmöglichkeit wird, abgesehen davon, daß immerhin hierdurch die Würde und der Einfluß des Gottesdienstes auf das Empfindlichste beeinträchtigt bleibt.“  Nach weiteren Ausführungen des Bürgermeister Zilliken beschließt der Gemeinderat folgendes:

  1. Es soll sofort zur Aufnahme und resp. Feststellung eines dem Bedürfniße entsprechenden Projektes und Kostenanschlags zum Bau einer neuen Pfarrkirche das Geeignete veranlaßt werden.
  2. Als Baustelle dazu soll der Platz, auf dem die jetzige Kapelle resp. Kirche stehet nebst Umgebung bestimmt bleiben. Zur nöthigen Erweiterung derselben sollen die angrenzenden Gebäude von Barthel Krämer und Michael Peters nebst zugehöriges Grundeigenthum käuflich akquiriert und die heute darüber abzuschließenden Verträge zu den Kaufpreisen von dreihundertfünfzig Thalern für jeden genehmigt und in Vollzug gebracht werden.
  3. Seitens der Gemeinde Müllenbach ist der Gemeindewildland – District auf der Höhe zu Kirchenbauzwecken für die Summe von 800 Thalern bereits veräußert. Die noch reservierten Parzellen dieses Districts sollen erstens ebenmäßig zu gedachtem Zwecke versteigert werden. Sonstige noch weiter zu ermittelnde Grundstücke der Gemeinde Müllenbach sollen gleichfalls für den Kirchenbaufonds zur Veräußerung gelangen.
  4. Seitens der Gemeinde Laubach soll auch, sey es nun durch Veräußerung von dazu geeignetem Gemeinde – Eigenthum oder durch Einnahmen von Gemeinde – Schiefergruben oder sonstige Erlöse eine Summe von 1000 Thaler zum Kirchenfonds aufgebracht werden.
  5. Alsdann sollen, als Beweis, daß die Pfarrgenoßen zur Erreichung des Zweckes das größtmögliche Opfer zu tragen bereit sind – 50% besonderer Umlagen auf Grund und Klaßensteuer, für den Kirchenbaufonds (neben den Zuschlägen für die gewöhnlichen Gemeindebedürfnisse), während der drei Jahre 1852, 53 und 54 in den Gemeinden Müllenbach und Laubach zur Erhebung ausgeschrieben werden.
  6. Die herrschaftlichen Besitzungen von Hochpochten des Grafen von Boos et. Cons, deren Bewohner von jeher zur Pfarrei Müllenbach eingepfarrt waren, sollen nach Maßgabe ihrer Steuern zu den Gesamt – Baukosten, der neuen Pfarrkirche in den Grenzen der bezüglichen Gesetze herangezogen, hierüber eine Vertheilungs- und Umlage – Rolle aufgestellt, letztere executorisch erklärt und zur Erhebung gebracht werden.
  7. Von Seiten des Kirchenraths soll die bereits von der bischöflichen Behörde angesagt und in Verhandlung begriffen gewesene Veräußerung das der Pfarrkirche zugehörigen Roder Hofgutes erstens aufgenommen und die Veräußerung dem hier in Rede stehenden Zwecke des Kirchenbaues zur Ausführung gebracht werden; sey es nun, daß der Erlös zu den Kosten des Hauptbaues oder des inneren Ausbaus der Kirche zur Verwendung gelangt, was der Bestimmung der kirchlichen Behörde anheim gestellt bleiben soll.
  8. Derselben Weise bestimmt andurch die Kirchen- und Pfarrverwaltung, den Erlös der vor einigen Jahren verkauften Pfarrwithums – Wiese zur Verwendung für den Kirchen – Haupt – oder inneren Ausbau derselben. Als Ersatz soll alsdann dem Pfarrwithum aus dem nach Art. 7 zu veräußernden s. g. Roderhofgutes ein Grundstück zur mäßigen Ausgleichung überwiesen werden.
  9. Um ferner kein Mittel zur Erreichung des Zweckes unversucht zu laßen, soll auf die Dauer der drei nächstfolgenden Jahre ein sogenannter Kirchenbauverein errichtet werden, deßen Constituierung und thätige Beförderung zunächst dem Bürgermeister, Pfarr- und Gemeindevorsteher anheim gestellt und anempfohlen wird. Als Grundzüge und Aufgaben, welche dieser Verein zu verfolgen hat, werden hier im Allgemeinen bezeichnet: die Erwirkung freiwilliger Beiträge zum Kirchenbaufonds mittels einer kleinen Abgabe von jedem Reis der in den Schiefergruben erbeuteten Schiefer seitens der Grubenbesitzer, Pächter und Arbeiter, sowie auch Beschaffung der zum Kirchenbau erforderlichen Schiefer durch freiwillige und Naturalbeiträge von dieser Seite. Den diesfälligen Vereins – Mitgliedern und Gebern soll als Aufmunterung in Aussicht gestellt werden, daß zur dankbaren Erinnerung an ihre Gaben in der neuen Kirche ein Denkmal oder ein Seiten-Altar errichtet und mit einem kirchlichen Jahrgedächtnis-Stiftung für Glück und Segen für den Schiefergruben-Betrieb versehen werde.
  10. Da voraussichtlich die Baumittel auf den hier angedeuteten Wegen immerhin noch lange nicht aufgebracht zu werden vermögen, so beschließen die Gemeinderäthe von Müllenbach und Laubach die Aufnahme einer verzinslichen Kapital-Anleihe bis zur Summe von Sechstausend Thalern in der Weise für beide Gemeinden, daß solche bei Ausführung des Kirchenbaues je nach dem Erfordern dazu in Raten bei dem betreffenden Gläubiger erhoben werden soll. Die Abtragung dieser Anleihe soll demnächst mit dem Jahr 1865 anfangen in Jahresraten von 500 Thaler im Zeitraum von 12 Jahren erfolgen und nach diesen Grundsätzen die Contrahierung eingeleitet werden.
  11. Endlich muß in Anbetracht, daß nach diesen Entschlüßen zur Erreichung des Zweckes seitens der betreffenden Civil – Gemeinden und Kirchenfabrik alles nur irgend Mögliche und Erreichbare geschieht, auch die Pfarrgenoßen in ihrer ganzen Leistungskraft für den Zweck in Anspruch genommen und belastet; die Baumittel aber dennoch für den Zweck nicht vollständig zu erlangen sind; hier die Hoffnung und Erwartung ausgesprochen werde, daß von Seiten des Staates eine angemeßene Beihilfe für den so dringend nöthigen Bau einer neuen Pfarrkirche zu Müllenbach gnädigst gewährt werden möge.

Die Beantragung und Erwirkung eines solchen Gnadengeschenkes wird allen unseren vorgesetzten Behörden eben so dringend als ehrerbietigst ans Herz gelegt.

Der Gemeinderat von Laubach unterschreibt den Beschluss, behält sich jedoch die Bedingung vor, dass aber die Frühmesse immer zu Laubach bleiben soll.

 

Für 2.964 Taler wird der Gerhardsrother Hof in 1851 zugunsten der Pfarrgemeinde Müllenbach verkauft. Die durch den Verkauf erwirtschafteten Gelder sollen zum Bau der neuen Kirche dienen.

 

Die Grube „Blumenkörbchen“ der Firma Schunk im Sesterbachtal wird 1851 bis 1896 als Nebenerwerbsgrube betrieben.

 

Im Jahre 1851 wird durch die Familie Walgenbach (Peter OFB 6266 / und Anton OFB 6237) in Laubach die Grube „Gutglück“ als Kleingrube angelegt. Betreiber und Besitzer ist die Familie Walgenbach selbst.

 

1851/52 Ausbau der „Oligsgrube II“ zum Stollenbergwerk, bis 1856 mit zehn Mann Belegung.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1851 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (8-12/880); Valeriusgrube (Erschließungsarbeiten); Vereinigte Regniersgrube (Erschließungsarbeiten);  Wiesengrube (5/1.099); Paffrathsstollen (6/176); Altescherkaul (stillliegend bis 1887); Blumenkörbchen (10/1.398); Glücksanfang (7/140); Höllenpforte (6/932); Morgenröthe (18/838); Tieferglücksanfang (18/1.406); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (2/23) Escher u. Keupskaul (0/0);  Oligskaul I (11/1.398); Oligskaul II (7/652); Oligskaul III (Erschließungsarbeiten); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1852: Am 3. Januar 1852 beschließt der Gemeinderath, das der Holzschlag Kaulenberg und die zwei … folgenden nämlich im Gerdenbüsch und im Frohkelgen weil der Bestand so schlecht ist das wir nicht den Schurrlohn aufbringen. Denn wenn ohnehin alles schon weggehauen wird, so sind wir alle gesonnen, das wir die Schläge in Loser teilen und diese auf dem Stock versteinen wenn wir von unserer armen Gemeinde einen Erlös haben wollen das wir doch wenigstens den Förster und Feldschütz den Lohn bezahlen können und wenn uns das nicht erlaubt werden kann so kann es stehen bleiben so lange es will. Unsere Gemeinde hat kein Geld für zusetzen. 

 

Am 2. Februar 1852 beschließt der Gemeinderat eine Ordnung über die Schweinehut in Müllenbach, welche also nun in Zukunft ganz genau befolgt werden muß. 1.) Ein jeder der Schweine zieht und sie sind zwölf Wochen alt der muß davon hüten wenn die ?(unleserl.) an Jahr ist um das Alter ganz genau zu wissen haben diejenigen welche Ferkelschweine haben so wie sie geferkelt haben gleich anzugeben, damit sie in eine Liste geschrieben werden. Dann kann man immer sehen, wie alt als sie sein, so das keine Unsicherheit entstehen kann und diejenigen welche außer dem Dorf oder auf dem Markt junge Schweinchen kaufen, wo man das Alter nicht wissen kann, kommen gleich in den Föderlohn (Futterlohn) und in die Kost, sie mögen so alt sein wie sie wollen. 2.) Der Föderlohn fängt vom 2. Februar an bis den 24. Juni l. Jahres und alle die sich in der Zeit im Dorfe befinden, haben die Hüter zu beköstigen und auch Föderlohn zu bezahlen, ausgenommen für die jungen Ferkel welche im Dorfe gezogen worden sind und  noch keine zwölf Wochen alt sind.    

Müllenbach verzichtet im Jahre 1852 auf seine Marktrechte von 1839.

 

Am 25. Februar 1852 bemerkt der Müllenbacher Gemeinderat: „Nachdem zur Abhaltung der Haus–Collecte für den Fortbau der Kirche zu Müllenbach die Deputierten gewählt und mit Legimitation und Instruktionen versehen sind, bleiben noch für mehrere Kreise, z. B. Saarlouis, Saarbrücken, Landkreis Trier, Altenkirchen, Wetzlar Deputierte zu wählen und abzusenden. Bei der großen Bereitwilligkeit und dem ehrenhaften und frommen Sinne, womit die neu abgesandten Deputierten  dem schönen Zwecke ihr Opfer bringen, müssen aber alle diejenigen Bürger der bemittelten Klasse, welche zu Hause bleiben, ein Gleiches dadurch leisten, daß sie in diesem  Augenblick für den Kirchenbau ganz besonders einen angemessenen Beitrag leisten und solchen entweder gleich bar bezahlen, oder sich durch ihre Unterschrift verpflichten, binnen zwei Monaten die Zahlung an die Unterstützungs – Vereinskasse bei Glockengießer Mathias Schmitz zu bewirken.“

 

Für die Grube „Oligskaul I“ wird zwischen 1852 und 1864 eine Belegschaft von 40 bis 50 Mann gemeldet. Die Grube ist damit eine der bedeutendsten im linksrheinischen Schiefergebirge.

 

Auf Privatgrund am Osthang des Kaulenbachtals legt im Jahre 1852 die Familie Walgenbach (Peter OFB 6266 / und Anton 6237) die Gruben „Peter Walgenbach I und II“ an. 1852 bis 1861 wiederholte Abbauversuche mit einer Belegung von zwei bis sechs Mann, bei sehr geringer Produktion.

 

Vereinzelt wird auch im Jahre 1852 wieder über Ausräucheraktionen (Dämpen) und Streitigkeiten zwischen Grubenbelegschaften berichtet.

 

  1. Mai 1852: Die Gemeinderäthe von Müllenbach und Laubach sowie die Mitglieder des Kirchenrathes beraten über den Bau und die Ausführung der Kirche und bestimmen in dieser entscheidenden Sitzung folgendes: 1.)„Die neue Pfarrkirche zu Müllenbach soll nach dem vorliegenden Bau-Projekte und nach Maßgabe der dazu gefertigten Zeichnungen, Berechnungen und Kosten-Anschläge, Cöln 14/17. Mai 1852 des Domwerkbaumeisters Statz zu Cöln zur Ausführung gelangen.“ Es soll aber hierbei dasjenige streng im Auge behalten und beobachtet werden, was die allgemeinen Vorbemerkungen zu den Kosten-Anschlägen unter art. 2 enthalten, damit die Ausführungskosten zu den dafür in Aussicht genommenen Mittel im richtigen Verhältnisse bleiben. Insbesondere soll: a) Behufs der Kostenersparnis der Helm des Hauptglockentums nicht, wie projectiert und veranschlagt ist, von Haustein, sondern von Holzwerk und mit Schieferdeckung ausgeführt werden, wenngleich auch in ähnlicher Form wie der vorgezeichnete. b) Die Anlieferung der Schiefer in natura vorbehalten bleiben, welche man entweder aus den Gemeinde Schiefergruben oder von den privaten Grubenbesitzern gg. frei zu erhalten hofft. c) Der Sand aus dem im Ort gefunden Lager benutzt werden, falls solches genügend ist und die Baubehörde den Sand als brauchbar hält, wobei die Kosten alsdann auf 3 Thaler pro Ruthe sich reduzieren würden. d) Abbruch und Material der alten Kirche in die Vergantung des Neubaus mit eingeschlossen und dem Unternehmer überlassen werden. Ausgenommen davon bleiben alle Mobilien und Utensilien der alten Kirche, wie die Glocken und deren Stühle. 2.) Die Ausführung soll nach erfolgter Bekanntmachung sofort öffentlich an die Mindestfordernden im Wege der Einreichung schriftlicher Submissionen, vorbehaltlich der Wahl unter den 3 Letztbietenden in Verding gegeben werden, und zwar der Gesamtbau an einen tüchtigen Haupt-Unternehmer. 3.) Was den Einbau anbelangt, so sollen nach vorliegenden Zeichnungen des Herrn Statz Hochaltar No. II ein Seitenaltar, Kanzel – Taufstein – Communionbank – zu den angegebenen Preisen die Ausführungen dem Herrn Statz zu Cöln übertragen werden. Die übrigen Gegenstände als Beicht- und Setzstühle sollen zur Ausführung öffentlich verdungen werden. 4.) Eine ständige Bau-Aufsicht und Leitung soll mit Rücksicht darauf, daß ein tüchtiger und fähiger Haupt-Unternehmer ausgewählt wird, vorläufig nicht bestellt werden, vielmehr soll dem Königlichen Wasserbaumeister, Herrn Grund zu Cochem, die obere Leitung über den Bau in der Weise übertragen werden, daß solcher nur, je nachdem es seine sonstigen Dienstgeschäfte erlauben, zunächst die Absteckung der Baustelle besorgt, über die Ausführungen Instruktionen erteilt und alsdann von Zeit zu Zeit die Arbeiten besichtigt und das Geeignete anordnet. 5.) Zur Leitung der Sache überhaupt und zur Vereinfachung des Verfahrens dazu wird eine Bau-Commission gebildet, wozu der Bürgermeister und Pfarrer von Amts wegen als Mitglieder gehören, außerdem aber der Gemeinderath von Müllenbach und Laubach sowie der Kirchenrat jeder noch ein Mitglied aus ihrer Mitte wählen. Die so aus 5 Mitgliedern bestehende Baucommission soll von jetzt an alles selbständig leiten, verhandeln und erledigen, was den ganzen Kirchenbau, dessen Vergantung und Ausführung und alles das betrifft, was damit in Beziehung steht; sie hat die vorschriftsmäßige, solide Ausführung, gute Materialverwendung und dergleichen, sowie den gehörigen Fortgang des Baues thätigst zu überwachen, etwaige Differenzen in Gemeinschaft mit dem leitenden Baubeamten zu entscheiden, und in technischer Hinsicht sich mit diesem stets in Verbindung zu erhalten. Zur Constituierung dieser Bau-Commission wurden folgende Mitglieder gewählt: a) vom Gemeinderath von Müllenbach: Matthias Schmitz, Glockengießer und Grubenbesitzer, - b) vom Gemeinderath von Laubach: Matthias Johann, Ackerer und Gemeindevorsteher C) vom Kirchenrath der Pfarrey: Matthias Felser, Ackerer und Präses des Kirchenrathes.

 

Die alte Müllenbacher Kapelle wird im Jahre 1852 abgerissen, damit ein neues Kirchenbauwerk an selbigem Platz entstehen kann. Während der Bauzeit der neuen Kirche findet das Hochamt in der Kirche in Laubach, die Frühmesse aber im Knabenschulsaal zu Müllenbach statt. Um das Zeichen zum Beginn des Gottesdienstes geben zu können, wird auf dem Dach des Schulgebäudes ein kleines Glockentürmchen angebracht, und darin eine der beiden Glocken der bisherigen Kirche installiert.

 

Unfreundlicher, kalter Regensommer im Jahre 1852.

 

  1. September 1852: Die Gemeinderäte von Müllenbach und Laubach beraten bestimmte Landflächen zu veräußern und einen Teil des Erlöses für den Kirchenbau zur Verfügung zu stellen. Dabei werden weitere Flächen der Gemeinde Müllenbach exakt benannt, Flächen der Gemeinde Laubach jedoch nicht ausgesprochen.

 

  1. September 1852: Grundsteinlegung zum Bau der neuen Pfarrkirche Müllenbach durch Bischof Arnoldi, nachdem die alte Kapelle niedergelegt wurde. Die zum Bau der Kirche erforderlichen Steine werden auf dem Acker gebrochen.

 

Der Bergrevierbeamte Honigmann bemüht sich Mitte 1852 nach dem Scheitern der Prozesse wegen der Gewalttätigkeiten für einigermaßen sichere Arbeitsverhältnisse in den Schiefergruben zu sorgen. Er engagiert sich in seinem Arbeitsbereich, macht Verbesserungsvorschläge; er unterscheidet sich damit deutlich von seinen Vorgängern wie auch von seinen Vorgesetzten. Honigmann bringt die Beschäftigten und Betreiber der 1848 entstandenen neuen, erfolgreichen Gruben an einen Tisch um sie zu überzeugen, dass nur eine gemeinsame Ausbeutung der Gruben wirklich sinnvoll ist. Er erarbeitet hierzu einen Gesellschaftsvertrag, dem alle zustimmen. Die neue, gemeinsame Grube soll „Vereinigung“ genannt werden. Hierzu verweigert jedoch das Oberbergamt seine Zustimmung. Die Grube Vereinigung wird nicht geschaffen.

 

Im Jahre 1852 wird durch das Farendeier-Tal von Cochem über Kaisersesch nach Landkern eine neue „Kunststraße“ (nach technischen Vorschriften kunstmäßig ausgebaute Straße mit Packlage, Mittellage und Decklage, welche sich in der Körnung unterscheiden) gebaut. Nunmehr müssen die Fuhrgespanne nicht mehr den steilen, engen Postkutschenweg zwischen Cochem und Kaisersesch (Cochem-Jünkererwald-Landkern-Kaisersesch) nutzen. Dies ist auch wichtig für die Schiefertransporte aus dem Kaulenbachtal in die Moselstadt.

 

Zu Weihnachten 1852 sehr warm in ganz Deutschland.

 

Der Umfang der Schieferförderung des Jahres 1845 wird in etwa auch 1852 wieder erreicht. Die Gruben produzieren 15.500 Reis (etwa 36.000m) Rohschiefer. Etwa 140 Mann sind auf den Gruben beschäftigt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1852 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Lambertsgrube (Erschließungsarbeiten); Neue Hoffnung (Erschließungsarbeiten); Valeriusgrube (Erschließungsarbeiten); Vereinigte Regniersgrube (7/513);  Wiesengrube (4/652); Paffrathsstollen (5/606); Altescherkaul (stillliegend bis 1887); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (6/2.609); Höllenpforte (4/1.302); Morgenröthe (Erschließungsarbeiten); Tieferglücksanfang (22/4.157); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (3/-) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (24/4.194); Oligskaul II (6/2.050); Oligskaul III (Erschließungsarbeiten); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1853: Die Schiefergruben rund um Müllenbach sind im Jahre 1853 wieder voll ausgelastet. Es werden, wie auch schon 1845, etwa 250 Schieferbrecher beschäftigt.

 

Am 22. Februar 1853 wird der 27-jährige Johann Josef Welling (OFB 6409) aus Müllenbach bei einem Steinschlag in der Schiefergrube getötet. Vater, Mutter und sechs Geschwister trauern um den jungen Schieferbrecher.

 

Am 09. März 1853 werden auf der Grube „Olligskaul 1" bei Laubach zahlreiche Bergleute verschüttet. Der Grubeneingang bricht zusammen und 16 Bergleute sind 16-18 Stunden unter Tage eingeschlossen. Glücklicherweise wird keiner verletzt oder gar getötet. Bemerkenswert, dass der zuständige Revierbeamte erst Wochen nach dem Unglück Kenntnis von dem Bergunfall erhält.

 

  1. März 1853: Der Kaufmann Dominikus Zervas und der Apotheker Matthias Josef Helff, beide aus Köln, gründen in Müllenbach, am Westhang des Kaulenbachtales, die Grube Colonia (Köln). Die „Colonia“ entsteht durch die Zusammenlegung der Gruben „Neue Hoffnung“, „Sardinsgrube“, „Lambertsgrube“, „Vereinigte Regniersgruben“, „Valeriusgrube“ und „Wiesengrube“. Zwischen 1853 und 1893 wird die Grube mit einer Belegschaft von 35 bis 45 Mann betrieben. Der Cochemer Anzeiger schreibt am 22. Juni 1853 anl. der vorherigen Eröffnungsfeier des Bergwerks: „Der Übergang dieses mächtigen und großartigen Dachschiefer Bergwerks, welches in seiner Gesamtheit forthin den Namen „Colonia“ führen wird, geschah mit einer beim günstigsten Wetter im Freien auf einem der schönsten Punkte des Bergwerks veranstalteten Festlichkeit unter Musik, Gesang und dem Donner der Böller, wobei Arbeiter und Einwohnerschaft bewirthet wurden. Die Rotabeln der Umgegend nahmen theil an dem Volksfeste, wobei Heiterkeit und Frohsinn herrschten. Die Toaste auf Sr. Majestät unsern König wie Sr. Excellenz den Minister von der Heydt, deren Streben das Land ein neues Aufblühen des Bergbaues, der Industrie und des Handels verdankt, fanden stürmischen Beifall, denen alsdann andere Gelegenheits-Reden, Toaste und Lieder folgten.“ Die Schieferbrecher der Region erhoffen sich durch die neuen Besitzer des Bergwerks bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, welche man unter den Schieferhändlern Schunck und Kollmann aus Klotten so nicht gekannt hat. Zeitungsberichte des Cochemer Anzeigers aus dieser Zeit, berichten über den Zwist, der zwischen der Fa. Zervas &Comp. in Zusammenarbeit mit den Müllenbacher Schieferbrechern gegen die Schieferhändler von der Mosel in der Folge entsteht.

 

Am 01. April 1853 wird eine zweispännige Personenpost zwischen Kaisersesch und Cochem eingerichtet. Für die Bürger der Region besteht nun die Möglichkeit schneller nach Cochem und zurück zu kommen, sofern sie sich die Fahrtkosten von etwa 8 Silbergroschen leisten können.

 

Vom Kirchenbau-Unterstützungsverein werden im Jahre 1853 Deputirte zu Haus-Collecten ausgesandt. Die Sammlungen werden in der Folge bis Saarbrücken im Westen und Wetzlar im Osten ausgedehnt. Die Deputirten werden gewählt, instruiert und mit Legitimationen versehen. Jene, die nicht bereit sind als Deputirte auf Bettelreise für unsere Kirche zu gehen, sind angehalten einen angemessenen Beitrag in die Baukasse einzuzahlen.

 

Die Gemeinde Müllenbach forderte bis 1853 stets den Zehnten als Pacht für die Schiefergruben auf Gemeindeland.

 

Die Grube „Gute Hoffnung“ (= Steffanskaul), 1848 stillgelegt, wird im Jahre 1853 der Grube Colonia zugeschlagen.

 

Die ehemalige Grube „Lambertsgrube“ (auch Allardsgrube / Sarteysgrube oder Sardesgrube genannt) geht 1853 in der Grube Colonia auf.

 

Die Grube „Mühlenkäulchensberg“ (auch Valeriusgrube genannt), die bis 1846 förderte, wird 1853 der Grube „Colonia“ zugeschlagen.

 

Die Grube „Mühlwiese“ (auch Wiesengrund genannt), welche in den vergangenen Jahren seit 1825 mit hoher Produktion betrieben wurde, wird ebenfalls 1853 der Grube „Colonia“ zugeschlagen.

 

Auf den Höfen in Hochpochten werden im Jahre 1853 29 Seelen als ansässig gemeldet.

 

Ein Visitationsprotokoll vom 09. Juli 1853 gibt Auskunft über die Größe der Pfarrei Müllenbach. Es werden genannt: Müllenbach, mit 150 Familien / 500 Kommunikanten / 750 Seelen, Laubach, mit 80 Familien / 190 Kommunikanten / 480 Seelen, Sesterbach, mit 36 Familien / 110 Kommunikanten / 150 Seelen, Villa Gerhardsroth, mit 1 Familie / 6 Kommunikanten / 9 Seelen, Villa Hochpochten, mit 3 Familien / 14 Kommunikanten / 20 Seelen, Mausmühle, keine Angaben, Kaulenmühle, keine Angaben, Lehnen- und Zirwesmühle, mit 3 Familien / 11 Kommunikanten / 17 Seelen, Martentaler Mühle, mit 3 Familien / 7 Kommunikanten / 11 Seelen, Brücksmühle, mit 1 Familie / 3 Kommunikanten / 6 Seelen. Insgesamt 1.443 Seelen in der Pfarrei.

 

Der Glockengießer Mathias Schmitz aus Müllenbach gießt im Jahre 1853 in seiner Glockengießerei oberhalb des Friedhofes (heute Haus Annen) die 3 Glocken für die neue Müllenbacher Pfarrkirche. Die Größte ist ein Geschenk des Prinzen Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm I., sie ist geweiht dem hl. Hubertus. Die beiden übrigen der hl. Maria und hl. Barbara.

 

1853 bis 1865 wird die Grube „Nachbarin“ am Osthang des Kaulenbachtals, betrieben von Familie Walgenbach (Peter OFB 6266 / und Anton OFB 6237), mit durchschnittlich 12 bis 15 Schieferbrechern bearbeitet.

 

Die 1838 durch Johann Reinhard Klasen (OFB 2396) angelegte Grube „Neue Hoffnung“ wird ebenfalls 1853 der Grube „Colonia“ zugeschlagen.

 

Die Grube „Oligskaul III“ am Osthang des Kaulenbachtals wird im Jahre 1853 bergamtlich eingestellt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1854 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Gute Hoffnung, Lambertsgrube, Neue Hoffnung, Valeriusgrube, Vereinigte Regniersgrube und  Wiesengrube werden zur „Grube Colonia“ (38/2.540) zusammengefasst; Paffrathsstollen (4/34); Altescherkaul (stillliegend bis 1887); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (5/652); Höllenpforte (4/1.114); Morgenröthe (Förderung eingestellt); Tieferglücksanfang (34/5.940); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (4/95) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (36/5.592); Oligskaul II (7/652); Oligskaul III (1852 bergamtlich eingestellt); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

 

1854: Der  Cochemer  Landrat Jaeger berichtete im Januar 1854 an  die  Bezirksregierung  Koblenz,  mit der Installation der Schienen und Förderwagen auf der Grube COLONIA sei begonnen worden.

 

Am 12. März 1854 stirbt Nikolaus Allard (OFB 0078) 21-jährig bei einem Grubenunglück. Vater Hubert, Mutter Anna Barbara und 8 noch lebende Geschwister trauern um den jungen Bergarbeiter.

 

Am 08. April 1854 gibt es wieder einmal einen tödlichen Unfall auf den Schiefergruben. Dieses Mal ist der 44-jährige Anton Kronz (OFB 2858) auf einer Schiefergrube in Kaisersesch plötzlich gestorben. Kronz hinterlässt seine Ehefrau Maria Elisabeth, geb. Steffes-mies und 3 noch lebende von ursprünglich 9 geborenen Kindern.

 

Anlässlich seiner Sitzung vom 25. April 1854 hält der Gemeinderat Müllenbach in seinem Protokoll fest: Nachdem hier in Erfahrung gebracht wurde, daß die Gemeinde Laubach gesonnen ist, einen auf dem Schanzenberg gelegenen Weidstrich, der von Rechtswegen der Gemeinde Müllenbach als ein Weidgang gehört, nunmehr mit Waldung zu bepflanzen, finden wir uns veranlasst, gegen eine solches rechtswidriges Verfahren uns offen zu erklären, unser Recht in Anspruch zu nehmen und der Gemeinde Laubach zu erklären, daß sie ja doch den Samen sparen wolle und überhaupt das Ganze Unternehmen liegen lasse. Sollte die Gemeinde Laubach auf unsere gütigen Vorstellungen nicht achten und fortfahren und in unserem Rechten zu treten, so würden wir es uns nicht gefallen lassen und nötigenfalls es auf einen beiderseitigen Prozeß ankommen lassen. Wir legen diese Erklärung der Gemeinde Laubach hiermit vor und vermerken, daß sie es nicht auf Streitigkeiten ankommen lasse, sondern die Sache gütlich mit uns abmache.

 

April 1854: Dominikus Zerwas scheidet aus dem Gesellschafterverhältnis der Grube Colonia aus. Matthias Josef Helff ist ab sofort alleiniger Besitzer der Grube am Müllenbacher Westhang des Kaulenbachtals. Mit Zervas gehen auch viele auswärtige Bergmänner sowie der Betriebsleiter Roth aus Brohl, wegen denen es im vergangenen Jahr oft zu Streitigkeiten gekommen ist.

 

Helff stellt Mitte 1854 den auswärtigen Betriebsleiter Jacob Müller aus Nirms bei Aachen für die Grube Colonia ein.

 

Lehrer Johann Mertz, seit 1848 als zweiter Lehrer neben Herrn Münnich in unserem Ort, verlässt 1854 die Schule. Sein Nachfolger wird Lehrer Fischer. Bei seinem Amtsantritt werden die Schüler nach Geschlechtern getrennt. Herr Münnich übernimmt die Mädchen-, Herr Fischer die Knabenschule. Nun entsteht ein Streit, welcher Lehrer den Organisten –und Küsterdienst haben soll. Auf der einen Seite der Herr Bürgermeister, Lehrer Münnich und dessen Schwiegervater Glockengießer Matthias Joseph Schmitz, auf der anderen Seite der Herr Pastor und Lehrer Fischer. Die Streitigkeiten dauern über lange Zeit an.

 

Von der Umpfarrung der Hochpochtener Höfe und der Einschulung der dortigen Kinder in die Müllenbacher Schule (am 09.10.1832) leitet die Pfarrei Müllenbach in 1854 ihre Forderung her, dass sich die Ulmener am Kirchbau in Müllenbach beteiligen sollen. Wie es scheint eine etwas irreale Forderung, da die Ulmener ihre eigene Kirche kaum unterhalten können.

 

Am 16. Oktober 1854 beschließt der Gemeinderat betreffend eines Ansiedlungsansinnens: Der Schuster Ludwig Theodor Kristmann, gebürtig aus Frankenhausen im Fürstentum Schwarzburg und welcher nach seiner Pension zu Wittlich und Koblenz gewohnt und sich jetzt mit Frau Margarethe geb. Zeigen und einem Kind Peter, 11 Jahre alt, zur Niederlassung in der Gemeinde Müllenbach gemeldet hat, erhält andurch seitens des Vorstandes und des Gemeinderates Müllenbach die Eröffnung, daß zwar seinem einstweiligen Aufenthalte in hiesiger Gemeinde zum Versuche, ob er sich hier durch Arbeit in seinem Geschäfte ernähren könne, kein Hindernis entgegenstellt werden soll. – daß  indessen vorläufig eine Gestattung seiner förmlichen Niederlassung dahier noch keine Rede sein könne, da es in Zweifel stehe, ob er genügend Arbeit und Verdienst finden und davon sich und seine Familie durchbringen werde. So lange dieses sich noch nicht durch die Tat bewährt habe und noch nicht feststehe, soll der Aufenthalt des Kristmann als nur vorübergehend angesehen werden. 

 

Im Jahre 1854 werden, erstmalig im linksrheinischen Schiefergebirge, auf der Grube Colonia Grubenwagen (Loren) auf Schienen zur Förderung des Schiefers aus dem Berginneren eingesetzt. Eine wesentliche Erleichterung für die Schieferbrecher, die bis Dato die bis zu 150 Kg schweren Schiefersteine auf dem Rücken aus den Gruben beförderten.

 

Der „Paffrathsstollen“ ehemals von G. Paffrath betrieben, wird 1854 als stilliegend erwähnt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1854 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (?/?); Paffrathsstollen (6/116); Altescherkaul (stillliegend bis 1887); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (8/466); Höllenpforte (11/1.398); Morgenröthe (1853 Förderung eingestellt); Tieferglücksanfang (?/2.851); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (4/35) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (36/5.126); Oligskaul II (16/559); Oligskaul III (1852 bergamtlich eingestellt); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1855: Die Grube „Hasenwieschen“ im Sesterbachtal wird nach ihrer Stilllegung 1847 nun im Jahre 1855 wieder als Nebenerwerbsgrube mit geringfügiger Produktion genannt. Sie ist im ersten Quartal belegt mit 5 Mann. Bis zum 31. März 1855 werden 140 Reis Schiefer gefördert. Grubenaufseher ist Peter Steffes.

 

Als die Deputirten des Kirchenbauunterstützungsvereins ihre Haussammlungen in der weiteren Umgebung abschließen, ergibt sich ein Spendenbetrag von 1.297 Thaler, 1 Silbergroschen und 1 Pfennig. Bei den Haus-Collecten werden je nach Gemeinde von 10 Groschen bis zu 153 Thaler gestiftet.

Die Kirchencollecten ergeben nochmals einen Betrag von 186 Thalern, 23 Silbergroschen und 5 Pfennige. Auch bei den Kirchen ergeben sich Unterschiede in der Spendenbereitschaft von 17 Silbergroschen bis zu 24 Thaler.

Auch die Abgeordneten in Berlin sammeln für den Bau der Müllenbacher Kirche. Hier ergibt sich ein Betrag von 111 Thalern und 15 Silbergroschen.

(1 Preußischer Thaler = 30 Silbergroschen = 360 Pfennige).

 

Anlässlich seiner Ratssitzung vom 10. Juni 1855 befindet der Gemeinderat Müllenbach: Gemäß Nachricht vom 16. Oktober 1854 ist der Matthias Lenz, Bäcker, nebst Frau und 6 Kinder von Kell übergegangen und hat in einem Hause des Josef Valerius Wohnung gefunden, welches Haus dem Juden Loeb zu Mayen gehört. Vorläufig hat der Gemeindevorstand und Gemeinderat diesen Übergang nicht hindern können, da den gesetzlichen Erfordernissen genügt schienen. Inzwischen hat sich ergeben, daß die Familie ohne alles Vermögen ist, daß die Kinder nur halb gekleidet sind, meistens barfuß laufen und in den Häusern der Einwohner Lebensmittel in Anspruch nehmen; daß der Lenz nicht die Mittel hat, das Bäckergewerbe zu betreiben und nicht im Stande ist, seine große Familie zu ernähren. Ferner ist in Erfahrung gebracht worden, dass er in schlechtem Ruf stehe, wie dann in Müllenbach wegen Diebsthal von geschältem Holz gegen ihn Untersuchung eingeleitet worden ist. Endlich ist es bekannt geworden, daß von der Familie seitens ihrer Heimatgemeinde Kell nur um sie und die Unterstützungsverpflichtung wegen ihrer los zu werden, ein erheblicher bare Unterstützung aus der Gemeindekasse beim Wegzug bezahlt haben soll. Unter diesen Umständen wird darauf angetragen, daß die Verhältnisse der Familie Lenz näher untersucht und nach Befinden die Gemeinde Müllenbach von jeder Verpflichtung gegen dieselbe enthoben respektive die Rückverweisung verlangt werden soll. 

 

  1. Juli 1855; Einweihung der neuen Pfarrkirche durch Bischof Arnoldi. „Es war dieses ein Ereignisvolles Fest wie es die weite Umgebung noch nicht erlebte" vermerken die Akten des Kirchenbauvereins. Die Gesamtkosten für den Kirchenneubau belaufen sich auf 13.873 Thaler.

 

Auf seiner Sitzung am 10. Juli 1855 fasst der Gemeinderat folgenden Beschluss: „Als Beitrag zu den Kosten der Festlichkeit der Consecration der neuen Pfarrkirche durch den Hochwürdigen Herrn Bischof wird dem Hr. Pfarrer Guldner 30 Thlr bewilligt. Weiterhin: Die Einfriedigung an der Pfarrkirche mit Mauer, Staketen und 2 Thüren soll veranschlagt und ausgeführt werden

 

Im Jahre 1855 nimmt die „Brücksgrube I“, die seit 1842 quasi ruht, ihre 2. Betriebsphase in Zusammenhang mit „Brücksgrube II und III“ wieder auf.

 

1855 werden die Gruben „Glücksanfang“ und „Unterescherkaul“ zusammengefasst und fördern nun mit einer Belegung von zehn bis 12 Mann. Bis wann die Grube fördert ist nicht bekannt, 1862 brechen die Unterlagen ab.

 

Im Jahre 1855 werden Schurfarbeiten an der am Laubacher Osthang des Kaulenbachtals gelegenen Grube „Gandesloch“ erwähnt. Es handelt sich hierbei um eine alte Grube auf Grundbesitz der Gebrüder Kollmann, die wahrscheinlich schon vor 1790 ausgebeutet wurde. 1857 / 1858 und 1861 werden die Schürfarbeiten fortgeführt.

 

Aus einem Schreiben des Kirchenrathes zu Müllenbach vom 28. November 1855 ergibt sich, dass der Verkauf des Roder Hofgutes 2.464 Thaler und der Verkauf der Pfarrwiese 1.130 Thaler, also insgesamt 3.594 Thaler eingebracht haben.

 

Am 09. Dezember 1855 hat der Gemeinderat in seiner Sitzung beraten und beschlossen, das der Matthias Kerpen (OFB 2315) in Müllenbach zum Feld-und Waldschützen anerkannt ist und zwar für einen jährlichen Betrag von fünfundfünfzig Thalern. Der Vertrag ist auf drei Jahre festgesetzt mit den Bedingungen, das wenn der Kerpen seinen Dienst nicht gehörig versieht, daß er jedes Mal mit einer vierteljährigen Kündigung abgesetzt werden kann.

 

Insgesamt werden in der Region Müllenbach, Laubach Leienkaul im Jahre 1855 34.410 Meter Rohschiefer gefördert und verarbeitet.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1855 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (36/4.501); Paffrathsstollen (Erschließungsarbeiten); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (12/1.584); Höllenpforte (15/2.796); Tieferglücksanfang (21/4.567); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (6/419) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (32/5.033); Oligskaul II (9/932); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1856: Am 30. Januar 1856 wird Nikolaus Hens (OFB 1752) (*28.02.1819 / +04.07.1869) durch den königl. Bergmeister Liebering als Aufseher der Grube Hasenwieschen in der Nachfolge von Peter Steffes bestätigt.

 

Das Generalvicariat in Trier erteilt am 29. Februar 1856 die Genehmigung über 3.094 Thaler zur inneren Einrichtung der neuen Pfarrkirche in Müllenbach.

 

Vor dem Assisenhof (Höheres Gericht) in Koblenz wird 1856 der Müllenbacher Johann Weber, Sohn des Tagelöhners Jakob Weber, wegen schweren Diebstahls zu einer Zuchthausstrafe von vier Jahren verurteilt.

 

In 1856 ergeht eine Ministerialentscheidung, wonach sich die Gemeinde Ulmen auf dem Verwaltungswege nicht, wie 1854 durch Müllenbach gefordert, an den Kirchenbaukosten in Müllenbach beteiligen muss.

 

Nach den ersten Überlegungen hoher Regierungsbeamter dem Moseltal eine neue Verkehrs-Infrastruktur zukommen zu lassen, regen sich 1856 auch die Eifellaner um den Kaisersescher Amtsbürgermeister Zilliken damit die Eifel und auch der Hunsrück verkehrstechnisch nicht vernachlässigt werden. Die Region Eifel bringt eine Bahnführung durch die Südeifel ins Gespräch. Als Hauptargument führt Landrat Graf von Keller (Mayen) den Transport von 113.000 Stück Vieh und den Anschluss einer Glockengießerei in Müllenbach an.

 

Auch nach der Preußischen Landgemeindeordnung erhält Kaisersesch 1856 keine Stadrechte mehr. Die 1321 vergebenen Stadrechte wurden in der Zeit der französischen Besatzung aberkannt und werden hiermit auch nicht erneuert.

 

Anlässlich seiner Sitzung vom 20. August 1856 sieht sich der Gemeinderat Müllenbach zu einer Steuererhöhung veranlasst: Nach der heutigen Feststellung des Gemeindehaushalts Etats für das Jahr 1857 ergibt sich das Bedürfnis, den Gemeindezuschlag zu den direkten Steuern, (… ?) und zwar auf Grund einer Klassensteuer zu gleichmäßigen Sätzen über das gewöhnliche Maximum hinaus zu einhunderfünfzig Prozent in Ansatz zu bringen. Die nothwendige Ergänzung der zwar verausgabten, aber noch fehlenden d.h. vorschußweise geleisteten Restkosten an dem ausgeführten Bau der Pfarrkirche zu Müllenbach; sowie die Verzinsung der davon herrührenden bestehenden Kapitalschuld, machen neben den erheblich angewachsenen Bedürfnissen für den laufenden Haushalt der in der Population starken Gemeinde, dieser erhöhten Gemeindezuschlag unvermeidlich, da von den angesetzten Etats Ausgaben keine entbehrlich sind. Daher befindet sich der Gemeinderath in der Notwendigkeit, die im Etat angesetzten Zuschläge bewilligen zu müssen.

 

Die Belegschaft auf dem Stollenbergwerk „Oligskaul II“ am Osthang des Kaulenbachtals steigt im Jahre 1856 auf 30 Mann.

 

Im Sesterbach legen die Gebrüder Steffes im Jahre 1856 die „Steffesgrube“ als Neberwerbs-Kleinstgrube an. Bis 1861 ist eine extrem geringe Produktion (evtl. für Eigenbedarf) vermerkt.

 

Versuchsarbeiten auf Privatland der Grube „Wolfskaul“ bei Laubach bleiben 1856 erfolglos.

 

Eine Verfügung der Bergbaubehörden bekräftigt am 07. Oktober 1856 die Anzeigepflicht für die Wiedereröffnung stillgelegter Gruben.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1856 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (35/6.477); Paffrathsstollen (Förderung eingestellt); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (12/2.255); Höllenpforte (12/1.587); Tieferglücksanfang (28/5.405); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (Erschließungsarbeiten) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten); Oligskaul I (41/6.282); Oligskaul II (9/1.473); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1857: Durch landräthliche Verfügung vom 13. Februar 1857, No. 839, wird Joseph Schmitz (OFB 4882) zum Gemeindevorsteher und Johann Franzen (OFB 1201) zum Stellvertreter ernannt, welche heute bei Einführung des Gemeinderathes in Eid und Pflicht genommen werden. Weitere Gemeinderäte sind: II Klasse – Peter Sutorius (OFB 5836) und Anton Felser (OFB 1132), I. Klasse – Matthias Schmitz (OFB 4914) und Stephan Valerius (OFB 6155).

 

Der Gemeinderat beschließt 1857: 1. Für das Polizeiläuten abends um 10 Uhr sollen 10 Thaler Kummerration pro Jahr ausgesetzt werden, welches Lehrer Münnich nebst dem Uhraufziehen, wofür 5 Silbergroschen vergütet werden, besorgt. 2. Zum Nachtwächter soll Johann Joseph Bohr mit 24. Thaler Besoldung pro Jahr angenommen, wozu jeder selbständige Einwohner den Beitrag von 6 Silbergroschen mit den Anlagen zur Gemeindekasse zu zahlen hat. 3. Neben der Aufbringung der fehlenden Summe für die Kirchenbaukosten soll in Gemeinschaft mit der Gemeinde Laubach das Nötige zur Aufnahme eines gemeinschaftlichen Darlehens verhandelt und beschlossen werden.

 

Als Amtsbürgermeister in Kaisersesch wird im Jahre 1857 Herr Duhr genannt.

 

Am 18. März 1857 treffen sich Josef Schmitz (OFB 4882), Vorsteher, und Matthias Schmitz (OFB 4914), Abgeordneter aus Müllenbach, sowie Matthias Felser, Vorsteher, und Georg Valerius, Abgeordneter aus Laubach vor der Bürgermeistereiversammlung in Kaisersesch. Es wird hierbei beschlossen, die zur schließlichen Regelung und Ausgleichung der Kosten des Baues der neuen Pfarrkirche zu Müllenbach noch fehlende Summe von überhaupt 2450 Thlr – welche als Beitrag zu den Kirhenbaukosten von der zum Pfarrbezirk gehörigen Besitzung Hochpochten respektive der betreffenden Civilgemeinde Ulmen geleistet werden sollte, aber zur Zeit noch nicht flüssig zu machen war, weil die Verhandlungen darüber noch schwebend sind; vorläufig durch vier Anläufe bei der Rheinischen Provinzial – Hilfskasse zu beschaffen, welche – gemäß Tilgungsplan in 7jährigen Terminen und Raten, 1858 anfangend und 1864 endigend, mit Zinsen wieder abgetragen werden soll. Im Fallle jedoch früher der Kirchenbaukosten-Beitrag von Hochpochten resp. Ulmen flüssig werden sollte, würde dieser ganz zur Anleihe-Abtragung zu verwenden sein. Da der Abtrag die Kapitalschuld von 6000 Rthl, welche für die beiden Gemeinden unter Solidar-Verbindlichkeit vom Kirchenbau her bereits besteht, gemäß dem bestehenden Tilgungsplan erst mit dem Jahr 1865 die 12jährigen Raten beginnen soll, so kann diese das vorliegende Darlehen nicht beeinträchtigen, dessen Tilgung vollendet sein wird, bevor die Abtragung des ersten Kapitals angefangen hat.

 

Mit der Hochzeit von Christoph Peters (OFB 4007) mit Elisabeth Schneider (OFB 5031) am 09. Juni 1857 in Müllenbach gibt der aus Brieden stammende Viehhirt mit seinem Beruf den Familiennamen „Schäwesch“ nach Müllenbach weiter.

Die Grube „Göttenkäulchen“ bei Müllenbach wird im Jahre 1857 als stilliegend erwähnt. Zum Besitzer gibt es keine weiteren Informationen.

 

Die Grube „Gutglück“ der Familie Walgenbach (Peter OFB 6266 / und Anton OFB 6237) in Laubach versucht 1857 die Förderung auszuweiten, jedoch erfolglos.

 

Die Grube „Stockberg“ bei Müllenbach wird 1857 als stilliegend erwähnt. Keine weiteren Informationen über den Grubenbetrieb.

 

Die Nachkommen des Rausch-Müllers verkaufen im Jahre 1857 die Trümmer der ehemaligen Martentaler Kapelle an den Staat.

 

Am 06. Juni 1857 verhandelt der Gemeinderat betreffend der Verpachtung von Schafweide der Gemeinde. Man beschließt: Es soll die Verpachtung zu 10 Silbergroschen pro Stück aufrechterhalten werden. Wie zuvor vom Rat beschlossen, sollen nicht mehr als insgesamt 300 Schafe aufgetrieben und auch nur eine Herde mit einem Hirten zu halten sein. Mathias Joseph Schmitz (OFB 4914), der dem Pachtvertrag zu 10 Silbergroschen nicht beitreten will (da er, wie er sagt mit dem Rath ein anderes Abkommen geschlossen hat – dies jedoch nicht beurkundet ist), wird aufgefordert binnen drei Tagen den neuen Pachtvertrag für seine 199 Schafe anzunehmen, oder ihm wird durch Gerichtsvollzieher die Fortbenutzung der Weide untersagt. Sollte Schmitz den Vertrag unterzeichnen, darf er im nächsten Jahr seine Schaf noch halten, im darauffolgenden Jahr hat er jedoch seinen 2. Schäfer abzuschaffen und die Herde so zu verkleinern, dass die Herdengröße seinem Grundbesitz angepasst ist und die Gesamtzahl der Schafe im Ort die 300 Stück nicht übersteigt.

 

  1. August 1857: Erklärt die königl. Regierung, dass die Umpfarrung der Hochpochtener Höfer als nicht geschehen zu betrachten sei. Hintergrund: Ein Streit der Müllenbacher mit den Hochpochtenern. Diese wollen sich nicht an den Baukosten für die neue Kirche beteiligen.

 

Bei Laubach wird im Jahre 1857 die „Weltergrube“ genannt. Die Versuchsarbeiten der Erben Johann Hubert Welter (OFB 6449) bleiben jedoch erfolglos.

 

Glockengießer Matthias Joseph Schmitz (OFB 4914) gießt in seiner Glockengießerei in Müllenbach die 332 kg schwere Alflener Kirchenglocke um. Die bisherige bekam zwischen 1835 und 1850 einen Riss. Die neue Glocke wiegt 442 kg und wird im Folgejahr, am 01. Februar 1858 in Alflen durch Pfarrer Heidinger geweiht.

 

Am 20. Oktober 1857 enden in einem Vergleich die häufigen Streitereien zwischen den Erben des Arentz´chen Grundbesitzes am Osthang des Kaulenbachtals. Rund 49. Erben schließen sich nunmehr zusammen, und bilden eine Gesellschaft, die in Zukunft gemeinsame Forderungen an die Pächter, Firma Schunk, vertreten. Die Gesellschaft tritt insgesamt als Grubenbetreiberin auf. Die ursprünglichen Erbpachtverträge von Schunk und Kollmann werden hierdurch nicht berührt, jedoch sieht sich die Firma Schunk statt einer Vielzahl zerstrittener Pächter nunmehr einer Gesellschaft gegenüber, die die Interessen der Pächter wie der beteiligten Grundbesitzer vertritt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1857 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (23/4.164); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (8/1.618); Höllenpforte (12/1.398); Tieferglücksanfang (19/5.371); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (5/373) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (34/5.460); Oligskaul II (15/1.364); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1858: Einwohnerzahl in Müllenbach im Jahre 1858, 765 (762 Einwohner rk, 3 evang).

 

Nach vielen Streitigkeiten zwischen Lehrer Münnich und Lehrer Fischer an hiesiger Schule, verliert Herr Münnich im Jahre 1858 seine Anstellung. Er erhält eine Anstellung im Trierer Bezirk Besseringen bei Merzig. Seine Nachfolgerin und damit die erste Lehrerin an der Müllenbacher Schule wird Frau Spessert.

 

Im Jahre 1858 übernimmt die Firma Fromm, Köln, die seit 1844 stilliegende Grube Escherkaul / Keupskaul am Osthang des Kaulenbachtals von der Firma Paffrath. Die Grube wird als „Kleingrube“ durch die Firma bis 1861 zeitweilig betrieben.

 

Der Betrieb auf der von Schunk verpachteten Kleingrube „Hirschseifen“ im Sesterbachtal wird in 1858 endgültig eingestellt.

 

Am 27. Juli 1858 findet man den 21-jährigen Matthias Valerius (OFB 6135) zerschmettert in der Schiefergrube. Vater Matthias, Mutter Anna Maria, geb. Steffes-en und 5 noch lebende Geschwister trauern um den jungen Bergmann.

 

Im Anschluss an die Streitigkeiten im Jahre 1858 zwischen unseren beiden Lehrern Münnich und Fischer, der seit 1854 immer wieder auflodert und indem auch der Herr Pastor und Herr Bürgermeister Schmitz als Kontrahenten involviert sind, entwickelte sich ein grundloser Streit um einen besonderen Platz für den Herrn Bürgermeister in der neuen Pfarrkirche. Für seine Verdienste um den Neubau bot die Kirchenvertretung dem Herrn Bürgermeister Schmitz einen besonderen Platz an. Der Herr Bürgermeister Schmitz verzichtete auf diesen. Der Kirchenvorstand beschwerte sich nun bei der kirchlichen Behörde, daß der Herr Bürgermeister einen besonderen Platz verlange. Die Behörde entschied: Dem Herrn Bürgermeister steht, wenn er dem Gottesdienst in Müllenbach beiwohnt, was wohl nicht häufig vorkommen wird, jederzeit ein besonderer Platz zur Verfügung.

 

Nach den Taufeinträgen im Taufbuch Müllenbach wird im Jahre 1858 das letzte Kind auf dem Gerhardsrother Hof geboren. Danach wird der Hof (1863) abgerissen. Die Familie Alflen, 150 Jahre als Bewohner des Gerhardsrother Hofes nachgewiesen, verlässt den Hof und zieht auf die Ölmühle am Lessierbach.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1858 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter): Grube Colonia (30/5.713); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (9/1.836); Höllenpforte (14/?); Tieferglücksanfang (12/2.740); Brücksgrube I (0/0); Brücksgrube II (5/317) Escher u. Keupskaul (5/443);  Oligskaul I (39/9.152); Oligskaul II (17/1.864); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1859: 06.März 1858: In Trier stirbt der berühmteste Sohn unseres Ortes, der Rechtsanwalt Dr. Johann Theodor Regnier, an einem Herzleiden. Regnier war lange Jahre in Trier der angesehenste und begehrteste Rechtsanwalt. Auch als Justizminister der Regierung in Berlin war er im Gespräch.

 

Lehrerin Spessert wird im Jahre 1959 aus nicht bekannten Gründen von ihrem Amt als Lehrerin in der Müllenbacher Schule abgesetzt. Ihre Nachfolgerin wird die Lehrerstochter Zimmer aus Forst bei Carden.

 

In Düngenheim genehmigt im Jahre 1859 die Gemeinde dem Johann Fuhrmann II die Einrichtung eines Schieferbruches im Gemeindewald Pinngraben. Dieses dürfte die erste Schieferbergbauaktivität im Bereich Düngenheim sein.

 

Die Grube Hasenwieschen fördert im Jahre 1859 283 Reis Schiefer.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1859 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (25/5.256); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (9/1.864); Höllenpforte (13/1.864); Tieferglücksanfang (?/4.035); Brücksgrube I (5/70); Brücksgrube II (Erschließungsarbeiten) Escher u. Keupskaul (5/746);  Oligskaul I (45/9.003); Oligskaul II (29/4.846); Oligskaul IV (5/51).

 

1860: Zwischen 1851 und 1860 reisen 2.414 Menschen aus dem Kreis Cochem nach Übersee aus. Hauptsächlich nach Amerika.

 

Lehrer Fischer verlässt 1860 die Schule in Müllenbach. An seiner Stelle tritt als zweiter Lehrer neben Frau Zimmer Herr Lehrer Wilhelm Mohr, aus Urmitz am Rhein seinen Dienst in unserer Schule an. Er nimmt auch den Küsterdienst wahr.

 

Glockengießer Matthias Joseph Schmitz aus Müllenbach gießt zwei kleine Glocken für die 1789 erbaute Laubacher Kapelle. Die Inschrift lautet: „Schmitz aus Müllenbach goss mich, anno 1860. Eine Glocke heißt Joseph (Pate: Joseph Kreuser), die andere Maria (Patin: Maria Tholl).

 

Maria Catharina Arenz (OFB 0183) wandert nach dem Tod ihres Ehemannes Stephan im Jahre 1860 (OFB 1859) mit ihren Kindern Peter, Johann Josef und Katharina nach Amerika aus.

Am 05. September 1860 verunglückt im Alter von 47 Jahren Reinhard Köhn (OFB 2602) aus Müllenbach tödlich im Bergwerk durch Steinschlag. Er ist der Ehemann von Frau Margarethe Scheid aus Gillenbeuren und Vater von 8 Kindern, von denen 6 bei seinem tödlichen Unfall noch leben.

 

Die Grube Höllenpforte beschäftigt zwischen 1860 und 1861 um die 20 Männer.

 

Die Förderung der Grube „Gutglück“ in Laubach – Besitzer Familie Walgenbach (Peter OFB 6266 / und Anton OFB 6237) - wird im Jahre 1860 eingestellt.

 

Bis 1860 ist die Grube „Sesterbach I“ der Firma Rinck nachweislich in Betrieb. Hiernach keine Berichte mehr.

 

Der Gewinn aus den Gruben Höllenpforte, Altescherkaul und Glücksanfang verteilt sich im Jahre 1860, nachdem der an die Firma Schunk zu entrichtende Anteil abgezogen ist, auf 49 Beteiligte (siehe zum Vergleich 1835 / fünf Beteiligte).

 

Am 10. Dezember 1860 stirbt der bekannte Müllenbacher Glockengießer, Gemeinderatsmitglied, Wirt und Grubenbesitzer Matthias Joseph Schmitz (*08.07.1796 / +10.12.1860)

 

Die Grube Hasenwieschen fördert im Jahre 1860 450 Reis Schiefer, bei einer Belegschaft von 8 Mann.

 

Insgesamt werden in der Region Müllenbach, Laubach Leienkaul im Jahre 1860 32.600 Meter Rohschiefer gefördert und verarbeitet.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1860 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (26/?); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (11/3.266); Höllenpforte (22/6.617); Tieferglücksanfang (?/5.885); Brücksgrube I (Erschließungsarbeiten); Brücksgrube II (9/1.043) Escher u. Keupskaul (6/1.920);  Oligskaul I (42/9.953); Oligskaul II (20/5.499); Oligskaul IV (8/3.047).

 

1861: Als Bürgermeister in Müllenbach wird Johann Josef Köhn (OFB 2592) genannt.

 

Am 15. März 1861 übersiedelt der Müllenbacher Schieferbrecher Johann Nicolay mit seiner Ehefrau Maria, geb. Henneberger und Söhnchen Peter nach Lütz, dem Geburtsort von Maria Henneberger. Später wird Johann Nicolay mit der Grube „Himmel“ in Lütz die größte Grube des Ortes und die drittproduktivste Schiefergrube im ganzen Bergrevier Koblenz betreiben.

 

Eine große Landplage im Frühjahr und Sommer 1861 sind Mäuse, welche zu tausenden die Aussaat und Ernte des Jahres zunichte machen.

 

Lehrer Wilhelm Mohr von der hiesigen Schule wandert im Jahre 1861 nach Amerika aus. Sein Nachfolger wird Herr Lehrer Anton Schmitt aus Elz (Binningen).

 

Auf der Grube „Heidenloch“ gehen 1861 die Förderung und die Belegschaftszahl stark zurück, mit der Folge dass der Betrieb eingestellt werden muss.

 

Am 18. Oktober 1861 wird Wilhelm I. zu Preußens König gekrönt.

 

Auf dem Hunsrück und in den Gemeinden der Bürgermeisterei Lutzerath sowie in Müllenbach, Masburg und Faid wird nach einer Statistik des Kreises im Jahre 1861 noch die Dreifelderwirtschaft betrieben. In allen anderen Orten des Kreises kommt diese Methode nicht mehr zur Anwendung.

 

Statistische Unterlagen des Bergamtsbezirkes Koblenz nennen im Jahr 1861 insgesamt 295 Dachschiefergruben des Eifel-Zuges zwischen Ulmen und Andernach und 71 Gruben des Mosel-Zuges zwischen Fell und Lütz. Unter anderem sind es 65 Gruben für Laubach, 37 für Trimbs, 25 für Kehrig, 24 für Müllenbach, 18 für Masburg, 15 für Gering, 9 für Düngenheim und 3 für Urmersbach.

 

Simon Joseph May (OFB 3332) nimmt als Besitzer und Betreiber im Jahre 1861 die alte „Mayersgrube“ im Sesterbachtal wieder in Betrieb. Entstehung unbekannt. Es wird eine nur geringfügige Produktion verzeichnet.

 

Die Firma Schunk betreibt im Jahre 1861 erfolglos Versuchsarbeiten auf der „Oberhirschergrube“ auf Privatgrund bei Leienkaul. Es wird vermerkt, dass es sich wohl um eine sehr alte Grube handelt.

 

Im Jahre 1861 wird die „Brücksgrube II“ am Osthang des Kaulenbachtals bergamtlich eingestellt.

 

Die Grube Hasenwieschen fördert im Jahre 1861 216 Reis Schiefer.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1861 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (26/6.207); Blumenkörbchen (Erschließungsarbeiten); Glücksanfang (8/1.267); Höllenpforte (21/4.809); Tieferglücksanfang (12/1.864); Brücksgrube I (4/98); Brücksgrube II (6/447) Escher u. Keupskaul (5/950);  Oligskaul I (38/10.345); Oligskaul II (24/5.405); Oligskaul IV (4/690).

 

1862: Aus der Gemeinderatssitzung vom 01. Februar 1862: Der Gemeinderath von Müllenbach stellt hiermit den Antrag, daß dem Matthias Kerpen von Müllenbach der Dienst sofort gekündigt und nach dessen Stelle der Stephan Steffes-Mies (OFB 5697), Ackerer, 40 Jahre alt, wohnhaft in Müllenbach, zum Feld- und Waldhüter der Gemeinde Müllenbach unter Vorbehalt quartal jährlicher Kündigung gegen ein Gehalt von vierzig fünf Thalern jährlich bestellt werden soll.

 

Im Jahre 1862 wird an die beiden bestehenden Schulsäle (von 1844) ein Lehrerwohnhaus mit 2 Wohnungen angebaut (Frontansicht rechts). Der ganze Bau ist aus Bruchsteinen hergestellt und unterkellert. Unter dem Wohngebäude befindet sich nebst Keller noch Waschküche und Stall, unter dem übrigen Treppengang Keller und Spritzenhaus.

 

Nach dem Tod seines Vaters Matthias Josef Schmitz versucht sein Sohn, der junge Müllenbacher Glockengießer Nicolaus Schmitz, im Jahre 1862 die Arbeit seines Vaters fortzusetzen und gießt die Glocken für die neue Landkerner Kirche. Der Guss misslingt, der junge Glockengießer hat noch nicht ausreichend Erfahrung.

 

Zwischen 1862 und 1891 werden im Sesterbachtal die Gruben „Gorgesgrube I und II in Betrieb genommen.

 

Die Grube „Höllenschacht“ wird zwischen 1862 und 1891 mit durchschnittlich 15 bis 25 Mann Belegschaft dauernd betrieben. Einzelheiten sind nicht erfassbar.

 

Die Grube „Oligskaul II“ fördert zwischen 1862 und 1892 mit etwa 20 bis 30 Mann Belegung.

 

Trotz offizieller Sillegung fördert die Grube Hasenwieschen im Jahre 1862 209 Reis (1 Reis =2,33m) Schiefer.

 

Für die Jahre 1862 bis 1891 liegen leider keine detaillierten Meldungen über Produktivität und Arbeiterzahlen der einzelnen Gruben im Kaulenbachtal vor.

 

1863: Die Statistik des Kreises Cochem gibt im Jahre 1863 Auskunft über die Beschaffenheit der Hausdächer in der Region: „Während an der Mosel und in den Landgemeinden der Bürgermeisterei Carden der Massivbau und die Schieferbedachung vorherrschen, finden sich in den auf den Höhen der Eifel und des Hunsrücks gelegenen Ortschaften noch in großer Anzahl Häuser in Fachwerk und Strohdächer vor. Dieselben werden nur sehr allmählich durch massive Neubauten verdrängt, indem man sich meist auf Reparaturen beschränkt, um die billigeren und auf den Höhen auch vorgezogenen Strohdächer beibehalten zu können, die nach Lage der Gesetzgebung im Zwangswege nur bei Neubauten zu entfernen sind.“

 

Nach dem Tode seines Vaters Matthias Schmitz, übernimmt Nikolaus Schmitz (25) im Jahre 1863 offiziell die Glockengießerei in Müllenbach. Auch der zweite Versuch die Glocken für die neue Landkerner Kirche zu gießen gelingt nur teilweise, es sind nur zwei kleine Glocken brauchbar. Um sein Fachwissen zu verbessern, geht er im Februar 1863 auf Wanderschaft. Sie führt ihn nach Holland, Belgien, Luxemburg, Schweiz und zuletzt nach Frankreich wo er am 16.11.1863 ermordet wird. Hiermit ist das Ende der Glockengießerzunft in Müllenbach besiegelt.

 

Die Schulchronik berichtet, dass im Jahre 1863 der Hof Gerhardsroth in Hochpochten, unweit von Müllenbach, abgerissen wird. Die zugehörigen Ländereien werden mit Baumbestand bepflanzt. Noch 1862 wurde eine Familie als auf dem Hof ansässig erwähnt.

 

1864: Als Bürgermeister in Müllenbach wird im Jahre 1864 Johann Joseph Franzen (OFB 1205) genannt (*08.04.1829 / +20.03.1882).

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 19. Februar 1864: I. Der Gemeinderath auf Grund der Landräthl. Verfügung vom [Datum nicht genannt] aufgefordert wegen Beschaffung eines 2.Gemeindezuchtstieres Beschluß zu fassen, ist der Ansicht, daß ein tüchtiger, gut gehaltener Gemeindezuchtstier den Bedürfnissen der Gemeinde genügt und fragt daher namentlich auch mit Rücksicht auf die ungünstigen finanziellen Verhältnisse der Gemeinde darauf an, daß von Beschaffung eines. 2. Zuchtstieres abgesehen werden möge. II. Der Gemeinderath nach Einsicht des von dem Bürgermeister pro 1864 aufgestellten Etats beschließt was folgt: 1. Da noch von Gemeinde zur Deckung des Defizits ein Darlehen von 800 Thl. bei der Rh. Provinzialhilfskasse aufgenommen worden ist und daher es nicht ratsam erscheint, daß neuerdings hervortretende Defizit durch ein abermaliges Darlehen zu decken, es auch nicht angeht, dasselbe durch eine weitere Erhöhung der Umlagen zu decken, da letztere jetzt bereits sehr drückend sind, so wird die Tilgung des zufolge Beschlusse vom 19. September 1860 aufgenommenen Darlehens von 1800 Rth daher abgeändert, daß im laufenden Jahre statt der Rate von 700 RThl, welche nach dem Tilgungsplan abgetragen werden soll, nur 200 RTl und dagegen im Jahr 1865 anstatt den alsdann abzutragenden Rate von 200 RTL der Rest des Darlehens mit 700 Rthl abgetragen werden soll. Die vorgesetzte Behörde wird mit Rücksicht auf die gedrückte Finanzlage der Gemeinde dringend gebeten, diesem Beschluß die Genehmigung nicht versagen zu wollen. Sollte vielleicht bei Einstellung des nächstjährigen Etats sich wieder ein Defizit herausstellen, so erklärt sich der Gemeinderath schon jetzt bereit, neue? Mittel, andere Einnahmequellen auch nach Eröffnung durch ein abermaliges Darlehen bei der Rh. Provinzialhilfskasse abzuhelfen. 2. Der Etat wird sodann an Einnahmen auf 1815 Thaler, an Ausgaben auf dieselbe Summe, die Umlagen auf einhundert und fünfzig Prozent der Grund und Klassensteuern festgesetzt.

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 21. April 1864: Anwesend Vorsteher Franzen, Brauns, Schmitz, Joh. Steffes-ollig, Steffes-hof Josef, unter Vorsitz des Bürgermeisters. I. Der Gemeinderat fragt darauf an, daß der Gemeinde das Rupfen des Grases im Gemeindewald Distrikt Eichels, Vonniger? Kaul, Kaulenberg und Falklay gestattet werde, worauf die Gemeinde dieses öffentlich meistbietend versteigern wird. Es erscheint dies um

so dringender und wünschenswert, als der Gemeinde im vorigen Jahr abweichend von den früheren Jahren das Grasrupfen nicht gestattet worden, daß der Klee im ganzen Gemeindebann erfroren und daher das Bedürfnis nach richtigem (?) Futter offen zu Tage tritt und es auch endlich noch die Gemeinde bei ihren ungünstigen Finanzverhältnissen keine Einnahmequelle unbenutzt lassen darf. Desgleichen fragt der Gemeinderat darauf an, daß der Gemeinde, nachdem ihr solches im letzten Jahr nicht bewilligt worden, das Rupfen des Mooses im Gemeindewald Distrikt Auf der Höhe und Lambertsseifen zur öffentlichen Verdingung überlassen werde, da die meisten Einwohner kein Stroh zum Streuen unter das Vieh mehr besitzen und der Foorst? platz nicht ausreicht, um den zur Abnahme dieses Mangels verübten Contrasanktionen zu verhindern. II. Dem Lehrer Schmitz dahier wird für das Aufziehen der Kirchenuhr seit seinem Amtsantritt dahier bis zum 1. Januar nachträglich der Betrag von zehn Thalern zur Zahlung aus Gemeindekasse und ebenso vom 1. Januar dann jährlich fünf Thaler bewilligt. III. In Erwägung, daß bei der großen Zahl der Hunde in hiesiger Gemeinde die Einführung einer Hundesteuer notwendig erscheint, beschließt der Gemeinderat wie folgt: Es soll sofort eine Hundesteuer in hiesiger Gemeinde eingeführt werden zum Betrag von zwanzig Silbergroschen jährlich für jeden Hund, welcher Betrag halbjährig … zur Gemeindekasse zu zahlen ist. 2. Frei von der Steuer sind a) alle Hunde, solange sie noch an der Mutter saugen b) die Hunde des Schäfers, der Metzger und Nagelschmiede, sofern sie des Gewerbebetriebes wegen gehalten werden und zwar für Metzger und Nagelschmied je einen, für den Schäfer zwei und sofern derselbe mehr Hunde halten muß, nach dem Ermessen des Vorstehers drei Hunde; c) für die isoliert gelegenen Gehöfte und Mühlen je ein Hund. Dahin gehören die Mühle von Peter Matthias Schmitz, die Mühle des Johann Alflen, die Mühle des Anton Lehnen, die Mühle des Joseph Alflen, von Bernhard Brück Witwe, die Wohnung des Obersteigers Müller und Gottfried Salchert. 3. Die Ersetzung soll in derselben Weise wie früher geschehen und durch Anhängen von Kaufzeichen sichergestellt werden, worüber eine Polizeiverordnung zu erlassen der Bürgermeister ermächtigt wird. IV Der Revierförster Fein, die Witwe Johann Conz, und der Förster Strock, auf dem Banne von Ulmen wohnhaft, und der Johann Alflen, auf dem Banne von Alflen wohnhaft, benutzen hiesige Kirche einschließlich des Kirchofes und hiesige Schule ohne aber zu den sonstigen Gemeindelasten beizutragen. Es wird daher beschlossen, daß die Genannten als Entschädigung hierfür für jedes Kind, welches die hiesige Schule besucht, zwei Thaler

jährliches Schulgeld entrichten und sofern sie sich dafür weigern sollten, die Kinder aus der hiesigen Schule zurückgewiesen werden sollen. Zugleich wird zur Bedingung gemacht, daß die Genannten auch nachträglich auf pro 1863 den zweiten Thaler pro Kind zur Gemeindekasse zahlen.

 

Als Amtsbürgermeister in Kaisersesch wird im Jahre 1864 Herr Conrads genannt.

 

Zwischen 1864 und 1869 wird der Betrieb auf der Grube „Oligskaul I“ wegen Prozessen um Gewinnungsrechte eingestellt.

 

Das Schwurgericht in Elberfeld verhandelt am 29. und 30. September 1864 gegen den Angeklagten Carl Ruppert, 35 Jahre alt, Färber, geboren und wohnhaft in Elberfeld. Ruppert ist angeklagt, am 16. November 1863 in Beauregard bei Thionville  in Frankreich auf einem öffentlichen Weg dem Glockengießer Nicolaus Schmitz aus Müllenbach mit Gewalt gegen dessen Person einen Reisesack mit Kleidungsstücken, ein Portemonnaie, Geld, eine Uhr und eine Mütze weggenommen und den Nicolaus Schmitz vorsätzlich und mit Überlegung getötet zu haben. Der Schwurgerichtshof verurteilt ihn zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe.

 

Anlässlich seiner Sitzung am 10. Dezember 1864 beschließt der Gemeinderat u. a.: Die früher an Sutorius Peter (OFB 5836) und Genossen und desgleichen die früher an Dreis Peter (OFB 3347) und Genossen concessionierten Schiefergruben „Götten Käulchen“ sollen durch öffentliche Ausschreibung anderweil meistbietend verpachtet werden.

 

Auch am 24. Dezember 1864 führt der Gemeinderat Müllenbach eine Sitzung durch. Hierbei wird folgendes erörtert: In Erwägung, daß der Feld- und Waldhüter Heinrich Kaiser (OFB 2225) seinen Dienst gekündigt hat und daher für Anstellung eines anderweitigen Feld- und Waldhüters Sorge zu tragen ist, fragt der Gemeinderath darauf an, daß an Stelle des Heinrich Kaiser der Ackerer Christoph Peters (OFB 4007) zu Müllenbach zum Feld und Waldhüter dieser Gemeinde zum jährlichen Gehalte von fünfundvierzig Thaler unter Vorbehalt dreimonatlicher Kündigung baldmöglichst ernannt werde.

 

1865: Am 07. Januar 1865 verstirbt im Jägerhaus Hochpochten der Forstaufseher Friedrich Fein (OFB 1129). Ihm waren mit 2 Frauen von 12 geborenen Kindern nur 5 geblieben, alle anderen sind früh gestorben. Friedrich Fein stiftete das Ölgemälde vom Heiligen Hubertus in der Pfarrkirche Müllenbach.

 

Am 18. Mai 1865 wird aus dem Gemeinderat Müllenbach berichtet: Betreffend Aufbringung der Kosten der Vertretung der Lehrerin Zimmer durch die Schulamts-Candidatin Heimes Mittheilung gemacht worden, erklärte dieselbe in Erwägung, daß die Lehrerin Zimmer etwa 14 Tage vorher, ehe sie in Hambuch erkrankt ist, auch hier schon etwa 14 Tage lang wegen Krankheit den Schulunterricht ausgesetzt und das Bett gehütet hat, daß dieselbe daher durch die Reise von hier nach Hambuch bei den zu jener Zeit herrschenden überaus kalten und nassen Wetter und ohne dienstliche Veranlassung selbst ihre jetzige Krankheit zugezogen hat, daher zunächst auch selbst verpflichtet ist, für die Kosten ihrer Vertretung zu sorgen, sich auch einer Entschädigung der Vertreterin um so weniger einlassen zu können, was die Gemeinde-Einnahmen ohnehin zur Bestreitung ihrer sonstigen Ausgaben bekanntlich bei weitem nicht ausreichten.

 

Am 24. Juni 1865 tritt das preußische Allgemeine Berggesetz in Kraft, welches die bis dahin in den einzelnen Landesteilen gültigen, sehr unterschiedlichen Bergordnungen außer Kraft setzt. Damit verliert das französische Berggesetz von 1810 für das Linksrheingebiet seine Gültigkeit. Das neue Gesetz ändert jedoch bezüglich der Schiefergruben die alten Bestimmungen nicht. Es übernimmt die Regelungen des französischen Berggesetzes für den Schieferbergbau von 1810 und belässt den Schieferbergbau in der Hand der Grundeigentümer. Die Gruben werden der polizeilichen Aufsicht der Bergbehörde unterstellt.

 

Am 22. August 1865 wird Pfarrer Nikolaus Guldner aus seiner Pfarrei Müllenbach entlassen. Er wird nach Niederzissen im Brohltal als Kantonspfarrer versetzt. Neuer Pfarrer in Müllenbach: Litzinger Johann, (geb. in Ehrenbreitstein) (Amtszeit:1865 - 1871 )

 

Am 23. September 1865 wird Nikolaus Steffes-enn (OFB 5646) aus Müllenbach, 30 Jahre alt, Ehemann von Anna Barbara Bourgeois (Buschwa) und Vater eines Kleinkindes auf der Schiefergrube von Gesteinsmassen zermalmt.

 

Die Grube „Nachbarin“, betrieben von Walgenbach (Peter OFB 6266 / und Anton OFB 6237), am Osthang des Kaulenbachtals wird im Jahre 1865 als ausgebeutet gemeldet. Die beiden Betreiber sind in den vergangenen Jahren verstorben.

 

1866: Am 24. März 1866 verstirbt in Müllenbach die Maria Nicolay (OFB 3793) geb. Pörling. Sie wird als Hebamme in Müllenbach genannt.

 

Zwischen 1854 und 1866 werden auch in Müllenbach Aufforstungsarbeiten durchgeführt. Man pflanzt nicht wie bisher Laubbäume sondern erstmalig die hier eigentlich nicht heimische Fichte. Der Staat fördert die Aufforstung mit dem „preußischen Holz“, wie es später genannt wird.

 

Am Ostersonntag, den 01. April 1866: Die Schieferbrecher des Pfarrortes Müllenbach beschließen eine eigene Fahne anzuschaffen. Dabei wird besonders vermerkt, dass schon seit vielen Jahren die Schieferbrecher das Fest der hl. Märtyrerin und Jungfrau Barbara begehen. Die Fahne ist aus Seide und mit dem Bild der Heiligen geschmückt und wird im Pfarrhaus als Eigentum der Pfarrkirche aufbewahrt. Sie darf nur zu kirchlichen Feierlichkeiten benutzt werden und hat dann ihren Platz am Chorpfeiler der Epistelseite (rechts, vom Eingang aus gesehen).

 

Der Müllenbacher Friedhof wird im Jahre 1866 „wegen seiner Enge“ erweitert und vergrößert.

 

Im Sommer hält im Jahre 1866 wieder einmal eine Choleraepidemie Einzug in viele Orte unserer Region. In Müllenbach sterben in diesem Jahr 59 Personen, dass ist etwa die doppelte Anzahl der verstorbenen in den sonstigen Jahren. Wie viele genau an der Cholera gestorben sind ist nicht verzeichnet. Als Ursachen der Krankheit werden in einer Belehrung folgende angegeben: „verdorbene Luft, Unmäßigkeiten im Essen und Trinken, Ausschweifungen überhaupt und Überbeanspruchung von Körper und Geist“.

 

1867: Johann Peter Gilles (OFB 1376), geboren am 19. Dezember 1796 in Müllenbach, Sohn von Bartolomäus Gilles (OFB 1353) und Elisabeth geb. Schneider, Ehemann von Anna Maria, geb. Berenz und Vater einer Tochter, verstirbt am 16. Juni 1867 bei der Rückkehr von der Ulmener Kirmes im Hochpochtenwald.

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 26. Mai 1867: Der Gemeinderath erklärt sich damit einverstanden, daß der Feld- und Waldhüterdienst der Gemeinde Laubach dem hiesigen Feld- und Waldhüter Christoph Peters (OFB 4007) übertragen wird.

 

Im Jahre 1867 wird die „Adler Apotheke“ in Kaisersesch gegründet. Ab sofort können die Menschen im Amtsbezirk dort Medikamente käuflich erwerben.

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 21. August 1867: Der Gemeinderath erklärt sich damit einverstanden, daß eine mit Windkessel versehene Handspritze sofort für hiesige Gemeinde zur Brandbekämpfung beschafft wird.

 

1868: Josef Steffes-ollig (OFB 5707) gründet im Jahre 1868 in Müllenbach einen Betrieb zum Verkauf von Schwarzpulverprodukten, welche besonders in den nahen Schiefergruben als Sprengmittel zum Einsatz kommen.

 

Im Jahre 1868 denkt man in Müllenbach darüber nach, ein Privathaus anzukaufen, damit dem Pfarrer nunmehr endlich ein ansehnliches, großes zu Hause gegeben werden kann. Es bleibt leider nur bei diesem Plan.

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 13. November 1868: Der Gemeinderath beauftragt den Vorsitzenden, mit Kaufmann Helff daher ein übereinkommen zu treffen, daß derselbe aus dem der Gemeinde zufolge Vertrages vom 13. Juli 1868 zukommenden Pacht für die Colonia zunächst die Schulden der Gemeinde bei der Rheinischen Provinzial Hilfskasse tilgt und nur den alsdann verbleibenden Rest des Pachtes an die Gemeindekasse bezahlt.

 

Bartholomäus Gilles (OFB 1355), Ehemann von Elisabeth geb. Walgenbach, verbrennt im November 1868 in seiner Schmiede (im Ecken, heute Haus Felser), nachdem ein Mädchen aus Kalenborn die Schmiede mit einem Säckchen Schwarzpulver betreten hat. Das Mädchen kann gerettet werden.

 

Obwohl 1862 offiziell stillgelegt, fördert die Grube Hasenwieschen im Jahre 1868 noch 402 Reis Schiefer.

 

1869: Die Pfarrei Müllenbach wird im Jahre 1869 dem Dekanat Kaisersesch zugeteilt.

 

Am 23. April 1869 stirbt der 1795 in Müllenbach geborene Priester Johann Josef Krämer. Er war zu Beginn seiner Priesterzeit als Militärpfarrer bei der 16. Division in Trier. Hat am 08. September 1820 in Köln ordiniert, war hiernach Kaplan in Forst. Er war als Pfarrer in Karden von 1824 bis 1828, in Fleringen bei Prüm von 1828 bis 1837, dann ab 1838 Militärpfarrer in Trier. 1845 wird er unter den Geistlichen der Pfarrei Trier-St. Paulinus geführt und Dompsalterist genannt. Er war im Besitz des roten Adlerordens III. Klasse.

 

Lehrerin Zimmer, die seit 1858 an unserer Schule tätig ist, wird im Jahre 1869 an die Schule nach Burgen an der Mosel versetzt. Ihre Nachfolgerin im Amt ist Fräulein Blasweiler aus Mayen, die nun als zweite Lehrerin neben Herrn Anton Schmitt an unserer Schule ist.

 

Durch Beschluß des Gemeinderates vom 4. Oktober 1869 wird an Stelle des Christoph Peters (OFB 4007) der Gottfried Salchert (OFB 4401) zum Feld- und Waldhüter mit jährlicher Besoldung von 36 Rthl. gewählt.

 

1869 ist ein gutes Jahr. Die Ernte fällt reichlich aus und der Brotpreis sinkt auf 38 Pfennige.

 

Die Grube Hasenwieschen wird im Jahre 1869 offiziell wieder in Betrieb genommen. Bis 1871 werden jedoch keine Fördermengen vermerkt.

 

1870: Für den spanischen Königsthron ist eigentlich der Hohenzollernprinz vorgesehen. Ein Streit hierüber zwischen Preußen und Frankreich führt im Juli des Jahres 1870 zur Kriegserklärung Napoleon III. an Preußen. Allenthalben erhebt sich deutsch-nationale Begeisterung die im deutsch-französischen Krieg den Höhepunkt findet. Die Kriegshandlungen dauern vom 19. Juli 1870 bis zum Januar 1871. Die kurze Kriegsdauer ist auf die zahlenmäßige Überlegenheit der deutschen Seite zurückzuführen.

 

Am 16. Juli 1870, nachmittags, 1 Uhr trifft die Nachricht ein, daß die ganze Armee mobil gemacht wird da Frankreich Deutschland den Krieg erklärt hat.

 

Erstmals um 1870 wird der Gebrauch von Soda und Seife zum waschen in unserer Region genannt. In den meisten Familien gibt es bis zu diesem Zeitpunkt einen größeren Vorrat an selbstgesponnenen Hemden und Bettüchern. Die allgemeine Wassernot trägt auch dazu bei, dass bisher schmutzige Wäsche nicht gewaschen, sondern zum trocknen auf den Speicher gehangen wird. Im Frühjahr, wenn es wärmer wird, geht man dann mit der schmutzigen Wäsche zum „Boar“ um den gröbsten Schmutz durch Schlagen, Stampfen und Schwenken abzuspülen.

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 30. Juni 1870: Der Gemeinderath beschließt, daß die Waisenkinder Matthias und Joseph Steffes-tun (Eltern, Nikolaus Steffes-tun (OFB 5724) und Maria Anna Gorges, beide gestorben 1866) auf Rechnung der Gemeinde im Kreiswaisenhaus zu Carden untergebracht werden sollen, behält übrigens das Recht der Gemeinde auf Erstattung der ergangenen und ergehenden Pflegekosten ausdrücklich vor.

 

Kurzzeitige Aufnahme der Arbeiten auf der „Oligskaul I“ zwischen 1870 und 1871, danach erneute Prozesse um Gewinnungsrechte.

 

1870 entsteht durch den Dachdeckermeister Böhr aus Polch an der Nette der erste Förderschacht (Tiefbauschacht) im linksrheinischen Schiefergebirge, über den das Rohmaterial zu Tage gelangt, welches nun auf verschiedenen Sohlen in unterschiedlicher Tiefe gewonnen wird. Die einzelnen Sohlen werden über Leitern die sogenannten „Fahrten“ erreicht. Sie dürfen, wie der Schacht, nicht tiefer als ein benachbarter Bachlauf sein, damit das anfallende Grubenwasser durch einen Stollen auf natürlichem Wege abfließen kann.

 

Jakob Conz, Bewohner des Forstgebäudes in Hochpochten, muss mit seiner Familie den Wald innerhalb von 24 Stunden verlassen, weil er ein geschossenes Reh für seine ärmliche Großfamilie verbraucht hat (ein hoher Forstbeamter entdeckt es in der Rauchkammer).

 

Sehnsüchtig wird Ende des Jahres 1870 die Nachricht von der Einnahme von Paris und das Ende des Krieges erwartet.Man freut sich über die in den letzten Wochen errungene deutsche Einheit und des wiedererstandenen Deutschen Reiches.

 

Ab dem 21. Dezember 1870 heftige Kälte in unserer Region.

 

1871: Am 18. Januar wird im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles das Deutsche Reich ausgerufen und der preußische König Wilhelm zum ersten Kaiser des neu geschaffenen Deutschen Kaiserreiches proklamiert. Er trägt fortan den Namen Wilhelm I.

 

Am 18. Januar 1871 erhöht der Gemeinderat die Besoldung des Nachtwächters Heinrich Kaiser (OFB 2225) von 30 auf 37 Rtl jährlich.

 

Die seit dem 21. Dezember vergangenen Jahres andauernde Kälte zieht sich bis gegen Ende Januar 1871. Am 29. Januar hat Paris kapituliert, nachdem am 19. Januar General v. Goebn bei St. Quentin eine blutige siegreiche Schlacht gegen die Franzosen geschlagen hat.

 

Im Februar 1871 brechen in unserer Region wieder einmal die Pocken aus. Die Krankheit rafft auch dieses Mal wieder viele Bürger dahin. Es ist Gott zu danken, dass die in den vergangenen Jahren teilweise durchgeführten Pockenimpfungen ein größeres Sterben verhindern.

 

Anfang April 1871 kehren die Soldaten der Landwehr aus dem Einsatz zurück.

 

Einwohnerzahl in Müllenbach im Jahre 1871  800.

 

Am 03. Juni 1871 erlässt das Oberbergamt Bonn eine „Bergpolizeiverordnung“ auch für die linksrheinischen Dachschieferbrüche. Sie löst die älteren Verordnungen, besonders das Bergpolizei-Reglement von 1824, ab. Bis auf eine Anordnung des alten Reglements von 1824, Dachschiefer möglichst im Tagebau zu gewinnen, übernimmt die neue Verordnung die Inhalte der alten Verordnung. Neu aufgenommen werden einige Bestimmungen für den technischen Grubenbetrieb, die ein höheres Maß an Arbeitssicherheit garantieren und die Betriebsweise, soweit als möglich und sinnvoll, vereinheitlichen sollen.

 

Am 20. Juni 1871 bittet der Gemeinderat darum, die Lustbarkeitssteuer (Truglustbarkeiten) für die Kirmestage auf 1 Thaler, für sonstige Tage auf 3 Thaler festzulegen.

 

Im Juni dieses Jahres 1871 verlässt Lehrerin Fräulein Blasweiler aus Mayen, die seit 1869 ihren Dienst als Lehrerin in der Müllenbacher Schule ausführt, unseren Ort. Nachfolgerin von Fräulein Blasweiler wird Fräulein Katharina Knauf (OFB Nr. 2561).

 

Von 1861 bis 1871 wandern 465 Bürger aus dem Kreis Cochem nach Übersee aus. Hauptsächlich nach Amerika.

 

Eine Pockenepidemie verbreitet sich in den Orten der Region. Man vermutet, dass sie von nicht geimpften französischen Gefangenen eingeschleppt wurde. Viele Erkrankte sterben. Andere werden nach Abheilung der Krankheit schrecklich entstellt.

 

Auf seiner Sitzung vom 17. Oktober 1871 beschließt der Gemeinderat den Weg nach Alflen auszubauen.

 

Pfarrer in Müllenbach im Jahre 1871: Kowastch Johann, (geb. in Saarwellingen)  (Amtszeit:16.12.1871 – 26.03.1884).

 

Die Grube Hasenwieschen im Sesterbachtal meldet für das Jahr 1871 eine Förderung von 321 Reis Schiefer.

 

Auch für das Jahresende 1871 wird von einer großen Kälte, bis – 22 Grad berichtet.

 

1872: Auch im Jahre 1872 findet wieder, wie schon 1832, eine große Pilgerfahrt der Kirchengemeinde Müllenbach nach Trier zum Grabe des hl. Apostel Matthias statt. Der Pastor beurteilt seine Gemeinde in diesem Jahr folgendermaßen: „Die Moral ist in den meisten Familien gut, zweimal jährlich empfangen die Gläubigen die hl. Sakramente, doch viermal Tanz, schon eine Mischehe, Exzesse sind bekannt, Ursache: Bacchus et Venus (Alkohol und Liebe)“

 

Das preußische Schulaufsichtsgesetz vom 11. März 1872 legt folgendes fest: Die geistliche Schulaufsicht wird abgeschafft, der Staat hat nun die uneingeschränkte Oberaufsicht über die Volksschulbildung.

 

Aus dem Gemeinderat am 16. Juni 1872: Zum Deputierten für die Berathungen über die Wiederbesetzung der Oberförsterei Treis wird der Gemeinde Verordnete Johann Schmitz III (OFB 4840) gewählt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 02. Juli 1872: I. Der Vorsteher stellt dem Sammtgemeinderath vor, daß der Pfarrkirchhof zu Müllenbach gemäß der dermaligen Seelenzahl trotz der im Jahre 1866 stattgehabten Vergrößerung in 39 Quadrat-Ruthen immer auf eine ferneren Erweiterung um 16 Quadrat-Ruthen dringend bedürfe und für diese sich der Ankauf des 25 Ruthen 30 Fuß großen Gartens des Anton Welling (OFB 6391) der Abmachung wegen besonders empfehlen und legte demselben sodann den über letzteren mit den Eheleuten Welling heute zum Preise von 113 5/6 Rthl geschlossenen Kaufvertrag zur Genehmigung vor. Der Sammtgemeinderath eingesehen gedachten Kauvertrag erteilt demselben die Gemehmigung und erklärte sodann was folgt. a) Der frühere Garten befand sich seit 1834 im Besitz von Peter Dreis, von 1845 in dem von Johann Welling, von 1847 ab in dem von Adam Steffens von Clotten, von 1857 ab befindet sich solcher im Besitz des Anton Welling , welcher ihn von Steffens gekauft hat. Mit Privilegien und Hypotheken ist solcher nicht belastet. b) Derselbe soll zur ausschließlichen Beerdigung katholischer Leichen dienen. Weiterhin zum geplanten Ausbau des Weges von Müllenbach nach Alflen folgendes: Das Projekt von Bauwerkmeister Reets und auch wieder das des vormaligen Revierförsters Job sind selbst unter der nicht wahrscheinlichen Voraussetzung, daß die Ausführung die Aufschlagsätze nicht überschreitet, wird zu kostspielig und für die arme Gemeinde Müllenbach selbst unter Zuwendung von Staatszuschüssen daher nicht ausführbar. Es soll

daher der alte Weg beibehalten und durch Auf- und Abtrag u. Graben auf der Bergseite in einen dem übrigens schwachen Verkehr genügenden Weise in Stand gesetzt werden, wie solches bereits beschlossen worden ist.

 

Als Bürgermeister in Müllenbach wird im Jahre 1872 Johann Peter Bohr (OFB 0468) genannt (*18.07.1831 / +31.02.1902). Er folgt Johann Joseph Franzen (OFB 1205) im Amt.

 

Aus dem Gemeinderat am 17. Juli 1872: Zum Bürgermeisterei Abgeordneten wird der Gemeinde Verordnete Mathias Gilles II gewählt

 

Es gibt im Jahre 1872 einen Vergleich der Parteien betreffend der Gewinnungsrechte auf Grube „Oligskaul I“. Hiernach bis 1893 eine weitere Förderung mit einer Belegschaftszahl von durchschnittlich 50 Mann.

 

Der Pfarrer Johann Kowastch meldet im Jahre 1872, dass die Kapelle St. Joseph in Laubach in einem misserablen Zustand ist (in misero statu est, humida).

 

Als Lehrer in Müllenbach werden im Jahre 1872 genannt: Anton Schmitt und Katharina Knauf. Bemerkung des Pfarrers: „Sie tun ihre Pflicht", und das obwohl der Pastor keine Schulaufsicht mehr führen darf.

 

Das Jahr 1872 ist ein gutes Erntejahr, so dass man auf große Vorräte zurückgreifen kann.

 

Der Gewinn des deutsch-französischen Krieges 1870/1871, die Reichsgründung und ein sehr guter industrieller Aufschwung lassen im Verlauf des Jahres 1872 eine Atmosphäre deutsch-nationaler Begeisterung entstehen, der auch große Teile der Bevölkerung erfasst. Sowohl der Staat, als auch Privatpersonen geben meist prunkvolle Bauten in Auftrag, die dazu führen, dass auch die Nachfrage nach der Königin der Dacheindeckungen, dem Schiefer stetig ansteigt.

 

Gemäß einer Anordnung des Ministeriums für Geistliche und Medicinalangelegenheiten im Jahre 1872, hat der Schulmeister ab diesem Jahr die Schulchronik zu führen, welche auch die Orts- und Kirchengeschichte betrachten soll.

 

1873: Pfarrer Johann Kowastch führt die Erzbruderschaft des heiligen und unbefleckten Herzens Mariae zur Bekehrung der Sünder im Jahre 1873 in unserer Pfarrgemeinde ein.

 

Mit den ”Maigesetzen” vom 11. – 14. Mai 1873 beginnt die ”Eiszeit” zwischen Staat und Kirche in Preußen. Der Staat maßt sich Eingriffe in die Ausbildung und Anstellung von Geistlichen an; er mischt sich in die kirchliche Disziplinargewalt ein mit der Schaffung eines eigenen kirchlichen Gerichtshofes; er bestimmt die Grenzen des Rechts zum Gebrauch kirchlicher Straf – und Zuchtmittel (über die bisher das alte Sendgericht verfügte), nimmt die bis in die Neuzeit geltende Austrittsregelung aus der Kirche in die Hand usw. Die katholische Kirche wird gewissermaßen” entmündigt”. Der „Kulturkampf“ ist in vollem Gange.

 

An der Laubacher Schule unterrichtet zwischen 1873 und 1888 der 1846 in Müllenbach geborene Johann Joseph Fankel. Die Laubacher Schulchronik vermerkt, das Fankel starken Ackerbau betreibt und neben seiner Lehrertätigkeit auch den Küster- und Glöcknerdienst übernimmt. Wegen einiger Verdrießlichkeiten, die ihm in Laubach zustoßen, gibt er die Stelle im November 1888 auf und nimmt eine neue Lehrerstelle in Moselsürsch an. Seine Felder und Wiesen verpachtet er an Laubacher Bürger.

 

Wegen der großen Kinderzahl werden im Jahre 1873 in Laubach und Leienkaul neue Schulhäuser errichtet, die im Herbst gleichen Jahres bezogen werden können.

 

Die Kornernte ist im Jahre 1873 eher schlecht ausgefallen, die Kartoffeln jedoch liefern einen sehr guten Ertrag.

 

Am 14. November 1873 beschließt der Gemeinderat: Zu den nach dem Klassensteuersatz aufzubringenden Lasten der Gemeinde sollen diejenigen Personen, welche, weil ihr jährliches Einkommen weniger als 140 Rthl beträgt, nicht aber aus einem sonstigen Grund gesetzlich von der Klassensteuer befreit sein und nicht im Wege der öffentlichen Armenpflege über fortlaufende Unterstützung erhalten, mit einem für Haushaltungen wie für Einzelsteuersatz fingirten Klassensteuersatze von ½ Rthl jährlich herangezogen, davon jedoch Dienstleute, Lehrlinge, Gesellen und diejenigen ausgenommen sein, welche der Gemeindevorsteher als arm oder zahlungsunfähig bezeichnet.

 

Am Heiligen Abend 1873 ereignet sich im Martental ein Postkutschenunfall mit tödlichem Ausgang. Als der von Kaisersesch über Lutzerath nach Wittlich fahrende Postwagen in Lutzerath nicht ankommt, machen sich Postknechte der Lutzerather Posthalterei Theisen mitten in der Nacht auf die Suche. Bis zum Straßenhaus, welches an der Weggabelung zum Martental auf der Alfler Seite steht, werden sie nicht fündig. Sie müssen ihre Suche in Richtung Martental fortsetzen. Beim Aufstieg auf der gegenüberliegenden Seite der Endert entdeckt der Postknecht Michel Sauer, der in Leienkaul zu Hause ist, im Schnee die nach rechts vom Weg abgehende Spur des neunsitzigen Postwagens. Bald darauf findet man, an einem Felsvorsprung hängend, den umgestürzten Wagen. Der Postillion, der bei dieser Fahrt weder von einem Conducteur begleitet wurde noch Passagiere hatte, liegt tot unter der Kutsche; die verendeten Pferde entdeckt man erst am 1. Weihnachtstag, nahe der Endert, in der tiefen Schlucht.

 

Die Grube Hasenwieschen im Sesterbachtal meldet für das Jahr 1873 eine Förderung von 231 Reis Schiefer.

 

1874: Mit Schreiben vom 07. April 1874 teilt der königliche Bergmeister Liebering mit, dass mit Schreiben des Oberbergamtes vom 01. diesen Monats, mitgeteilt wurde, dass die Bestrebungen der Betreiber der rings um Kaisersesch gelegenen Schiefergruben zur Anstellung eines gemeinsamen Betriebsführers, als vorläufig gescheitert betrachtet werden müssen. Er fordert die Grubenbetreiber auf, nunmehr bis spätestens 01. Juli des Jahres einen qualifizierten, den Grubenverhältnissen entsprechenden Aufseher / Betriebsführer zu benennen.

 

Am 08. April 1874 tritt im Deutschen Reich das „Reichsimpfgesetz“ in Kraft, welches die allgemeine Pockenimpfung zur Pflichtimpfung erklärt.

 

Die Pfarrei Müllenbach muss 1874 zur Deckung ihrer Defizite eine Anleihe von 1035 Mark bei der Kirche in Uersfeld aufnehmen. Die Zinsen hieraus betragen 51 Mark pro Jahr.

 

Die Ernte fällt im Jahre 1874 ziemlich gut aus. Die Kartoffeln kosten im Durchschnitt 18 Silbergroschen, das Brot 5 Silbergroschen.

 

Die Grube Hasenwieschen im Sesterbachtal meldet für das Jahr 1874 eine Förderung von 467 Reis Schiefer. Hiernach keine Meldungen über weitere Fördermengen in den kommenden Jahren.

 

1875: Am 29. April 1875 wird Lambert Regnier (OFB 4170) aus Laubach durch den königlichen Bergmeister Liebering als Aufseher der Schiefergrube Hasenwieschen bestätigt.

 

Zum 01. Mai 1875 verlässt uns Lehrerin Fräulein Katharina Knauf, die seit dem Jahre 1871 an unserer Schule tätig ist. Ihre neue Lehrerinnenstelle tritt sie in Monreal an. Ihre Nachfolge an der Müllenbacher Schule tritt Fräulein Mohr aus Monreal an.

 

Joseph Schunck, ein Nachkomme des Firmengründers übernimmt im Jahre 1875 die Leitung des Klottener Schieferhandelsunternehmens.

 

Am 10.Juli 1875 wird Peter Gilles (OFB 1405) aus Müllenbach, 45 Jahre alt, Ehemann von Anna Katharina und Vater von 4 unmündigen Kindern bei einem Bergunfall auf der Grube „Heidenloch" tödlich verletzt.

 

Am 18. Juli 1875 schweres Gewitter mit ungeheuren Wassermassen die auf unsere Orte herniederprasseln. Bäche laufen über und reißen viel Wiesenland mit sich.

 

Auch im Jahre 1875 ergibt sich in der Pfarrei Müllenbach eine finanzielle Deckungslücke von 457 Mark.

 

Mit dem „Gesetz betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch-katholischen Bistümer und Geistlichen” vom 22. April 1875 bringt der preußische Staat die Geistlichen in einen Gewissenskonflikt. Nach diesem so genannten”Brotkorbgesetz” gibt es für die Pfarrer nur zwei Alternativen.

  1. Solidarität mit der Kirche, Verzicht auf staatliche Leistungen, ”kümmerliches Dasein”
  2. Solidarität mit dem Staat aus materiellen Gründen, Schwierigkeiten mit der Kirche

Gut 95% aller Pfarrer, auch in unserer Region, entscheiden sich in der Folge für die 1. Option.

 

Die Schulleiter werden 1875 endgültig und allgemein verpflichtet, ab dem Jahre 1875 eine Schulchronik zu führen. Diese soll wichtige schulische, kirchliche und gemeindliche Ereignisse erfassen. Schon 1872 war dies angeordnet worden, jedoch nur wenig umgesetzt.

 

Der Kirchenchor St. Cäcilia Müllenbach wird im Jahre 1875 als katholischer Verein vom Lehrer Anton Schmitt (OFB 4753) als Dirigent und Pastor Johann Franz Kowastsch gegründet. Pastor Kowastsch war von 1871 – 1884 Pastor in Müllenbach und stirbt 1907 als Pfarrer von Mering. Lehrer Anton Schmitt stammt aus Eltz bei Forst (Kreis Cochem). Er heiratete Maria Schmitz, eine Tochter des Glockengießers Matthias Joseph Schmitz aus Müllenbach. Lehrer Schmitt leitete den gemischten Chor bis 1885. Wenn dieser Chor, von den Leuten allgemein einfach „der Gesangverein“ genannt, auch eifrig weltliche Lieder, zumal schöne Volkslieder einübt und zuweilen vorträgt, so tut das seinem Charakter als Kirchenchor keinen Abbruch, weil er als sein Haupt- und vornehmstes Ziel den Kirchengesang immer im Auge behält.

 

Der Gemeinderat Müllenbach beschließt anlässlich seiner Gemeinderatssitzung vom 05. November 1875 u. a.: ….. bezüglich des Wegebaues, daß pro 1876 der Vichgarten (Viehgarten / Bereich zur Beseitigung von Viehkadavern) im Distrikt Eichels in den Frohfurd (???) verlegt werden soll.

 

1876: Am 12. März 1876 tobt ein heftiger Orkan über unserer Region. Besonders am Walde wird großer Schaden angerichtet. In Alflen wird ein großes Stück des Kirchendaches heruntergerissen und auch der Kirchturm wird stark beschädigt.

 

Der Winter 1875 / 1876 ist ein milder, wie man sich kaum erinnert, jemals einen gehabt zu haben.

 

In Müllenbach werden im Jahre 1876 790 Bewohner gemeldet.

 

An der Knabenschule Müllenbach werden im Jahre 1876 85 Schüler gezählt. Die Mädchenschule meldet 97 Schülerinnen.

 

In Kaisersesch wird im Jahre 1876 eine der neuen Telegraphenanstalten mit beschränktem Tagesdienst eingeführt. Für die Menschen der Umgebung besteht damit die neue Möglichkeit zu telegraphieren und so Informationen schneller zu übermitteln, sofern nötig. Der neue Dienstzweig der Post entwickelt sich jedoch nur sehr langsam.

 

Am vorletzten Julitag des Jahres 1876 wird unter Führung von Hauptmann Josef Ring (OFB 4333) der Junggesellenverein Müllenbach gegründet. Man setzt sich das Ziel, ein Stück Brauchtum und Sitte lebendig zu erhalten und Gemeinschaftsgeist zu fördern. Neben Ring sind Joseph Querbach (OFB 4136) als 2. Vorsitzender, Peter Lefev (OFB 3054) als Schriftführer, Joseph Steffes-ollig (OFB 5708) als Kassierer und Adam Sutorius (OFB 5836) als Fahnenträger in den Vorstand gewählt worden.

 

„Kulturkampf", dadurch das Pfarrer Pörzgen aus Masburg seines Amtes enthoben, und ihm die Ausübung der Seelsorge untersagt ist, müssen die Filialisten der Pfarrei Masburg (Eppenberg, Hauroth und Kalenborn) im Jahre 1876 den Gottesdienst bei Pfarrer Kowastch in Müllenbach besuchen. Das führt zu einigen Unruhen im Ort. (Ständig volle Sitzbänke, Müllenbacher müssen in „ihrer" Kirche stehen usw.). In der Folge müssen die Mitglieder der Pfarrei Masburg eine quasi „Benutzungsgebühr“ für die Müllenbacher Kirche entrichten. „Die Miethe ward auf 150 Mark pro Jahr normiert, wovon Eppenberg 45, Hauroth 30 und Calenborn 75 Mark aufbringt. Der Seelsorger ward beauftragt, dies auf der Kanzel zu notificieren und Zufriedenheit auf beiden seiten zu stiften.“ „Aus Hauroth entzogen sich etwa 15 bis 17 Familien dem Beitrage zur Kirche Müllenbach. Der Pfarrer erklärte dann in Übereinstimmung mit der Gesamtpfarrei, dass er den Leuten aus Hauroth, die keine Miethe entrichten wollten, anheimgeben müsste, sich anderswohin zu wenden, etwa nach Kaisersesch oder Düngenheim.“ „Die Miethe selbst ward nicht an den Pfarrer, sondern an den Vorsitzenden des Kirchenvorstandes entrichtet und aus derselben Auslagen für die Kirche gedeckt”.

 

Am 28. Oktober 1876 verunglückt Peter Lehnen aus Müllenbach, 22 Jahre alt, der nach seiner Heirat mit Barbara Scheid nach Masburg verzogen und Vater von 3 Kleinkindern war, tödlich in der Schiefergrube „Heidenloch"

 

In weiteren Unterlagen wird berichtet, dass im Jahre 1876 die Ulmener Bürger nicht mehr gerne zu ihrem Pfarrer in die hl. Messe gehen, da er Staatsgehalt annimmt. Pfarrer Kowastsch geht dann, oft als Bauer verkleidet, das Allerheiligste an der Brust versteckt, nach Ulmen, um bei Nacht und Dunkelheit den treu katholischen Bewohnern die Sakramente zu spenden und mit ihnen die hl. Messe zu feiern. Auch die Toten begräbt man mit seiner Unterstützung bei Nacht und Nebel.

 

1877: Aus dem Gemeinderat vom 11. Januar 1877: Der Gemeinderat eingesehen den unterm 9ten d.M. mit Stefan Otto (OFB 3966) von Zirwesmühle über die Verpachtung eines Abschnitts von Parzelle 399/198 im Flur 6 Bann Müllenbach zur Schieferausbeute abgeschlossenen Vertrag erteilten demselben in allen Punkten die Zustimmung.

 

Aus dem Gemeinderat vom 27. Februar 1877: Der Gemeinderat beschließt, dass ausstehende Beträge von Revierförster Kind zu Hochpochten gerichtlich eingezogen und demselben außerdem die Jagd auf dem Bann von Müllenbach gekündigt werden soll.

 

Am 20. Mai (Pfingstsonntag), wird die vierjährige Catharina Valerius (OFB 6120) durch den umstürzenden Maibaum erschlagen.

 

Lehrerin Fräulein Mohr, die seit 1875 an unserer Schule tätig ist, nimmt eine neue Anstellung in Köln-Kalk auf. Ihre Nachfolgerin an der Müllenbacher Schule wird Lehrerin Fräulein Gertrud Knauf deren Schwester Katharina von 1871 bis 1875 ebenfalls an unserer Schule tätig war.

 

Am 19 Juni 1876 verliert unser Pastor Johann Kowastch durch Amtsenthebung (Schulaufsichtsgesetz) seine Aufsichtsfunktion über die Schulen unserer Pfarrei.

 

Im Jahre 1876 wird das öffentliche Telefon eingeführt, welches dem Postbetrieb zugeteilt wird. Neben dem Telegraphen, der ein Jahr vorher in Kaisersesch installiert wurde, nunmehr eine weitere Möglichkeit Informationen schneller zu übermitteln. Auch hier schreitet der Ausbau des Netzes nur langsam voran.

 

1878: Als Bürgermeister in Müllenbach wird im Jahre 1878 Matthias Gilles (OFB 1395, *19.01.1827 / +22.07.1885) genannt. Er folgt seinem Vorgänger Johann Peter Bohr (OFB 0468) im Amt.

 

Baumeister Nagelschmidt aus Köln bescheinigt in einem Brief vom 17. September 1878 folgendes: „Dem Herrn Mathias Josef Helff bescheinige ich hiermit, dass mir die Schiefer aus seinen Brüchen an der Mosel (Kaulenbachtal) bekannt sind. Ich habe sehr oft Gelegenheit gehabt, mich von der Güte, Dauerhaftigkeit und gleichmäßigen blauen Farbe zu überzeugen, und dieselben nach allen Richtungen empfehlen zu können. Die „Clottener Schiefer“ des Herrn Helff werden schwerlich an Güte und Dauerhaftigkeit von anderen Schiefersorten übertroffen“.

 

Am 02. Oktober 1878 wendet sich Pfarrer Kowastch in einem Schreiben an die Königliche Regierung in Koblenz. Er bemängelt das Schulaufsichtsgesetz von 1872. Er weiß seit dem nicht wo und wann er den dringend erforderlichen Beicht- und Kommunionunterricht durchführen soll.Ich ersuche deswegen die Königliche Regierung ganz gehorsamst hier über das Erforderliche befinden resp. das Verbot in seiner ganzen Ausdehnung aufheben zu wollen”.

 

Mit Bescheid vom 13. November 1878 teilt Landrath Jaeger unserem Pfarrer Kowastch mit: ”daß die Benutzung des Schulsaales zur Ertheilung von kirchlichen Beicht– und Communionunterrichts in den Stunden außerhalb der lehrplanmäßigen Unterrichtszeit widerruflich gestattet wird”.

 

In der Pfarrkirche Müllenbach wird im Jahre 1878 ein Kreuzweg bestehend aus 14 Bildern des Malers Heinrich Steffgen aus Trier installiert. Pfarrer Josef Miesen, geboren am 28. März 1831 in Müllenbach, vom hl. Stuhl in Rom bevollmächtigt Kreuzwege zu errichten und einzusegnen, segnet den Müllenbacher Kirchen-Kreuzweg am 15. Dezember 1878 ein. Die Kreuzweg-Bilder werden gestiftet von: Familie Arenz (Ollig) Nachfahren (OFB 0121), Johann Friedrich Kowastsch (OFB 2649), Pastor zu Müllenbach, Jungfrauen Anna Maria und Katharina Jung, Anna Barbara Walgenbach, geb. Arenz (OFB 6237), Anton Felser und Sohn (OFB 1132). Anton Klasen (OFB 2361), Witwe Anton Tholl, Maria Elisabeth geb. Reuter und Sohn Johann Joseph, Laienbruder im Trapistenorden (OFB 6010), Johann May und Ehefrau Lucia geb.Schäfges (OFB 3309), Peter Joseph Reichards und Ehefrau Susanna geb. Nicolay (OFB 4190), Franz Steffes-(holländer) mit seiner Ehefrau Anna Maria geb. Brück (OFB 5663), Matthias Gilles mit Ehefrau Maria Elisabeth geb.Gilles (OFB 1395), Johann Peter Bohr und Sohn Joseph (OFB 0468), Witwe Christine Schmitz geb. Steffes-ollig (OFB 4914) und Schwiegersohn Anton Schmitt (OFB 4753) Lehrer zu Laubach, Josef Miesen, Pastor zu Gevenich (der den Kreuzweg auch einsegnet), Wittmann Johann Peter Krämer, Synodale zu Müllenbach (OFB 2700) und Joseph Steffes-(hoff) (OFB 5659).

 

1879: Das Friedensgericht in Cochem, auch Zuständig für die Orte der Bürgermeisterei Kaisersesch, wird im Jahre 1879 zum Amtsgericht umgewandelt. Wir verbleiben im Gerichtsbezirk Cochem. Das neue Amtsgericht in Cochem nimmt am 01. Oktober 1879 seine Arbeit auf.

 

Im Jahre 1879 wird die Bahnstrecke Trier-Koblenz durch das Moseltal eröffnet. Dem heimischen Schieferbergbau entsteht dadurch kein Vorteil, da die Transportwege bis nach Klotten oder Cochem die gleichen bleiben. Als negative Auswirkung für die Schiefergruben unserer Region jedoch, können jetzt die belgische und die luxemburgische Schieferindustrie ihre Produktion über die neue Bahnverbindung einfacher an die Absatzmärkte im Rheinland transportieren. So entsteht den linksrheinischen Schieferbetrieben eine sehr große Konkurrenz.

 

Nach dem Bau der Moselbahn wird im Jahre 1879 der Postkutschenverkehr zwischen Trier und Koblenz eingestellt. Bisher hatten die Menschen der Region die Möglichkeit in Kaisersesch oder Lutzerath in die Postkutsche einzusteigen.

 

An Weihnachten 1879 ist es bitterkalt, bis zu -18 Grad.

 

1880: Der Winter 1879 / 1880 ist einer der härtesten und der letzten fünf Jahrzehnte, so berichtet man. In der Folge tritt jedoch eine lang anhaltende Trockenheit ein.

 

In unserer Region wird im Jahre 1880 der letzte Wolf der Osteifel 1880 ganz in der Nähe von Müllenbach, im Leienkauler Distrikt "Wolfsburg" erlegt. Ein Hinweisschild, das hier am Waldrand angebracht ist, erinnert an dieses nennenswerte Datum im Kampf gegen die Wölfe unserer Heimat. Die letzten Wölfe die in den Wäldern der Eifel umherstreiften, wurden 1888 in der Nähe von Hillesheim und 1890 bei Monschau gestreckt. Seit dieser Zeit ist die Eifel "Wolfsfrei", genauer gesagt, mit diesem Datum ist der Wolf in der Eifel ausgestorben.

 

Im Jahre 1880 wird der erste Teilabschnitt der Eifelquerbahn von Andernach bis nach Mayen gebaut und fertiggestellt. Am 15. Mai 1880 findet unter entsprechenden Feierlichkeiten die landespolizeiliche Abnahme der Strecke, am 29. Mai 1880 ist die Eröffnung des Personenverkehrs und am 9. Juni 1880 findet die Freigabe des Güterverkehrs statt. Für die Mayener Schieferbetriebe entsteht so ein Vermarktungsvorteil gegenüber den unerschlossenen Gebieten im Bereich Müllenbach-Laubach und Kaisersesch.

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 11. Oktober 1880: Die seitherige Entschädigung des Lehrers als Glöckner und für das Aufziehen der Turmuhr soll, sein und soweit diese Stelle besetzt ist, als Verpflichtung aus privatrechtlichem Titel auch künftig nebst der Unterhaltung der Turmuhr zu Lasten der bürgerlichen Gemeinde gehen. / Von Tanzlustbarkeiten soll zu Armenzwecken sein bisher je 3 Wecke für die Kinder – und je 9 Mark für die sonstigen Tage erhoben werden. / Anton Steffes (OFB 5469) soll, weil krank und unfähig, als Nachtwächter und Feld- und Waldhüter sofort entlassen werden.

 

Aus dem Gemeinderat vom 26. Oktober 1880: Zum Feld- und Waldhüter wird der Peter Peters (OFB 4038) von hier vorgeschlagen und demselben eine Besoldung von jährlich einhundert fünfunddreißig Mark bewilligt.

 

Im Jahre 1880, so ein Bericht im Kreis Jahrbuch Mayen-Koblenz, werden von Hausen (bei Mayen) täglich etwa 5 – 6 Fuhrwerke mit Schiefer beladen nach Neuwied verfrachtet.

 

Aus dem Gemeinderat vom 30. Oktober 1880: Zum Nachtwächter für hiesige Gemeinde wurde der Schieferbrecher Matthias Hammes (OFB 1645) von hier vorgeschlagen, und demselben wird Besoldung von jährlich Einhundert vierzehn Mark bewilligt, sodann eine Heizungsentschädigung von 8 Meter Reiser Holz

 

1881: Aus der Gemeinderatssitzung vom 11. Februar 1881: Von Tanzlustbarkeiten soll zu Armenzwecken ein Brötchen, je 3 Mark für die Kirmes und je 9 Mark für die sonstigen Tage erhoben werden.

 

Der Pastor beurteilt seine Gemeinde im Jahre 1881 etwas härter: Er beanstandet: „Bereits elf mal Tanz im Ort". Wahrlich eine gewaltige Zahl für die damalige Zeit und das flache Land. Dies bewegt den Pfarrer dazu eine Denkschrift zu verfassen und diese der kirchlichen Behörde vorzulegen.

 

Nachdem durch den Anschluss von Mayen an die Bahnstrecke die Schiefergruben in der Mayener Region kostengünstigere Absatzmöglichkeiten gefunden haben und einen wahren „Boom“ erleben, verlagert die Klottener Firma Schunck den Schwerpunkt ihrer Schieferförderung auf Schieferfelder bei Kehrig und Masburg. Das Unternehmen wird als Betreiber des unterirdischen Stollenbergwerks der Schiefergrube „Bausberg I“ bei Kehrig genannt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 02. Oktober 1881: Zum Feld- und Waldhüter wird der Matthias Hammes (OFB 1645) von hier vorgeschlagen und demselben eine jährliche Besoldung von einhundert fünf und dreißig Mark nebst vier Meter Reiserholz aus dem Gemeindewald bewilligt.

 

Die Holzpreise stehen im Jahre 1881 außerordentlich niedrig.

 

Im Jahre 1881 wird der ehemalige Müllenbacher Bürger Johann Nicolay (OFB 3787) wird als Besitzer der größten Schiefergrube, der Grube Himmel, in der Gemeinde Lütz genannt. Die Schiefergrube Himmel wird gleichzeitig als die drittproduktivste Grube im Bergrevier Koblenz bezeichnet. Johann Nicolay war nach dem großen Müllenbacher Brand 1843, bei dem das Haus seines Vaters abgebrannt ist mit seiner Ehefrau nach Lütz umgezogen.

 

1882: Aus dem Gemeinderat vom 28. Februar 1882: Der Bürgermeister wird ermächtigt, folgende Polizei-Verordnung zu erlassen: Es ist untersagt, Schafe vor dem 6. Dezember und nach dem 17. März auf die Wiesen, sowie Hornvieh vor dem 15. September auf die Sürches des Ortes Müllenbach zwischen dem sogenannten Wagenweg und dem Distrikt „Graben“ gelegenen Wiesen aufzutreiben. Zuwiderhandlungen unterliegen einer Geldstrafe von drei bis neun Mark. Weiterhin: Der Revierbeamte soll um Testierung der Arbeiten in sogenannter Goldschmiedsgrube, soweit solche sich unter dem dort nach der „Colonia“ vorbeiführenden Wege erstrecken, ersucht werden.

 

Die Volksschule Müllenbach wird im Jahre 1882 in eine dreiklassige Schule mit 2 Lehrkräften umgewandelt.

 

In seiner Seelsorgerischen Arbeit wird Pfarrer Kowastch vom März 1882 bis April 1884 von Josef Thul als Kaplan unterstützt, auch in der Betreuung der Nachbarpfarreien. Diese sind teils verwaist durch den Tod ihres Pfarrers (Hambuch 1876, Landkern 1878, Uersfeld 1880, Illerich 1884), teils durch Verbannung ihrer Seelsorger (der Pfarrer von Masburg lebte von 1876 bis 1882 im Auslande). Der Pfarrer von Ueß war schon von 1873 an gesperrt; in Retterath war der Pfarrer oft abwesend, manchmal längere Zeit (bis zu 2 Jahren) und in Ulmen saß der Staatspfarrer Bonfig, der die Maigesetze anerkannte, darum sein Pfarrgehalt weiter bezog, von einem Teil seiner Herde aber gemieden wurde. So war dann Pfarrer Kowastch der einzige ruhige Pol in so vieler Erscheinungen Flucht”. Im Hubertus Bote wird herausgestellt: “Müllenbach war damals das Zentrum der seelsorgerischen Tätigkeit für die ganze Gegend. Es kam vor, so steht es in der Chronik der Pfarrei zu lesen, dass nun die beiden die ganze Gegend von Ueß bis Landkern an einem Tage bedienten. Einer hielt Gottesdienst in Landkern und Müllenbach, der andere binierte in Uersfeld und Ueß”.

 

In der Beschreibung des Bergreviers Koblenz I aus der Feder des Bergbeamten Liebering heißt es im Jahre 1882 schon: „Die in der Nähe des Dorfes Müllenbach gelegenen Dachschiefergruben waren früher berühmt, und es gingen die Schiefer, wie auch jetzt noch, unter dem Namen Clottener Leyen in den Handel, weil sie zu Clotten an der Mosel verschifft wurden“. Die Müllenbacher Gruben haben ihre bedeutende Rolle innerhalb einer Dekade an die Region Mayen abgeben müssen, die durch den Bahnanschluss bevorteilt ist. Auch die Firma Schunk, bisher hauptsächlich im Bereich Müllenbach-Laubach aktiv, verlagert den Schwerpunkt ihrer Schiefergewinnung in den Bereich Kehrig, westlich von Mayen und Masburg.

 

In den Jahren 1877 bis 1882 werden sechs Schiefergruben in der Südosteifel zu Tiefbaugruben umgebaut. Im Kaulenbachtal wird zu dieser Zeit noch keine Tiefbaugrube (welche Vorteile in punkto Schieferqualität, Besitzverhältnisse und Ausbeute bietet) erwähnt. Die Grube Werresnick in Masburg und auch die Constantia in Kaisersesch stellen ihren Betrieb in dieser Zeit schon auf Tiefbau um. Besonders die Region Mayen (Kehrig, Mayen, Hausen, Trimbs), welche 1880 den Standort- und Transportvorteil durch die Eifelquerbahn erhalten hat, entwickelt sich sehr positiv, hierzu trägt ebenfalls die Anlage der neuen Tiefbaugruben maßgeblich bei. Damit ist die Mayener Region innerhalb weniger Jahre nach Bau der Eifelquerbahn zum bedeutendsten Schieferproduktionsgebiet im Linksrheingebiet geworden.

 

Es herrscht im Jahre 1882 eine schwere Diphterie-Epidemie in unseren Orten. Innerhalb von nur zwei Monaten sterben fast 40 Menschen, hauptsächlich Kinder. So müssen z. B. Anton und Maria Elisabeth Mertes (OFB 3361), aus Laubach, innerhalb von drei Wochen vier ihrer elf Kinder zu Grabe tragen. Ein unermessliches Leid.

1883:  Am 22. Dezember 1883 erwirbt die Witwe Ring (Cochem) und ihre fünf Söhne den Klosterhof (Martentaler Hof) gegen eine Summe von 18.900 Mark. Seit 1873 war der Hof schon durch die Familie Ring (ehem. Kavelocher Hof) in Pacht.

In Landkern stirbt im Jahre 1883 Lehrer Peter Born (OFB 0486) der von 1840 bis 1844 Lehrer an der hiesigen Schule war.

Johann Joseph Tholl, Sohn des Laubacher Synodalen Anton Tholl (OFB 6010) und Maria Elisabeth geb. Reuter, tritt im Jahre 1883 als Laienbruder in den Trapistenorden ein.

Auf den Gesindemärkten beträgt der Durchschnittslohn in der Rheinprovinz im Jahre 1883 für Knechte 219 Mark und für Mägde 131 Mark pro Jahr. Zum Vergleich: Es kosten derzeit 1 Kg Rindfleisch 1,33 Mark, 1 Kg Schweinefleisch 1,46 Mark, Butter 2,26 Mark je 100 Gramm. Kartoffel 6,48 Mark, Roggen 17,28 Mark und Weizen 20,58 Mark. 

 

1884: Aus dem Gemeinderat vom 22. Juni 1884: Auf die Zuschrift vom 19. Juni 1884 wegen Vergütung des Herrn Lehrer Zimmermann von Leyenkaul bemerken die unterzeichneten Gemeinderathsmitglieder, wenn der Herr Lehrer Schmitt seinen Dienst nicht mehr leisten kann, daß dann derselbe von seinem Gehalt den Herrn Lehrer Zimmermann vergüthen kann. Wir gehn auf keine weitere Vergütung auf hiesige Gemeinde für den Herrn Lehrer Zimmermann ein.

 

Im Jahre 1884 verlassen Pfarrer Johann Kowastch und Kaplan Thul die Pfarrei Müllenbach. Der Hubertus Bote führt dazu aus: “Am 26. März 1884 zog Pfarrer Kowastch in die schwere und schwierige Pfarrei Mehring an der Mosel als “Hilfsgeistlicher” ein, während Thul von Ulmen, wo er von Weihnachten 1883 bis Ostern 1884 seinen Wohnsitz hatte, nach Dieblich als Kaplan versetzt wurde”.

 

Neuer Pfarrer in Müllenbach im Jahre 1884: Matthias Weber (Bekannt als: Kära Mattes), (geb. in Körrig/Merzkirchen) (Amtszeit:26.03.1884 - 1892). Als Pfarrer wird er am 30. Juli 1888 installiert - Zuvor hatte er sein Amt in Müllenbach als Hilfsgeistlicher inne - Von da ab bezieht er auch staatliche Zuschüsse. 1890 wird ihm auch die Ortsschulinspektion staatlicherseits übertragen. Pfarrer Weber setzt sich besonders gegen den Alkoholmissbrauch der Schieferbrecher ein. Er postiert sich an den zu den Gruben führenden Wegen um den essentragenden Kindern und Frauen das obligatorische Schnapsfläschen aus dem Essenkorb zu nehmen und am nächsten Wegstein zu zerschlagen. Die Hauptleidtragenden sind leider in diesem Fall wieder die Familienangehörigen, die, wenn sie ohne den so lustvoll und sehnsüchtig erwarteten Branntwein  auf dem Grubengelände ankommen, von ihren Vätern oder Brüdern, oder auch vom Ehemann, womöglich gleich schon auf der Stelle kräftig verprügelt werden.

 

Matthias Schmitz (OFB 4910), geboren am 24. Februar 1860 als Sohn des Glockengießers Matthias Josef Schmitz, wird im Jahre 1884 als Bäcker in Müllenbach genannt.

 

1885: Am 28. Februar 1885 ertrinkt Johann Bourgeois aus der Sesterbach (OFB 0503) bei einem Unfall in der Endert.

 

Als Bürgermeister in Müllenbach wird im Jahre 1885 Franz Steffes-Holländer (OFB 5663) genannt (*02.10.1834 / +02.02.1889). Er folgt seinem Amtsvorgänger Matthias Gilles, der am 22. Juli 1885 im Alter von 58 Jahren plötzlich verstirbt.

 

Die Witwe Susanne Reichard, geb. Nicolay (OFB 4190) stiftet im Jahre 1885 der Müllenbacher Kirche einen neuen Kelch. Schon im Jahre 1878 stiftete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter Johann das Bild der 8. Kreuzwegstation in der Pfarrkirche St. Hubertus.

 

Im Hochpochtenwald wird im Jahre 1885 das neue Forsthaus gebaut. Das alte Forstgebäude, im Nahbereich des Neubaus, wurde seit etwa 1825 von Holzhauer Johann Conz und nach dessen Tode (1845) von seinem Sohn Jakob in gleicher Tätigkeit bewohnt und bewirtschaftet. Jakob Conz musste 1870/71 mit Frau und Kindern Hochpochten verlassen, weil er unzulässiger Weise ein geschossenes Reh für den Eigenbedarf genutzt hatte.

 

Unter Hilfspfarrer Weber wird im Jahre 1885 der gemischte Kirchenchor St. Cäcilia Müllenbach in einen Männerchor umgewandelt. Die Chorleitung hat Lehrer Lehnen. Er ist geboren auf der Wollmerather-Mühle

 

Am 06. August 1885 verunglückt Theodor Regnier (34) (OFB 4167) aus Laubach auf der Grube „Maria Schacht" tödlich. Er hinterlässt seine Ehefrau Maria Katharina Irmen und 5 Kinder. Selbige erhalten in der Folge keine Unterstützung, ihr Haus wird versteigert.

 

Aus dem Gemeinderat vom 03. September 1885: Dem Lehrer Anton Schmitt (OFB 4753) daher wird eine Pension von jährlich 300 Mark bewilligt. Zur Aufbringung eines höheren Betrages ist die Gemeinde bei ihren bekannten armen Verhältnissen außer Stand.

 

Am 22. September 1885 verstirbt Herr Schullehrer Anton Schmitt (OFB 4753). Lehrer Schmitt kam Ostern 1861 für Herrn Mohr an unsere Schule, 24 Jahre wirkte er hier. In seinen letzten Schuljahren häufig krank, stirbt er am 22. September 1885. Während der Tätigkeit des Herrn Lehrers Schmitt wirkten an der Mädchenschule sieben Lehrerinnen und Lehrer. Nachfolger von Lehrer Anton Schmitt wird Herr Lehramtsanwärter Matthias Lehnen aus Wollmerath, vorgebildet am Seminar zu Boppard. Ein tüchtiger Sänger und Musiker.

 

1886: Herr Surges wird im Jahre 1886 als Amtsbürgermeister in Kaisersesch genannt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 05. April 1886: Nach Einsicht des Beschlusses der Gemeindevertretung zu Laubach vom heutigen Tage über das Gesuch des Hülfsgeistlichen Weber hierselbst vom 2. März dieses Jahres um Verlegung und rest. Zusammenlegung der beiden Kirmessen der Gemeinden Müllenbach und Laubach sowie nach Kenntnisnahme des fraglichen Gesuches selbst beschließt der Gemeinderath mit Stimmenmehrheit, die Kirmes von Müllenbach ebenfalls auf den ersten Sonn- und Montag nach dem Fest Maria Geburt (8. September) zu verlegen.

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 01. Juni 1886: Zum Feld- und Waldhüter für hiesige Gemeinde wurde der Peter Joseph Theisen (OFB 5940), Taglöhner von hier, vorgeschlagen und demselben eine jährliche Besoldung von Einhundert fünf und dreißig Mark, nebst vier Meter Reiserholz im Gemeindewald wo der Schlag ist, bewilligt. Gleichzeitig wurde demselben auch heute die Nachtwache für hiesigen Ort übertragen, mit einer jährlichen Besoldung von fünfhundert vierzehn Mark nebst einer Heizungsentschädigung von acht Meter Reiserholz.

 

Am 27. August 1886 stirbt in Niederzissen unser ehemaliger Pfarrer Nikolaus Guldner. Er liegt begraben im Schatten des Kirchofkreuzes von Niederzissen. Guldner ordinierte am 11.03.1843 in Trier, war dann Kaplan in Bernkastel, 1845 Vikar in Brodenbach, 1846 bis 1865 Pfarrer in Müllenbach und Erbauer der neuen Kirche (1855), hiernach Pfarrer in Niederzissen, wo er 1886 verstirbt.

 

Am 24. September 1886 verunglückt Johann Bourgeois, Sohn von Hubert Bourgeois (OFB 0499) in der Nähe des Farrendeier Hofes bei Landkern im Alter von 54 Jahren tödlich.

Anlässlich seiner Sitzung am 15. Oktober 1886 beschließt der Gemeinderat in den beiden kommenden Jahren den Weg aus dem Orte nach Laubach sowie die Ortstraße an verschiedenen Stellen auszubauen.

 

Im November 1886 verlässt Lehrerin Fräulein Gertrud Knauf unsere Schule. Seit 1877 war sie hier tätig. In Zukunft übernimmt sie die Lehrerinnenstelle im Hunsrückort Mörsdorf. An die Stelle des Fräulein Knauf tritt Fräulein Amalie Schmitz aus Cochem, wo ihr Vater Kaufmann ist. Sie erhielt ihre Ausbildung, wie wohl auch die früheren Lehrerinnen in einem Institut in Holland.

 

1887: Am 16. Januar 1887 wird Lehramtsanwärter Matthias Lehnen, der seit 1885 an unserer Schule tätig ist, nach Wershofen versetzt. Die Lehrerstelle übernimmt nunmehr Herr Friedrich Hauch aus Clarenthal, Kreis Saarbrücken, er ist der Sohn eines Bergmanns. In seinen Aufzeichnungen ist zu lesen: „Mit dem 16. Januar 1887 begann meine Tätigkeit an der dreiklassigen Schule mit Lehrer und Lehrerin dahier. Selbige zählte damals in den 3 Klassen 167 Schüler. Das Gehalt hiesiger Stelle betrug 960 Mark einschließlich der Besoldung für den Küster -, Glöckner – und Organistendienst. Es wurden gezahlt aus der Gemeindekasse 363 Mark als Lehrer, als Glöckner 15 Mark, für das Aufziehen der Turmuhr 15 Mark, der Garten veranschlagt zu 6 Mark, aus der Kirchenkasse als Küster 45 Mark (Reinigen war ausgeschlossen), als Organist 30 Mark, aus Stiftungen 22,80 Mark und die Stolgebühren veranschlagt zu 72,20 Mark; der Rest vom 391 Mark war Staatszuschuss.“ Lehrer Hauch beerbt den Lehrer Lehnen auch als Chorleiter des Kirchenchores „Cäcilia“ Müllenbach.

 

Seit dem Jahre 1887 befindet sich der aus Laubach stammende und im Jahre 1883 als Laienbruder in den Trapistenorden eingetretene Johann Joseph Tholl (OFB 6010) in Amerika. Johann Joseph Stoll stiftete 50 Mark für die Vergoldung des Messkelches der Pfarrkirche.

 

Mit einem Vertrag vom 25. April 1887 zwischen Kirchenvorstand und dem Junggesellenverein verschenkt dieser seine Vereinsfahne mit dem Bilde des hl. Aloisius und des hl. Josef der Pfarrkirche unter der Bedingung, sie bei allen Feierlichkeiten des Vereins aufzuhängen oder tragen zu lassen. Als wesentlichen Punkt (§ 3) stellt die Schrift heraus, dass bei Hochzeiten der Fahnenschmuck entfällt, "sollte sich die Braut vorher schlecht betragen haben." Weiterhin legen die Vereinsregularien fest: Man zahlt aus der Sterbekasse trauernden Mitgliedern 5 Groschen, nicht mehr wie früher 1/2 Liter Wein. Es werden Schärpen, Signalhörner und Liederbücher für die Gesangsabteilung des Junggesellenvereins angeschafft. Neben der genannten Gesangsabteilung besteht im Verein noch eine Tambourabteilung. Die Vereinsbälle finden Fastnachtsmontag nach dem Maskenzug und am Sonntag nach "Peter und Paul" statt, sowie an den drei Kirmestagen. Es werden alte Sitten und Bräuche gepflegt: Singen der Hillige für die zukünftigen Ehefrauen aus dem Ort (die vorher vom zukünftigen, auswärtigen Mann frei gekauft werden müssen!), Theateraufführungen in den Vereinssälen, Aufstellen und Verlosen des Maibaums, Eiersammlung und Versteigerung der Mädchen am Pfingstmontag, Tragen des Baldachins an Fronleichnam, Tragen der Vereinsfahne bei Hochzeiten, Begräbnissen von Mitgliedern, jährliche Maitouren, Organisation und Durchführung des Kirchweihfestes (Kirmes). Verstorbenen Vereinsmitgliedern werden die 1. Messe und die Sargkosten gestiftet.

 

Im Jahre 1887 Wiederaufnahme des Betriebes in der Altescherkaul (Krapp I, Kollmann I). Bis zum Jahre 1905 mit einer Durchschnittsbelegung von 20 Mann. Krapp I und Kollmann I werden nun erstmalig bergamtlich als Höllenpforte II genannt.

 

Im Jahre 1887 erfolgt eine Neuordnung der Pachtverträge für die Grube „Höllenpforte“.

 

Der Sommer 1887 zeichnet sich durch große Trockenheit aus. Von Mai bis August gibt es keinen Regen. Am Tag herrscht große Hitze, am Morgen und am Abend große Kälte. Am 07. Juli 1887 und am 12. August 1887 sind gar die Bohnen und Kartoffeln erfroren.

 

Im Herbst 1887 beginnt die Ausmalung der Pfarrkirche, welche Arbeit im Frühjahr 1888 vollendet wird. Die Kosten werden durch freiwillige Beiträge resp. Opfergeld beigebracht. Leider hat die Ausmalung in Öl und Leimfarben an den Seitenrändern durch die Feuchtigkeit bald gelitten. Um dem Kirchenchor Raum zu schaffen wurde die gleich nach dem Neubau installierte Kirchenorgel nach hinten versetzt und zeitgleich um einige Register verstärkt.

 

Auf Drängen des Pfarrers Weber findet im Jahre 1887 die 1. Mission in Müllenbach statt.

 

Die dreiklassige Volksschule Müllenbach zählt im Jahre 1887 167 Schüler.

 

Pastor Weber erhält im Kaisermanöver 1887 in sein altes, fast baufälliges kleines Müllenbacher Pfarrhaus als Einquartierung zwei Offiziere des Stabes eines vornehmen Garderegiments. Einer von ihnen schläft in dem engen Fremdenzimmer, dass nur Raum für ein außergewöhnlich kurzes Bett bietet. Es klingt wie im Märchen, ist aber als Tatsache verbürgt, dass der lange Gardist seine Beine über den unteren Bettrand und seine Füße über das schmale Fensterbrett legen muss. Er macht es mit einem heldenhaften, sagen wir, Galgenhumor. Beim Abschied besichtigt er das ganze Haus und meint, es sei eines so stattlichen, gastfreundlichen Pfarrers und ehemaligen Soldaten (Weber diente bei den 69ern als Offizier) unwürdig. Bei seinen guten Beziehungen zu den höchsten Regierungsstellen wolle er der Pfarrgemeinde, die wohl selbst dafür zu arm sei, zu einem Neubau verhelfen, so sein Versprechen.

 

Die Schulchronik berichtet, dass im Jahre 1887 die so genannte „Glockengießermühle“ (ehemals auch Josephsmühle oder Mausmühle genannt) am Lessierbach (Millpettje) an den Fiskus verkauft und kurze Zeit später abgerissen wird.

 

Aus dem Gemeinderat vom 13. Dezember 1887: 1.) Der Finanzetat pro 1888/89 wird in Einnahmen und Ausgaben auf 4700 Mark, die Einkommensteuer auf 150% und die Umlage auf 150% von Grund- Gebäude und Gewerbesteuer festgesetzt. 2.) Bezüglich des Wegebaues soll es pro 1888 neben weiterer Instandsetzung des Ortsweges und des Verbindungsweges nach Laubach hauptsächlich bei den gewöhnlichen Regulierungsarbeiten bewenden. 3.) Der Gemeinderath erklärt sich mit dem vom Oberförster Künster im Auftrage Königlicher Regierung projektierten Verlegung des Weges von der Ölmühle nach Müllenbach in der Voraussetzung einverstanden, daß der Gemeinde keine baren Auslagen entstehen, da dieselbe wegen ihrer bekannten schlechten Finanzlage höchstens einige Naturalleistungen übernehmen kann. 4.) Der Johann Felser (OFB 1136) erbietet sich, sein Grundeigenthum, soweit es durch die unter 3 bezeichnete Wegeverlegung in Anspruch genommen werden soll, für den Preis von drei Mark pro Ruthe herzugeben unter der Bedingung jedoch, daß das betreffende Grundstück soweit angekauft werden muß, als daß nebenliegende Gemeindegrundstück anstößt.

 

1888: Am 11. Mai 1888 beschließt der Landtag den Streckenbau der Eifelquerbahn Mayen-Gerolstein. Vorerst noch ohne Zustimmung der Kreise Mayen, Cochem und Daun. Später im Jahr (Dezember 1888) stimmen die Kreise Cochem und Daun dem Streckenbau zu. Mayen beschließt die Zustimmung erst Ende 1889.

 

Am 30. Juli 1888 wird der Hilfsgeistliche Matthias Weber, der seit 1884 die Pfarrei Müllenbach führt, offiziell als Pfarrer der Pfarrgemeinde Müllenbach installiert.

 

Die Witwe Susanne Reichard geb. Nicolay (OFB 4190) stiftet der Müllenbacher Pfarrkirche im Jahre 1888 eine neue Monstranz. Schon 1832 wird von einer vorhandenen kupfernen Monstranz gesprochen. Die Monstranz ist schon die dritte Stiftung der Familie Reichard an die Pfarrkirche. 1887 stiftete Susanna gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter Johann das Bild der 8. Kreuzwegstation in der Pfarrkirche und im Jahre 1885 einen Kelch.

 

Die Pfarrei Müllenbach hat im Jahre 1888 insgesamt fast 1.500 Pfarrmitglieder (Müllenbach 809, Laubach 350, Leienkaul 147, Sesterbach 163, Oelmühle 7, Brücksmühle 8, Forsthaus Hochpochten 16). In diesem Jahr wurden in der Pfarrei 65 Kinder getauft, 16 Paare getraut, 32 Personen sind verstorben, darunter 15 Kinder (5 gleich nach der Geburt).

 

1889: Der Gemeindevorsteher Franz Steffes-holländer (OFB 5663) ist am 02. Februar gestorben. Dem Beistand Bohr wird daher durch den mitunterzeichneten Bürgermeister die einstweilige Wahrnehmung des Vorsteherdienstes übertragen und ihm gleichzeitig das Dienstinventar überwiesen. Die Richtigkeit wird durch Unterschrift anerkannt. - Wieder wird Johann Peter Bohr (OFB 0468) (*18.07.1831 / +31.02.1902), nach dem Tod von Bürgermeister Franz Steffes-holländer, als Bürgermeister in Müllenbach genannt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 22. Februar 1889: Bezüglich des Wegebaues pro 1889/90 wird bestimmt, daß neben Vornahme der gewöhnlichen Regulierungsarbeiten der Laubacher Weg von dem vorigjährigen Stück abwärts nach dem Orte Müllenbach zu mit 60 cbm Basaltkleinschlag und der Weg aus dem Ort Müllenbach nach Alflen zu mit gerafften Feldsteinen ausgebessert werden soll.

 

Am 13. April 1889 verstirbt unser amtierender Landrat Heinrich Phillipp Jaeger.

 

Wegen der befürchteten hohen Kosten für eine Elzüberquerung, wird die Anbindung Kehrigs an die Eifelquerbahn Mayen-Gerolstein verworfen. Die Strecke soll nunmehr über Monreal und Urmersbach nach Kaisersesch geführt werden.

 

Aus dem Gemeinderat am 07. Juli 1889: 1) Nach eingehender Besprechung des Gesuches des von Joseph Helff aus Cöln um Verlängerung des mit dem 8. Juni 1893 ablaufenden Pachtvertrages über das Schiefergrubengebiet Colonia, [Randvermerk, unterschrieben von Bürgermeister Surges: das am 2.d.M. gemeinschaftlich befahren worden ist,] beschließt die Versammlung, daß die nachgesuchte Verlängerung des fraglichen Pachtvertrages unter der Bedingung dem genannten Helff schon jetzt zugebilligt werden soll, daß eine feste Jahrespacht von 1000 Mark an die Gemeindekasse Müllenbach gezahlt wird. Dagegen soll die Abgabe von 50 Mark jährlich, welche laut Vertrag am 6. Oktober 1881 für die Stollenanlage und Schuttablagerung auf dem Gebiete der Colonia aus der Grube Mosella bis dahin gezahlt wird, ganz in Wegfall kommen, auch nachgelassen werden, daß der neue Pachtvertrag anstatt wie bisher auf nur 25 sogar auf die Länge von 50 Jahren beiderseits unkündbar ausgedehnt wird.

 

Pastor Weber richtet im Jahre 1889 eine Orts- und Viehversicherung für die Bürger der Pfarrgemeinde ein.

 

Aus dem Gemeinderat vom 18. Juli 1889: Auf schriftliche Einladung des Bürgermeisters mit Angabe der Tagesordnung vom 13.d.M. und unter dessen Vorsitz waren erschienen in Anwesenheit des Königlichen Kreislandrathes Herrn D. Langen und des Herrn Schiefergrubenbesitzers J. Helff aus Cöln die Gemeindeverordneten Bohr, Steffes-olig, Schmitz, Felser (Bäcker), Felser (Ackerer), Gilles III. 1) Zunächst wird Herrn Helff das Wort ertheilt. Nachdem derselbe sodann sein Anliegen vorgetragen und erklärt hatte, daß er auf den Beschluss vom 7.d.M. nicht eingehen könnte, weil der geforderte Pachtpreis zu hoch sei, wurde derselbe zum Abtreten veranlasst. In Abwesenheit des Herrn Helff und nach eingehender Besprechung des Gegenstandes der Tagesordnung durch den Herrn Landrath beschloß der Gemeinderath unter Aufhebung des Beschlusses vom 7.d.M., dass die Grube Colonia an Herrn Helff unter den früheren Vertragsbedingungen auf weitere 25 Jahre mit der Maßgabe verpachtet werden soll, daß am 15. Juli 1893, 15. Januar 1894, 15. Juli 1894, 15. Januar 1895 je 2250 Mark und am 15. Juli 1895 der Restbetrag von 3000 Mark bar an die Gemeindekasse gezahlt werden muss. Gleichzeitig wird dem Herrn Helff schon jetzt die Erneuerung des Pachtvertrages für eine weitere Fortdauer von 25 Jahren unter denselben Bedingungen wie oben stipuliert, zugesichert, wenn er spätestens ein Jahr vor Ablauf der jetzt in Betracht stehenden Pachtdauer von 25 Jahren sich dieserhalb erklärt.

 

Mit besonderem Nachdruck bekämpft Pastor Weber im Jahre 1889 die seit ungefähr 1878 so schrecklich wütende „Branntweinpest“. Wiederholt zerschmettert er den jungen Leuten die Krüge, die sie nach den Gruben tragen sollen. Diese Pest entwickelte sich um diese Zeit besonders stark, weil die Löhne von 3 Mark auf 1,70 Mark und weniger sinken und man nunmehr die Lust zum Alkohol in dem teuren Wein und Bier nicht mehr stillen kann. Auch gelingt es Pfarrer Weber, die Zahl der Lustbarkeiten auf 2-3 im Jahr zu reduzieren. (Leider bleibt dieser Erfolg kein dauernder, da durch die große Zahl der Vereinsfestlichkeiten kaum ein Sonntag von irgendwelchen Lustbarkeiten frei ist.) Immerhin ist die Einrichtung statt zweier Kirmesse, (in Müllenbach St. Hubertus, in Laubach St. Joseph) nur eine an Maria Geburt für die ganze Pfarrei zu halten, auch auf seine Idee zurückzuführen.

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 02. Dezember 1889: Der durch Verhandlung d.d. Müllenbach vom 13. Juli 1868, über Grube Colonia mit Herrn Mathias Joseph Helff zu Cöln bis zum 8. Juni 1893 bzw. über 25 Jahre erneuerte Vertrag, d.d. Kaisersesch am 13. März 1853, verpflichtet den genannten Helff unter Art. 4. Buchstabe C die Risse und Grubenbilder von Colonia, auf seine Kosten, von einem dazu qualifizierten Markscheider oder Beamten jährlich wenigstens einmal nachtragen zu lassen. Unter Art. 4 Buchstabe E: vor Eröffnung irgendeiner Arbeit und der Ablagerung von Schutt auf der Oberfläche des Pachtconcessionsfeldes dem Gemeindevorstande und der Forstverwaltung Anzeige zu machen. Diese Vertragsbedinungen hat nun Helff entschieden verletzt, indem er bis jetzt für die Gemeinde Müllenbach als Verpächterin noch keinen einzigen Nachtrag der Grubenkarte geliefert hat, trotzdem er unterm 9. Oktober 1886 vom Bürgermeisteramt das alte Honigmann’sche Grubenbild zum Zwecke der Vervollständigung erhalten hat und mittels Schreibens des Vorsitzenden am 21. September 1888 ausdrücklich ersucht worden ist, baldigst ein bis zur Gegenwart ergänztes Exemplar der nach § 4 (des Vertrages) angefertigten Zeichnung einsenden zu wollen. Indem er ferner vor 12 – 15 Jahren (unter Obersteiger Klein oder Koch) einen neuen Schacht abgetäuft und vor 10-12 Jahren (unter Obersteiger Müller) etwa 100 Schritte seitwärts und unterhalb dieses Schachtes den jetzt noch in Betrieb stehenden neuen Stollen auf der Oberfläche des Concessionsfeldes mit einem Schuttplatz angelegt hat, ohne die vorgeschriebenen Anzeigen gemacht zu haben. Außerdem wird dem g. Helff zur Last gelegt, daß er entgegen der Vorschrift unter Art. 4 Buchstabe A des genannten Vertrages die unterirdischen Ausbeutungsarbeiten unregelmäßig und bzw. raubartig betrieben hat, indem er seit einigen Jahren den Abbau der Gruben betreibt, ohne die zum regelmäßigen, bergmännischen Grubenbetrieb im Interesse dessen Sicherheit erforderlichen Stützen durch Pfeiler] (Pilare) stehen zu lassen, z.B. in der sog. „Senke“. Endlich ist bei der obenerwähnten Stollenanlage und Schuttablagerung ein Waldgrenzstein ausgeworfen worden, der lange Zeit an der Spalthütte daselbst herumgelegen hat und jetzt wahrscheinlich ganz abhanden gekommen, wenigstens nicht am gehörigen Orte wieder eingesetzt ist. In Anbetracht aller dieser Vertragswidrigkeiten erachtet sich der Gemeinderath berechtigt und bzw. ermächtigt, derselben den Vorsitzenden, dem Anpächter genannt Helff auf Grund des Art. 1741 BGB den in Rede stehenden Grubenpachtvertrag sofort mittels gerichtlicher Zustellung zu kündigen und zu diesem Zwecke gleich morgen den Rechtsanwalt Loenartz zu Coblenz oder auch zunächst den Rechtsanwalt Hecking zu Mayen zu consultieren.

 

Am 10. Dezember 1889 wird Dr. Walther August Langen zum neuen Landrat unseres Heimatkreises ernannt.

 

Für die Pfarrgemeinde sind im Jahre 1889 folgende Daten vermerkt: Die Pfarrgemeinde hat 1.500 Einwohner, 73 Kinder wurden geboren, 9 Paare wurden getraut, 33 Pfarrinsassen sind gestorben (darunter 16 Kinder).

 

Wilhelminische Zeit  (1890 – 1918)

 

1890: Am 06. März 1890 verstirbt in Ramersbach der aus Müllenbach stammende, am 18. September 1838 geborene Priester Johann Allar (OFB 0081). Er ordinierte am 25. August 1866 in Trier, danach Kaplan in Kaifenheim, 1867 Benefiziat in Auel, Krankheitsurlaub, 1869 Kaplan in Kröv, 1870 Kaplan in Adenau, ab 1871 Pfarrer in Ramersbach.

Aus dem Gemeinderat vom 18. März 1890: Bezüglich des Wegebaues pro 1890/91 wird bestimmt, daß der Weg nach Laubach auf der Reststrecke und die Ortsstraßen, namentlich der Wagenweg, mit Basaltkleinschlag und der Weg nach Alflen mit Feldsteinen beschüttet werden sollen. / Nach Einsicht von der Beschwerde des Königlichen Revierförsters Koll zu Hochpochten vom 11. November vorigen Jahres über den schlechten Zustand des Verbindungsweges Alflen – Müllenbach von der Ölmühle aufwärts nach Müllenbach zu erklärt die Versammlung, daß der Weg hauptsächlich zur Abfuhr des forstfiskalischen Holzes aus Hochpochten, von der Gemeinde Müllenbach aber fast gar nicht benutzt werde. Zur Instandsetzung des Weges wird wegen eigener Armut seitens der Gemeinde entsprechender Staatszuschuß erbeten. / Nach Einsicht des Gesuches des Kgl. Revierförsters Koll zu Hochpochten vom 3. des Monats. betreffend fiskalisches Wegeprojekt durch den Gemeindewald Distrikt Greimersburg über Martenthal nach der Coblenz-Trierer Straße erklärt der Gemeinderath die Genehmigung unter folgenden Bedingungen zu erteilen: a) die Gemeinde Müllenbach behält sich die ungehinderte Benutzung des Weges durch jegliches Fuhrwerk, insbesondere auch zur Abfuhr von Schiefer in der ganzen Strecke, vor. b) die Gemeinde Müllenbach übernimmt keinerlei Verpflichtung zur Unterhaltung des Weges, indem letztere lediglich Sache des Forstfiskus sein soll; c) falls die Gemeinde Müllenbach den Weg zu bergbaulichen Zwecken nötig haben soll, soll der Fiskus dieserhalb kein Hindernis haben. d) als Entschädigung des Wegeterrains verlangt die Gemeinde das forstfiskalische Besitztum „Mausmühle“ in Größe von ca. 80 Ruthen, anschließend an den Gemeindewald. e) vor definitiver Abmachung soll nach Vorlage des Wegeprojektes noch eine genaue örtliche Prüfung desselben durch den Gemeinderath mit einem Vertreter des Forstfiskus und dem Vorsitzenden Bürgermeister erfolgen.

 

Einwohnerzahl in Müllenbach im Jahre 1890  751.

 

Pfarrer Matthias Weber wird im Jahre 1890 staatlicherseits auch zum Schulinspektor ernannt.

 

Peter Esper (OFB 1090) und seine Ehefrau Gertrud geb. Otto werden im Jahre 1890 als wohnhaft auf der Zirwesmühle in Alflen genannt.

Auf Müllenbacher Gemeindeland, am Westhang des Kaulenbachtals, legt Pächter Matthias Joseph Helff, vermutlich mit Erneuerung und Erweiterung des Pachtvertrages für Grube Colonia, im Jahre 1890 die Grube „Mosella“ an. Des Weiteren erwirbt Helff die Gewinnungsrechte für ein großes Schieferfeld in der Nähe des geplanten Bahnhofs in Kaisersesch.

 

Aus dem Gemeinderat vom 19. Juni 1890: Verhandelt Donnerstag, den 19. Juni 1890 um 10 Uhr vormittags im Distrikt Lambertsseifen Gemeindebann Laubach. Unter Vorsitz des Bürgermeisters Surges zu Kaisersesch und Assistenz des Försters Schaub zu Masburg waren auf Einladung des Vorsitzenden erschienen 1) für die Gemeinde Müllenbach: Gemeindebeistand Bohr, Gde.Verordnete Steffes-olig, Matthias Joseph Felser (Bäcker) (OFB 1141), Felser (Ackerer), Schmitz, und Gilles aus Müllenbach. 2.) für die Gemeinde Laubach: Gemeinde-Vorsteher Tholl, Gemeinde-Verordnete Gorges und Pörling Die Gemeinde Müllenbach fühlt sich beschwert über die seitens der Gemeinde Laubach beabsichtigte Aufforstung des Ödlandes in dem Bergabhang des Distriktes Lambertsseifen oder Schlangenberg, welch letztere Name in dem diesjährigen bezüglichen Forst. Kulturplan für den fraglichen Distrikt gebracht ist, indem sie auf Grund des Vertrages vom 8. Sept. 1846 (genehmigt durch Kgl. Reg. zu Coblenz vom 8. October 1846 A. III No. 4995) das ausschließliche Weiderecht daselbst für sich in Anspruch nimmt und behauptet, in Ausübung dieses Weiderechtes durch die geplante Aufforstung widerrechtlich gestört zu werden. Die Gemeinde Laubach bestreitet das Weiderecht der Gemeinde Müllenbach, das [die] für sich in Anspruch nimmt.Nach gegenseitiger Besprechung des Streitgegenstandes wird folgender Vergleich geschlossen: Die Gemeinde Laubach setzt nur den unteren Theil in Waldkultur, wie er örtlich durch den Förster Schaub durch einen Grenzgraben abgezweigt ist und tritt den oberen Theil als Schaftrift eigenthümlich an die Gemeinde Müllenbach ab, welche sich damit zufrieden gibt und verpflichtet, den unten durchführenden Weg der Gemeinde Laubach niemals zu stören und bei etwaiger Erbreiterung desselben das erforderliche Terrain von der abgeteilten Erdfläche jederzeit unentgeltlich abzutreten.

 

In Düngenheim wird auf der Grube Barbara im Jahre 1890 der in Laubach am 27.05.1846 geborene Jakob Valerius (OFB 6112) zuerst als Grubenaufseher, später als Grubenbesitzer genannt. Die Verbindung nach Düngenheim entsteht durch seine Ehefrau Anna Maria Fuhrmann, welche von Düngenheim stammt.

Nikolaus Köhn (OFB 2600), der nach der Hochzeit mit Christina Zirwes im Jahre 1873 und der Geburt seiner Tochter Gertrud im November 1874 nach USA ausgewandert ist, um dem Militärdienst zu entgehen, ist im Jahre 1890 wieder in der Heimat eingetroffen.

Aus dem Gemeinderat vom 30. Oktober 1890: Zur Verbesserung des Wasserzuflusses zum Brandweiher (heute Bereich Brunnen) soll die weitere Zuleitung von Quellwasser, das reichlich in der Nähe vorhanden sein soll, versucht werden, auch die alte Röhrenleitung zum Weiher erneuert werden. Den Lehrpersonen soll für den Besuch der Kreis- und Seminarkonferenz eine jedesmalige Entschädigung von 1 M 50 Pfg, dagegen für den Besuch der sogenannten Bezirkskonferenz nichts bewilligt bzw. gezahlt werden.

 

Das Jahr 1890 war ziemlich nass. Ende November 1890 tritt plötzlich der Winter ein. Schon in den ersten Tagen zeigt das Thermometer bis zu minus 16 Grad. Bis Neujahr schwanken die Temperaturen zwischen minus 6 Grad und minus 16 Grad Celsius. Schnee liegt wenig in dieser Zeit.

 

1891: Aus dem Gemeinderat vom 23. März 1891: Im Jahre 1891 soll der Wagenweg in Orte und der Weg nach Alflen je mit Basaltkleinschlag und Feldsteinen beschüttet, letzterer Weg streckenweise auch gestickt werden nach Bedürfnis. / Der Weg nach Alflen ist in schlechtem Zustand und bedarf einer umfassenden Reparatur, da derselbe fast ausschließlich zur Abfuhr des forstfiskalischen Holzes aus Hochpochten und von der Gemeinde fast gar nicht benutzt wird, so wird gebeten mit Rücksicht auf die bekannte Armut der Gemeinde, das seitens des Forstfiskus ein möglichst reichlicher Zuschuß zur Instandsetzung obigen Weges gewährt werden möge.

 

Im Frühjahr 1891 soll für das Unterdorf eine Wasserleitung angelegt werden. Im Schulgarten werden zwei Schächte, etwa 5 – 6 m tief angelegt, doch ist noch kein Wasser zu sehen.

 

Am 01. April 1891 wird Lehrerin Amalie Schmitz zur Schule in Bullay versetzt. Seit 1886 war die Kaufmannstochter aus Cochem hier an unserer Schule beschäftigt. Die Nachfolge von Fräulein Schmitz übernimmt Lehrerin Gertrud Lehmen aus Kaimt. Die Schulchronik schreibt: „Als Lehrerin wirkt zur Zeit hier Frl. Gertrud Lehmen, geboren zu Kaimt b. Zell als Tochter des Winzers Matthias Joseph Lehmen. Sie besuchte die Mädchenschule ihres Heimatortes, an der Frl. Supp wirkte. Nach der Entlassung nahm sie Privatstunden bei Herrn Lehrer Bregenzer und besuchte zur weiteren Ausbildung von Ostern 1879 bis Herbst 1881 das Pensionat der Ursulinerinnen St. Salvator zu Roermond. Nach Absolvierung der staatlichen Lehrerinnenprüfung zu Düsseldorf wirkte dieselbe als Hauslehrerin und erhielt am 1. April 1891 dahier ihre erste Anstellung. Das Gehalt der Lehrerinstelle beträgt bei provisor Anstellung 750 Mark, bei definitiv. 800 Mark.“

 

Der verflossene Winter war sehr kalt. Noch am 1. April 1891 lag 2 Fuß Schnee. Die meiste Wintersaat wurde durch Frost vernichtet. Sogar an Pfingsten (17. Mai 1891) liegt allenthalben noch Schnee auf Feldern und Wegen. Man kann sich nicht erinnern, dass jemals so spät im Frühjahr noch Schnee gelegen hat.

 

Die Eisenbahn wird im Jahre 1891 von Mayen nach Gerolstein weitergeführt; die Arbeiten sind begonnen, so berichtet die Mayener Chronik.

 

Die „Mayersgrube“, welche durch Simon Joseph May (OFB 3332) seit 1861 im Sesterbachtal betrieben wurde, liegt ab dem Jahre 1891 still.

 

Auf Betreiben von Pastor Weber wird in Müllenbach im Jahre 1891 eine Sparkasse eingerichtet. Schon bei seinem Abgang, im Folgejahre, sind hier 5.000 Reichsmark angelegt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 29. September 1891: Der Gemeinderath beschließt wegen Einstellung eines zweiten Zuchtstieres vom 1. April 1892 ab die Erhöhung des Sprunggeldes von 75 Pfennig auf 1 Mark 20 Pfennig pro Stück deckfähiger Rinder.

 

Die Volksschule Müllenbach vermeldet im Jahre 1891 188 Schüler.

 

1892: Am 15. Januar 1892 schwere Schneestürme in unserer Region. Manche Orte sind durch große Schneeverwehungen gänzlich von der Umwelt abgeschlossen.

 

Der vergangene Winter 1891/1892 war sehr streng und trocken.

 

Aus dem Gemeinderat vom 19. April 1892: Im Jahre 1892 soll der Weg nach Alflen weiter ausgebaut werden mit Gestick und Kleinschlag.

 

In einem Schreiben vom 01. Mai 1892 bescheinigt der Königliche Baurat und Dombaumeister Vincenz Statz folgendes: „ Dem Herrn Kaufmann Mathias Josef Helff hierselbst bestätige ich, dass seine Clottener Schiefer (Schiefer aus dem Kasulenbachtal) von der größten Dauerhaftigkeit sind. Die gleichmäßig blaue Farbe und Form sind besonders hervorzuheben. Der Schiefer entspricht überhaupt allen Anforderungen. Er ist durchaus wetterbeständig, frei von allen Beimischungen sowie dicht und feinkörnig und von durchaus glatter Oberfläche. Ich halte denselben besonders für den Kirchenbau für den Besten und spreche dieses, gestützt auf meine fünfzigjährige Praxis aus“.

 

Am 05. Mai 1892 verlässt Pastor Matthias Weber die Pfarrei Müllenbach und übernimmt die Nachbarpfarrei Landkern. Wie Pfarrer Weber wiederholt versichert, hätte er die Pfarrei Müllenbach nicht verlassen, wenn man ihm, wie es sein Plan und Wunsch war, ein neues Pfarrhaus gebaut hätte.

 

Am 10 Mai 1892 wird ein neuer Pastor in der Pfarrei Müllenbach eingeführt: Kirchgässer Hugo, (geb. in Oberwesel), Einführung am 10. Mai 1892, gilt als Erbauer des neuen Pfarrhauses, so wie es sich heute darstellt. (Amtszeit:1892-1901). Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Pfarrers ist das Verputzen des Kirchturmes, der durch die Witterung der letzten Jahre arg gelitten hat.

 

Im Jahre 1892 wird die Grube „Glücksanfang“ als stilliegend erwähnt.

 

Die Grube Adam, bei Müllenbach, wird im Jahre 1892 erstmals erwähnt (stilliegend).

 

Bei Laubach wird die Grube „Alter Fritz“ im Jahre 1892 als Nebenerwerbsgrube von J.K. Stoll und M. Schmitz 1892 erstmalig erwähnt. 1893 wieder geschlossen.

 

Auf Laubacher Privatgrund wird im Jahre 1892 die Grube „Barbara“ genannt. Besitzer ist die Firma Schunk. Der Name wurde der Grube vermutlich bei der Wiederaufnahme einer nicht identifizierbaren alten Grube neu beigelegt. Die Grube wird bis 1901 mit etwa 8 bis 10 Arbeitern betrieben.

 

Im Jahre 1892 wird die Grube „St. Catharina“ auf Müllenbacher Gemeindegrund als stilliegend erwähnt. Über den Betrieb sind keine Unterlagen erhalten.

 

Im Jahre 1892 wird die Grube „Gertrude“ auf Privatland bei Laubach gelegen, als stilliegend erwähnt. Darüber hinaus gibt es keine weiteren Unterlagen.

 

  1. Juni 1892. Die Bürgermeisterei Kaisersesesch meldet betreffend der Pfarrei Müllenbach: „Die Kirchenfabrik ist arm und leidet seit Jahren an einem ständigen Deficit, zu dessen Beseitigung eine besondere Kultusumlage erhoben werden muß. Die Zivilgemeinden Laubach und Müllenbach, welche den Pfarrverband bilden, sind die ärmsten Gemeinden des Bürgermeistereibezirks.“

 

Der Müllenbacher Friedhof wird im Jahre 1892 „wegen seiner Enge“ nochmals (nach 1866) erweitert und vergrößert.

 

Am 13. Juli 1892 stirbt in Lütz der in Müllenbach geborene Johann Nicolay. Nicolay ist im Jahre 1861 nach Lütz übersiedelt und hat in den Folgejahren den Schieferbergbau in seiner neuen Heimatgemeinde forciert. 1881 betrieb Johann Nicolay mit der Grube Himmel die größte Schiefergrube in dem kleinen Ort im Lützbachtal, die gleichzeitig als die drittproduktivste Grube im Bergrevier Koblenz genannt wird.

 

Einen besonderen Vermerk finden wir in den Kirchenbüchern über Johann Buschwa (OFB 0693), wohnhaft in Laubach, der am 09.Juli 1892 die Maria Anna Irmen ehelicht: „Verließ schon am 10. September seine Ehefrau und ließ sie ohne Unterstützung“. Maria Anna war im 6. Monat schwanger.

Auch im Jahre 1892 wird die Grube „Göttenkäulchen“ in Müllenbach – Besitzer unbekannt –  als stilliegend erwähnt.

 

Die „Gorgesgrube I und II im Sesterbachtal werden im Jahre 1892 als „nicht in Betrieb“ gemeldet.

 

Zwischen 1892 und 1899 gibt es verschiedene Versuche die Grube „Hasenwieschen“ im Sesterbachtal zu reaktivieren. Alle Versuche bleiben jedoch erfolglos.

 

Die Grube „Heidenloch“ meldet nach der Wiederinbetriebnahme im Jahre 1892 nur geringfügige Förderung.

 

1892 bis 1894 ist im Sesterbachtal die Grube „Lerchenfang“ als Nebenerwerbs-Kleinstgrube erfasst. Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um die Wiederaufnahme einer alten, unbenannten Grube. Weiterhin keine Meldungen.

 

In Laubach wird zwischen 1892 und 1899 der Versuchsstollen „Liebernigsfeld“ durch wechselnde Pächter mit geringem Erfolg betrieben.

 

Ebenfalls bei Laubach wird im Jahre 1892 die Grube „Mairech“ als stilliegend erwähnt. Besitzer ist A. Krantz. Weitere Einzelheiten unbekannt.

 

Zwischen 1892 und 1895 wird auch wieder die Grube „Mairöschen“, von Simon Joseph May (OFB 3332) 1846 angelegt, im Sesterbachtal erwähnt. Man verzeichnet geringe Produktion und Belegung.

 

Bei Laubach wird die Grube „Maria“ genannt, die von Joseph Lehnen (OFB 3066) und Joseph Klotz (OFB 2549) als Kleingrube im Nebenerwerb betrieben wird. Für die Zeit vorher gibt es keine Unterlagen.

 

Zwischen 1892 und 1898 werden mehrere Versuche unternommen, die Kleingrube „Matthias“ im Sesterbachtal zu reaktivieren. Erstmaliger Betrieb zwischen 1822 und 1828. Alle Versuche bleiben bei geringfügiger Produktion eher erfolglos.

 

1892 bis 1894 fördert die 1888 angelegte Grube „Mosella“, Besitzer Matthias Joseph Helff, am Westhang des Kaulenbachtals mit einer Belegung von etwa 15 Mann.

 

Zwischen 1892 und 1895 wird für die Grube „Oligskaul II“ eine Belegschaft von 20 bis 30 Mann gemeldet.

 

Im Jahre 1892 wird die „Petersgrube“ im Sesterbachtal erwähnt. Evtl. identisch mit der „Peterbehrensgrube“, welche dort bis 1835 betrieben wurde. Die „Petersgrube“ arbeitet zwischen 1892 und 1899 als Kleingrube mit verhältnismäßig hoher Produktion und einer Belegschaft von vier bis sechs Arbeitern.

 

Im Jahre 1892 wird die Grube „Providenz“ bei Müllenbach als stilliegend erwähnt. Weiterhin keine Erwähnung dieser Grube.

 

Im Jahre 1892 wird auch die „Schoppsgrube“ bei Laubach als stilliegend genannt. Weitere Details sind unbekannt.

 

Die Grube „Sesterbach I“ wird im Jahre 1892 als stilliegend erwähnt.

 

Im Jahre 1892 wird die „Steffesgrube“ im Sesterbachtal als stilliegend erwähnt.

 

Die Grube „Stockberg“ bei Müllenbach wird im Jahre 1892 wieder als stilliegend erwähnt. Keine weiteren Informationen über den Grubenbetrieb.

 

Die Grube „Tiefer Glücksanfang“ verzeichnet auch im Jahre 1892 weiter hohe Produktionszahlen. Bis 1894 werden 30 bis 35 Arbeiter beschäftigt.

 

Im Jahre 1892 wird die Grube „Victoria“ bei Laubach als der Firma Schunck gehörend und stilliegend erwähnt. Weiterhin keine Meldungen über diese Grube.

 

Im Jahre 1892 werden die Gruben „Peter Walgenbach I und II“ als stilliegend erwähnt.

 

Die „Weltergrube“ bei Laubach wird im Jahre 1892 ebenfalls als stilliegend verzeichnet.

 

Die Grube „Wolpertälchen“ bei Müllenbach wird im Jahre 1892 als stilliegend erwähnt. Weiteres unbekannt. Es handelt sich um einen Versuchsstollen in der Nähe der Gilleskaul im Müllenbachtal.

 

Nachdem sich im Jahre 1892 eine Anbindung unserer Region an die geplante Eifelquerbahn als nahezu sicher bestätigt, verliert der Schieferumschlagsplatz Klotten immer mehr an Bedeutung. Joseph Schunck, Inhaber des Schieferhandelsunternehmens J. Schunck, verlegt sein Schieferhandelsunternehmen von Klotten nach Bonn, einem der größten Umsatzmärkte für Schiefer.

 

Gute Getreideernte im Jahre 1892. Die Kartoffelernte so gut wie seit Jahren nicht mehr, aber wenig Futter und besonders wenig Heu. Fortgesetzt heiße Witterung im Sommer. Das Vieh bekommt so viele Eicheln zu fressen wie schon lange nicht mehr.

 

Die Schulchronik berichtet im Jahre 1892, dass in diesem Jahr die so genannte „Schleismühle“ (ehemals auch Zirwesmühle) an der Mündung des Müllenbachs in die Endert durch ein Feuer gänzlich zerstört wird.

 

Am 09. August 1892 gegen 08:25 am Morgen erschüttert ein Erdbeben die Region. Man spricht von deutlich fühlbaren Stößen, welche die Spiegel an der Wand und das Geschirr auf der Bank in Bewegung setzen. Vier bis fünf Sekunden, so berichtet man, dauern die Erschütterungen an. Das mit dem Erdbeben einhergehende Grollen hört sich an, wie ein in der Nähe vorbeifahrender Eisenbahnzug.

 

Am 25. November 1892 verunglückt auf der kleinen Grube „Flüsschen“, auch „Grünewald“ genannt, Johann Nikolaus Welter (OFB 6445) aus Breitenbruch, 26 Jahre alt. Ein schwerer Stein reißt ihm Kopf und Leib auf, so dass Gehirn und Gedärm hervortreten und der Tod sofort eintritt. Es ist dies seit sieben Jahren der erste Unglücksfall auf den hiesigen Gruben mit tödlichem Ausgang.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1892 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Mosella (ehem. Lambertgrube) (14/2.819); Grube Colonia (32/6.773); Altescherkaul (14/2.750); Blumenkörbchen (6/1.220); Glücksanfang (Erschließungsarbeiten); Höllenpforte (15/3.000); Tieferglücksanfang (30/3.486); Brücksgrube I (6/897); Brücksgrube II (Erschließungsarbeiten) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (50/11.480); Oligskaul II (4/-); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1893: Der Winter 1892/1893 ist wieder sehr kalt und trocken, mit Temperaturen bis minus 22,5 Grad Celsius. Die Kartoffeln erfrieren bei vielen in den Kellern.

 

Stephan Reichards (40) (OFB 4189) erblindet im Jahre 1893 nach einem Grubenunglück und stirbt 3 Jahre später an den Folgen des Unfalls auf der Schiefergrube im Kaulenbachtal.

 

Das Frühjahr 1893 beginnt schon im Februar. Das Erdreich ist jedoch so tief gefroren, dass alles Wasser abläuft und der Erdboden trocken bleibt.

 

Peter Lorenz (OFB 3185) wird im Jahre 1893 als Waldaufseher in Müllenbach genannt.

Im Frühjahr 1893 beginnen die Bauarbeiten an der Eifelquerbahn auf dem Abschnitt Mayen bis Gerolstein.

 

Durch Gesetz von Kaiser Wilhelm II. wird am 01. April 1893 die „Mitteleuropäische Zeit“ in Deutschland eingeführt. Bisher hatte in Preußen jeder Ort seine eigene mittlere Ortszeit, welche sich nach westlicher, bzw. östlicher Lage von der Berliner Ortszeit definierte. Vom östlichsten bis zum westlichsten Teil Preußens lag eine Differenz von 64 Minuten. Kaisersesch z. B. lag bei -25 Minuten, Lutzerath bei -25,5 Minuten. Von nun an haben alle Orte im Land die gleiche Zeit.

 

Heißer Sommer mit viel Trockenheit. Von März bis Juli 1893 fällt kein Tropfen Regen. Felder und Wiesen bieten, außer in den Tallagen nahe den Bächen, einen trostlosen, grauen, ausgebrannten Anblick. Ausgezeichnet steht das Korn (Roggen), liefert viel Stroh und Körner. Große Futternot allenthalben, man sieht in den Wäldern die Leute das spärliche Gras und Eichenlaub rupfen. Obst, besonders Äpfel, gibt es viel.

 

Aus dem Gemeinderat vom 09. Oktober 1893: 1.) Die Gemeinde-Rechnung pro 1892/93 wurde geprüft und ohne besondere Erinnerung nach § 91 der Gemeindeordnung festgestellt: in Einnahmen auf 12299 M 78 Pfg, in Ausgabe auf 8480 M 48 Pfg, der Bestand auf 3819 M 30 Pfg, die einziehbaren Einnahmereste auf 471 M 48 Pf   2.) Die in Gemäßheit der Regierungs-Verfügung vom 12. August d.J. (II 8328) neu aufgestellte Kompetenz-Nachweisung für die hiesige Lehrerstelle wird vom Gemeinderath und Schulvorstand genehmigt und besonders vollzogen mit dem Bemerken, daß die Regelung der Anstellung des Lehrers Hauch als Organist, Küster und Kantor der besonderen Beschlußfassung der Kirchengemeinde überlassen bleibt. 3.) Vom 1. April 1894 ab soll von jedem Stück Schaf, welches der gemeinschaftlichen Herde beigetrieben wird, wie die Zahl bei der Zählung im Herbst durch den Vorsteher festgestellt wird, eine Weidetaxe von 1 M (eine Mark) an die Gemeindekasse gezahlt werden. Zu- und Abgang in der Schafzahl während des Jahres wird nicht berücksichtigt, gleichviel aus welchem Anlaß derselbe erfolgt ist. Hiernach ändert sich entsprechend der Weidevertrag vom 10. Aug. 1857, der im Übrigen weiter in Kraft bleiben soll.

 

Wegen der anhaltenden Dürre und dem Mangel an Schnee und Regen in den letzten beiden Jahren (1891/1892) ist allenthalben große Futternot und die Viehpreise sind so niedrig, wie seit 20 Jahren nicht mehr.

 

Am 31. Oktober 1893 stirbt in Gevenich der aus Müllenbach stammende Pfarrer Josef Miesen an einem Schlaganfall. Josef Miesen war geboren am 28. März 1831 in Müllenbach, als Sohn von Peter Miesen und Maria Katharina geb. Bohr.

 

  1. Dezember 1893. Matthias Josef Gundert (OFB 1538) (30 Jahre alt), aus Müllenbach, Ehemann von Anna Maria Reichard, Vater von 2 Kleinstkindern, verunglückt tödlich auf der Grube „Colonia". Er wird durch herabfallende Steine getötet.

 

Im Jahre 1893 entscheidet die Bischöfliche Behörde in Trier, das die Pochtener Höfe zur Pfarrei Ulmen gehören und das die Höfer dort ihre kirchlichen Pflichten zu erfüllen haben. Damit haben die Höfer in Hochpochten nie einen Beitrag zum Neubau der Kirche in Müllenbach (1855) leisten müssen, da die Beteiligung der Höfer an den Unkosten des Baues bis Dato in Frage standen.

 

Die Grube „Heidenloch“ wird im Jahre 1893 wegen geringfügiger Förderung seit 1892 nun endgültig stillgelegt.

 

Erfolglose Versuche im Jahre 1893 die Grube „Nachbarin“ am Osthang des Kaulenbachtals zu reaktivieren.

 

Erfolgloser Versuch zwischen 1893 und 1894 die 1843 angelegte „Brücksgrube III“ zu reaktivieren.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1893 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Mosella (14/2.506); Grube Colonia (48/10.285); Altescherkaul (20/3.375); Blumenkörbchen (4/625); Glücksanfang (Förderung eingestellt); Höllenpforte (9/1.070); Tieferglücksanfang (30/2.736); Brücksgrube I (4/610); Brücksgrube II (Erschließungsarbeiten) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten); Oligskaul I (56/10.585); Oligskaul II (4/-); Oligskaul IV (Erschließungsarbeiten).

 

1894: Im Februar 1894 beschließt der Gemeinderat Laubach: „Im Jahre 1894/95 soll der Bahnhofszufuhrweg ausgebaut und außerdem der Weg nach Höchst und die Ortsstraße mit Basaltkleinschlag weiter beschüttet werden. Zum Bau des Bahnhofszufuhrweges ist eine Beihilfe von 1500 Mark von der Provinzialverwaltung bewilligt worden.“

 

Aus dem Gemeinderat vom 24. Februar 1894: Mit dem an den Hubert Laux (OFB 2999) von hier von der Gemeinde Müllenbach angekauften Hofrain Platz im Unterdorf neben Anna Maria Reichard und Salomon Mayer im Betrage von 270 Mark erklärt hiermit der unterzeichnete Gemeinderath mit einverstanden zu sein.

 

Aus dem Gemeinderat vom 26. Februar 1894: 1.) Der Finanz-Etat der Gemeinde pro 1894/95 wurde geprüft und ohne besondere Erinnerung nach Vorschlag des Bürgermeisters in Einnahmen und Ausgaben auf 6000 Mark, die Umlagen auf 75% der direkten Steuern festgesetzt. 2.) Im Jahre 1894 soll der Weg nach Alflen am Holzkreuzchen auf einer Strecke von 40-50 m Länge mit Bruchsteinen gestückt, außerdem die Ortsstraße mit ca. 60 cbm. Basalt-Kleinschlag beschüttet und der Platz vor dem Gemeindebrunnen gepflastert werden. 3.) Wegen Anlage eines Laufbrunnens im Oberdorf aus dem Distrikt „Sührchen“ soll zunächst ein Kostenanschlag mit Gutachten über die Ausführbarkeit eingefordert werden.

 

Bei der Geburt der Tochter Catharina im April 1894 wird der Wohnort von Peter Thönnes (OFB 6003) und seiner Ehefrau Anna Maria geb. Wölwerscheid „Colonia bei Müllenbach“ genannt.

Im April 1894 scheidet unser amtierender Landrat Dr. Walther August Langen auf eigenen Wunsch aus seinem Amt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 15. April 1894: Zum Feld und Waldhüter wurde heute der Nicklas Arenz (OFB 0161) von hier vorgeschlagen und demselben eine Besoldung von jährlich Einhundert fünfunddreißig Mark bewilligt.

 

Im Juni 1894 genehmigt der Gemeinderat Laubach die Wegeplanung zum neuen Bahnhof und den Kostenvoranschlag, stellte jedoch einschränkend fest: „Vorläufig soll mit dem Bau jedoch noch nicht begonnen werden, weil zunächst die Gemeinde Müllenbach, welche hauptsächlich den Weg benutzt, angehalten werden soll, je zur Hälfte der künftigen Unterhaltung dieses Weges und der anschließenden Strecke des Weges nach Müllenbach zu bis zur Banngrenze zu übernehmen.“

 

Aus dem Gemeinderat am 23. Juni 1894: 1.) Der Gemeinderath lehnt jeden Zuschuß zu dem Bau des Weges nach dem Bahnhof Laubach innerhalb der Banngemeinde Laubach einstimming ab. 2.) Die Übernahme der geisteskranken Maria Anna Klasen aus der Rheinischen Provinzial-Irren-Anstalt zu Andernach in Privatpflege wird abgelehnt, weil es zur Zeit an einer geeigneten Unterkunft hierselbst fehlt.

 

Am 18. Juli 1894 verunglückt Johann Peter Schopp (45) (OFB 5152) aus Leienkaul, Vater von 4 Kindern, tödlich bei einem Bergunfall in der „Escherkaul". Ihm ist ein schwerer Felsblock so über den Leib gerutscht, dass er an den Verletzungen stirbt.

 

Die Grube „Höllenpforte“ meldet im Jahre 1894 sinkende Belegschaftszahlen.

 

Am 21. Juli 1894 wird die Bergpolizeiverordnung von 1871 novelliert und dem technischen Entwicklungsstand angepasst.

 

  1. August 1894, wieder Unglück in den Schiefergruben. Peter Klinkner aus Masburg hat auf der Grube „Werresnick" eine Sprengladung angelegt. Da diese Ladung zur gewöhnlichen Zeit nicht losgeht, wollen er und sein Kamerad Hubert Miesen aus Laubach, sich den Grund des Versagens ansehen. Sie sind fast bis an die Ladung herangekommen als diese verspätet zündete. Klinkner, der als erster geht, fliegen die los gesprengten Steine gegen Brust und Kopf, dabei erleidet er so schwere Verletzungen, dass er verstirbt ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben. Miesen erleidet einige Gesichtsverletzungen, kann aber in einer Bonner Klinik wieder genesen. Klinkner ist der Ehemann von Katharina Steffes und Vater von 2 Kleinkindern, er wurde 35 Jahre alt.

 

Am 16. August 1894 trifft der erste Bauzug der neuen Eifelquerbahn in Laubach ein. Die Bürger aus Laubach und Müllenbach versammeln sich zur Begrüßung der Bahnarbeiter am Verlauf der Bahntrasse.

 

Am 02. September 1894 verstirbt ganz plötzlich im Alter von 27 Jahren der in Müllenbach geborene Joseph Laux auf der Straße, „die Holl“ genannt, in Laubach. Er wird in Masburg begraben.

 

Das Jahr 1894 kann von den Bauern als ein sehr fruchtbares bezeichnet werden.

 

Die „Gorgesgrube I und II“ im Sesterbachtal werden im Jahre 1894 als Nebenerwerbsgrube der Familie Gorges geführt. Bis 1899 wird für die beiden Gruben Förderung gemeldet.

 

Auf seiner Sitzung am 04. Oktober 1894 erklärt sich der Gemeinderat Müllenbach bereit „… für die projektierte Grubenbahn (Grube Colonia zum Bahnhof Laubach) berührtes Gemeindeland freiwillig herzugeben, behält sich aber das Recht vor, spätere Entschädigungsansprüche geltend zu machen. Soweit die Bahn das von der Firma M. J. Helff von der Gemeinde gepachtete Grubengebiet berührt, dürfen der Gemeinde seitens des Pächters keinerlei Nachteile oder Entschädigungsansprüche erwachsen. Auch dürfen durch die teilweise Mitbenutzung der Gemeindewege der öffentliche Wegeverkehr keineswegs gestört werden.“

 

Am 29. November 1894 verstirbt Frau Catharina Reichard geb. Wiersch (OFB 4185) aus Müllenbach, Beruf: Dienstmagd zu Ulmen, im Alter von nur 30 Jahren. <Weil es Anzeichen gibt, die ein Vergehen irgendeines Junggesellen ahnen lassen, wurde angeordnet, den Leichnam der Frau zu öffnen> so schreiben die Kirchenbücher.

 

Sinkende Förderung und Belegschaft meldet die Grube „Oligskaul I“ am Osthang des Kaulenbachtals für das Jahr 1894.

 

Die Grube „Oligskaul IV“ wird im Jahre 1894 der Grube „Oligskaul II“ zugeschlagen.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1894 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Mosella (13/1.354); Grube Colonia (37/9.734); Altescherkaul (23/3.200); Blumenkörbchen (4/412); Höllenpforte (8/1.000); Tieferglücksanfang (34/6.350); Brücksgrube I (4/394); Brücksgrube II (Erschließungsarbeiten) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten);  Oligskaul I (35/5.362); Oligskaul II (20/3.750); Oligskaul IV (wird Oligskaul II zugeschlagen).

 

1895: Am 12. Januar 1895 wird die Bergpolizeiverordnung von 1871 weiter novelliert und dem technischen Entwicklungsstand angepasst.

 

Aus dem Gemeinderat vom 18. Januar 1895: 1.) der Finanz-Etat der Gemeinde pro 1895/96 wurde geprüft und nach Vorschlag des Bürgermeisters in Einnahmen und Ausgaben auf 5200 Mrk, die Umlage auf 125% der Real.- und 100% der Einkommensteuer festgesetzt. 2.) Mit Rücksicht auf die Kreis-Hundesteuer wird die bisherige Gemeinde-Hundesteuer vom 1. April d.J. ab eingestellt. 3.) Die Grabtage, welche der Totengräber für Herstellung der Gräber aus der Gemeindekasse erhält, soll vom 1. April d.J. ab von den Angehörigen der Verstorbenen, soweit sie dazu vermögend sind, an die Gemeindekasse zurückgezahlt werden. 4.) Der vom Vorsitzenden vorgelegte Entwurf einer Ordnung betreffend Erhebung von Lustbarkeitssteuern wird gutgeheißen. 5.) Die bisherige Stiergeldtaxe von 1 M 20 Pfg soll nicht erhöht und der durch diese Taxe nicht gedeckte Betrag der Stierhaltungskosten auch fernerhin definitiv auf die Gemeindekasse übernommen werden. Zum Wa[h]ldeputierten der Gemeinde Müllenbach für die Beschlußfassung über die Neuregulierung des Diensteinkommens des Oberförsters Künster zu Treis wird der Gemeindeverordnete Josef Steffes-olig gewählt, derselbe soll für die Reise nach Cochem eine Entschädigung von vier Mark aus der Gemeindekasse erhalten.

 

Ende des Jahrhunderts wird Matthias Gorges (OFB 1460) aus der Sesterbach als Steiger auf der Schiefergrube Bausberg bei Kehrig genannt.

Die Schulchronik Laubach berichtet, dass im Jahre 1895 der Tagelohn auf den Schiefergruben zwei Mark bis zwei Mark und fünfzig Pfennig beträgt.

 

Die Schulen in Laubach und Leienkaul sind einklassig. Die Schülerzahl beträgt jetzt (1895) in Laubach 93, in Leienkaul etwa 70 Schüler.

 

In unserer Amtsmetropole Kaisersesch wird im Jahre 1895 eine Raiffeisenkasse gegründet.

 

Anfang April 1895 wird durch Maurermeister Moritz aus Müden der Bau des neuen Pfarrhauses in Müllenbach begonnen. Dieses kann Ende November des Jahres 1895 bezogen werden. Wie man hört soll der Neubau einem preußischen Gardeoffizier zu verdanken sein, der im Rahmen einer Militärübung des Garderegimentes im alten Pfarrhaus in der Brunnenstraße einquartiert war. Bei dieser Einquartierung stellte er fest, dass Mobiliar und Räumlichkeiten zu wünschen übrig ließen (sein Bett war zu kurz, er musste die Füße auf der Fensterbank ablegen) und einem guten Pfarrer nicht würdig wären. Da er bei Hofe gut bekannt war, sorgte er dort für eine Unterstützung des Neubaus, der dann 1895 an der Frontseite der Pfarrkirche verwirklicht wurde.

 

Am 15. Mai 1895 wird die Eifelquerbahn von Mayen nach Gerolstein eröffnet. Geplant soll der Bahnhof in Laubach nur Laubach benannt werden, einige einflussreiche Schiefergrubenbesitzer erreichen mit einer Eingabe (im Januar 1894) an die Eisenbahndirektion, dass die Anschlussstelle Laubach-Müllenbach genannt wird. Zwar wird zunächst keine Notwendigkeit hierfür gesehen, schließlich aber dem Antrag doch noch entsprochen, um Verwechslungen mit dem hessischen Bahnhof Laubach zu vermeiden, wie es heißt. Verladen wird in Laubach-Müllenbach hauptsächlich Schiefer aus dem Kaulenbachtal und Holz aus den nahe liegenden Eifelwäldern. In Mayen wird eine Eisenbahnbetriebs-Inspection eingerichtet.

 

Zum 16. Juni 1895 wird Karl Gerbaulet zum neuen Landrat unseres Kreises ernannt.

 

Bis zur Eröffnung der Eifelquerbahn am 15. Mai 1895, haben bisher 4 Postzusteller des Postamtes Kaisersesch den gesamten Zustellbereich des Postamtes (34 Gemeinden) versorgt. Nunmehr sind die an der Eisenbahn liegenden Orte Urmersbach und Laubach vom Postamt Kaisersesch abgetrennt und dem Postamt Andernach unterstellt. Die „Landzusteller“ müssen nunmehr nur noch 32 Gemeinden versorgen. Wohl keine wesentliche Erleichterung für die vier Postboten. In dem zum Bereich des Postamtes Kaisersesch gehörenden Dorf Müllenbach wird mit der Verfügung der Oberpostdirektion Koblenz vom 07. Mai 1895 mit Wirkung vom 15. Mai 1895 eine Postagentur eingerichtet. Gleichzeitig wird die im Ort befindliche „Posthülfestelle“ aufgehoben. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Müllenbach durch einen Landzusteller des Postamtes Kaisersesch bestellt. Die neue Postagentur Müllenbach erhält ihre Verbindung zu dem Postamt Kaisersesch durch die Schaffnerbahnposten Mayen – Gerolstein in den Zügen 200 an 7.23 Uhr und 208 an 5.41 Uhr sowie Gerolstein – Mayen in den Zügen 207 an 12.39 Uhr und 209 an 04.28 Uhr. Der Postagentur Müllenbach wird ein Landzustellbereich zugeteilt. Dieser besteht aus der Brücksmühle, der Grube Colonia, der Gerolderothermühle, Hochpochten, dem Dorf Leienkaul, dem Ort Laubach, dem Martenthalerhof, dem Haus Sesterbach, und den Mühlen Wagenmühle und Zirwesmühle. An Werktagen ist die Post von 08.00 Uhr bis 12.00 Uhr und von 15.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. Bereits am 05. Mai 1895 ist als Postagent der Berginvalide Matthias Josef Gilles (OFB 1387) verpflichtet worden. Unter dem 29. April 1895 hat die Oberpostdirektion ihn als Postagenten eingestellt. Ob Gilles bereits vor her die Posthülfestelle verwaltet hat, verschweigen die Unterlagen. Ebenso geht aus den Unterlagen nicht hervor, ob Gilles nur den Postagentendienst versieht oder ob er nicht auch einen Teil der Ortszustellung besorgt.

 

Nach Eröffnung der Bahnstrecke Mayen–Gerolstein, am 15. Mai 1895, werden die Schiefersteine aus dem Kaulenbachtal nicht mehr nach Cochem, sondern zum Bahnhof Laubach– Müllenbach transportiert. Um diese Beförderung zu verbessern, soll ein fester Weg zu den Gruben angelegt werden „doch die Gemeinde Laubach will nicht.“ Auch ist die Einigkeit zwischen den einzelnen Betrieben nicht allzu groß. Grubenbesitzer M. J. Helff baut deshalb für sich einen Weg bis zum Heuweg auf dem „Acker“ und legt darauf eine Feldbahn. Eine solche Feldbahn ist auch bis zum Bahnhof in Aussicht genommen, allein die Sache kommt nicht zu Stande, da sich der Laubacher Gemeinderat dagegen ausspricht. Den Müllenbacher Bauersleut ist nun Gelegenheit geboten, in der weniger arbeitsreichen Zeit durch Schieferfahren Geld zu verdienen.

 

Auf der Grube „Werresnick" stürzt im Jahre 1895 der Schieferhauer Joseph Mohr (OFB 3610) aus Laubach ca. 80 Fuss (~27m) Tief mit einem Korb und einem Wagen voller Steine ab. Fast ein Wunder, dass er nur geringfügige Beinverletzungen durch umherfliegende Steine erleidet.

 

Auch auf der Grube Constantia verunglückt im Jahre 1895 ein Mann aus Masburg tödlich.

 

Aus dem Gemeinderat vom 26. Oktober 1895: 1.) Die Gemeinde-Rechnung pro 1894/95 wurde geprüft und nach § 91 der Gemeinde-Ordnung ohne besondere Erinnerung festgestellt: in Einnahmen auf 9216 M 34 Pfg., an Ausgaben 7001 M 79 Pfg, der Bestand auf 2214 M 56 Pfg, die einziehbaren Einnahmereste auf 123 M 76 Pfg 2.) (Außer Tagesordnung) der vorgelegte Eifelkulturplan über Ausführung einer weiteren Waldwegestrecke von 600 m im Distrikte Eichels pro 1896 wird genehmigt. 3) der Feld- und Waldhüter Peter Scheid zu Masurg soll für die Hut des Walddistriktes „an der Hasenwiese“ Bann Laubach eine jährliche Vergütung von 5 Mark aus der Gemeindekasse unter Vorbehalt jederzeitigen Kündigung erhalten.

 

Müllenbach zählt nach der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 insgesamt 892 Einwohner, davon 440 männlichen und 452 weiblichen Geschlechts, 881 Einwohner rk, 6 evangelisch, 5 Juden. Die Zahl der bewohnten Gebäude beträgt 148.

 

Die Grube Altescherkaul (Höllenpforte II) geht mit der Gründung einer Grundbesitzer- und Grubenbetreibergesellschaft im Jahre 1895 als Abgeltung alter Gewinnungsrechte an die Erben Schmitz.

 

Durch Zusammenlegung der Gruben „Höllenpforte“, „Glücksanfang“ und „Tiefer Glücksanfang“ entsteht 1895 vornehmlich aus Grundbesitz der Familien Kollmann und Arentz die Grube „Müllenbacher Dachschieferwerk“. Peter Schmitz (OFB 4958) und Genossen, unter Hauptbeteiligung der Firma Schunk sind die Betreiber.

Die Grube „Glücksanfang“ wird im Jahre 1895 dem Müllenbacher Dachschieferwerk zugeschlagen.

 

An der Gilleskaul am Westhang des Müllenbachtals – 1809 bedeutendste Grube in Müllenbach – werden im Jahre 1895 Versuchsarbeiten durchgeführt, die leider erfolglos abgeschlossen werden müssen.

 

Die Grube „Mairöschen“ im Sesterbachtal wird im Jahre 1895 endgültig stillgelegt.

 

Auf der Grube „Mosella“, am Westhang des Kaulenbachtals wird zwischen 1895 und 1898 mit 30 bis 50 Mann Belegung gefördert.

 

Der Chronist der Laubacher Schulchronik schreibt im Jahre 1895: „Fünf Sechstel der Bevölkerung sind Schieferbrecher und arbeiten auf den nahe gelegenen Gruben im Tagelohn. Derselbe beträgt zurzeit (1895) 2,00 Mark bis 2,50 Mark. Vor Jahren war der höchste Tagelohn 0,80 Mark. Die Schieferbrecher haben meist auch Land, um etwas Gemüse und Kartoffeln zu pflanzen. Doch genügt es noch lange nicht…“

Abgesehen von der Grube Mosella, sind die Verhältnisse bei Müllenbach und Laubach noch so, wie in den Jahren 1850 bis 1880. Erst nach der Fertigstellung kommt es nunmehr hoffentlich, wie in den Jahren zuvor im Bereich Mayen, zu dem lange erwarteten Aufschwung.

 

Insgesamt werden in der Region Müllenbach, Laubach Leienkaul im Jahre 1895 39.658 Meter Rohschiefer gefördert und verarbeitet.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1895 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Mosella (18/4.558); Grube Colonia (36/7.316); Altescherkaul (17/3.800); Blumenkörbchen (3/100); Höllenpforte (6/860); Tieferglücksanfang (?/?); Brücksgrube I (2/240); Brücksgrube II (Erschließungsarbeiten) Escher u. Keupskaul (Erschließungsarbeiten); Oligskaul I (35/6.500); Oligskaul II (20/3.100); Oligskaul IV (wurde 1894 Oligskaul II zugeschlagen).

 

1896: Anlässlich seiner Sitzung am 10. Februar 1896 beschließt der Gemeinderat Müllenbach die Anschaffung einer neuen Feuerspritze.

 

Am 17. Februar 1896 verstirbt Matthias Gorges (OFB 1461) von der Schönen Aussicht nach einem Unfall in der Schiefergrube. Er hinterlässt seine Ehefrau Margaretha geb. Steffes und drei kleine Kinder im Alter von 5 Monaten bis 5 Jahre.

 

Nur 10 Jahre nach der 1. Mission wird im Jahre 1896 auf Drängen des Pfarrers die 2. Mission in Müllenbach durchgeführt. Die Jesuiten tun ihr Bestes, doch schließen sich vier Einwohner von den hl. Sakramenten aus. Die Seelsorge ist nicht so einfach in Müllenbach.

 

Die „Brücksgrube I“ wird im Jahre 1896 in den Bergamtsunterlagen letztmalig als fördernd erwähnt.

 

1896/97 wird der Betrieb auf der Grube „Oligskaul II“ am Osthang des Kaulenbachtals stark ausgeweitet.

 

Bei der Geburt seines Sohnes Joseph, im Jahre 1896, wird der Weichensteller Peter Dietzler (OFB 0846) als wohnhaft im neuen Bahnhof Laubach erwähnt.

Aus dem Gemeinderat vom 15. September 1896: 1.) die Gemeinde-Rechnung pro 1895/96 wurde geprüft und ohne besondere Erinnerung nach § 91 der Gemeinde-Ordnung festgestellt: in Einnahmen auf 11012 Mark 23 Pfg., in Ausgaben auf 8944 Mark 73 Pfg., der Bestand auf 2067 Mark 5 Pfg, die einziehbaren Einnahmereste auf 14 Mark 6 Pfg. 2.) Der Witwe Anton Steffes-tun II hierselbst wird auf ihr Gesuch vom 9.d.M. einstmalen für die Winterzeit vom 1. Oktober d.J. bis 1. April kommenden J. eine monatliche Unterstützung von 4 Mark bewilligt.

 

Es hat im Jahre 1896 geregnet von August bis November fast ohne Unterbrechung. Die Frucht hat im letzten Winter sehr stark durch die Mäuse gelitten. Deshalb gibt es wenig Stroh, aber reichlich Körner.

 

Aus dem Gemeinderat vom 09. November 1896: 4) Der Verkauf von Christbäumchen an die Frau Johann Gutendorf zu Lützel-Coblenz zum Preise von 12 Pfg pro Stück wird mit der Maßgabe genehmigt, daß die Käuferin die Fällung und Abfuhr der Bäumchen auf eigene Kosten zu besorgen hat. / Da der seitherige Feld- und Waldhüter Nikolaus Arenz seinen Dienst gekündigt hat, so wählt der Gemeinderath an dessen Stelle den Josef Zirwes (OFB 6738) hierselbst mit einer jährlichen Besoldung von einhundertfünfig Mark zum Feld- und Waldhüter der Gemeinde Müllenbach. Für die Nutzung der Gemeindewiese im Glasierbach hat Zirwes, wie auch seine Vorgänger, 3 Mark Pacht jährlich zu zahlen.  

 

  1. Dezember 1896, Stephan Reichard (OFB 4189) aus Müllenbach stirbt an den Folgen eines Bergunglücks von 1893. Er erblindete damals und litt bis zu seinem Tode an den Folgen des Unfalls.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1896 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Mosella (31/7.309); Grube Colonia (40/6.715); Altescherkaul (19/?); Die Gruben und Grubengelände von: Blumenkörbchen, Glücksanfang, Höllenpforte, Morgenröthe, Tieferglücksanfang, Brücksgrube I, Brücksgrube II und Escher u. Keupskaul werden zum „Müllenbacher Dachschieferwerk“ (60/7.660) zusammengeschlossen;  Oligskaul I (30/5.400); Oligskaul II (26/3.075).

 

1897: Am 18. Januar 1897 ereignet sich ein Eisenbahnunfall zwischen dem Bahnhof Laubach-Müllenbach und Kaisersesch. Der 7:08 Zug aus Kaisersesch bleibt kurz vor Laubach in einer Schneewehe stecken. Eine Lokomotive aus Gerolstein, die gleichzeitig am Bahnhof Laubach-Müllenbach eintrifft, eilt zur Hilfe. Auch von Kaisersesch wird eine Lokomotive zur Rettung geschickt. Trotz der Hilfe der Lok aus Gerolstein kann der Zug nicht aus den Schneemassen befreit werden. Erst nach dem die Wagen des verunglückten Zuges abgehangen sind, kann die Gerolsteiner Lok die Zugmaschine frei stellen. Als die nunmehr befreite Lokomotive ihre Wagen wieder anhängen will, und dabei zu stark anfährt, stößt sie heftig an die abgestellten Wagen, so dass sich ein Packwagen mit einem Beamten und zwei Personenwagen mit drei Fahrgästen selbstständig macht und auf der abschüssigen Gleisführung in Richtung Kaisersesch rollt, von wo jedoch mit großer Geschwindigkeit die nächste Lokomotive zur Rettung eilt. Der Beamte springt angesichts der nahenden Lok unvermittelt vom Packwagen ab, der kurz später von der Lokomotive total zertrümmert wird. Die beiden Wagen der 2. und 3. Klasse werden ebenfalls beschädigt, die darin befindlichen Gäste jedoch nur leicht verletzt. Dem Beamten hat sein beherzter Sprung vom Gepäckwagen das Leben gerettet. Auch die Kaisersescher Lokomotive wird bei dem Zusammenstoß schwer beschädigt, jedoch die Rettungsmannschaft nicht verletzt.

 

Am 05. Februar 1897 verunglückt Peter Schneider (OFB 5126) aus Müllenbach, 23 Jahre alt, Ehemann von Barbara Schopp und Vater von 5 Kleinstkindern auf der Grube „Colonia" tödlich.

 

Aus der Gemeinderatssitzung vom 30. März 1897: 1.) Zum Bürgermeisterei-Abgeordneten an Stelle des heute zum Gemeindevorsteher gewählten Peter Lefev wird der Verordnete Peter Schmitz (OFB 4881) gewählt. 2.) Bei der heutigen Wahl wurde der Verordnete Peter Lefev als Vorsteher und der Verordnete Johann Felser (Ackerer) als Beistand je mit 6 Stimmen gegen 1 Stimme gewählt. 3.) Die bisherige Unterstützung von 3 Mark monatlich wird der Witwe Johann Krämer auch für die diesjährigen Sommermonate bewilligt. 4.) (außer Tagesordnung) Die Dienstunkosten-Entschädigung des Gemeindevorstehers wird in Anbetracht der in den letzten Jahren eingetretenen vermehrten Dienstgeschäfte von 75 M auf 90 M jährlich vom 1. April d.J. ab erhöht. Diese Beschlußfassung erfolgte in Abwesenheit des heute neu gewählten Gemeindevorstehers Peter Lefev 5.) Nach Besprechung der landräthlichen Verfügung vom 20. v. M. I Nr. 81 und des mit demselben mitgeteilten Gutachtens des Kreis-Straßenbaumeisters Bender zu Cochem vom 18. v. M. vermag der Gemeinderath sich zu der Anlage eines weiteren öffentlichen Brunnens nicht zu entschließen, weil er ein Bedürfnis dazu nicht anerkennt. Der neue Gemeindebrunnen liegt ziemlich in der Mitte des Ortes und nicht so besonders im Unterdorf und der andere Haupt-Gemeindebrunnen, der sogenannte Ober-Brunnen, liegt den Bewohnern des Unterdorfes teilweise sogar weiter ab, als derjenige des Oberdorfes. Übrigens befinden sich gerade im Oberdorf die besten und wasserreichsten Privatbrunnen, so daß auch im öffentlichen feuerpolizeilichen Interesse bzw. im Interesse des Feuerlöschens ein Bedürfnis zur Anlage eines Gemeindebrunnens daselbst seitens des Gemeinderathes nicht anerkannt werden kann. Jedenfalls muß die in dem Bender’schen Gutachten vorgeschlagene Ortsstelle zur Anlage eines Brunnens als durchaus ungeeignet bezeichnet werden. Die Ortsstraße und das Terrain überhaupt ist daselbst ganz abschüssig, die Eisbildung würde aber auch durch die Legung von Röhren keineswegs verhindert werden, so daß also im Winter viele Unglücke an Menschen und Vieh unausbleiblich wären, wofür die Gemeinde aber gesetzlich zu haften haben würde.

 

Peter Lefev (OFB 3054) (*07.02.1854 / +12.01.1899) wird 1897/1899 als Bürgermeister in Müllenbach genannt.

 

Auf der Grube „Colonia“ wird im Jahre 1897 ein Schacht abgeteuft und die Grube mit einer Dampfmaschine ausgestattet.

 

Aus dem Gemeinderat am 09. Mai 1897: Durch landräthliche Verfügung vom 28. v. M. I Nr. 3525 ist die Schulverordnung für die sämtlichen Gemeinden des hiesigen Bezirks einheitlich festgesetzt worden, wie folgt: 1.) Der Beginn der ununterbrochen 3 Wochen dauernden Sommerferien wird durch Beschluß des Schulvorstandes festgesetzt. 2.) Die 4-wöchtigen Herbstferien beginnen ein für allemal mit dem dem 15. September am nächsten gelegenen Montag oder Donnerstag. Der Antrag auf Beibehalt der bisherigen getrennten Sommerferien, nämlich 8 Tage Heu- und 11 Tage Getreideferien, ist abgelehnt worden.

 

Aus dem Gemeinderat vom 29. Mai 1897: 1.) (außer Tagesordnung) Nach einer Anzeige des Feldhüters Josef Zirwes hierselbst vom 24. d.M. hat die Laubacher Schafherde am 1. d.M. wiederum den Distrikt Schlangenberg im Banne Laubach beweidet, trotzdem das Schafweiderecht in diesem Distrikt gemäß früheren Vertrage nicht der Gemeinde Laubach, sondern der Gemeinde Müllenbach ausschließlich zusteht. Es soll daher zunächst die Gemeinde Laubach aufgefordert werden, die widerrechtliche Ausübung des fraglichen Weiderechts künftig zu unterlassen. 2.) Nach nochmaliger eingehender Besprechung der Regierungs-Verfügung vom 9.d.M. (II Nr. 2721) und nach Anhörung des Vortrages des Vorsitzenden erklärt der Gemeinderath, daß er zwar mit der vorgeschlagenen Errichtung einer dritten Schul- bzw. zweiten Lehrerstelle hierselbst an und für sich einverstanden sei, die Gemeinde aber keine Mittel besitze, um die desfallsigen Kosten zu decken. Zunächst muß das nöthige Klassenlokal und [,] weil passende Privatwohnungen nicht vorhanden sind, auch eine Dienstwohnung für den anzustellenden Lehrer gebaut werden. Dieser Bau und die innere Einrichtung desselben nebst den nöthigen Utensilien (Schulbänke) werden wenigstens wohl 7500 Mark kosten. Mit Rücksicht auf die hohen Gemeinde- und Kirchenumlagen sowie die große Armuth der Einwohner, welche zu ca. 5/6 aus in den dürftigsten Verhältnissen lebenden Schieferbrechern bestehen, bittet der Gemeinderath dringendst, daß diese Kosten zum vollen Betrag auf die Staatskasse übernommen und daß ferner zur Besoldung des dritten Lehrers ein widerruflicher Staatszuschuß in Höhe von mindestens 500 Mark jährlich bewilligt werden möge.

 

Die Grube „Höllenpforte“ geht im Jahre 1897 endgültig im „Müllenbacher Dachschieferwerk“ auf. Betreiber sind über den ganzen Zeitraum 1827 – 1897 Schneider, Bohr, Gilles (OFB 5072, 0471 und 1367) und ihre Nachfahren, sie gründen 1895 das „Müllenbacher Dachschieferwerk GmbH“ mit.

 

Durch Zusammenlegung der Gruben „Höllenpforte“, „Glücksanfang“ und „Tiefer Glücksanfang“ entstand 1895 vornehmlich aus Grundbesitz der Familien Kollmann und Arentz die Grube „Müllenbacher Dachschieferwerk“. Peter Schmitz (OFB 4958) und Genossen, unter Hauptbeteiligung der Firma Schunk waren die Betreiber. Zwischen 1897 und 1898 wird ein Schacht abgeteuft und eine Dampfmaschine installiert. Die durchschnittliche Belegung liegt bei 75 bis 85 Mann.

 

Aus dem Gemeinderat am 13. Juli 1897: Die Gemeinde Müllenbach erklärt sich bereit zur Grundbuchanlage unentgeltlich sowohl ein geeignetes Vernehmungslokal mit Gewährung der Reinigung, Heizung und Beleuchtigung desselben als auch eine zu den Gerichtsdienerdiensten geeignete Person zu stellen, falls die Grundbuchanlage im Übrigen auf Staatskosten erfolgt

 

Aus dem Gemeinderat 24. August 1897: 1.) Außer Tagesordnung – Der Vertrag mit der Firma M.J. Helff zu Cöln über Legung eines Gleises von ihrem Grubengebiete Colonia, ab dem sogenannten Heuwege entlang bis auf die Schaftrift und über Anlage eines Umladeplatzes am Ende der Geleisebahn wird genehmigt. 2.) Die Gemeinde-Rechnung pro 1896/97 wurde geprüft und ohne besondere Erinnerung festgestellt: in Einnahmen auf 8565 Mark, 47 Pfennige, in Ausgaben auf 4993 Mark 99 Pfennig, die einziehbaren Einnahmereste auf 517 Mark, 40 Pfennig, der Bestand auf 3571 Mark 45 Pfennig. 3.) Die vorgelegte Ordnung über Leistung von Hand- und Spanndiensten im Bezirk der Gemeinde Müllenbach mit Wirkung vom 1. Oktober d. J. ab wird genehmigt. 4.) Die dem hiesigen Lehrer nach Maßgabe des Lehrerbesoldungsgesetzes vom 3. März 1897 zu gewährende Dienstalterszulage wird auf den Betrag von 120 Mark für die einzelne Stufe unter Zurechnung der staatlichen Alterszulage festgesetzt. 5.) Nach Einsicht und Besprechung der Regierungs-Verfügung vom 28. d M. erklärt der Gemeinderath, das er zwar mit der Errichtung einer dritten Schulstelle hierselbst an und für sich willig einverstanden sei, daß aber die Gemeinde Müllenbach beim besten Willen nicht in der Lage ist, die Kosten hierfür auch nur zum geringsten Theil aus eigenen Mitteln zu bestreiten, weshalb um möglichst hohe volle Staatsunterstützung dringendst gebeten werden muß.

 

Auf der Grube „Oligskaul II“ werden im Jahre 1897 80 Schieferbrecher beschäftigt.

 

An der bei Laubach gelegenen, 1846 nach Versuchsarbeiten eingestellten „Rosengrube“ versucht im Jahre 1897 Lambert Schmitz I (OFB 4886) den Betrieb wieder aufzunehmen. Bis 1907 vermerkt man eine geringe Produktion mit fünf bis sechs Mann im Nebenerwerb.

 

Am 07. Dezember 1897 wird Jakob Regnier (OFB 4170) aus Laubach durch den königlichen Bergrevierbeamten als verantwortlicher Aufseher der Grube Hasenwiese I anerkannt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1897 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Mosella (31/6.706); Grube Colonia (45/9.337); Altescherkaul (?/?); Müllenbacher Dachschieferwerk (75/12.750);  Oligskaul I (35/6.500); Oligskaul II (40/7.205).

 

1898: Am 01. Mai 1898 stirbt der Matthias Gilles (OFB 1381) aus Müllenbach, 22 Jahre alt, durch einen Steinschlag in der Grube „Holzkaul". Der Vater Lambert, die Mutter Maria, geb. Laux und sechs noch lebende Geschwister trauern um den jungen Bergmann.

 

Nach wiederholten Forderungen zur Anlage einer Wasserleitung im Ort, erklärt der Gemeinderat auf seiner Sitzung am 12. Februar 1898 (Tagungsort Laubach Bahnhof!?) folgendes: „Mit Rücksicht auf die kürzlich getroffene Einigung mit der Wwe. Franz Steffes-Holländer, wonach diese sich damit einverstanden erklärt hat, daß die Hausbesitzer im Oberdorf ihren Hausbrunnen mitbenutzen dürfen, ist ein öffentliches Bedürfnis zur Anlage der Wasserleitung nicht mehr vorhanden. Abgesehen hiervon fehlt es auch der Gemeinde für die nächsten Jahre an den nöthigen Mitteln zur Ausführung einer solchen Anlage, zumal noch eine dritte Schulstelle errichtet werden soll und außerdem noch bedeutende Schulden für den Pfarrhausbau (1895) und die Reparatur der Kirche zu decken sind.“ Weiterhin: Nach Einsicht des Gesuchs des Lehrers Hauch um Erhöhung der Alterszulagen von 120 Mark auf 140 Mark pro Stufe erklärt der Gemeinderat, daß er ein Bedürfnis zur Erhöhung der Alterszulage keineswegs anerkennen könne, daher obiges Gesuch ablehnen müsse.

 

Aus dem Gemeinderat 15. Februar 1898: 1.) Auf Grundlage der heutigen Verhandlungen mit dem Herrn Regierungskommissar, Regierungs- und Geheimen Baurat Launer und Regierungsassessor Cosack im Beisein des Herrn Kreislandrathes Gerbaulet bei Besichtigung des hiesigen Schulhauses erklärt der Gemeinderat sich mit dem Anbau eines dritten Schulsaales nebst Dienstwohnung für einen verheirateten Lehrer völlig einverstanden, nimmt im übrigen Bezug auf seinen früheren Beschluß vom 24. August d. l. J. und bittet dringendst um Gewährung der in Aussicht gestellten Staatsbeihilfe von 8000 Mark zu den Baukosten. Ferner erklärt sich der Gemeinderath damit einverstanden, daß die Bauausführung demnächst unter Aufsicht eines Königlichen Baubeamten erfolgen soll.

2.) Mit Rücksicht auf die sehr ungünstigen Verhältnisse der Gemeinde und ihrer Einwohner erlaubt sich der Gemeinderat die dringende Bitte vorzubringen, daß bei Anstellung des Lehrers für die nun zu errichtende zweite Lehrer- bzw. dritte Schulstelle hierselbst der jetzige widerrufliche Staatszuschuß zu den Lehrerbesoldungen um den Betrag von 750 Mark erhöht werden möge.

 

Bei einer Patenschaft am 18. März 1898 wird Caspar Gehlen (OFB 1262) mit Beruf: Bahnhofsvorsteher und Wohnort: Bahnhof Laubach vermerkt.

Am 29. April 1898 beantragen die Müllenbacher Peter Schmitz (OFB 4958), Schiefergrubenbesitzer, Mathias Schmitz (OFB 4910), Bäcker und Joseph Steffes-ollig (OFB 5708) die Anlage eines Schieferstollens im Distrikte Heimertsberg / Graben, unweit der alten Zirwes-Mühle. Die Dachschiefergrube soll wie beantragt „Joseph Stollen / Grube“ genannt werden. Das Land befindet sich im Besitz der Gemeinde Müllenbach und wird durch die genannten Personen zur Anlage einer Dachschiefergrube gepachtet.

 

Am 01. Mai 1898 stirbt der Matthias Gilles (OFB 1381) aus Müllenbach, 22 Jahre alt, durch einen Steinschlag in der Grube „Holzkaul". Der Vater Lambert, die Mutter Maria, geb. Laux und sechs noch lebende Geschwister trauern um den jungen Bergmann.

 

Nach einer Besprechung am 05. Mai 1898 bestätigt der Bergbeamte Manke die Anlage des von Peter Schmitz (OFB 4958), Mathias Schmitz (OFB 4910) und Joseph Steffes-ollig (OFB 5708) beabsichtigten Grubenbaues. Die Anlage soll entgegen der bisherigen Planung nunmehr „Mathias-Joseph-Grube“ genannt werden. Grubenaufseher wird der Dachschiefergrubenbesitzer Peter Schmitz (OFB 4958).

 

Aus dem Gemeinderat am 09. Mai 1898: 1.) Der Verkauf des Gemeindeplatzes bei der Pumpe im Unterdorf an den Schreiner Johann Trapp (OFB 6078) und den Schieferbrecher Joseph Krämer hierselbst zum Preise von 500 Mark wird unter der Bedingung genehmigt, daß der Kaufpreis in 5 Jahresraten je am 11. November der nächsten 5 Jahre nebst 5% Zinsen bar an die Gemeindekasse zu zahlen ist und daß ein zwei Meter breiter Gang von der Straße zum Brunnen und um den Brunnen herum für die Gemeinde frei bleiben muß. Die Kosten haben die Ankäufer zu tragen. 2.) Der Distrikt Endertsberg wird zur unterirdischen Schiefergewinnung an die Firma Rathscheck Söhne in Mayen verpachtet, wie folgt: a) die Pachtdauer beträgt 25 Jahre mit dem Vorrechte auf weitere 25 Jahre, falls Anpächterin die Grube weiter behalten will. b) die beiden erste Jahre sind als Probezeit anzusehen, erfolgt indes nicht spätestens 6 Monate vor Ablauf derselben die Kündigung des Vertrages, so tritt derselbe in seinem ganzen Umfange mit der Maßgabe in Kraft, daß dann eine Kündigung derselben seitens der Anpächterin zwar jederzeit, aber nur mit 5-jähriger Frist, welche vom 1. April nach der Kündigung ihren Anfang nimmt, erfolgen kann. c) für die beiden ersten Jahre ein Aversum von je 200 Mark, vom dritten Jahr ab eine Einzelabgabe von dem erbeuteten oder zu Tage geförderten Schiefer, und zwar im Betrag von dreißig Pfg pro Meter Mosel- und Landschiefer, vierzehn Pfg pro Meter Königsschiefer. Größerer Schiefer sowie Schablonen sollen berechnet werden wie folgt: Rechteck 20/10, 18/10, 18/9, 16/10 sowie Schablonen 36/27, 34/27ige wie zu zwei Meter Rechteck 16/7, 14/7, 13/9 sowie Schablonen 34/27, 32/25 zwei Meter zu drei Meter Alle anderen kleineren Sorten gehören zu Mosel- und Landschiefer. Weiterhin: Die Verpachtung des an Ort und Stelle näher bezeichneten Gemeinde-Eigentums, genannt Grubenberg“ an den 1) Peter Schmitz (OFB 4958) 2) Matthias Schmitz (OFB 4910) (Bäcker) 3) Joseph Steffes-ollig (OFB 5708) zur unterirdischen Schiefergewinnung wird vorbehaltlich der Abschließung eines besonderen Pachtvertrages genehmigt. Die Verpachtung geschieht auf 50 Jahre mit Vorrecht auf 25 Jahre nach Ablauf dieser Frist unter solidarischer Verpflichtung der Pächter. Die ersten 2 Jahre gelten als Probejahre, für welche eine Jahrespacht von 75 M (fünf u. siebzig Mark) zu zahlen ist. Erfolgt die Kündigung nicht spätestens 6 Monate vor Ablauf dieser Probefrist, so tritt der Vertrag in Kraft, mit der Maßgabe, daß zu zahlen sind: a) 25 Pfg pro Meter Mosel- und Landschiefer b) 12 Pfg pro Meter Königsschiefer Größere Schiefer sowie Schiefer sollen berechnet werden (wie unter Beschluß Nr. 2 bestimmt.) b) mindestens eine Jahrespacht von 300 Mark pro Jahr, wenn die Einzelabgabe diesen Betrag zusammen nicht erreicht.

 

Die Grube „Colonia“ wird im Jahre 1898 mit der Grube „Mosella“ (auf halber Höhe zwischen Colonia und Herrenwiese gelegen) vereinigt und beide Gruben zu Tiefbaugruben ausgebaut. Bis 1906 wird die Gesamtgrube dann mit 80 bis 90 Arbeitern betrieben.

 

Joseph Steffes-lay (OFB 5688) legt im Jahre 1898 auf Privatgrund bei Leienkaul den Versuchsstollen „Jacobus“ an. Die Anlage der Grube bleibt erfolglos.

 

Aus dem Gemeinderat am 21. Juni 1898:  Dem Lambert Schmitz I (OFB 4886) hierselbst wird nach erfolgter Ortsbesichtigung die Anlage eines Wasserstollens aus seiner Schiefergrube „in der Trift“ auf Gemeindeeigentum gegen Zahlung einer festen Jahrespacht von je 50 Mark für die beiden ersten Jahre, sowie von 100 Mark vom dritten Jahr ab genehmigt und unter der Bedingung gestattet, daß für die gehörige Ableitung des Wassers ohne Beschädigung des Weges auf eigene Kosten und Gefahr zu sorgen, auch aller Schutt auf dem Wege jederzeit ordentlich zu planieren ist, so daß der Weg niemals versperrt oder unfahrbar sei, überhaupt nicht verschlechtert werden darf.

 

Das sogenannte „Buckeln“, dass Tragen der schweren Schiefersteine aus Stollen und Gruben über „Fahrten“ (Leitern) und Steinstufen wird im Jahre 1898 durch die Bergbaubehörden abgeschafft. Seit diesem Zeitpunkt gibt es keine Erschließung von Dachschiefergruben über Treppeneingänge mehr.

 

Die Reaktivierungsversuche an der Grube „Mathias“ im Sesterbachtal werden im Jahre 1898 endgültig eingestellt.

 

Auf Laubacher Gemeindegrund versucht im Jahre 1898 die Firma J. B. Rathscheck erfolglos den Versuchsstollen „Neue Hoffnung I“ zu erschließen.

 

Bei Laubach legt im Jahre 1898 die Firma J. B. Rathscheck Söhne den Versuchsstollen „Rizza“ an. Die Belegung bei geringer Produktion liegt bei fünf bis sechs Mann.

 

Aus dem Gemeinderat am 30. Juli 1898: Nach Mitteilung der Verfügung König. Regierung vom 27. Juni d. J. lehnt der Gemeinderat einstimmig die Erhöhung der Vergütung des Lehrers für die Verrichtung der Kirchendienste ab, indem er nicht anerkennen kann, warum die Gemeinde Müllenbach sich alleine dazu verpflichten soll, während die Pfarrgemeinde Müllenbach aus den Zivilgemeinden Müllenbach und Laubach besteht und letztere ebenfalls ihre anteilmäßigen Beitrag leisten muß.

 

Aus dem Gemeinderat vom 19. August 1898: Der Witwe Josef Salchert geb. Anna Maria Gräfen (OFB 4418) dahier wird zur anderweitigen Beschaffung der ihr verbrannten Bettlade nebst Leintüchern und Strohsack sowie zur Beschaffung von Sachen für sich und ihr sechsjähriges Kind eine Unterstützung von 44 Mark aus Gemeindekasse bewilligt.

 

Aus dem Gemeinderat am 24. August 1898: Der Gemeinderat genehmigt die vorgelegten Forstwirtschaftspläne pro 1899 mit der bitte, daß das Sägeholz im Lohschlage auf dem Stocke ersteigert wird. Sodann bittet der Gemeinderat, daß die Gemeinde-Ödflächen in den Distrikten Zapfenbörschen und Schelenrech möglichst auf Staatskosten mit Kiefernforst in der Weise aufgeforstet werden, daß der untere Bergrand je nach der Enge des Wiesentälchens in Breite von 10, 20 bis 30 Metern unaufgeforstet als Viehweide liegen bleibt. Weiterhin bittet der Gemeinderath um staatliche Aufforstung der Ödfläche in den Distrikten Schlangenberg und Geißenrodt in Banne der Gemeinde Laubach, sowie endlich die im Banne Masburg diesseits Wolfsburg gelegene Gemeinde-Ödfläche.

 

Die neue „Mathias-Joseph-Grube“ im Distrikt Heimertsberg / Graben meldet für das Jahr 1898 keinerlei Schieferförderung. Gemäß der Meldung an das Bergamt sind drei Schieferbrecher beschäftigt, die 2,80 Mark Tagesverdienst haben. Insgesamt werden durch den Grubenbau 7 Köpfe (Familienmitglieder) versorgt. Weiterhin wird gemeldet 40 Meter Streckenbau im Vortrieb, 6 Meter Querschlag nach Süden und 37 Meter Querschlag nach Norden.

 

Hervorragendes Erntejahr 1898, fast vergleicht man sich mit den Erntergebnissen auf dem Maifeld.

 

Aus dem Gemeinderat am 09. Oktober 1898 (Tagungsort Bahnhof Laubach-Müllenbach): 1.) Nach Einsicht der Verfügung Königliche Regierung vom 27.v.M. lehnt der Gemeinderat

die vorgeschlagene Besetzung der dritten Schulstelle vor Fertigstellung des dritten Schulsaales nebst Lehrerwohnung ab, es sei denn, daß die Gesamtkosten für Besoldung und Miethausentschädigung des neuen Lehrers aus der Staatskasse übernommen werden. 2.) Di Aufstellung einer Pumpe an dem Brunnen von Franz Steffes-holländer wird genehmigt. Vorsteher Lefev soll mit g. Steffes-holländer wegen der Platzfrage d.h. darüber, ob die Pumpe direkt auf dem Brunnen oder auf dem Gemeindeplatz jenseits der Straße aufgestellt werden soll, noch das Nähere vereinbaren.

 

Am 13. Dezember 1898 gründen Matthias Steffes-holländer (OFB 5669), Josef Steffes-holländer (OFB 5668), Witwe Franz Steffes-holländer (OFB 5663), Mathias Gorges (OFB 1460), Nikolaus Klasen (OFB 2361), Witwe Anton Klasen (OFB 2361), Anton Steffes-tun I (OFB 5716) und Witwe Anton Steffes-tun II (OFB 5715) eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter dem Namen „Vereinigte Schiefergruben Maria-Schacht“ mit Sitz in Müllenbach. Das Stammkapital beträgt 48.000 Mark und teilt sich unterschiedlich auf die einzelnen Gesellschafter auf und wird größtenteils durch Immobilien, bestehende Gruben und Felder der ersten drei Gesellschafter gedeckt. Eine wichtige Klausel in dem Vertrag bestimmt, dass der gewonnene Schiefer über die Firma Schunk in Klotten abgesetzt werden muss. Gründe hierfür sind nicht angegeben. Die neue Gesellschaft ist also von Schunk abhängig.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1898 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Mosella (47/12.431); Grube Colonia (38/4.035); Altescherkaul (?/?); Müllenbacher Dachschieferwerk (61/13.658);  Oligskaul I (22/3.800); Oligskaul II (37/6.659).

 

1899: Am 12. Januar 1899 verstirbt Bürgermeister Peter Lefev (OFB 3054), der seit 1897 im Amt ist.

 

Aus dem Gemeinderat am 29. Januar 1899: Der Gemeinderath genehmigt, daß das Fichtenholz im Eichels zum Preis von 12 M pro Festmeter an Emil Schlags zu Ulmen verkauft wird. / 2.) Der Johann Felser (OFB 1136) hierselbst erhält als Entschädigung für die zum Ausbau des Waldweges in der Oelmühle nach Müllenbach hergegebene Feldfläche im Distrikt Salchenkern den Betrag von vier Mark fünfzig Pfg pro Ruthe. Die Gemeinde hat auch die Kosten der Vermessung und des notariellen Kaufaktes allein zu tragen.

 

Peter Schmitz (OFB 4881) (*17.05.1865 / +05.10.1934) wird im Jahre 1899 als Bürgermeister in Müllenbach genannt. Er folgt dem am 12. Januar 1899 verstorbenen Peter Lefev im Amt.

 

Aus dem Gemeinderat am 23. Februar 1899: 1.) der Finanz-Etat der Gemeinde pro 1899 wurde geprüft und festgestellt in Einnahmen und Ausgaben auf 7250 M, die Gemeinde-Umlagen auf 125 % der Real- und 100 % der Einkommensteuern.

 

Aus dem Gemeinderat vom 31. März 1899: 1.) Der Gemeinderath nimmt Einsicht von dem Projekt und Kostenaufschlag des Herrn Bauraths Henderichs zu Coblenz über den Bau einer dritten Schulklasse nebst einer dritten Dienstwohnung und eines neuen Abortgebäudes hierselbst vom 21. d. M. und beschließt nach eingehender Besprechung dieser Projektstücke in Verbindung mit dem Ministeral-Erlasse vom 17. November v. J. U. III.E.Nr 8416 bzw. der Regierungsverfügung vom 7. Dezember v. J., daß die Ausführung des Schulanbaus gg. wegen der hohen Kostensumme von 11530 M + 3000 M = 14530 M, zu denen noch die Kosten der inneren Einrichtung (Utensilien pp) mit vielleicht 1470 M kommen werden, unmöglich sei, weil die arme Gemeinde dann nach Abzug der Staatsbeihilfe von 7000 M verbleibenden Kostenbetrag von 9000 M beim besten Willen nicht übernehmen kann. Die Gemeinde bittet daher, daß wenigstens ¾ der Gesamtkosten von 16000 M als Unterstützung aus der Staatskasse gezahlt werden möge. / Mit Rücksicht auf die jetzt zu Tage getretene Renitenz des Hausbesitzers Josef Steffesholländer bezüglich Mitbenutzung seines Brunnens durch die Nachbarschaft bzw. Anbringung einer öffentlichen Brunnenpumpe seitens der Gemeinde Müllenbach an dessen Brunnen, ist der

Gemeinderath der Ansicht, daß überhaupt von dieser Pumpenanlage abzusehen ist, da durchaus kein öffentliches Bedürfnis vorliegt, im Interesse der betheiligten Privaten den Weg der gerichtlichen Klage zu beschreiten, zumal jeder Einwohner zunächst verpflichtet ist, selbst für die nöthige Wasserversorung seines Baugrundstückes Vorkehrung zu treffen.

 

Aus dem Gemeinderat vom 18. April 1899:  Der Gemeinderath ist zwar an und für sich mit der Errichtung des projektierten Schulanbaus nach wie vor gerne einverstanden, bedauert indes sehr, leider der durch Gemeinde- und besonders hohe Kirchen-Umlagen ohnedies stark belasteten Gemeinde jetzt das schwere Opfer von ca. 16 000 M gegenüber einer staatlichen Beihülfe von nur 7000 M für diesen Bau nicht auferlegen zu können und hält sich im Interesse der durchweg armen, schwergeplagten Einwohnerschaft verpflichtet, vor Weiterem die dringende Bitte auszusprechen, daß die Kgl. Staats-Regierung durch wohlwollende Erhöhung der Beihülfe bis zu ¾ der Kosten es der Gemeinde möglich mache, den allerseits als nothwendig empfundenen Schaulhausanbau gg ohne Gefährdung ihrer Leistungsfähigkeit wirklich beginnen und ausführen zu können. Hierbei glaubt der Gemeinderath, schließlich noch ausdrücklich erwähnen zu müssen, daß bei der

früheren muthmaßlichen Kostenberechnung in Höhe von ca. 10.000 M seitens der Herren Kommissare Königlicher Regierung in dem Ortstermin hierselbst eine staatliche Beihülfe von 8 000 M wohlwollend in Aussicht gestellt worden ist, so daß die Gemeinde nur den Fehlbetrag von 2 000 M aufzubringen gehabt hätte.

 

Aus dem Gemeinderat vom 03. Juni 1899: Nach Einsicht und Besprechung der Verfügung des Herrn Landrathes vom 17. d. Mts. lehnt der Gemeinderath wiederholt und entschieden den Bau einer neuen Wasserleitung für das Oberdorf ab. Im Orte Müllenbach sind nicht 2, sondern 4 öffentliche Brunnen vorhanden, und zwar: auf der Bach, der Holzborn, der Hauptbrunnen und der neue Pump-Brunnen am Hause Steffes-Holländer. Das Projekt des Kreis-Wasserbaumeisters Bender zu Kochem vom 24. Januar 1898 ist nicht ausführbar, weil im Distrikt Sürchen überhaupt kein Wasser vorhanden, und das Wasser im Distrikt Schmitz-Driesch schlechtes, nicht trinkbares Sumpfwasser ist. / Der Gemeinderath wiederholt den Antrag, daß die Forstverwaltung das nöthige Waldgelände im Distrikt Eichels zur Anlage eines Steinbruchs frei gibt.

 

Elisabeth Pörsch (OFB 4102) (*14.10.1842 /+22.07.1911) wird im Jahre 1899 als Hebamme für den Ort Müllenbach genannt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 24. Juni 1899: 1) Der Vorsitzende verliest die landräthliche Verfügung vom 14. d. M. I Nr. 3225 und ersucht den Gemeinderath ernstlich, nicht länger sich gegen die Ausführung des Schulbaues zu sträuben. Gleichwohl beschließt der Gemeinderath, daß er von Anfang an und gerne seine Bereitwilligkeit zu dem Schulhausbau gezeigt, sich aber andererseits auch im Interesse der armen, leistungsschwachen und bereits mit hohen Gemeinde- und Kirchenumlagen schwer belasteten Gemeinde ebenso berechtigt wie verpflichtet gehalten habe, vor der Bauausführung um Erhöhung des Staatszuschusses zu den Baukosten wiederholt zu bitten, indem er glaubte, damit keineswegs seine Stellung zu verkennen. Der Gemeinderath kann auch heute nichts anderes als seine Beschlüsse vom 18. April und 3. Juni d. J. und damit die Bitte dringendst zu wiederholen, daß der Staatszuschuß auf möglichst ¾ der Baukosten erhöht und außerdem ein weiterer Zuschuß von wenigstens 1000 M zu den Kosten der inneren Einrichtung höheren Orts wohlwollend bewilligt werden möge. Da wegen der vorgerückten Jahreszeit ohnedies mit dem Schulhausneubau in diesem Jahr nicht mehr begonnen werden kann, so will der Gemeinderath schließlich nichts dagegen einwenden, daß im nächsten Frühjahr zeitig mit dem Schulhausneubau begonnen werde, wenn der Gemeinde für das nächste Etatjahr die erbetene Erhöhung des Staatszuschusses in Aussicht gestellt werden kann.

 

Auf Privatgrund und Staatsforst am Osthang des Kaulenbachtals entsteht im Jahre 1899 durch die Zusammenlegung der Gruben „Oligskaul II u. IV“, „Altoligskaul“, „Brücksgrube I –III“, „Pütz I und II“ und „Escher- und Keupskaul“ die Grube „Maria Schacht“. Besitzer in der Hauptsache Firma Schunk, beteiligt die weit verzweigten Erbstämme Ollig sowie Brück und Gorges. 1899 Schachtabteufung und Installation einer Dampfmaschine. Belegung zwischen 1899 und 1914 mit durchschnittlich 75 – 95 Mann.

 

In Laubach wird 1899 die Grube „Auguste“ als Versuchsstollen des Joseph Lehnen (OFB 3066) genannt.

 

Die Bestrebungen die Grube „Hasenwieschen“ im Sesterbachtal zu reaktivieren werden im Jahre 1899 endgültig eingestellt.

 

Die Grube „Mosella“, am Westhang des Kaulenbachtals wird im Jahre 1899 mit Abteufung des Tiefbauschachts der Grube „Colonia“ zugeschlagen.

 

Auf Privatgrund bei Laubach legt im Jahre 1899 Nikolaus Klasen (OFB 2361), nach einigen erfolglosen Versuchen in den Jahren 1893 bis 1899, die Grube „Nicolausstollen“ an. Der Grubenbetrieb wird mit sechs bis sieben Mann bis 1914 bearbeitet.

 

Auch in 1899 kann, wie im vorigen Jahr, eine hervorragende Ernte eingefahren werden.

 

Im Jahre 1899 wird die Grube „Sesterbach II“ genannt als Wiederaufnahme eines alten Betriebes. Bis 1904 ganze geringe Förderung im Nebenerwerb nachgewiesen.

 

Im Verlauf der 90er Jahre sind insgesamt 11 Dachschieferbrüche in der jetzigen Grube Mariaschacht aufgegangen.

 

Am 10. Dezember 1899 wird der Betrieb der „Mathias-Joseph-Grube“, welche auf Gemeindeland von Müllenbach, im Distrikt Heimertsberg / Graben seit 1898 von Peter Schmitz (OFB 4958), Mathias Schmitz (OFB 4910) und Joseph Steffes-ollig (OFB 5708) betrieben wurde, eingestellt. Man vermeldet für 1899 einen Querschlag zum Hangenden von 5 Meter Ausdehnung, der erfolglos bleibt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 23. Dezember 1899: Der Gemeinderath nimmt Kenntnis von der Regierungsverfügung vom 8. v. M. und beschließt sein Einverständnis mit der vorläufigen Ausschreibung des projektierten Schulneubaues, der nur bis zum Sockel in Bruchstein, von da aber in Feldziegelsteinen und bzw. Sandsteinen ausgeführt werden soll. / Zur teilweisen Deckung der Kosten für den bevorstehenden Schulhausneubau sollen die Gemeinde Ödlandparzellen am Heuweg und auf’m Acker und im Broches (?) als Bauplätze versteigert werden unter Vorbehalt des unterirdischen Schiefervorkommens bzw. der üblichen Unterfläche zum Schieferbergbau.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1899 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Mosella (wird der Grube Colonia zugeschlagen); Grube Colonia (87/19.193); Altescherkaul (?/?); Müllenbacher Dachschieferwerk (83/14.275); Oligskaul I (22/3.893); Oligskaul II (51/8.920).

 

1900: Bei der Volkszählung im Jahre 1900 zählt Müllenbach 932 Einwohner, darunter 200 Schulkinder in der Volksschule.

 

Schon um die Jahrhundertwende betreibt die Kreisspaarkasse Cochem eine Annahmestelle in Müllenbach.

 

Aus dem Gemeinderat, der am 22. April 1900 wieder einmal im Bahnhof Laubach-Müllenbach tagt:  Der Gemeinderath nimmt Kenntnis von dem Inhalt der Regierungsverfügung vom 9. d. M. und erklärt sodann, daß notgedrungen nur deshalb von der Verwendung der örtlichen Bruchsteine zu dem Schulhausanbau abgesehen worden sei, weil diese Steine, wie sich nachträglich herausgestellt – zu schwierig und kostspielig zu gewinnen und insbesondere gar zu schlecht seien. Die desfallsige Überschreitung des Kostenanschlages glaube er daher bei einem etwaigen weiteren Unterstützungsgesuch wohl billigerweise mit anrechnen zu dürfen.

 

Im März 1900 beginnen die Ausschachtarbeiten für den Anbau der Volksschule. Am 1. Mai 1900 wird von Maurermeister Birsbach aus Kaisersesch der Grundstein gelegt. In der Woche vor Weihnachten kommt der Bau glücklich unter Dach.

 

Im Jahre 1900 pachtet M.J. Helff (Köln) das Feld der 1892 erwähnten Grube „St. Catharina“ (Müllenbacher Gemeindegrund). Es wird der Grube Colonia zugeschlagen.

 

Im Bereich Müllenbach-Laubach werden im Jahre 1900 sechs produzierende Gruben genannt. Die größten sind Dachschieferwerk (103 Mann) und Maria Schacht und Colonia (je 85 Mann), sowie drei kleinere Stollenbergwerke mit je ca. 20 Mann Belegung. Des Weiteren befinden sich sechs Versuchsstollen in Arbeit, die ihrerseits nochmals 22 Schieferbrecher beschäftigen. Zusammengerechnet gewinnen und verarbeiten im Jahre 1900 358 Schieferbrecher das schwarze Gold im Kaulenbachtal. Etwa 25 % der Schieferbrecher arbeiten über Tage. Insgesamt werden im Jahre 1900 in der Region Müllenbach, Laubach Leienkaul 53.320 Meter Rohschiefer gefördert und verarbeitet.

 

Am 01. April 1900 wird Lehrerin Gertrud Lehmen nach neun Jahren Dienst an hiesiger Schule nach Lehmen im Kreis Mayen versetzt. Ihre Nachfolge tritt Lehrerin Katharina Conzen, gebürtig zu Ellenz, am gleichen Tage an. Die Schulchronik schreibt: „Am 1. April 1900 wurde an hiesiger Schule die Schulamtskandidatin Katharina Conzen, Tochter des Winzers Matthias Conzen aus Ellenz an der Mosel, als Lehrerin angestellt. Sie besuchte die Schule ihres Heimatortes, nahm später Privatunterricht bei Herrn Lehrer Ebert in Poltersdorf, besuchte ein Jahr die Präparandinnenanstalt in Echternach und darauf drei Jahre das Lehrerinnenseminar in Saarburg unter den Direktoren Münch und Dr. Wacker.“

 

Auf den Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal wird im Jahre 1900 ein durchschnittlicher Schichtlohn von 2,60 Mark bezahlt (zum Vergleich verdienen Zechenarbeiter an der Ruhr zur gleichen Zeit 4,18 Mark).

 

Aus dem Gemeinderat am 15. Juni 1900: Nach Einsicht der landräthlichen Verfügungen vom 30. April d. J. und 18. Mai d. J. beschließt der Gemeinderath, daß dem Gemeindevorsteher und dem Waisenenrath eine Pauschalsumme vom sechs Mark, dem Feldhüter und dem Nachtwächter eine solche von drei Mark für die Dienstreisen nach Kochem aus der Gemeindekasse mit Wirkung vom 1. April d. J. ab gezahlt werden. Dieselbe Pauschalsumme soll auch für die übrigen Dienstreisen innerhalb des Kreises Kochem, aber außerhalb des Bürgermeistereibezirks bezahlt werden, falls die Entfernung wenigstens 10 km beträgt. Für alle Dienstreisen außerhalb des Kreises Kochem sollen für den Gemeindevorsteher und dem Waisenrath dieselben Vergütungen wie für die Beamten unter VII, für den Feldhüter und den Nachtwächter diejenigen, wie für die Beamten unter VIII des § 1 Artikel 1 des Gesetzes betreffend den Tagegelder und Reisekosten der Staatsbeamten, vom 21. Juni 1897 gezahlt werden, falls die Entfernung wenigstens 10 km beträgt. / (Außer Tagesordnung) die Einführung einer Gemeinde-Hundesteuer wird mit Rücksicht auf die Kreis-Hundesteuer mit drei gegen 1 Stimme abgelehnt.

 

Zwischen 1900 und 1914 ist das Müllenbacher Dachschieferwerk die Größte Grube in der Schieferregion Kaulenbachtal. Etwa 120 Arbeiter stehen hier in Lohn und Brot.

 

Matthias Gorges (OFB 1460) legt im Jahre 1900 auf Privatgrund im Sesterbachtal den Versuchsstollen „Lambertseufen“ an. Die Anlage bleibt erfolglos. Später wird Matthias Gorges als Steiger auf der Schiefergrube Bausberg in Kehrig genannt.

 

In Masburg gibt im Jahre 1900 die Firma Schunk ihren Betrieb in der Grube Werresnick auf.

 

Erschüttert stehen die Bürger der Pfarrgemeinde im November 1900 am Grab von Christian Lenzen (OFB 3118) aus dem Sesterbach. Nachdem seine Frau am 20. August verstorben ist, geht er, um eine Mutter für seine 4 Kinder - zwischen dreizehn und einem Jahr - zu suchen, auf Brautschau nach Lirstal. Dabei erleidet er dort bei einer Schlägerei Wunden, die am 12. November in einer Bonner Klinik zu seinem Tode führen.

 

Aus dem Gemeinderat vom 16. Dezember 1900: Auf Antrag des Herrn Pfarrer Kirchgässer vom 5. Dez. 1900 um Bewilligung im Zwecke der Kirchendienstordnung unentgeltlicher Lieferung der Tannenbäume in der Kirche zur Weihnachtszeit lehnt der Gemeinderat ab mit der Maßgabe, daß der Gemeinderat von Müllenbach die unentgeltliche Hergabe von Christbäumen in die Kirche gibt, aber nicht anliefert, und zwar ein über das andere Jahr, so wie auch die Meinung, der Kirchengemeinde Müllenbach gehört auch die Civilgemeinde Laubach an und soll die auch ein über das andere Jahr die unentgeltliche Hergabe von Tannenbäumen in die Kirche zu Weihnachten frei stellen.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1900 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (85/15.629); Altescherkaul (20/2.990); Müllenbacher Dachschieferwerk (103/14.497);  Oligskaul I (23/3.522); Die Gruben und Grubenfelder Oligskaul II, III und IV werden in der Grube „Mariaschacht“ (85/11.377) zusammengefasst.

 

1901: Herr Pastor Kirchgässer, häufig leidend, stirbt am 15. Januar 1901, erst 40 Jahre alt, an einem Herzschlag. Er, sonst äußerst pünktlich, gibt morgens, als der Gottesdienst beginnen soll, auf Anruf der Haushälterin keine Antwort. Der herbeigerufene Lehrer tritt die verschlossene Türe auf und findet den Pastor tot. Doch trifft ihn der Tod nicht unvorbereitet, denn am Tage vorher war er noch in Kaisersesch, um dort sein Gewissen zu reinigen. Am 19. Januar 1901 wird er unter großer Anteilnahme beigesetzt. Pastor Kirchgässer wurde Ordiniert am 20.07.1884 in Eichstätt, danach Kaplan in Treis/Mosel und Pfarrverweser in Lieg, Erbauer des neuen Pfarrhauses in Müllenbach im Jahre 1895.

 

Am 16. Mai 1901 lehnt der Gemeinderat die Bildung einer Gesundheitskomission mit Rücksicht auf die guten Gesundheitsverhältnisse innerhalb des Ortes Müllenbach ab.

 

Pfarrer in Müllenbach im Jahre 1901: Kirchesch Franz, (geb. in Wissen/Sieg)  (Amtszeit: 01.05.1901 - 1912). Er folgt dem im Januar dieses Jahres verstorbenen Pastor Kirchgässer.

 

Im Jahre 1901 findet ganzjährig der Innenausbau des neuen Schulgebäudes statt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1901 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (72/15.053); Altescherkaul (17/2.995); Müllenbacher Dachschieferwerk (90/15.192);  Oligskaul I (20/3.592); Mariaschacht (68/13.282).

 

1902: Am 1. Januar 1902 wird die dritte Schulstelle errichtet und mit der Verwaltung derselben die Schulamtskandidatin Anna Busenkell, Tochter des Bäckers Busenkell in Kruft beauftragt. Sie genoß ihre Ausbildung in mehreren Töchterschulen, zuletzt in der Lehrerinnenbildungsanstalt Mariani Institut in (Maastricht). Nachdem sie bei der Königl. Prüfungskommission in Coblenz ihre Prüfung bestanden hatte, erhielt sie als Verwalterin Stellung an der Schule in Saffig (1 ½ Jahre).

 

Am 2. Januar 1902 kann der neue Anbau des Schulgebäudes bezogen werden. Die Kosten des Neubaus belaufen sich Gesamt auf 18.000 Mark.

 

Im Jahre 1902 gründet Pfarrer Kirschesch, der seit vergangenem Jahr in Müllenbach als Pastor tätig ist, einen katholischen Arbeiterverein und später auch einen Spar- und Darlehenskassen-Verein in Müllenbach. Ersterer zählt schon bald über 200 Mitglieder.

 

Die Grube „Barbara“ in Laubach wird im Jahre 1902 als stilliegend geführt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 17. Juni 1902: Die Anbringung einer Straßenrinne im Wagenweg laut Anzeige des Polizeidieners Brück vom 10. Juni 1902 wird mit 3 gegen 1 Stimme angenommen.

 

Aus dem Gemeinderat am 27. Juni 1902: Der Gemeinderath nimmt Kenntnis von dem Plan über die ordentliche Holzfällung Culturen und Nebennutzung pro 1903 und findet sich veranlasst, über die Aufstellung von Forst-Culturen mehr darauf zu achten, daß der Gemeindewald, und ganz besonders im Distrikt Steinignick, angrenzend an den Eichels welcher als Wald aufgenommen ist, aber ein Günsterwald, wo kein Wildschwein durchkömmt, so darstellt, endlich mal als Wald herzustellen. 

 

Am 07. Juli 1902 verändert die Novelle zum preußischen Allgemeinen Berggesetz zum letzten Mal die rechtliche Stellung des Schieferbergbaus in einem Punkt. Hier wird das so genannte Hilfsbaurecht den Schiefergruben gewährt. Damit verbunden ist ein beschränktes Enteignungsrecht. Das bedeutet, dass die Gruben für notwendige Hilfsbauten – ggf. zur Wasserhaltung und Bewetterung – Grundstücke fremder Eigentümer unterfahren, und sofern unvermeidlich auch Teile der Oberfläche nutzen dürfen. Falls keine Einigung mit dem Eigentümer erzielt werden kann, ist unter bestimmten Umständen eine Enteignung von Grundstücken möglich.

 

Im Jahre 1902 richten die Gebrüder Krämer den Versuchsstollen „Falkenlay“ bei Müllenbach ein. Darüber hinaus keine Erwähnung.

 

Am 13. Oktober 1902 im Gemeinderat: Der Gemeinderat kauft zur Anlage einer Brunnenstube für den Hauptbrunnen von dem Franz Jaeger (OFB 2052) hierselbst die Parzelle Flur 2 Nr. 119 Distrikt in Müllenbach 77 qm groß, zum Preise von drei und dreißig Mark für die Quadratruthe, wobei die Kosten des Kaufaktes gemeinschaftlich getragen werden. (Anmerkung: Quadratruthe = 14,2qm)

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1902 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (81/14.849); Altescherkaul (20/3.435); Müllenbacher Dachschieferwerk (85/16.867);  Oligskaul I (7/1.495); Mariaschacht (76/14.002).

 

1903: Der März des Jahres 1903 ist ein schöner, trockener und warmer Frühlingsmonat, der einem kurzen Winter folgt, in dem der Schnee Mangelware war. Es folgt ein schlechter April. Schon am 01. April 1903 regnet es. Dann gibt es Eis und Schnee. Am weißen Sonntag liegt hoher Schnee. In der Folge gibt es Regen, dann Frost und am 25. April fällt mehr Schnee als den ganzen Winter.

 

Aus dem Gemeinderat vom 21. März 1903: 2) Zur Deckung der Schulhausanbaukosten wird ein Fehlbetrag von 7500 Mark durch Anleihe beschafft.

3) (Außer Tagesordnung) Der Gemeindeverordnete Peter Schmitz (OFB 4881) wird zum Bürgermeisterei-Abgeordneten gewählt. 

4) Das Grundgehalt des Hauptlehrers Hauch hierselbst wird infolge der Regierungsverfügung vom 5. d. M., mitgeteilt durch landrätliche Verfügung vom 12. d. M., ab 1. April dieses Jahres um 150 M erhöht.

 

Aus dem Gemeinderat vom 31. Mai 1903: Dem Stierhalter Anton Klasen wird für die nächsten drei Jahre eine jährliche Vergütung von 500 Mark für die Unterhaltung zweier ungekörter Stiere bewilligt. Unter Bedingungen der vorstehenden Vergütung des Stierhalters hält sich der Gemeinderat verpflichtet, die Abgabe des deckfähigen Rindviehes von 1 Mark 50 Pfg. bis auf zwei Mark zu erhöhen.

 

Aus dem Gemeinderat vom 08. Juni 1903: 1.) Da der Nadelholzbestand Distrikt Eichels, welcher 1902 als Grubenholz gefällt und jetzt geräumt ist, stellt der unterzeichnete Gemeinderat den Antrag und bittet gleichzeitig um die Bewilligung dieses Distriktes zu einer dreijährigen Fruchtbenutzung. 

2.) Da der seitherige Feld- und Waldhüter Josef Zirwes I seinen Dienst gekündigt hat, so fragt der Gemeinderat darauf an, daß an dessen Stelle der Jakob Steffes-lai zu Müllenbach vom 1. Juni des Jahres 1903 ab mit einer jährlichen Besoldung von hundertfünfzig Mark zum Feld- und Waldhüter ernannt wird.

 

Aus einem Gesellschaftsvertrag vom 21. Juni 1903: Anton Koch, Schiefergrubenbesitzer zu Kehrig, Mathias Gorges als Betriebsführer sowie Jakob Klasen (OFB 2377) und Johann Josef Klasen (OFB 2401), beide Schieferbrecher in Müllenbach wohnhaft, vereinigen sich zur Anton Koch & Cie. GmbH mit Sitz in Müllenbach.

 

Am 01. August 1903 wird Lehrerin Katharina Conzen, die seit dem Jahre 1900 an unserer Schule tätig ist, nach Rohrerhof bei Coblenz – Metternich versetzt. Ihre Nachfolge tritt Lehrerin Luzia Mayen aus Bitburg an. Die Schulchronik berichtet: „Fräulein Busenkell übernahm die Oberklasse, und die Unterklasse wurde der Schulamtskandidatin Luzia Mayen, Tochter des Notariatssekretärs Theodor Mayen in Bitburg, geb. den 16. Dezember 1882, übertragen. Dieselbe besuchte vom 6. bis 14. Lebensjahr die Elementarschule in Bitburg, vom 1. Oktober 1897 bis Ostern 1899 das St. Marieninstitut in Maastricht und danach 1 Jahr den Privat – Präparandenkursus in Bitburg. Ostern 1900 trat sie in das Lehrerinnen – Seminar zu Saarburg, das unter der Leitung des Seminardirektors H. Dr. Wacker stand und erhielt hier bis 1903 ihre weitere Ausbildung.

Nach einer viermonatigen Verwaltung in Allenz Krs. Mayen und einer sechswöchigen in Linz wurde sie an hiesiger Schule angestellt und am 1. Juli 1905 definitiv ernannt.“

 

Aus dem Gemeinderat vom 09. September 1903: Im Anschluß an den Gemeinderatsbeschluß vom 25. August dieses Jahres bewilligt der Gemeinderat dem Feld- und Waldhüter Jakob Steffes-lai außer dem Feld- und Waldhütergehalt eine jährliche Pauschsumme von 210 Mark, in Worten zweihundertundzehn Mark, für alle Arbeiten, welche der Jakob Steffes-lai in hiesiger Gemeinde auszuführen hat. Diese Arbeiten sind: Auf Anordnung des hiesigen Gemeindevorstehers 1.) Sämtliche Gemeindewege als auch Flurwege in einem ordnungsmäßigen Zustand zu halten. 2.) Neue Wegestrecken einzubauen, die Wassergruben zu putzen, Rollsteine auf dem Weg zu entfernen und alles, was mit dem Weg zusammenhängt. 3.) Sollte sich genannter Steffes-lai in Bezug vorstehende Arbeiten träge oder nachlässig zeigen, so ist der hiesige Gemeinderat jederzeit berechtigt, diese Vereinbarung zurück zu nehmen. 4.) Vorstehende Abmachung soll als Versuch auf ein Jahr Gültigkeit haben.

Der Gemeinderat ändert seinen Beschluß vom 11. Oktober  v. J. über die Beschüttung der Viehtrift zwischen der Spülkenwiese und der Müllmichwiese durch die Adamsgrube daher ab, daß für die ersten zehn Jahre eine feste Jahrespacht von fünfzig Mark  und dann eine jährliche Pacht von vierzig Mark, solange die Grube betrieben wird, an die Gemeindekasse Müllenbach zu zahlen ist, und daß diese Jahrespacht sich auf 100 M jährlich erhöht, sobald die Grube außer gesetzliche Erbfolge an einen ortsfremden Eigentümer oder Betreiber übergeht. Die Pächter haben ebenso wenig ein Kündigungsrecht wie die Gemeinde, durch vorübergehendes Erliegen des Grubenbetriebes ruht auch die Pachtabgabe nur vorübergehend und ist sofort wieder ohne weiteres zu entrichten, sobald der Grubenbetrieb wieder aufgenommen wird. Selbstverständlich bleiben die Pächter haftbar für jeden Schaden, der durch die Schuttablagerung auf Gemeinde-Eigentum etwa einem Dritten gegenüber an seinem Leben oder Eigentum entstehen sollte. Vor allem darf die Vorflut nicht gestört werden, weshalb das Wasser durch ordnungsmäßig eingerichtete und zu unterhaltende, genügend hohe und breite gedeckte Gräben abzuführen ist, ohne den etwaigen Gerechtssaum Dritter zu stören. Ferner muß der Schutt regelmäßig verteilt werden, daß die Schutthalde in der Richtung des jetzigen Viehtrifts als Fahrweg benutzt werden kann. Endlich muß eine Ausfahrt aus den Müllmichwiesen über den Schuttplatz nach der jetzigen Heufahrt am Seifenkopf bzw. Spurkenwiese angebracht, eingerichtet und erhalten werden.

 

Die Grube Adam, bei Müllenbach, wird von 1903 bis 1913 als Nebenerwerbsgrube von Johann Peters III (OFB 4017) und Genossen erwähnt.

 

Die Grube „Rizza“, von Firma J. B. Rathscheck Söhne seit 1898 bei Laubach betrieben, wird im Jahre 1903 aufgegeben.

 

Bartholomäus Gilles (*17.08.1859 / +12.07.1929 / OFB 1356) wird im Jahre 1903 Bürgermeister in Müllenbach.

 

Franz Schmitz (OFB 4886) stirbt am 09. Oktober 1903 im Alter von 26 Jahren im „Hiester Käulchen" durch ein Grubenunglück. Es trauert der Vater Lambert, die Mutter Anna Barbara, geb. Irmen sowie vier noch lebende Geschwister um den jungen Schieferbrecher.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1903 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (78/13.929); Altescherkaul (25/3.725); Müllenbacher Dachschieferwerk (107/18.183);  Oligskaul I (4/1.677); Mariaschacht (88/20.200).

 

1904: Auf Privatgrund bei Müllenbach wird im Jahre 1904 die Grube „Vogelsang“ als Versuchsstollen von A. Koch und Co GmbH angelegt. Der Versuch bleibt erfolglos. Es handelt sich vermutlich um die Wiederaufnahme einer alten, nicht identifizierbaren Grube.

 

Berichtet der Düngenheimer Pfarrer Anton Stadtler, dass seit der Betriebnahme der Dachschiefergruben in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Düngenheim eine etwa 100 Familien umfassende Arbeiterbevölkerung vorhanden ist. „Während vorher die Bevölkerung fast ausschließlich dem alteingesessenen Bauernstand angehört. 80 Schieferbrecher arbeiten auf dem Bausberg an der Elz, etwa 60 sind auf der Grube Antonius tätig“. Er berichtet weiter, dass sein Vorgänger (Matthias Josef Lehmen 1873–1904) auf Drängen des damaligen Pastors von Müllenbach eine Zahlstelle der Katholischen Arbeiterbewegung „toleriert“, die dann nach der Gründung etwa 80 Mitglieder zählt. Anscheinend steht aber auch er dieser Bewegung nicht besonders positiv gegenüber, wenn er schreibt: „Ich musste diesen Verein bei Übernahme der Pfarrei im April 1904 als Präses mit übernehmen.“

 

Die Eisenbahnverbindung Mayen-Polch-Coblenz wird im Jahre 1904 eröffnet, nunmehr eine schnellere Möglichkeit für die Bürger unserer Region mit der Eifelquerbahn nach Koblenz zu reisen.

 

  1. Juni 1904 im Gemeinderat: Die Aufreißung der Pflaster am Hauptbrunnen, welcher der Genehmigung des Gemeinderaths bedurfte, soll nunmehr ordnungsgemäß hergestellt und neue Waschkümpfe beschafft werden.

Die unterm 9. September vorigen Jahres bewilligte und bereits am 8. Juni desselben Jahres angefangene Pauschsumme von 210 Mark des Feld- und Waldhüters Jakob Steffes-lai wird weiterhin nicht mehr genehmigt. 

 

Am 1. Oktober 1904 wird Lehrerin Frl. Busenkell nach St. Sebastian bei Coblenz versetzt. Die Schulchronik berichtet: „Am 1. Oktober 1904 wurde Frl. Busenkell nach St. Sebastian b. Coblenz versetzt. An ihre Stelle trat Fräulein Elisabeth Polch, geboren den 25.12.1882 zu Kyllburg als Tochter der Eheleute Nikolaus Polch, Schmiedemeister, und Helene geb. Polg. Dieselbe besuchte die Volksschule des Heimatortes, darauf 2 Jahre das Pensionat der Ursulinerinnen St. Salvator in Roermond und 1 Jahr die Töchterschule in Limburg. Ihre weitere Ausbildung erhielt sie in dem städtischen simultanen Lehrerinnenseminar zu Neuwied, das unter der Leitung des Seminardirektors Nohl stand. Nach Vollendung ihrer Ausbildung wurde Frl. Polch von April bis Oktober 1904 vertretungsweise an den Volksschulen der Stadt Mayen beschäftigt.

 

Aus dem Gemeinderat vom 24. November 1904: Zum Walddeputierten der Gemeinde Müllenbach für die Beschlußfassung über die Neuregulierung des Diensteinkommens des Gemeinde-Oberförsters sowie der demselbigen zu gewährende Dienstaufwandsentschädigung und Gewährung einer Entschädigung für Haltung einer Schreibhilfe und für Benutzung von Wagen und Pferden zu dienstlichen Zwecken wird der Johann Arenz (OFB 0126) von Müllenbach als Walddeputierter gewählt. Derselbe soll für die Reise nach Cochem eine Entschädigung von 6 Mark aus der Gemeindekasse erhalten.

 

Aus dem Gemeinderat vom 26. Dezember 1904: Der Gemeinderat erklärt nicht in der Lage zu sein, die immensen Kosten zur Vermessung des Gemeindewaldes zu tragen.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1904 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (81/15.448); Altescherkaul (22/4.411); Müllenbacher Dachschieferwerk (112/17.600);  Oligskaul I (19/4.346); Mariaschacht (95/23.604).

 

1905: Bei der Volkszählung im Jahre 1905 beträgt die in Müllenbach ortsansässige Seelenzahl 905, halb männlich, halb weiblich(!!!???)

 

Aus dem Gemeinderat vom 10. Februar 1905: Der Gemeinderat ist mit der Vermessung des Gemeindewaldes Müllenbach in der Richtung einverstanden, daß die Grenzpunkte längst der Felder und Wiesen vorläufig mit Pfählen und Stichgräben versehen werden. Die 200 Mark, welche vom Staate zur Vermessung bewilligt sind, sollen hierzu verwandt werden. Die Versteinung der vorläufig mit Pfählen versehenen Grenzpunkte soll allmählich unter Staatszuschuß stattfinden.

 

Aus dem Gemeinderat vom 21. März 1905: Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von dem Gesuch des Herrn Hauptlehrers Hauch vom 17. vorigen Monats und bewilligt dem jeweiligen Stelleninhaber, Herrn Hauch, als Grundgehalt 1150 Mark.

 

Am 08. Mai 1905 wird das Müllenbacher Dachschieferwerk, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, mit dem Sitz in Müllenbach Kreis- und Amtsgerichtsbezirk Cochem im Handelsregister des Amtsgerichtes Mayen angemeldet. Der Gesellschaftsvertrag ist am 11. Februar 1905 festgestellt. Das Stamm- oder auch Grundkapital wird mit 360.000 Mark festgehalten. Als persönlich haftende Gesellschafter, Geschäftsführer oder Liquidatoren werden Bernhard Franzen (OFB 1197), Betriebsführer zu Müllenbach und Heinrich Stellwaag, Kaufmann zu Frankfurt am Main genannt. Die beiden Geschäftsführer können die Vertretung der Gesellschaft nur gemeinsam ausüben; keiner derselben ist selbstständig zur Vertretung der Gesellschaft berechtigt.

 

Der größte Teil der Schiefersteine aus dem Kaulenbachtal wird im Jahre 1905 nicht mehr zum Bahnhof Laubach – Müllenbach, sondern nach Kaisersesch transportiert, wo die Gebrüder Rother ein Lager errichtet haben. Für die Bauersleut fällt dadurch eine Verdienstmöglichkeit weg, angeblich bringt dies keinen Schaden, da sie jetzt ihrer Ackerwirtschaft mehr Aufmerksamkeit schenken können.

 

Durch Gesetz vom 05. Juni 1905 (welches allerdings erst am 01. April 1911 in Kraft tritt) werden die Gemeinden der Bürgermeisterei Kaisersesch, mit Ausnahme von Landkern und Illerich, vom Amtsgerichtsbezirk Cochem abgetrennt und dem Amtsgerichtsbezirk Mayen zugeteilt.

 

Im Jahre 1905 verkaufen die Gebrüder Ring den Martentaler Hof an den Redemptoristenpater Josef Tillmanns, der ihn mit einigen Laienbrüdern bewirtschaftete um hier eine Zentrale zur Erneuerung des Volkskörpers, besonders der Handwerker und der Landwirte, im katholischen Geiste zu gründen.

 

Aus dem Gemeinderat vom 26. Oktober 1905:  Der Gemeinderat bittet, daß für sämtliche Gemeinden des Bürgermeistereibezirks eine gemeinschaftliche Freibank zu Kaisersesch eingerichtet werde.

Den nach gesetzlicher Frist in Gemeindeangelegenheiten in ortsüblicher Weise vorzunehmenden Bekanntmachungen sollen, wie bisher üblich, durch Verlesung vor versammelter Gemeinde erfolgen.

Der Gemeinderat lehnt wiederholt den Erlaß eines Ortsstatus betreffend die Straßenreinigungspflicht von Anliegern ab.

 

Die Grube Altescherkaul (Höllenpforte II) wird zwischen 1905 und 1914 mit einer Durchschnittsbelegung von etwa 15 Mann betrieben.

 

Insgesamt werden in der Region Müllenbach, Laubach Leienkaul im Jahre 1905 71.136 Meter Rohschiefer gefördert und verarbeitet.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1905 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (89/17.300); Altescherkaul (19/4.080); Müllenbacher Dachschieferwerk (95/17.560);  Oligskaul I (18/6.602); Mariaschacht (90/25.710).

 

1906: Das Bankhaus Werhahn kauft im Jahre 1906 die Grube Maria-Schacht.

 

Im Jahre 1906 wird „Oligskaul I“ nach Erwerb durch das Bankhaus P. Werhahn, Neuß, Mariaschacht und Dachschieferwerk je zur Hälfte zugeschlagen. Auf der Grube arbeiten noch etwa 15 Mann.

 

Aus dem Gemeinderat am 01. März 1906: Den Einwohnern Johann Josef Valerius (OFB 6125) und Genossen wird auf ihr Gesuch vom 2. d. M. die privatrechtliche Erlaubnis erteilt, auf dem Gemeindeeigentum im Wagenweg (Distrikt Lauberg) einen gemeinschaftlichen Brunnen auf ihre Kosten nach Vorschrift der Baupolizeiverordnung zu bauen. Der Brunnen bleibt ebenso wie der Grund und Boden unbeschränktes Eigentum der Gemeinde, und die Beteiligten haben niemals den Anspruch auf eine Vergütung aus der Gemeindekasse für die Erbauung und die Instandhaltung des Brunnens.

 

  1. März 1906, aus dem Gemeinderat: Das Gehalt des Gemeindevorstehers wird von 90 auf 105 Mark erhöht.

 

Aus dem Gemeinderat am 25. März 1906: Infolge Ablauf der Wahlperiode der bisherigen Mitglieder Peter Schmitz und Bartholomäus Gilles, werden für die nächsten 3 Jahre zu Mitgliedern der „Bachschaukommission“ 1. Matthias Joseph Gilles 2. Bernhard Franzen gewählt.

 

Am 12. April 1906 verunglückt der Schieferbrecher Matthias Joseph Gilles (OFB 1397) tödlich beim Schießen (Sprengen) auf der Herrenwiese. Er hinterlässt seine hochschwangere Frau Maria geb. Welter und 6 Kinder im Alter von 1 Jahr bis 6 Jahre.

 

Aus dem Gemeinderat am 29. April 1906: Im bisher roh gebauten Holzweg soll die Kiesschicht sofort durch Material, welches im Eichels gewonnen werden soll, gedeckt und an den Seiten aufgeschüttet werden. Der Auftrag soll an Fuhrwerksbesitzer gegen Lohn übertragen werden. 

 

Ein Sonderzug im Auftrag der „Königlichen Eisenbahndirektion Saarbrücken“ befährt im Jahre 1906 die Eifelquerbahn mit dem Auftrag zur Prüfung der Heraufsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf 50 Km/h.

 

Aus dem Gemeinderat am 30. Mai 1906: Es wird gebeten, dahin zu wirken, daß mit möglichst reichlicher Unterstützung eine Verbindungsstraße von Müllenbach über die Heimertsflur nach Alflen – Büchel erbaut wird.

 

Die Handelslkammer Koblenz befasst sich im Jahre 1906 mit der Planung einer Eisenbahn von Cochem nach Adenau durch die Endert, nah an Greimersburg vorbei, bis in die Nähe der Brücksmühle im Kaulenbachtal (Anschluss der Schiefergruben), unterhalb der Grube Herrenwiese, weiter durch das Königliche Waldrevier Hochpochten, Chausseehaus zwischen Büchel und Alflen, weiter über Schmitt, Gillenbeuren, Gevenich, Weiler, Driesch und Lutzerath, Wagenhausen, Wollmerath Demerath, Steiningen nach Utzerath, dann über Kelberg nach Adenau. Der Plan wird verworfen. Die Steigungsstrecken und damit der Preis zur Herstellung der Bahn sind zu hoch.

 

Der Sommer 1906 ist kühl. Die schlechte Witterung mindert besonders den Ertrag des Getreides. Auch die gemeine Feldratte richtet auf den Äckern großes Unheil an.

 

Der Weg von Müllenbach nach Laubach wird im Jahre 1906 ausgebessert, starke Regenfälle und Erosion haben ihn im Laufe der Zeit schwer beschädigt.

 

An Stelle des Öllichtes (Rüböllampe) wird ab etwa 1906 auf den Schiefergruben das Karbidlicht eingeführt, welches heller leuchtet und der Gesundheit zuträglicher sein soll.

 

Am 28. September 1906 stirbt der Schieferbrecher Matthias Lanser (OFB 2971) aus Laubach auf der Grube "Maria Schacht". Er hinterlässt seine Ehefrau Margaretha geb. Martau und 6 Kinder im Alter von 1 Woche bis 12 Jahre.

 

Aus dem Gemeinderat am 29. September 1906: Der Gemeinderat bittet, daß vorläufig 7 Straßenlaternen und zwar 1. am Hause Matthias Irmen, 2. An der Scheune Josef Krämer S.n. Matthias, 3. an der vorderen Kirchen-Einfriedigungsmauer, 4. an der Scheune Bäcker Schweitzer, 5. im Wagenweg, 6. an dem Hause Karl Arenz, 7. am Hauptbrunnen aufgestellt werden.  

Die Einrichtung einer Krankenpflegestation wird vorläufig abgelehnt. 

 

Ab dem Jahre 1906 ist die Firma Rother / Frankfurt am Main als Hauptgesellschafter des Müllenbacher Dachschieferwerks eingetragen.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1906 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (97/22.219); Altescherkaul (16/3.000); Müllenbacher Dachschieferwerk (?/20.228);  Oligskaul I (15/3.125); Mariaschacht (95/25.233).

 

1907: Im Jahre 1907 wird die 1855 genannte Grube „Gandesloch“ auf Privatland bei Laubach in Besitz der Firma Rother / Frankfurt a. M. genannt. In der Grube werden Untersuchungsarbeiten durchgeführt. Sie grenzt an das Baufeld der Grube Dachschieferwerk. Später wird sie nicht mehr erwähnt.

 

Im Jahre 1907 Stillegung der Grube „Oligskaul I“ nach Ankauf durch Firma Werhahn, Neuß (1906), Aufteilung des Baufeldes unter Mariaschacht und Dachschieferwerk.

 

Aus dem Gemeinderat am 25. Februar 1907: Für den Gemeindebrunnen auf der Bach soll ein neuer Waschkump beschafft werden. Zur Ableitung des Dorfwassers unterhalb des Brunnens sollen 21 m Rohr mit 60 cm Durchmesser ins Bachbett gelegt und damit daselbst ein Wirtschaftsweg angelegt werden kann. Als Hand- und Spanndienste sollen die Interessenten in der Fronde leisten, wofür sie von den sonstigen Hand- und Spanndiensten ein Jahr lang befreit sein sollen.

Der Gemeinderat beschließt die Einrichtung einer ländlichen Sonntagsschule hierselbst, wobei ein Schulgeld von 1 M 50 Pf erhoben werden soll.

Den Erstkommunikanten soll auf Kosten der Gemeinde, und zwar den Mädchen ein Haushaltungsbuch und den Knaben ein Obstbäumchen geschenkt werden, das unter Aufsicht des Lehrers zu pflanzen und zu pflegen ist.

 

1908: Aus dem Gemeinderat am 02. Februar 1908: Zu Schulvorstandsmitgliedern werden auf die Dauer von 6 Jahren gewählt: 1. Matthias Joseph Gilles (OFB 1387) 2. Matthias Schmitz, Bäcker (OFB 4910) 3. Bernhard Franzen (OFB 1197). Es wird ausdrücklich beschlossen, dass die Zahl der Schulvorstandsmitglieder aus 3 bestehen soll.

 

Aus dem Gemeinderat vom 02. März 1908:  Der Gemeinderat erklärt sich damit einverstanden, dass auf Kosten der Gemeinde zur Abhaltung eines Kurses in der Haushaltungslehre hierselbst ein geeignetes Lokal (Saal der Wirtschaft Matthias Steffes-holländer) zur Verfügung gestellt und das zur Heizung des Kochherdes erforderliche Brennmaterial geliefert wird.

 

Vom Herbst 1907 bis ins Frühjahr 1908 wird ebenfalls ein Schienenstrang von der Grube Maria Schacht bis an eine Bahn-Verladestation im Masburger Wald, hinter der „Wolfsburg“, verlegt und in der Folge betrieben. Die zwei Kilometer lange Strecke hat eine Spurweite von 500 Millimetern und die Wagen werden grundsätzlich von Pferden gezogen. Man setzt zehn bis zwölf Wagen mit 2,5 Tonnen Fassungsvermögen ein.

 

Am 20. April 1908 geht unser Landrat Karl Gerbaulet als Regierungsrat nach Minden. Sein Nachfolger wird Freiherr von Hammerstein, der von 1908 bis 1918 in Cochem tätig ist.

 

Am 01.Mai 1908 meldet das Müllenbacher Dachschieferwerk eine Belegung von 107 Mann. In der Belegschaft sind 76 Arbeiter über 21 Jahre alt, 23 Arbeiter zwischen 16 und 21 Jahre alt, und 8 Arbeiter unter 16 Jahre alt.

 

Außergewöhnlich lang anhaltender Winter. Während am Sonntag den 4. Mai 1908 noch eine ziemliche Schneedecke liegt, blühen die Bäume schon den folgenden Sonntag und der Wald steht in frischem Grün.

 

  1. Mai 1908 der Schieferbrecher Peter Valerius (OFB 6152) aus Müllenbach findet den Tod auf der Grube Herrenwiese. Er hinterlässt seine Ehefrau Elisabeth geb. Jäger und fünf Kinder im Alter von wenigen Monaten bis 5 Jahre.

 

Am 11. Mai 1908 wird auf dem Müllenbacher Dachschieferwerk aufgrund eines neuen Gesetzes ein „Arbeiterausschuß“ geschaffen, dem zwei ernannte Vertreter der Grubenverwaltung und drei gewählte Mitglieder aus der Arbeiterschaft angehören. Die Vertreter der Grubenverwaltung leiten den Ausschuß, in diesem Falle der Betriebsleiter des Müllenbacher Dachschieferwerks. Eine ebenfalls bestehende Arbeiter-Unterstützungskasse wird auch von diesem Betriebsleiter geleitet.

 

Peter Schmitz (*17.05.1865 / +05.10.1934 / OFB 4881) wird im Jahre 1908 wieder als Bürgermeister in Müllenbach genannt.

 

  1. Mai 1908 aus dem Gemeinderat: Auf den Bericht des Herrn Kreisarztes zu Cochem hat der Gemeinderat bezüglich der Wasserleitung folgendes zu erwidern. Der Gemeinderat ist bei den schlechten Wasserzuständen hiesigen Orts stets nach wie vor für eine Wasserleitung gewesen, um einwandfreies Wasser zu erhalten, weiß aber nicht die Mittel zu finden, um den hohen Kostenpunkt einer solchen Anlage zu bestreiten, was zur öfteren Beratung stand. Die hiesige Bevölkerung besteht meist aus armen Schieferbrechern, die ihren verdienten Tagelohn nöthig gebrauchen müßen zur Bestreitung ihres eigenen Haushalts und hat der Gemeindeempfänger (Steuereinnehmer) die größte Mühe, von diesen Leuten die jetzigen Steuern zur Eintreibung zu bringen, muß stets ein großer Betrag, welcher durch Armut nicht einkommt, niedergeschlagen werden. Soll der Prozentsatz nun noch erhöht werden, ohne in Anbetracht einer Wasserleitung.

 

Aus dem Gemeinderat am 19. Juli 1908: Der Gemeinderat erklärt sich mit dem Ausbau beziehungsweise Instandsetzung der Wege 1.) das neue Stück auf dem Acker 110 Meter ausgebaut, von dort an durch den Wagenweg bis zur Hauptstraße ist eine Länge von zirka 400 Mtr muß eine Decklage von Kleinschlag hergestellt werden. Ein Kostenpunkt von 1500 Mark ungefähr.

 

Die Kreisbauinspektion des Kreises Worms bestätigt in einem Schreiben vom 31. Juli 1908 folgendes: „Der Firma Mathias Josef Helff zu Köln wird bescheinigt, dass der von ihr für die Liebfrauenkirche zu Worms gelieferte Müllenbacher Moselschiefer in jeder Hinsicht tadellose und gute Ware ist und die volle Zufriedenheit gefunden hat“.

 

Im Sommer 1908 fällt reichlich Regen, besonders im August.

 

Aus dem Gemeinderat am 25. August 1908: Der Gemeinderat erklärt sich mit dem Ausbau des Weges von Müllenbach nach Leienkaul aufgrund des Kostenanschlages des Kreisbauamtes zu Cochem vom 19. August 1908 mit der Bitte einverstanden, daß der Ausbau des Weges nach Leienkaul in den nächsten 2 Jahren nach und nach erfolgt und der Gemeinde eine Beihilfe von möglichst zwei Drittel oder doch wenigstens der Hälfte der Kosten aus Kreis- und Provinzialmitteln  gewährt wird. Punkt 2: Der Gemeinderat erklärt sich mit dem Ausbau des Weges von Müllenbach nach Laubach auf Grund des Kostenanschlages des Kreisbauamtes zu Cochem vom 14. August 1908 mit der Bitte einverstanden, daß der Ausbau des Weges nach Laubach im Jahre 1909 erfolgen soll und der Gemeinde eine Beihilfe in Höhe von möglichst zwei Drittel oder doch wenigstens der Hälfte der Kosten aus Kreis- und Provinzialmitteln gewährt wird. Der noch dann der Gemeinde zu zahlen verbleibende Teil soll im Wege der Anleihe gegen einen möglichst mäßigen Zinsfuß aufgebracht und in 10 Jahren in jährlichen Raten zurückgezahlt werden.

 

Im Jahre 1908 wird in Martental ein Klostergebäude mit Hauskapelle nach den Plänen des Architekten Josef Bertram fertig gestellt und das Gnadenbild, das im Forsthaus Hochpochten aufbewahrt war, bekommt wieder eine würdige Stätte.

 

Vom 2. September bis 19. Oktober 1908 ist es sehr warm.

 

Im Herbst 1908 ist die Güte der Ernte befriedigend, sowohl bezüglich der Brotfrucht als auch der Kartoffeln. Gut ist auch die Obsternte, wenngleich auch die Obstbaumzucht hier nicht bedeutend ist.

 

Matthias Josef Helff berichtet dem Bergamt im Jahre 1908: „…es gebe „Bestrebungen der organisierten Arbeiter, die achtstündige Schicht einzuführen“. Im Gegensatz zum Betriebsleiter von Mariaschacht findet Helff diese Bestrebungen nicht für sinnvoll.

 

Vom 19. bis 25. Oktober wird es plötzlich bis zu 5 Grad kalt. Dann noch drei schöne Tage, danach tritt wieder die Kälte ein. Am 12. November, so hört man, ist gar die Mosel bei Bremm zugefroren. Am 19. November beginnt der Schneefall.

 

Aus dem Gemeinderat am 13. November 1908: Auf Widerspruch eines Schiefergrubenbesitzers zwecks Festlegung seiner Abgaben an die Gemeinde, bemerkt der Gemeinderat: Nach Anhörung des Gemeinderates mit dem Bemerken zurückgesandt, daß derselbe die Dachschiefergewinnung im Jahr 1906 auf 140.000 Mark schätzt. 1907 auf 160.00 Mark folglich ist der Gemeinderat der Ansicht, daß ein weit höherer Reinertrag wie angeblich her rück fallen muß.

 

Am 07. Dezember 1908 wird Dr. Freiherr von Hammerstein-Gesmold zum neuen Landrat unseres Heimatkreises ernannt.

 

Anlässlich einer Sitzung des Arbeiterausschußes der Grube Müllenbacher Dachschieferwerk am 31. Dezember 1908 beantragen die Arbeitnehmervertreter: „ … daß die Spalträume in den Monaten Januar, Februar und März 1909 vorgewärmt würden vor der Schicht.“ Dieses wird auch so beschlossen.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1908 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (104/25.475); Altescherkaul (11/2.075); Müllenbacher Dachschieferwerk (116/22.292); Oligskaul I (Erschließungsarbeiten, Restpersonal wird zwischen Dachschieferwerk und Mariaschacht aufgeteilt); Mariaschacht (82/22.712).

 

1909: Aus dem Gemeinderat vom 12. Januar 1909: Der Gemeindeverordnete Peter Schmitz (OFB 4881) ist mit dem 1. des Monats wegen abgelaufener Wahlperiode als Bürgermeisterei Abgeordneter ausgeschieden. Als solcher wird derselbe wiedergewählt. Zum Vormundschaftstaxator für die Pfarrei Müllenbach, umfassend die Gemeinden Müllenbach und Laubach einschl. Leienkaul und Sesterbach, wird der Bernhard Franzen (OFB 1197) gewählt und der Gewählte erklärt auf Befragen, daß er die Wahl annimmt.

 

Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers und Königs wird am 27. Januar 1909 in der Schule im Beisein der Gemeinderatsvertretung festlich begangen.

 

Ein strenger Winter 1908 / 1909 ist zu vermelden, sechs Wochen lang liegt der Schnee Manns hoch.

 

Am 1. Februar 1909 wird Lehrerin Luzia Mayen, die seit dem Jahre 1903 an unserer Schule wirkt, nach Rittersdorf bei Bitburg versetzt. Ihre Nachfolge tritt Lehrerin Katharina Jakobs aus Pluwig an. Die Schulchronik berichtet: „An die Stelle der Frl. Lehrerin Mayen  trat am 1. Febr. 1909 Frl. Lehrerin Katharina Jakobs, vorher Lehrerin in Düngenheim, geb. 1885 zu Pluwiger-Hammer, Landkreis Trier, vorgebildet im Institut Marienau bei Vallendar.“

 

  1. Februar 1909, es stirbt auf den Schiefergruben Johann Peter Tholl (OFB 6025), 34 Jahre alt, aus Müllenbach. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

 

Aus dem Gemeinderat vom 21. Februar 1909: Zum Gemeindevorsteher wurde gewählt Bernhard Franzen (OFB 1197) und zum Beistand Peter Schmitz (OFB 4881) und da der gewählte Franzen im Lokale vorhanden war und erklärte auf Befragen, die Wahl als Vorsteher nicht anzunehmen.

 

Aus dem Gemeinderat vom 17. März 1909: Zum Gemeindevorsteher wurde gewählt Herr Peter Schmitz (OFB 4881) mit 4 Stimmen. Der Gewählte nahm die Wahl auf Befragen an. 2. Außer der Tagesordnung wurde erledigt: Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von dem Gewerbesteuersatz des Herrn M.J. Helff GmbH zu Cöln und kann dagegen keinen Einspruch erheben, wenn nicht die mutmaßlichen Angaben gestützt auf die Nachbarbetriebe in Anbetracht kommen. Mit Rücksicht darauf begreifen wir die Richtigkeit der gemachten Angaben der Firma Helff. 

 

Das Jahr 1909 lässt sich für den Ackerbau günstig an, doch von Ende Mai bis Ende Juni tritt Trockenheit ein die das Schlimmste befürchten lässt. Ende Juni jedoch tritt ein ergiebiger Regen ein und alles wendet sich zum Besseren. In der Sommerfrucht zeigt sich aber viel Zweiwuchs, die Ernte wird dadurch hinaus geschoben. Am 1. September 1909 fällt plötzlich Schnee, der aber schnell wieder verschwindet. Erst Mitte Oktober wird die letzte Frucht eingebracht.

 

Aus dem Gemeinderat vom 20. Juni 1909: Der Gemeinderat verkennt sich der Notwendigkeit zum Ausbau des Weges von Müllenbach nach Laubach nicht, bedauert jedoch, dass unserer vorgetragenen Bitte gemäß Mitteilung des Herrn Bürgermeisters vom 17. d. M. um eine Beihilfe unberücksichtigt geblieben ist. Wenn nun der Kreisausschuss unter Berücksichtigung des provinzellen Wegebaufonds für 1910 eine Beihilfe in Aussicht stellen, so können wir auch mit dem Bau des Weges nicht eher beginnen, bis uns die Mittel positiv zur Verfügung gestellt werden, denn unter den heutigen Zeitverhältnissen sieht der Gemeinderat der Zukunft mit großer Besorgnis entgegen und kann die Verantwortung unter diesen Umständen für weitere Schulden zu machen nicht übernehmen und bitten die Wegebauanfragen bis auf weiteres ruhen zu lassen.

 

M.J. Helff meldet an das Bergamt nun doch positive Erfahrungen mit der achtstündigen Schicht zu haben, obwohl er sie nicht für generell durchführbar hält, da die Männer zu langsam arbeiten und den Sinn des Akkords nicht verstehen.

 

Aus dem Gemeinderat vom 20. Juli 1909, verhandelt im Bahnhof Laubach-Müllenbach, Herr Landrat ist zugegen: Der Gemeinderat nimmt die der Gemeinde Müllenbach zur Verfügung gestellten 520 Mark zur versuchsweisen Wasserleitung unter den üblichen Bedingungen dankend an. Der Gemeinderat erklärt sich mit dem Bau des Weges von Müllenbach nach Laubach im Banne Müllenbach nach dem vorliegenden Kostenanschlag des Kreisbautechnikers Grüters zu Cochem vom 17. August 1908 einverstanden unter der Voraussetzung, daß der Gemeinde eine Beihilfe von wenigstens der Hälfte der Kosten aus Provinzial und Kreisfonds bewilligt und daß der von der Gemeinde aufzubringende Kostenanteil durch eine kurzfristige Kapitalanleihe beschafft wird.

 

Aus dem Gemeinderat vom 12. August 1909: Der Antrag des Kreis-Krieger-Verbandes, Hauptmann Künster vom 3. August 1909 betreffs Unterbringung der 3 Halbwaisen Klasen im Kriegswaisenheim zu Wittlich wird mit Rücksicht auf die schwache Leistungsfähigkeit der Gemeinde dahingehend angenommen, daß die Gemeinde bei mtl. Aufnahme für jedes Kind jährlich 5 Mark zahlen will und wird der Gemeinderat für die Aufnahme sehr dankbar sein. 

 

  1. August 1909. Schieferbrecher Matthias Klotz (OFB 2553) aus Müllenbach, 34 Jahre alt, stirbt durch herabfallendes Gestein auf der Grube Colonia.

 

Aus dem Gemeinderat vom 01.Oktober 1909: Der Hauptlehrer Hauch bezieht als Küster aus der Gemeindekasse nicht 30 M., sondern 45 M jährlich. Im Übrigen bezieht sich der Gemeinderat auf das Einkommen des Hauptlehrers Hauch als Küster, Organist auf dessen vorliegenden schriftlichen Angaben vom 7. und 9. August d.J. und erklärt, daß eine Erhöhung der Vergütung nicht erforderlich sei. 2. Die Lustbarkeitssteuer für Tanzlustbarkeiten bis 12 Uhr nachts wird von 9 Mark auf 12 Mark, über 12 Uhr nachts von 12 Mark auf 20 Mark erhöht, beginnend nach erfolgter Genehmigung dieses Beschlusses durch die Aufsichtsbehörde.

 

Aus dem Gemeinderat vom 05. Dezember 1909: Der Nikolaus Arenz (OFB 0161) von hier wird vom heutigen Tage als zum Feld- und Waldhüter unter den bekannten Bedingungen und unter der Besoldung wie seine Vorgänger gewählt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1909 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (98/20.816); Altescherkaul (13/2.083); Müllenbacher Dachschieferwerk (120/22.836);  Mariaschacht (80/22.185).

 

1910: Am Dienstag, 11 Januar 1910 wird bei heftigem Schneetreiben ein starkes Wintergewitter beobachtet. Dieses verzieht sich jedoch relativ schnell wieder.

 

Aus dem Gemeinderat am 08. März 1910: Die Dienstkostenentschädigung des Gemeindevorstehers wurde in Anbetracht der vielen Dienstgeschäfte von 105 Mark auf 120 Mark vom 1. April d.J. ab erhöht.

 

Ein sich lösender Stein aus dem „Hangenden" bricht am 23. Mai 1910 dem unverheirateten Schieferbrecher Peter Wollenweber aus Laubach auf der Grube Herrenwiese das Genick. Der sofortige Tod ist die Folge.

 

Schulvorstandssitzung: Verhandelt Müllenbach, den 31. Mai 1910 Es fehlen Pfarrer und Ortsschulinspektor Kirchesch, Hauptlehrer Hauch, beide mit Entschuldigung. Auf schriftliche Einladung des Bürgermeisters mit Angabe der Tagesordnung vom 27.d.M. und unter dessen Vorsitz sind erschienen: Vorsteher Schmitz (OFB 4881) und die gewählten Schulvorstandsmitglieder Bernhard Franzen, Matthias Schmitz (OFB 4910) und Matthias Joseph Gilles (OFB 2052). Beschlossen wurde was folgt: 1) die hiesige Schule hat 232 Kinder bei 3 Lehrkräften. Durchschnittlich entfallen also auf eine Lehrkraft nicht ganz 80 Schulkinder. Auch in absehbarer Zeit wird diese Schulkinderzahl nicht über 90 steigen. Hiernach vermag der Schulvorstand ein dringendes Bedürfnis zur Errichtung einer vierten Schul- bzw. zweiten? Lehrerstelle durchaus nicht anzuerkennen.

  

Im Verzeichnis der Teilnehmer an den Fernsprechnetzen der Oberpostdirektion Koblenz sind für das Amt Kaisersesch im Jahre 1910 20 Teilnehmer verzeichnet.

 

Das Jahr 1910 ist den Landwirten günstig gewogen, auch die Schiefergeschäfte haben genügend Absatz.

 

Der Sommer 1910 bringt besonders viele Gewitter und ist reich an Niederschlägen. Am 17. Juli 1910 schwere Wolkenbrüche in unserem Gebiet, die Endert führt bis zu 3 Meter reißendes Wasser.

 

Die 1907 gegründete Verkaufsvereinigung (Moselschiefergesellschaft) stellt im Jahre 1910 ihre Aktivitäten ein.

 

Josef Gorges (OFB 1449) aus Laubach wird im jungen Alter von 17 Jahren zwischen zwei beladenen Schieferloren zerquetscht. Die schweren Verletzungen die er sich hierbei zuzieht, führen einige Wochen später, am 22. August, zu seinem Tod. Es trauert der Vater Johann, die Mutter Elisabeth geb. Mohr sowie vier noch lebende Geschwister.

 

Schulvorstandssitzung: Verhandelt Müllenbach, den 12. September 1910. Auf schriftliche Einladung des Bürgermeisters mit Angabe der Tagesordnung vom 8. d. M. und unter Angabe der Tagesordnung vom 8.d.M. und unter dessen Vorsitz sind erschienen: Pfarrer und Ortsschulinspektor Kirchesch, Hauptlehrer Hauch, Gemeindevorsteher Schmitz. Beschlossen wurde, was folgt: Der Schulvorstand erklärt sich mit der einstweiligen Anstellung der Schulamtskandidatin Katharina Feit aus Briedel als Lehrerin in der hiesigen Schule einverstanden.

 

Am 30. September 1910 tritt Lehrerin Elisabeth Polch aus Kylburg aus dem Volksschuldienste aus, da sie in den Ehestand treten möchte. Leherin Polch ist seit 1904 an unserer Schule tätig. Ihre Nachfolge tritt Lehrerin Katharina Feit aus Briedel an. Die Schulchronik berichtet: „An die Stelle der Frl. Lehrerin Polch trat am 1. Okt. 1910 Frl. Lehrerin Katharina Feit. Geboren den 24. Febr. 1888 zu Briedel, Krs. Zell a/M. besuchte von 1904-1907 die unter der Leitung des Herrn Seminardirektors Dr. Wacker stehende Präparandinnenanstalt zu Coblenz und war von 1907 bis 1910 Schülerin des dortigen Königl. Lehrerinnenseminars. Als Schulamtskandidatin erhielt ich eine erste Vertretung am hiesigen Orte. Diese dauerte vom 25. April bis 14. Mai 1910. Mit dem 1. Oktober 1910 erhielt ich hierselbst eine einstweilige Anstellung. Seit dem 1. November 1912 bin ich hier definitiv angestellt.“

 

Am Mittwoch, den 26. Oktober 1910 findet die feierliche Einweihung des neuen zweiklassigen Schulhauses in Laubach statt. Des Morgens um acht Uhr beginnt die kirchliche Feier. Herr Pfarrer Kirchesch aus Müllenbach hält den feierlichen Gottesdienst

 

Nachdem die letzte Hälfte des Oktobers 1910 durch für die Jahreszeit ungewöhnlich milde Witterung gezeichnet ist, tritt mit dem 1. November 1910 ein Wettersturz ein. Bei heftigem Weststurm gehen große Wassermassen nieder, die sich vom 2. November in Schnee verwandeln – dem Ersten in diesem Jahr. Da das Thermometer nicht unter 0 Grad zu stehen kommt, schmilzt er jedoch bald wieder.

 

Der Betrieb auf der Grube „Nicolausstollen“, der von Nikolaus Klasen (OFB 2361) seit 1899 auf Privatland bei Laubach betrieben wird, ist im Jahre 1910 stark rückläufig.

 

Vom Herbst 1910 bis zum Frühjahr 1911 wird der Weg von Müllenbach / Dorf bis zum Bahnhof erneuert. Bei diesen Arbeiten sehen die Ortsbewohner erstmals eine der neuartigen Dampfwalzen.

 

Die Schulchronik Laubach berichtet für das Jahr 1910: Der Tagelohn auf den Gruben beträgt 3 Mark (Akkordarbeit bis 4,50 Mark pro Tag). Wenn auch gering, so hat er doch in den letzten 10 Jahren eine Aufbesserung von 0,50 Mark erfahren. Nebenbei hat der Schieferbrecher immer noch etwas Ackerland und Viehzucht. Daneben ist es der Alkohol, besonders der Branntwein, der den Körper schwächt und dabei einen nicht unbedeutenden Teil des Verdienstes verschlingt. Der Schnapsgenuss ist zwar durch Einführung von Bier und Wein, wie ältere Leute bekunden, im Abnehmen begriffen, aber immerhin wird ihm noch genug zugesprochen. (Auch ist auf den Gruben das Mitbringen von Spirituosen verboten). Des Morgens um 8, im Sommer um 7 Uhr ziehen die „Kaulenmänner“ scharenweise, das blauleinene „Brutsäckelchen“ mit Schwarzbrot (oft selbst gebacken), Mehl- oder Kartoffelpfannkuchen und etwas gesalzener Butter gefüllt und ihre „Kaffeebull“ mit schwarzem Kaffee an der Seite, den derben Kurtenstock in der Faust, das unvermeidliche „Mötzje“ (kurze Holz- oder irdene Pfeife) im Mund auf die „Kaul“, um bis abends 7 Uhr in angestrengter Arbeit ihr Brot zu verdienen.

Gegen früher, wo sie die Steine alle auf dem Rücken zutage bringen mussten, ist ihnen zwar durch Einführung von Maschinen die Arbeit etwas erleichtert, immerhin ist ihre Tätigkeit in den feuchten dumpfen Gruben eine anstrengende, wovon die uns am Abend begegnenden bläulichblassen Gesichter eine beredte Sprache sprechen. Dass beim Zusammentreffen dieser drei Faktoren: Unterernährung, übermäßiger Alkoholgenus und schwere Arbeit die Sterblichkeit eine große ist, liegt klar auf der Hand, lebte doch in Laubach nur ein einziger Schieferbrecher von über 60 Jahren (der auch nur zuweilen noch zur Grube geht), und sind doch im letzten Halben Jahr zwei junge Menschenleben von noch nicht zwanzig Jahren dem Würgeengel der Lungenschwindsucht zum Opfer gefallen, ganz abgesehen von den Unfällen, von denen in den letzten Jahren wenigstens einer einen tödlichen Ausgang hatte. Von den Gruben wird der Schiefer auf das Lager am Bahnhof gebracht. Mariaschacht hat eine Feldbahn mit Pferdebetrieb bis zum Lager zwischen Bahnhof Laubach-Müllenbach  und Kaisersesch gebaut, während die der Grube Herrenwiese nur bis zur Höhe fährt, von wo aus der Schiefer per Achse nach Kaisersesch befördert wird. Augenblicklich baut auch Grube Colonia ihre Bahn vom „Acker“ in Müllenbach bis zum Bahnhof Laubach-Müllenbach. Sie soll durch einen Benzinmotor betrieben werden, so dass auch dem Fuhrmann Gilles hier, der bisher den Schiefer dorthin brachte, diese lohnende Beschäftigung entzogen wird.

 

Am 13. November 1910 wird vom Gemeinderat die Errichtung einer vierten Schulstelle beschlossen, da die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren imens angestiegen sind.

 

Bei der Volkszählung am 2. Dezember 1910 hat Müllenbach 946 Seelen.

 

Auf dem Bahnhof Laubach-Müllenbach werden im Jahre 1910 3.250 Tonnen Schiefer aus den Schiefergruben im Kaulenbachtal verladen.

 

Das Müllenbacher Dachschieferwerk Herrenwiese berichtet für das Jahr 1910 folgendes: Das Bergamt wird über die bestehenden Abbaue unterrichtet. Danach sind die Abbaue in der Regel 8 bis 10 Meter breit und 6 bis 9 Meter hoch. Die Abbaue werden zum Teil nur ins Hangende (Abbau nach oben) oder ins Hangende und ins Liegende (nach unten) betrieben. Es wurde zusätzlich eine „Überbruchstrecke bis zur oberen liegenden Sohle gehauen“. Dies soll zu einer besseren Luftzirkulation in dem Stollen führen. Ferner wird eine weitere Versuchsstrecke angelegt, um weitere Schiefervorkommen zu erschließen. Damit sind die Arbeiter teilweise nicht in der Produktion, sondern für vorbereitende und Sicherungsarbeiten eingesetzt.

 

Insgesamt werden in der Region Müllenbach, Laubach Leienkaul im Jahre 1910 65.633 Meter Rohschiefer gefördert und verarbeitet.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1910 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (109/21.000); Altescherkaul (12/2.871); Müllenbacher Dachschieferwerk (116/22.631);  Mariaschacht (75/19.031).

 

1911: Am 13. November 1910 wurde vom Gemeinderat die Errichtung einer vierten Schulstelle beschlossen und diese nun am 1. Januar 1911 mit dem Schulamtskandidaten Peter Christ aus Münstermaifeld besetzt.

 

Mord in Müllenbach: In der Nacht vom 02. zum 03. Februar 1911 wird in Müllenbach der junge Anton Lehnen von 5 jungen Burschen, ebenfalls Müllenbacher, zu Tode misshandelt. In der Laubacher Schulchronik heißt es: „Augenblicklich sehen die Täter ihrer Strafe entgegen". Zeitzeugen überliefern, dass die Täter (Alle Schieferbrecher) während ihrer Arbeit auf Dachschieferwerk verhaftet werden und später im Zuge der Ermittlungen für drei Tage in einem Schweinestall in Müllenbach (bei Boesch Rudolf, Ecke Wagenweg / Hauptstraße) eingesperrt sind, von wo sie täglich in Ketten zur Tatortbesichtigung gebracht werden. Hierbei sollen viele Zuschauer aus den umliegenden Orten die Besichtigungen verfolgt haben. Ein wahrer Volksauflauf, so wird berichtet.

 

Fa. Helff und Comp. aus Köln beginnt im Februar des Jahres 1911 mit dem Ausbau der Bahn Grube Colonia – Bahnhof Laubach-Müllenbach.

 

Nicht all zu lange verweilt Lehramtskandidat Peter Christ aus Münstermaifeld an unserer Schule. Zum 01. April 1911 wird er durch den Lehramtskandidaten Stephan Luxem aus Mayen ersetzt. Die Schulchronik berichtet: „Am 1. April trat an die Stelle von Lehramtskandidat Christ der Schulamtskandidat Stephan Luxem aus Mayen. Er verwaltete vorher ein Jahr die Schulstelle in Auderath. Geboren zu Mayen am 18. 2. 1890 besuchte er von 1896 bis 1904 die Volksschule in Mayen, von 1904 bis Herbst 1905 die Privat – Präparandenanstalt daselbst. Darauf besuchte er die staatliche Präparandie in Boppard von Herbst 1905 bis Frühjahr 1907 und bis Ostern 1910 das Königl. Lehrerseminar daselbst unter der Leitung des Herrn Seminardirektors Hacking. Am 1. April 1910 übernahm er die Verwaltung der Schulstelle in Auderath.“

 

Durch Gesetz vom 15. Juni 1905, welches nun am 01. April 1911 in Kraft tritt, wird die Gerichtsbarkeit für die Orte des Bürgermeistereibezirks Kaisersesch (außer Landkern und Illerich) dem Amtsgerichtsbezirk Mayen zugewiesen.

 

Schnee und Schneegestöber begleiten uns bis zum 15. April 1911.

 

Am 20. April 1911 sprechen sich sämtliche Schieferarbeiter von Mayen und Umgebung für einen erweiterten Arbeiterschutz in der Schieferindustrie aus „indem die 8-stündige Schicht für Gruben- und Hüttenarbeiter gefordert wird und beauftragen den Zentralverband christlicher Keram- und Steinarbeiter Deutschlands, der zuständigen Königlichen Bergbehörde nachfolgende Resolution ergebenst zur Prüfung und Durchführung zu unterbreiten. Die Resolution hat folgenden Wortlaut: „In Anbetracht der so schweren und gesundheitsschädlichen Schieferindustrie wird die Gesundheit der Schieferbrecher schon durch die stark hervortretende Grubenfeuchtigkeit ungünstig beeinflußt, welches sich durch ein ärztliches Gutachten bestätigt. Die ohnehin schon ungesunde Grubenluft wird noch durch die Karbidlampen, sowohl den Pulverdampf erheblich verschlechtert, so dass sich der entströmende Qualm hemmend auf die Brust der Arbeiter festsetzt. Hierzu kommt noch die hohe Erkältungsgefahr, wegen der unterschiedlichen Temperaturen zwischen Gruben- und Außenluft, die durch das öftere Ein- und Ausfahren der Arbeiter gegeben ist. Besonders sei auf die beschwerlichen Zustände der Ein- und Ausfahrt hingewiesen, welche zu Fuß gemacht werden müssen und die Arbeiter etwa 250 Leitersprossen und ebenso viele Trittstufen zu steigen haben. Auch die von Jahr zu Jahr immer mehr Anwendung von technischen Hilfsmitteln, deren Führung einer erheblichen Kraft bedürfen, so z. B. die Pressluft-Handbohrer und Schneidemaschinen, werden die Nerven der Arbeiter sehr zerrüttet. Noch fast ungünstiger als in der Grube liegen die Verhältnisse in den Spalträumen. Hier ist vor allem die beim Zerteilen der Schieferblöcke und beim Hauen und Schneiden des Schiefers zu Tage tretende große Staubentwicklung, die das Leben der Arbeiter um Jahr und Jahrzehnte kürzt. Hierzu tritt noch das Aufwirbeln des niedergetretenen Staubes und vor allem durch das Aufladen von Schutt, wodurch der Spaltraum für längere Zeit in eine Staubwolke gehüllt wird. Dabei sind noch Spalthütten vorhanden, welche etwa nur eineinhalb Kubikmeter Luft pro Arbeiter und dabei noch eine ungenügende Ventilation aufweisen. Aus vorerwähnten Übelständen ist Gesundheit und Leben der Schieferarbeiter auf das Äußerste gefährdet. Nach den amtlich ermittelten Erkrankungs- und Sterbefällen, sind selbige in den meisten Fällen auf Lungentuberkulose zurück zu führen. Das amtlich ermittelte Durchschnittsalter der Bürgermeisterei Mayen Stadt beträgt für Schieferarbeiter 47 Jahre, gegen 53,3 Jahren bei den übrigen Arbeitern. Mayen Land hat 44 gegen 59,6 Jahre, Polch 43 Jahre gegen 60 Jahre, Laubach-Müllenbach 49,3 Jahre bei einem Durchschnittsalter von 54,2 Jahren bei Arbeitern aus anderen Sparten.“

 

In der „Coblenzer Volkszeitung“ vom 02. Mai 1911 wird folgender Bericht aus dem Schwurgericht in der Spalte „Gerichtszeitung“ veröffentlicht: „Vor den Geschworenen erschienen gestern auf der Anklagebank: 1. Peter Kraemer I (OFB 2704), Schieferbrecher, geboren am 13. Oktober 1886, 2. Peter Kraemer II (OFB 2720), Schieferbrecher, geboren am 16. Juli 1891, 3. Joseph Reuter OFB 4241), Schieferbrecher, geboren am 24. November 1886, und 4. Johann Lefev (OFB 3054), Schieferbrecher, geboren am 16. Oktober 1886, alle bisher in Müllenbach bei Kaisersesch wohnend, zur Zeit hier in Untersuchungshaft, welche beschuldigt sind, in der Nacht vom 2. zum 3. Februar auf der Straße in Müllenbach den Schieferbrecher Anton Lehnen vorsätzlich zu Tode misshandelt zu haben.

 

Vor dem Schwurgericht in Koblenz werden am 03. Mai die Mörder, welche den jungen Müllenbacher Schieferbrecher Anton Lehnen zu Tode brachten, für Schuldig befunden. Einer der fünf Inhaftierten wird frühzeitig entlassen. Die drei Haupttäter werden unter Versagung von mildernden Umständen, Peter Krämer I und Joseph Reuter zu zehn, Johann Lefev zu neun Jahren Zuchthaus und jeweils fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Peter Krämer II erhält 1/2 Jahr Gefängnis. Die erlittene Untersuchungshaft wird keinem angerechnet. Mit dieser Sache geht die Schwurgerichtstagung zu Ende. Die Zeitungen berichten über die Tat mit Ausdrücken des Abscheus über die Bestialität der Schuldigen (Details in der Ortschronik). Hiernach werden die Müllenbacher von den Bürgern der umliegenden Ortschaften oftmals als „Millebaacher Duudschläjer" (Müllenbacher Totschläger) bezeichnet.

 

Nachdem die Eifelvereins-Ortsgruppe Kaisersesch im Jahre 1910 begonnen hat im Verlauf der wilden Endert (Napoleonsbrücke bis Cochem) einen gut begehbaren Wanderweg anzulegen, wird es auch für die Menschen aus unserer Region einfacher durch die Endert nach Cochem zu kommen. Bislang war der schmale Pfad häufig zugewachsen und nicht begehbar.

 

Am Fronleichnamsfest 1911 herrscht ein großer Sturm mit gewaltigem Regen, so dass die Prozession nicht abgehalten werden kann. Sie wird am folgenden Sonntag durchgeführt.

 

Das Königliche Oberbergamt in Bonn teilt am 01. Juni 1911 in einem Schreiben an das Bergamt in Koblenz folgendes mit: „Bezüglich der Einführung der 8-stündigen Schicht hat das Oberbergamt in Bonn beschlossen, vorder Hand von Zwangsmitteln abzusehen. Daßselbe hält es indessen für geboten, dass die angeregte Frage weiter verfolgt und auf der einen oder anderen Grube mit der Einführung der 8-stündigen Schicht vorgegangen wird. Das Oberbergamt zweifelt nicht daran, dass sich die 8-stündige Schicht technisch und finanziell bewähren und, sobald sie einmal auf einer Grube eingeführt ist, auch auf den übrigen Gruben zur Anwendung kommen wird.“

 

Der Sommer 1911 bringt außergewöhnlich große Hitze, oft zwischen 35 und 40 Grad Celsius, und Trockenheit. Diese beginnt Anfang Juni und dauert bis in den September. Auf den Wiesen verdorrt der Klee, Hecken und Sträucher verlieren ihre Blätter, fast wie im Herbst. Viele Quellen und Bäche versiegen.

 

242 Schüler besuchen im Jahre 1911 die Volksschule Müllenbach.

 

Der Tagelohn auf den Gruben beträgt im Jahre 1911 3 Mark (Akkordarbeit bis 4,50 Mark pro Tag). Wenn auch gering, so hat er doch in den letzten 10 Jahren eine Aufbesserung von 0,50 Mark erfahren.

 

Im Herbst 1911 werden auf Anordnung des Herrn Pastor und mit Hilfe des Spar- und Darlehensvereins mehrere Hundert Obstbäumchen rings um den Ort gepflanzt.

 

Am 23. Oktober 1911 findet die polizeiliche Abnahme der Grubenbahn Grube Colonia – Bahnhof Laubach-Müllenbach statt, wobei die Grube auf Anweisung der beteiligten Behördenvertreter mehrere Nachbesserungen, insbesondere bei den Bahnübergängen, durchführen muss. Im Bereich der Ortslage Laubach soll der Abstand zwischen dem Gleis so angeglichen werden, dass es mühelos von Fuhrwerken befahren werden kann. Somit kann die Strecke Grube Colonia - Heuweg in dem Teilbereich Spitzkehre bis Stapelplatz Heuweg stillgelegt werden. Die Gemeinden Laubach und Müllenbach können diese Einrichtung nur begrüßen, da jetzt ihre Wege weniger leiden. Die Schmalspurbahn beginnt auf der Grube Colonia in einer Höhe von 396 Meter über dem Meeresspiegel und überwindet auf einer Strecke von 3,2 km einen Höhenunterschied von 159 Meter. Die Umladestelle am Bahnhof Laubach-Müllenbach wird im westlichen Bereich des Bahnhofsgeländes angelegt.

 

Die Vereinigten Schiefergruben Maria Schacht GmbH und Mathias Josef Helff mit der Grube Colonia erklären sich bereit, ab 01. November 1911 eine 3-Monatige Überprüfung der Durchführbarkeit der 8-stündigen Schicht durchzuführen. Gegenüber dem Oberbergamt erklären sich die Betriebsleiter damit einverstanden, hieraus ggf. entstehende Verluste zu übernehmen.

 

Am 15. Dezember 1911 wird Johann Miesen (OFB 3538) aus Laubach auf der Grube Maria Schacht durch herabfallendes Gestein schwer verletzt.

 

Am 16. Dezember 1911 zieht sich der Schieferbrecher Wilhelm Gorges (OFB 1453) von der Sesterbach auf Grube Herrenwiese durch herabstürzendes Gestein schwere Verletzungen zu, so dass seine Überführung in das Krankenhaus Mayen notwendig wird.

 

Die Firma Rother kauft im Jahre 1911 die Grube Antonius bei Düngenheim und baut diese stark aus.

 

Die Müllenbacher Schulchronik berichtet aus dem Jahre 1911 der Handelskammer folgendes: „Beunruhigt wurde der Schieferbergbau das ganze Jahr hindurch durch die aus der Arbeiterschaft geschürte Bewegung zum Zwecke der Einführung der achtstündigen Arbeitsschicht umso mehr, als befürchtet wird, dass die zuständige Bergbehörde diesen Bestrebungen entgegen zu kommen geneigt ist. Falls diese Erfolg haben sollte, so wird sich ein großer Teil der Schieferindustrie zu Betriebseinstellungen gezwungen sehen. Wie nun berichtet wird, steht die Bewegung ganz unter dem Einfluss der maßgebenden Gewerkschaftsorganisation.“

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1911 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (123/25.400); Altescherkaul (14/2.856); Müllenbacher Dachschieferwerk (93/21.862);  Mariaschacht (77/17.250).

 

1912: Am 1. Januar 1912 wird Lehrerin Katharina Jakobs, die seit 1909 an unserer Schule ihren Dienst versieht, nach Nohn im Kreise Adenau versetzt. Ihre Nachfolgerin im Amt wird Lehrerin Katharina Kerben aus Wallersheim. Die Schulchronik berichtet: „An Stelle der Frl. Lehrerin Jakobs trat am 1. Januar 1912 Lehrerin Kath. Kerben. Dieselbe ist geboren am 30. Mai 1890 zu Wallersheim Krs. Coblenz – Land. Sie erhielt ihre Vorbildung in der unter der Leitung des Herrn Seminar – Direktors Dr. Wacker stehenden Präparandinnenanstalt zu Coblenz. Sie besuchte von 1907 – 1910 das dortige Königl. Lehrerinnen – Seminar. Bis zum 1. Januar 1912 war sie Lehrerin zu Nohn Kreis Adenau.“

 

Zum 04. Februar 1912 sind nach der Vereinsgründung des Junggesellenvereins, am 30. Juli 1876, die ersten Eintragungen in der Vereinschronik zu finden. Als Vorstand unterschreiben das Sitzungsprotokoll Matthias Steffes-enn, Johann Köhn (OFB 2583), Josef Steffes-ollig (OFB 5708) und Nikolaus Schmitz (OFB 4910).

 

Am 01. März 1912 wird die Bergpolizeiverordnung für die Schiefergruben von 1871 novelliert und dem technischen Entwicklungsstand angepasst.

 

Am 01. April 1912 stellt der Gemeinderat von Müllenbach fest, „…. Dass die neue Wegestrecke, welche von Müllenbach nach Bahnhof Laubach führt, und in den Monaten November 1910 bis März 1911 gebaut wurde, von dem schweren Schieferfuhrwerk der Firma Helff in einem ganz erheblichen Maß in Anspruch genommen, sogar hat dieses Fuhrwerk nach Fertigstellung der Wege größere Reparaturen verursacht.“. Die Gemeinde fordert Schadenersatz von der Firma Helff.

 

Pfarrer in Müllenbach im Jahre 1912: Mehren Cornelius, (geb. in Damscheid) (Amtszeit: 1912 - 1921 )

 

254 Schüler (höchste Schülerzahl der Müllenbacher Schulgeschichte) besuchen im Jahre 1912 die Volksschule Müllenbach (1. – 8. Klasse).

 

Am 01. Juni 1912 wählt der Junggesellenverein Josef Schmitz I (OFB 4839) zum neuen Hauptmann. Josef Sutorius (OFB 5834) wird zum Fahnenoffizier gewählt.

 

Anlässlich einer Sitzung des Junggesellenvereins am 15. Juni 1912 müssen zwei Positionen neu besetzt werden. Gewählt werden Johann Stoll II (OFB 5807) zum Zugführer und Johann Josef Stoll zum Kassenführer.

 

Zu Beginn sehr trockener und heißer, später sehr nasser Sommer im Jahre 1912. Die Getreideernte hat stark unter dem Regen zu leiden. Durch die anhaltende Nässe gedeiht jedoch das Gemüse sehr gut und bietet eine reichhaltige Ernte. Selbst alte Leute wollen eine so reichhaltige Kartoffelernte wie in diesem Jahr noch nicht erlebt haben. Der Preis beläuft sich pro Zentner auf 1,80 – 2,00 Mark. 31 Mark werden pro Malter Gerste gezahlt.

 

Ein kurzes Stück der Dorfstraße wird im Jahre 1912 mit Mayener Steinen (Kopfsteinpflaster aus Basalt) gepflastert.

 

1912: Die Spalterlöhne auf den Gruben im Kaulenbachtal sind in den vergangenen Jahren auf durchschnittlich 2,80 bis 2,90 Mark für die Zwölfstundenschicht gefallen.

 

Die Arbeiterzahl auf Grube „Colonia“ ist auf 125 Männer im Jahre 1912 angestiegen.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1912  (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (124/25.761); Altescherkaul (15/3.300); Müllenbacher Dachschieferwerk (102/20.398);  Mariaschacht (73/18.760).

 

1913: Am 05. Januar 1913 wählt der Junggesellenverein seinen neuen Vorstand. Gewählt werden: Zum Zugführer, Peter Steffes-tun / Fähnrich, Johann Lefev (OFB 3051) / Schriftführer, Matthias Steffes-tun (OFB 5717) / Kassenführer, Joseph Stoll / Kassenrevisoren, Josef Salchert und Josef Sutorius (OFB 5834) / Fahnenoffiziere, Peter Berenz (OFB 0317) und Jakob Zirwes / Präsident, Joseph Gilles. Die Versammlung beschließt weiterhin 2 Mal im Jahr Ball abzuhalten, zum Stiftungsfest an Peter und Paul und am Kirmesdienstag.

 

Der Winter 1912/13 war ein sehr milder. Im Monat Februar waren so schöne Tage, wie man sie in normalen Jahren hier oben erst im Monat Mai gewöhnt ist. Nur zweimal rief die Glocke zum Schneeschaufeln, was in früheren Jahren nach Aussagen alter Leute jede Woche vorkam.

 

Am Mittwoch, den 19. März 1913 schließt das alte Schuljahr. 250 Schüler besuchen nach den Ferien die Volksschule Müllenbach.

 

Am 18. April 1913 können die Menschen in unserer Region eine totale Sonnenfinsternis erleben.

 

  1. Mai 1913 aus dem Gemeinderat: Der Gemeinderat von Müllenbach erklärt sich im Namen der Gemeinde bereit, die Wasserleitung für Müllenbach nach den vorliegenden Plänen mit einer Beihilfe von der Hälfte der Anschlagsumme ausschließlich der Hausanschlüsse ausführen zu lassen.

 

Am 05. Juni 1913 schwere Unwetter. Abends, gegen 19:00 Uhr, gehen zwei starke Gewitter mit unaufhörlichen Regenmassen nieder. Der Schotter wird von den Strassen und die Erde von den Feldern gespült. In Laubach tritt der Kaulenbach über die Ufer und schleppt riesige Schlammmassen mit sich, die sich an der St. Joseph-Kapelle aufstauen und dort für großen Schaden sorgen.

 

Die Schulchronik berichtet von 5 großen Bränden in Müllenbach im Jahre 1913. Am 13. Mai 1913 brennt das unbewohnte Haus der Witwe Johann Josef Arenz. Im August trifft es die Wohnhäuser des Johann Arenz und des Matthias Felser. Am 27. September das Haus des Peter Gilles.

 

Anlässlich seiner Versammlung am 31. August 1913 beschließt der Junggesellenverein am diesjährigen Kirmesdienstag wieder einen Junggesellenball durchzuführen.

 

Im  Jahresbericht der Firma Rother an das Bergamt für das Jahr 1913 heißt  es: ,,Der  Erlaß der Arbeitsordnungen hat insofern  gute  Wirkungen gezeigt, daß jetzt auf den Betrieben größere Ordnung gehalten werden kann, als  dies  früher  der  Fall  war,  was  auch  die  Arbeiter gutheißen."

 

Aus einem Aktenvermerk der Bezirksregierung Koblenz erfahren wir im Jahre 1913, dass auf der Grubenbahn der Grube Colonia zum Bahnhof Laubach-Müllenbach zwei Feldbahnwagen mit 2,5 Tonnen Fassungsvermögen zum Einsatz kommen, um den fertigen Dachschiefer zum Bahnhof Laubach-Müllenbach zu transportieren. Gezogen werden die beiden Wagen von einer Benzollok mit einem Gewicht von 5 Tonnen und einer Leistung von 28 PS. Der Wagenbestand schwankt zwischen acht und zwölf Wagen

 

Die Höhe der Arbeiterzahl auf den Schiefergruben beträgt im Jahre 1913 durchschnittlich 364. Es werden rund 70.000 Meter Rohschiefer produziert.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1913  (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (123/26.578); Altescherkaul (14/2.887); Müllenbacher Dachschieferwerk (128/19.358);  Mariaschacht (96/20.561).

 

1914: Am 1. Januar 1914 wird Herr Lehrer Stephan Luxem, der seit 1911 den Dienst an unserer Schule verrichtet, nach Acht, Krs. Adenau versetzt. An seine Stelle tritt Herr Lehrer Fandel aus Acht. Lehrer Fandel war in Haustadt, Krs. Merzig, als Sohn des Lehrers Wilhelm Fandel geboren und genoss seine Vorbildung in der Privatpräparandenanstalt zu Merzig und von 1905 – 08 im Seminar zu Boppard. Seine erste Anstellung erhielt er in Panzweiler, Krs. Zell.

 

Die Neuwahlen des Vorstands unseres Junggesellenvereins am 17. Januar 1914 bringen folgendes Ergebnis: Hauptmann, Josef Sutorius (OFB 5834) / Schriftführer, Josef Schmitz (OFB 4839) / Kassierer, Josef Stoll / Fähnrich, Johann Peters I (OFB 4037) / weitere Vorstandsmitglieder, Johann Stoll II (OFB 5807) und Franz Jäger I (OFB 2055) / Kassenrevisoren, Josef Salchert und Stephan Felser (OFB 1136).

 

 Im Gegensatz zu dem vorjährigen trat der Winter 1913 / 1914 mit außerordentlicher Strenge auf, wie man ihn seit 1909 hierselbst nicht mehr erlebt haben will. Sechs Wochen liegt der Schnee ununterbrochen an manchen Stellen mannshoch. Fast jede Woche müssen die Wege zum Bahnhof und nach Kaisersesch freigeschaufelt werden da weder Postbote noch Arzt durchkommen. Infolge der allmählich einsetzenden Erwärmung gehen die gewaltigen Schneemassen ohne nachteilige Folgen ab.

 

Freitag den 3. April 1914 schließt das alte Schuljahr. Die Ferien enden am 22. April 1914.

 

Auf der Grube Mariaschacht wird im Jahre 1914 die elektrische Förderung eingerichtet.

 

Am 28. Juni 1914 wird in Sarajewo der österreich-ungarische Thronfolger, Erzherzog Franz-Ferdinand durch Mitglieder des Geheimbundes „Schwarze Hand“ ermordet. Österreich, von Deutschland unterstützt und gedrängt, verlangt von dem mit Russland verbündeten Serbien die Unterwerfung. Nach dem diese nicht vollständig geleistet wird, erklärt Österreich den Serben den Krieg. Ab hier beginnen die Bündnissituationen zu greifen. Ein ausgedehnter Krieg ist unvermeidlich.

 

Am 04. Juli 1914 wird die letzte Eintragung vor dem Krieg in die Chronik des Junggesellenvereins aufgenommen. Anlässlich einer Versammlung in der Gastwirtschaft Steffes-holländer wird mit dem Gastwirt ein Vertrag zur Durchführung des diesjährigen Kirmesballs geschlossen. Zur Feier der diesjährigen Dorfkirmes soll es in Folge der Mobilmachung jedoch nicht mehr kommen.

 

Am Freitag, den 31. Juli 1914, erscheint gegen 5 Uhr ein Reiter aus Kaisersesch und bringt die Mitteilung von der Erklärung der Kriegsbereitschaft. Das Plakat wird am Schulraum angeschlagen. Vorher sind schon Bergleute von einer Grube heimgekommen, da ihnen gesagt wurde, es gäbe Krieg. Bei einigen Frauen gibt es jetzt schon Tränen, doch die meisten, vor allem die Männer, zeigen sich ruhig aber ernst.

 

Am Samstag, den 1. August 1914, - an diesem Tag erklärt Deutschland den Krieg gegen Russland - erwartete man mit Spannung die 6 Uhr Abendpost. Sie bringt die Nachricht von der Mobilmachung, die sofort in ortsüblicher Weise, Zusammenruf durch die Schulglocke am Schulhause, bekannt gemacht wird. Ernst, aber ruhig, wird die Bekanntmachung angehört. Man unterhält sich nur mehr über den Krieg. Der Kaiser ruft Heer und Marine zu den Waffen. Einige Wehrmänner erhalten telegraphische Einberufungen für den 2. August, erster Mobilmachungstag. Am 03. August 1914 erfolgt die Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich. Am 04. August 1914 marschiert Deutschland in das neutrale Belgien ein. Hierauf erklärt England den Krieg gegen Deutschland. In der Folge verbreitet sich der Krieg, durch die Kolonien der beteiligten Länder, über die ganze Welt aus. Der Weltkrieg hat begonnen.

 

Am 4./5. August 1914 findet in Kaisersesch die Pferdemusterung statt. Die Ersatzreserven sind dahin beordert, zum Abtransport der Pferde nach Coblenz. Mit dem Preis sind die Bauern zufrieden. Durchschnittlich werden für die Pferde 900 bis 1200 Mark gezahlt. Aus Müllenbach werden 2 Pferde und 4 Wagen abgegeben.

 

Ebenfalls am 5. August 1914 wird die Polizeistunde auf 9 Uhr festgesetzt, Bierniederlagen dürfen kein Bier verabfolgen.

 

Auf der Bahnstrecke Mayen-Gerolstein fahren nach Kriegsbeginn 1914 die Züge nach Kriegsfahrplan. Nur 2 Fahrten pro Tag und hauptsächlich des Nachts. Wegen der langsamen, unbeleuchteten Fahrt benötigt der Zug 2 Stunden von Müllenbach-Laubach bis nach Mayen.

 

Am Donnerstag den 27. August 1914 verunglückt auf der Grube Constantia der Schieferbrecher Matthias Joseph Kronz (OFB 2875) aus Laubach zum dritten Mal. Ein schwerer Stein trifft ihn in den Rücken, so dass eine Lungenquetschung entsteht, die eine sofortige Überführung nach Bonn notwendig macht. Dort dürfte er mit dem Leben davonkommen. Nach Aussagen der Angehörigen ist dies schon der dritte Unfall den er erleidet.

 

Ein grauenvoller Unfall ereignet sich am 08. September 1914 auf der Grube „Mariaschacht". Nach der Mittagsschicht, etwa gegen 14 Uhr, verunglückt der Grubenaufseher Josef Mohr aus Laubach, ein Vater von 6 Kindern. Mohr fährt mit 4 anderen Bergleuten mit dem Förderkorb in den Schacht ein, von denen 3 aber auf der 3 Sohle den Förderkorb verlassen. Mohr will mit dem Bergmann Klasen aus Müllenbach in die 4 Sohle herab fahren, als plötzlich der Korb stehen bleibt. Klasen kriecht auf Händen und Füssen aus dem Korb und kann sich retten. Aber, da der Korb nun leichter geworden ist, schleudert er einige Meter in die Höhe, dass Drahtseil reißt und der Korb stürzt ungehindert in die Tiefe. Mohr wird bei dem Aufschlag zu einer unkenntlichen Masse zermalmt. Die Leichenteile werden zusammengelesen und in ein Leinentuch eingenäht, sodann auf einen Leiterwagen gebart und der Ehefrau zugeführt, die sich gerade auf einem Bittgang nach Martental befindet.

 

Im Jahre 1914 ein erfolgloser Versuch die Grube Martenthal, im Staatsforst bei Leienkaul, wieder in Betrieb zu nehmen. Die Grube wurde erstmalig von 1819 bis 1833 betrieben.

 

Die Arbeitslöhne auf den Gruben im Kaulenbachtal sind 1914 wegen anhaltend guter Nachfrage auf 3,80 Mark für die Zwölfstundenschicht der Hauer und Spalter gestiegen. Der Jahresverdienst liegt bei 800 bis 950 Mark. (Zum Vergleich, in der Metallindustrie verdiente ein Arbeiter gleichzeitig durchschnittlich 1.550 Mark pro Jahr).

 

Die größte Schiefermenge auf der Grube Antonius in Düngenheim wird 1914 mit 15.143 Metern gleich 2.160 to produziert, die einen Wert von 88.650 Mark darstellt.

 

Die Schiefergruben setzen nach Kriegsbeginn 1914 ihren Betrieb fort, wenn auch mit weniger Arbeitern. Der Absatz geht weiter. Im Dezember 1914 bleibt die Grube Dachschieferwerk Herrenwiese wegen Streitigkeiten unter den Besitzern liegen. Da der Lohn auf den Gruben sich den teuren Lebensverhältnissen nicht anpassen kann, verlassen viele jüngere und noch rüstige ältere Arbeiter die Grubenarbeit und finden Beschäftigung und besseren Lohn im Niederland oder in den Munitionsfabriken, besonders Siegburg und Troisdorf. Auch viele Mädchen finden in diesen Fabriken lohnenden Verdienst. Mehrere junge Leute suchen sich Arbeit bei der Eisenbahn oder Post.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1914:  (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (91/19.715); Altescherkaul (13/2.331); Müllenbacher Dachschieferwerk (95/12.072);  Mariaschacht (79/20.171).

 

1915: Vom 18. bis 24. Januar 1915 findet nach Aufruf ihrer Majestät, der Kaiserin, die „Reichswollwoche“ statt. Hierbei werden sämtlich überzähligen, nicht mehr gebrauchten Stoffe, Wollen, Kleidungsstücke und Tuche gesammelt, um daraus Decken, Kleider und Jacken für die Männer an der Front zu fertigen.

 

Stephan Valerius (*21.12.1859 / +09.12.1923 / OFB 6156) wird im Jahre 1915 als Bürgermeister in Müllenbach genannt. Sein Stellvertreter ist Matthias Josef Gilles / (OFB 1387 *24.11.1869 / +21.08.1956). Später im Jahr übernimmt Matthias Josef Gilles die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters. Sein Vertreter wird Bartholomäus Scheider / (OFB 4679 / *29.05.1868 / +26.10.1938).

 

Am Freitag den 27. März 1915 schließt das alte Schuljahr. Am 14. April beginnt das neue Schuljahr.

 

Wieder hat die Grube ein Opfer gefordert. Noch vor Ostern 1915 verunglückt der Schieferbrecher Hubert Mertes (*12.08.1863 / +26.05.1926 / OFB 3373) aus Laubach auf der Grube Colonia. Durch herabfallendes Gestein wird er an der rechten Hand erheblich verletzt. Ein Finger wird abgeschlagen, 2 andere so beschädigt, dass sie lahm werden. Mertes weilt längere Zeit in einem Krankenhaus zu Coblenz.

 

Einen Hausbrand meldet man vom 5. auf den 6. April 1915. Das kleine Gebäude von Nikolaus Brück wird hierbei ein Raub der Flammen.

 

Am 13. April 1915 verunglückt auf dem Dachschieferwerk "Herrenwiese" der Schieferbrecher Peter Josef Steffes-lay (*03.05.1868 / +06.09.1921 / OFB 5695) aus Müllenbach. Herabfallende Steine treffen ihn auf den Rücken und Hinterkopf. Die Verletzungen sind schwieriger Natur führen aber nicht zum Tode.

 

Am 03. Mai 1915 tritt Italien aus dem sogenannten „Dreibund“ (Deutschland – Österreich/Ungarn – Italien) aus. Am 23. des Monats erklärt Italien den Krieg an Österreich. Es entsteht eine dritte Front im Süden.

 

Am 21. Mai 1915 stirbt der Laubacher Schieferbrecher Matthias Joseph Kronz (OFB 2875), nachdem ihm im August vergangenen Jahres auf der Grube Constantia in Kaisersesch ein schwerer Stein getroffen hatte. Er wurde damals sofort in eine Bonner Klinik geschafft, wo man versuchte die schwere Lungenquetschung die er erlitten hatte, zu operieren. Wenig Glück war ihm im Schieferbergbau beschieden. Der Unfall auf der Constantia soll sein dritter schwerer Unfall unter Tage gewesen sein. Kronz hinterlässt seine Ehefrau Gertrud geb. Theisen sowie 5 Kinder.

 

  1. Mai 1915 aus dem Gemeinderat: Der Gemeinderat beschließt und stellt an die Forstbehörde den Antrag, im Rotläufchen ihres Fichtenwaldes und im Rotsürchen schürfen zu können, ehe das erste Projekt der Wasserleitung in Angriff genommen wird. Die Kosten des Schürfens übernimmt die Gemeinde.

 

Die Regierung zahlt 1915 an alle Frauen deren Ehemänner im Kriegseinsatz sind eine Beihilfe von neun Mark, im Winter 12 Mark pro Monat. Für jedes Kind unter 16 Jahren wird zusätzlich noch eine Beihilfe von monatlich sechs Mark ausgezahlt.

 

Der Juni 1915 ist sehr heiß und trocken. Das Gras droht zu verdorren, deshalb beginnt die Heuernte sehr früh. In der Folge der Trockenheit tritt Futtermangel auf.

 

Da man allgemein befürchtet, dass der Krieg länger dauern wird, versucht man im Jahre 1915 die ältere Jugend schon auf den Soldatendienst vorzubereiten. Es werden Jugendwehrkompanien gebildet, die besonders am Sonntagnachmittag wehrfreudig und wehrhaftig vorgebildet werden sollen. Die Kompanie der Pfarrei Müllenbach zählt 75 Mann. Jedes Mitglied erhält eine Soldatenmütze.

 

Die Reichsregierung verordnet im Jahre 1915 im Rahmen der Sicherung der Getreidevorräte und damit der Brotversorgung der Deutschen, dass ein 10%iger Zusatz von Kartoffelmehl dem Brotmehl zugegeben werden muss. Das Ergebnis wird als „Kriegsbrot“ bezeichnet und mit dem Stempel „K“ versehen. Geschmacklich ist es kaum vom normalen Brot zu unterscheiden.

 

Im September 1915 werden die bisher als untauglich zum Militär­dienste erklärten Männer nochmals gemustert. Ein großer Teil von ihnen wird nun doch als diensttauglich befunden.

 

Zum Geburtstag der Kaiserin am 15. Oktober 1915 sammelt das Rote Kreuz in der gesamten Region Eingekochtes zur Versorgung der Helden an der Front.

 

Auf Grube „Maria Schacht“ werden zwischen 1915 und 1919 im Schnitt etwa 30 Arbeiter beschäftigt.

 

Die Grube Altescherkaul (Höllenpforte II) wird im Jahre 1915 als Kleingrube bis 1921 mit 6 bis 8 Mann betrieben.

 

Die Grube „Colonia“ fährt zwischen 1915 und 1920 ihre Belegschaft auf unter 50 Mann herunter.

 

Die 1899 angelegte Grube „Nicolausstollen“ bei Laubach wird von 1915 bis 1918 als stillliegend vermerkt.

 

Nur noch durchschnittlich 136 Schieferbrecher werden im Jahre 1915 auf den Gruben im Kaulenbachtal beschäftigt.

 

In Folge des Krieges steigen im Jahre 1915 die Preise für die Lebensmittel kräftig an. Der Malter Gerste wird mit 46 Mark gehandelt. Korn kostet 35,50 Mark der Malter. Kartoffeln kosten Anfangs 3,05 Mark, später steigt auch hier der Preis auf 4,80 Mark. Auch die Preise für das Fleisch steigen stetig. Erbsen erhält man für 50 Pfennige das Pfund.

 

Zur Jahreswende 1915/1916 legt der Kreis die Höchstpreise für Butter fest. Ein Pfund Butter vom Erzeuger darf maximal 1,80 Mark kosten, beim Verkauf der Hersteller an den Verbraucher 1,90 Mark, beim Verkauf der Händler an den Verbraucher 2,00 Mark. Butter aus der Molkerei kostet 2,40 Mark, ausländische Butter 2,55 Mark.

 

Insgesamt werden in der Region Müllenbach, Laubach Leienkaul im Jahre 1915 27.127 Meter Rohschiefer gefördert und verarbeitet.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1915:  (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (43/8.802); Altescherkaul (7/1.630); Müllenbacher Dachschieferwerk (40/5.177);  Mariaschacht (46/11.418).

 

1916: Im Februar 1916 beginnt die Schlacht um Verdun. Man hört ständig den Kanonendonner vom Westen her (ca.150km Luftlinie, der Verf.), bald mehr, bald weniger, am besten aber bei leicht gefrorenem, bloßen Boden beim allgemeinen Angriff auf die Forts bei Verdun am 22. Februar und die folgenden Tage. Die Fenster klirren. Die Frauen eilen auf die Straße und gehen mittags nach der alten Martentaler Kapelle beten. Der gewaltige Kanonendonner ist unheimlich, auch während der Nacht.

 

Im Verlauf des 1. Weltkrieges (1914 – 1918) werden Strafgefangene zum Einsatz an der Front benötigt. Bei freiwilliger Meldung wird den Straftätern die Möglichkeit geboten, sich im Felde zu bewähren und damit den Strafvollzug auszusetzen. Auch die drei Müllenbacher Strafgefangenen, Peter Krämer I, Johann Lefev und Joseph Reuter, die im Februar 1911 den jungen Schieferbrecher Anton Lehnen zu Tode brachten, machen von dieser Möglichkeit Gebrauch. Krämer und Reuter kehren unbeschadet von der Front zurück, sind forthin freie Männer, werden jedoch in Müllenbach nie wieder gesehen. Lefev stirbt am 29. Januar 1918 im Felde.

 

Von 1916 bis 1917 wird die Grube „Müllenbacher Dachschieferwerk“ eingestellt.

 

Von 1916 bis 1917 wird die Grube „Müllenbacher Dachschieferwerk“ eingestellt.

Am Freitag den 14. April 1916 schließt das alte Schuljahr. Zu Beginn des neuen Schuljahres, am 1. Mai 1916, besuchen insgesamt 241 Kinder die Volksschule Müllenbach.

 

Das Jahr 1916 bringt auch das „Eiserne Geld“. Fünf Pfennige, später auch zehn Pfennige werden ausgegeben. Das Geld hat keinen Klang und ist meist völlig schwarz. Leicht wird es mit dem Kupfergeld verwechselt.

 

Um Petroleum zu ersparen, werden am 30. April 1916 die Uhren alle eine Stunde vorgesetzt, so dass das Tageslicht mehr ausgenützt wird.

 

In Müllenbach wird im Jahre 1916 ein Eifelverein gegründet. Die Ortsgruppe nennt sich Müllenbach-Laubach.

 

  1. Mai 1916 aus dem Gemeinderat: Der Gemeinderat stellt hiermit den Antrag, daß die beschlossene Wasserleitung, wo bereits die Quellenfassung „In der Roth und Rothläufgen“ seit dem 29. Januar 1916 vollendet ist, in diesem Jahr gebaut wird. Der Gemeinderat sieht dies als das allernotwendigste Bedürfnis aller Gemeindeinteressen an. Auch in Anbetracht der höheren Sterblichkeit der Arbeiter und auch der vielen somit hier herrschenden und vorkommenden Krankheiten ist es dringend notwendig, daß dieselbe zur Ausführung kommt, weil sonst sämtliches hier vorhandenes Wasser verseucht ist. Der Preis für Röhren etc. stellt sich nach dem Kriege nicht billiger, sondern voraussichtlich teurer. Arbeiter sind ebenfalls noch zu haben. Auch Wasser ist genug vorhanden, was auch der stellvertretende Kreisbaumeister anerkannt hat.

 

An Stelle des als Geschäftsführer des Müllenbacher Dachschieferwerks GmbH ausscheidenden Bernhard Franzen (OFB 1197), wird am 23. Juni 1916 Herr Grubenbesitzer Peter Schmitz (OFB 4958) aus Müllenbach als Geschäftsführer bestellt und in das Handelsregister des Amtsgerichtes Mayen eingetragen.

 

Am 01. August 1916 wird durch die Regierung eine Abgabe auf die Post- und Telegrafengebühren eingeführt.

 

Im August 1916 werden die ersten Seifenkarten ausgegeben. Pro Person kann damit 50 Gramm Kernseife, oder 210 Gramm andere Seife oder Seifenpulver empfangen werden.

 

Die Kartoffelernte fällt im Jahre 1916 eher mittelmäßig aus. Gut sind die Ergebnisse bei der Getreideernte, besonders Hafer und Gerste bieten reichliche Ernte.

 

In großes Staunen setzt unsere Bevölkerung die jetzt (1916) an den Bahnhöfen in Kaisersesch und in Laubach-Müllenbach häufig zu sehenden weiblichen Schaffner in den Zügen, die sogar Herrenkleidung anlegen.

 

Die Aussaat der Winterfrucht dauert im Jahre 1916 bis November, manche Felder können nicht mehr bestellt werden. Letzte Oktoberwoche – 5 Grad, jedoch nur kurzfristig, Anfang November nochmals Kälte dann wieder milder und Regen bis Ende des Jahres.

 

Im J wird die Sammlung von Bucheckern angeordnet (Schulkinder) um die Ölnot etwas zu steuern. Etwa 100 kg werden von Müllenbach an die königliche Forstverwaltung abgeliefert, je kg 0,60 Mark. Die Hälfte der Sammlung dürfen die Kinder behalten.

 

Am 4. Dezember setzt, das von Seiner Majestät, angeordnete Glockengeläute aus Anlass des Sieges bei Argesul die ganze Gemeinde in großen Jubel. Viele meinen sogar die Friedens­glocken zu vernehmen.

 

Nur noch durchschnittlich 74 Schieferbrecher werden in diesem Jahr auf den Gruben im Kaulenbachtal beschäftigt.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1916 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (45/6.977); Altescherkaul (6/1.120); Müllenbacher Dachschieferwerk (-/-);  Mariaschacht (23/6.436).

 

1917: Der Winter 1916/17 ist einer der strengsten, den man seit langen Jahren erlebt hat. Die Durchschnittskälte beträgt im Januar – 15 bis -20 Grad. Am Morgen des 2. Februar zeigt das Thermometer - 25°. Der Schnee liegt 40 - 50 cm hoch. Mitte Februar tritt vorübergehend Tauwetter ein. Vom 20. Februar ab haben wir wieder erneut Kälte und heftigen Schneefall. Im Bereich des 8. Armee-korps werden wegen Kohlemangels sämtliche Schulen vom 7.- 17. Februar geschlossen.

 

Am 06. April 1917 erklären die Vereinigten Staaten von Amerika den Krieg gegen Deutschland. Bisher hatten sie lediglich die Engländer durch Anleihen und Waffenlieferungen unterstützt, aber nicht aktiv in den Kriegsverlauf eingegriffen.

 

Im Jahre 1917 wird der 1883 als Laienbruder in den Trapistenorden eingetretene Johann Joseph Tholl (OFB 6010), der sich seit 1887 in Amerika befindet, als ansässig im Campionkolleg in Praerie du Chien (Wisconsin) genannt. Seinerzeit stiftete Johann Joseph Tholl 50 Mark für die Vergoldung eines Messkelches und gemeinsam mit seiner Mutter Maria Elisabeth geb. Reuter im Jahre 1878 ein Bild des Kreuzwegs in der Pfarrkirche Müllenbach („Veronica reicht Jesus das Schweißtuch“).

 

Ab 16. April 1917 gilt die Rationierung von Brotgetreide. Jeder Selbstversorger, der bisher 9 Kg Brotgetreide monatlich erhielt, bekommt jetzt nur noch 6,5 Kg. Die pro Person wöchentlich zustehende Brotmenge wird von 1750 Gramm auf 1500 Gramm gekürzt.

 

  1. Juni 1917: Peter Klasen (Hieste Pitter), 19 Jahre alt, wird beim Klee mähen auf der Nick vom Blitz erschlagen. Der Blitz schlägt ihm direkt in den Kopf. Der Hut den er trägt, wird in viele Streifen zerfetzt, er befindet sich heute (2013) in der Ausstellung des Vereins zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte im Kulturzentrum Schieferregion in Müllenbach. Die Nachkommen des Peter Klasen, die Familie Jäger in Müllenbach hat den alten Hut als Andenken aufbewahrt.

 

Ende Juli 1917 gehen die beiden kleinen Glocken der Pfarrkirche in Müllenbach „Ave Maria" und „hl. Barbara" (die kleinsten) in den Krieg. Sie werden für die Produktion von Munition und Waffen benötigt.

 

Mai, Juni, Juli 1917 warm, wenig Regen, daher schlechtes Wachstum.

 

Im Sommer 1917 wird Müllenbach, wie auch die umliegenden Dörfer von Städtern (Hamsterern), die Lebensmittel aufkaufen wollen, überschwemmt. Dieselben bieten oft unerhört hohe Preise. Es sollen schon für 1 Pfund Butter 7 Mark bezahlt worden sein, desgleichen 50 Pfennig für ein Ei und bis zu 10 Mark für einen Liter Öl.

 

Vom 3. bis 17. Juli 1917 sind die 3 oberen Schuljahre beurlaubt, um an der Feldarbeit teilzunehmen. Die Herbstferien werden 10 Tage verlängert, damit die Kinder bei der Kartoffelernte mithelfen können.

 

Herbstwetter gut für Ernte und Aussaat, Winter bis Neujahr mild, Kartoffeln gut, Preis je Zentner 6,50 Mark, Obst und Gemüse ebenfalls gut. Auch die Obstbäume tragen schwer. Für den Zentner Zwetschgen werden 20 Mark gezahlt, Birnen ebenfalls 20 Mark, Äpfel, je nach Sorte 25 bis 40 Mark.

 

Am 11. Dezember stirbt in Flandern der Lehrer Wilhelm Theodor Fandel, der Anfang 1914 den Dienst an unserer Schule antrat, den Heldentod im Felde. Die Schulchronik berichtet: „Bei Ausbruch des Weltkrieges wurde er Ende August als Res. Unteroffizier eingerufen, war zuerst bei der Ausbildung der Rekruten beschäftigt und kämpfte später an der Ost – und Westfront. Er war mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Offizier-Stellvertreter der 5. Kompagnie, aktives Infanterie-Regiment Nr. 28. Geboren am 01. November 1885 in Haustadt, erhielt er seine Ausbildung als Volksschullehrer im Seminar zu Boppard, wirkte mehrere Jahre als Lehrer in Panzweiler, Pfarrei Blankenrath und Müllenbach. Bei Kriegsausbruch folgte er dem Rufe des Vaterlandes und fand, nachdem er 3 1/2 Jahre lang die größten Strapazen des Krieges mit christlicher Ergebenheit ertragen, am 11. Dezember 1917 in den schweren Kämpfen in Flandern den Heldentod fürs Vaterland, nachdem er kurz vorher zum Eisernen Kreuze erster Klasse eingereicht war. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhofe zu Meulebeke.“

 

Nur noch durchschnittlich 51 Schieferbrecher werden im Jahre 1917 auf den Gruben im Kaulenbachtal beschäftigt. Es werden nur noch 7.000 Meter Rohschiefer produziert.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1917 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (28/4.280); Altescherkaul (6/898); Müllenbacher Dachschieferwerk (-/-);  Mariaschacht (17/1.624).

 

Weimarer Republik (1918 – 1933)

 

1918: Winter 1917/18. Schon im November hatten wir heftigen Schneefall. Auch während des Dezembers hält diese Witterung an. Im Januar dagegen, tritt in der Nacht vom 15. auf den 16. plötzlich Tauwetter ein. Von da ab haben wir das schönste Frühlingswetter.

 

Wegen Knappheit von Heizmaterial in der Schule, findet Anfang 1918 der Unterricht in den Wintermonaten nur an den Vormittagen statt. Diese Regelung gilt auch für alle weiteren Schulen in der Bürgermeisterei Kaisersesch.

 

Auffallend viele junge Soldaten sind zu Beginn des Jahres 1918 aus dem Felde beurlaubt, allenthalben hört man von solchen, die nach Beendigung ihres Urlaubs nicht mehr zur Truppe zurückkehren möchten.

 

In Martental stirbt am 03. Mai 1918 Pater Tillmanns, der 1905 die "Gesellschaft der Göttlichen Liebe" gründete und eine Druckerei errichtete, in der er das Sonntagsblatt "Christliche Familie" herausgab. Er wird als erster auf dem neuen Klosterfriedhof beigesetzt. Pater Fischer und Professor Kalb führen nunmehr die Gründung Tillmanns in Martental weiter.

 

Es finden im Jahre 1918 Laubsammlungen zur Behebung des Futtermangels an der Front statt. Zuerst sammeln nur Schüler, später auch die Erwachsenen, da pro Zentner Laub 18 Mark bezahlt werden. Auch wird durch Aufruf die Bevölkerung angeregt, Brennesseln, Weißdornfrüchte, Roßkastanien und Eicheln zu sammeln. Ganz dringlich und herzlich wird ebenfalls um Abgabe getragener Kleidungsstücke gebeten.

 

Eine Folge des großen Krieges sind 1918 auch 10-15 Deserteure, die in unserem Gebiet ihr Unwesen treiben. Sie stehlen Hühner, Vieh, Lebensmittel und auch Geld. Vielerorts werden aus Furcht vor den Dieben Nachtwachen aufgestellt. Im Herbst sitzen alle Verbrecher hinter Schloss und Riegel.

 

231 Schüler besuchen im Jahre 1918 die Volksschule Müllenbach.

 

1918 wieder große Teuerung auch in unserer Region. Einige Beispiele: 1 Pfund Speck kostet 10-15 Mark, 1 Pfund Butter 12-20 Mark, 1 Pfund Schinken 20 Mark, 1 Ei 60 Pfennige- 1 Mark, 1 Liter Öl 25-30 Mark. Ein Anzug kostet bis zu 600 Mark, ein paar Schuhe 100-120 Mark. Den Bauer kostet 1 Schaf etwa 200 Mark, ein Ferkel 150-200 Mark und ein Fohlen bis zu 3000 Mark.

 

Im Juli 1918 wird unser amtierender Landrat (seit 1908) Dr. Freiherr von Hammerstein-Gesmold zum Regierungsrat nach Breslau berufen.

 

In der Endert verunglückt am 17. August 1918 der aus Laubach stammende und sich auf Fronturlaub befindende Johann Mohr. Er versucht mit einer Handgranate zu Fischen, bei der Explosion wird er getötet.

 

Auf Anordnung des Generalvikariats werden 1918 in den Kirchen des Bistums Bittandachten für den Frieden abgehalten.

 

Am 09. November 1918 tritt Kaiser Wilhelm II. ab und geht ins Exil. Friedrich Ebert (SPD) wird der neue Reichskanzler.

 

Am 11. November 1918 wird der Waffenstillstand zwischen Deutschland und den Alliierten geschlossen. Der Krieg ist beendet.

 

  1. November 1918: Nachts erscheinen in Müllenbach die ersten deutschen Truppen, Garde–Funker. Der Rückzug dauert bis 2. Dezember. Gardeartillerie, Stab der 2. Garde-Division, Sächs. Inf. Rgt. Nr. 393, Landwehr Rgt. Nr. 118, Westf. Inf. Rgt. Nr. 217, Armierungstruppen. Der Ort ist immer stark belegt, ebenso die Schul- und Wirtssäle. An zwei Sonntagen spielt die Regimentsmusik. Frostwetter begünstigt den Rückzug sehr. Die Soldaten werden aus Feldküchen versorgt. Sie führen lebendes Vieh, Fleisch, Kartoffeln, etc. mit. Die Schule fällt während des Durchmarsches aus und beginnt erst am 5. Dezember wieder.

 

  1. Dezember 1918: Amerikanische Besatzungssoldaten erscheinen, sie nehmen die Schulsäle als Quartier in Besitz und ziehen am 11. Dezember weiter. Mit ihrem Autopark bringen sie viel Unruhe ins Dorf, da sie sich wohl besonders vernehmbar machen wollen.

 

Am 14. Dezember 1918 führt der Junggesellenverein erstmalig seit dem Krieg wieder seine Generalversammlung mit Neuwahlen durch. Die letzten Eintragungen in die Vereinschronik wurden am 04. Juli 1914 anlässlich einer Versammlung in der Gastwirtschaft Steffes-holländer getätigt. Anlässlich der heutigen Generalversammlung wird mit dem Gastwirt Steffes-holländer der Vertrag für die Durchführung des Kirmesballs geschlossen. Die Neuwahlen bringen folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender, Josef Scheider / 2. Vorsitzender, Josef Salchert / Kassierer, Nikolaus Schmitz / Schriftführer, Josef Stoll / Kassenrevisoren, Michel Schweitzer und Josef Peters.

 

  1. Dezember 1918, die nächsten Amerikaner erscheinen in Müllenbach, beziehen Quartier bis 4. April 1919. Infanterie und Autopark mit 4 Feldküchen. Die Häuser sind stark belegt, jedoch ohne Verpflegung. Am Schulhaus entsteht die größte Unruhe durch die Autos, die Autoschmiede und die Pferde, die im Spritzenheim und im Keller stehen. Durst haben die amerikanischen Soldaten wenig, das Wirtshaus dürfen sie nur von 3–5 Uhr besuchen. Ihr Sold ist auch noch nicht sehr hoch, dass ändert sich später. An den Zahltagen kaufen sie besonders Andenken von geringem Wert. Sie versuchen auch eiserne Kreuze zu erwerben (10 – 30 Mark).

 

Ende des Jahres 1918 wird die Grube „Müllenbacher Dachschieferwerk“ wieder eröffnet.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1918 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (35/4.400); Altescherkaul (7/851); Müllenbacher Dachschieferwerk (4/Aufräumarbeiten-);  Mariaschacht (14/-).

 

1919: Am 1. Januar 1919 wird der Schulamtsbewerber Anton Kreuser aus Mayen mit der Verwaltung der II. Lehrerstelle (3. Und 4. Schj.) an unserer Schule beauftragt. Nach 1 ½ jährigem Besuch der des Seminars in Münstermaifeld wurde er während des Krieges eingezogen, in Rußland verwundet und in Mayen im Lazarett zur Heilung untergebracht. Während seiner Genesungszeit unterrichtete er mehrere Monate aushilfsweise am Gymnasium und machte im Sommer 1918 die Entlassungsprüfung als Externer.

 

Am 07. Januar 1919 wird Curt Wilhelm von Letto-Vorbeck zum neuen Landrat unseres Heimatkreises ernannt.

 

Am 19. Januar 1919 finden die Wahlen zur Nationalversammlung statt.

 

Am 26. Januar 1919 finden die Wahlen zum preußischen Landtag statt.

 

Winter 1918/19. Der Winter zeichnet sich bis Anfang Februar durch große Nässe aus. Dann setzt grimmige Kälte ein, die aber nur kurze Zeit anhält. Auch die letzte Hälfte des Februars und 1. Hälfte des März sind wieder sehr feucht. Schnee lag nur während ganz kurzer Zeit.

 

Jeder Deutsche über 12 Jahre muss im Jahre 1919 einen Pass mit Lichtbild bei sich tragen, so die Anordnung der amerikanischen Besatzungstruppen.

 

Die amerikanische Besatzungsmacht verfasst 1919 für den Ort Müllenbach eine Verordnung, die einen Rückschluss auf die hygienischen Verhältnisse der damaligen Zeit zulässt: Absatz 1 im Originaltext: „Es ist streng verboten zu scheissen neben die Hauser oder auf die Strassen. Aborten mussen immer sauber sein. Dieselbe mussen in jeden Fach mit Grueber eingerichtet werden, um mannschliche Abfall (Schmutz) zuhalten. Diejenige keine Grueber haben muss fuer dieselbe Grueber beschafft werden. Das muss sofort gemacht werden. Alle Aborten mussen sofort von die Grunde der Grube bis zu dem Sessel (Gesitz) gruendlich gemauert werden, mit allen Spalten und Loecher vorsichtigt vermacht, so keine Fliege hineinkommen koennen, Decken fuer den Sessel (Gesitz) muss sofort besorgt werden. Der Sessel (Gesitz) muss immer bedeckt sein, so keine Fliegen hineinkommen koennen. Darueber alle Aborten mussen durchaus Fliegeloss sein.“

 

Der U.S.-General und Oberbefehlshaber Pershing nimmt am 18. März 1919 in Büchel, Ortsteil Chauseehaus eine große Siegesparade mit ca. 30.000 amerikanischen Soldaten ab. Die Soldaten biwakieren rings um das Chauseehaus in Zelten bevor der Oberbefehlshaber die Parade abnimmt.

 

Am 10. April 1919 stirbt morgens um 10 Uhr durch ein Unglück beim Bahnbau in Pommern Herr Jakob Welter (35) aus unserer Pfarrei (Leienkaul). Er hinterlässt seine Ehefrau und 6 Kinder.

 

In unserem Amtsort Kaisersesch wird 1919 eine Landwirtschaftsschule eingerichtet.

 

Mit dem 11. April 1919 endigt das alte Schuljahr. Mit Beginn des neuen Schuljahres, am 29. April 1919 besuchen insgesamt 204 Kinder die Volksschule Müllenbach.

 

Die amerikanische Besatzung genehmigt im April 1919 wieder den normalen Postverkehr. Ebenfalls genehmigt die Besatzungsmacht die Abhaltung der Fronleichnamsprozession.

 

  1. April 1919 aus dem Gemeinderat: Nach dem Krieg sucht man im Laubacher Flur wieder nach Wasser zur Anlage einer Wasserleitung für Müllenbach. Es findet sich jedoch keine ausreichende Quelle. Der Gemeinderat bittet dringend, dass mit der Ausführung der zentralen Trinkwasserleitung für den Ort Müllenbach sobald wie möglich begonnen wird.

 

Schon ein Jahr nach dem Wiederaufleben des Junggesellenvereins gelingt es im Jahr 1919, trotz großer Schwierigkeiten, unter reger Beteiligung, mit Musikbegleitung die jährliche Maitour durch Hochpochten zum Kloster Waldfrieden durchzuführen, wo gar Frohsinn und Geselligkeit spürbar werden, die für alle in diesen schweren Zeiten so wichtig sind.

 

Beim Aufbau eines Stollens auf Grube Colonia erleidet 1919 ein Mann aus Müllenbach durch Absturz vom Gerüst schwere Verletzungen.

 

Im Juni 1919 bereitet sich die Dorfbevölkerung auf das erste Stiftungsfest des Junggesellenvereins nach dem Kriege vor. Für Fremde beträgt der Eintritt bei den Tanzveranstaltungen 10 Mark (Inflation!); unter Punkt 3 ihrer Regularien regeln die Junggesellen: "Das Schmücken des Saales durch Kränze und Girlanden soll erfolgen durch unsere Jungfrauen."

 

Die Grube Maria-Schacht erhält im Jahre 1919 eine neue Fahrtvorrichtung (Dampfbetrieb) die demnächst elektrisch betrieben werden soll.

 

1919 bis 1922 erfolglose Versuche die Grube „Nicolausstollen“ auf Privatgrund bei Laubach zu reaktivieren.

 

Am 01. Juli 1919 befasst sich der Gemeinderat Müllenbach wieder mit dem Schieferbergbau, schließt einen Pachtvertrag mit der Firma Helff ab und erteilt nachträglich „Ihre Zustimmung zum Bau der Schmalspurbahn“. (Diese ist seit 1911 in Betrieb). § 9 dieses Vertrages sagt folgendes: „Die Pächterin hat in dem Walddistrikt Hexenkäulchen der Gemeinde Müllenbach eine Schmalspurbahn gebaut, zu deren Anlage und Betrieb die Gemeinde hierdurch ihre Zustimmung erteilt. Eine besondere Vergütung dafür wird nicht beansprucht, dieselbe ist vielmehr in dem oben erwähnten Pachtvertrag enthalten“.

 

Im Juli des Jahres 1919 verlassen die letzten amerikanischen Besatzungstruppen unseren Ort, viele der US-Soldaten werden in die USA zurückgeführt.

 

Ab 15. Juli 1919 wird Ernst Jakobi aus Helsta als Betriebsleiter im Müllenbacher Dachschieferwerk vorgeschlagen. Anfang August wird Jakobi als Betriebsleiter des Müllenbacher Dachschieferwerks vom Bergamt Koblenz bestätigt und anerkannt.

 

Die Schulchronik Laubach berichtet 1919: Infolge des Krieges war die Arbeit auf den Schiefergruben fast ganz zum Stillstand gekommen. Es fehlte an Arbeitskräften und Material. Nach Beendigung des Krieges begann allmählich wieder der alte Betrieb. Im April erfuhren die Löhne eine merkliche Aufbesserung. Der Durchschnittslohn beträgt jetzt pro Tag 12 Mark bei 8-stündiger Arbeitszeit. Zunächst war es geboten; umfangreiche Reparaturarbeiten vorzunehmen. Die Stollen, welche sich im Laufe der Zeit mit Wasser gefüllt hatten, wurden trocken gelegt und neu verbaut. Beim Aufbau eines Stollens auf Grube Colonia erlitt ein Mann aus Müllenbach durch Absturz vom Gerüst schwere Verletzungen. In den tiefer gelegenen Stollen kann bis zur Stunde noch nicht gearbeitet werden. Es fehlt auch jetzt noch an den nötigen Arbeitskräften. Ein großer Teil der Leute arbeitet auf Brikettfabriken in Köln und Umgebung, die meist höhere Löhne zahlen. Die Grube Maria-Schacht erhielt eine neue Fahrtvorrichtung (Dampfbetrieb))die demnächst elektrisch betrieben werden wird.

 

Der im Krieg zum Tambourmajor ausgebildete Johann Buschwa (Kipp Hannes) (OFB 0695) gründet im Jahre 1919 einen Spielmannszug in Müllenbach. Er besteht aus Flötisten: Josef Ring (Rings Josef), Josef Felser (Miesjes Josef), Matthias Krämer (Baste Mattes). Die Trommeln spielen: Heinrich Gerhards (Knewwels Hein), Peter Gilles (Irme Pitter). Der Tambourmajor, wie bereits erwähnt, Johann Buschwa.

 

Die Unsicherheit nimmt im Jahre 1919 wieder zu in unserem Amt. Die Angst vor dem sogenannten „Stumpfarm“ geht um. Johann Wilhelm Mayer, geb. 1886 in Ürsfeld gilt als der gefährlichsten Verbrecher der Umgebung. 1918 ermordet er seine Geliebte Maria Dahm aus Mayen, im Februar 1919 Maria Folk, ebenfalls eine Geliebte, im Wald bei Masburg, im März Nikolaus Schüller aus Kalenborn, im April Lorenz Reuter aus Masburg, im Jahre 1920 findet man im Wald bei Illerich eine weitere ehemalige Geliebte des Mörders tot im Wald, sie ist seit Mai 1919 als vermisst gemeldet. „Stumpfarm“ wird am 10. August 1919 in der Nähe von Eulgem gefasst.

 

Ende August 1919 wird durch die Rheinische Basaltwerke AG mit der Anlage neuer Basaltgruben auf dem Hoechstberg begonnen. Der Betrieb soll einen größeren Umfang erhalten, etwa 400 bis 500 Beschäftigte. Zurzeit werden nur Vorarbeiten gemacht. 80 Mann, meist Laubacher, arbeiten an der Stelle Tag- und Nachtschicht. Bis zum 1. Januar 1920 sollen die Vorarbeiten beendet sein. Der Betrieb erhält ein Anschlussgleis an die Bahnlinie Andernach - Gerolstein.

 

Die Firma Rother übernimmt im Jahre 1919 das Kaisersescher Dachschieferwerk.

 

Am 01. September 1919 zieht sich Unternehmer Matthias Joseph Helff, der gemeinsam mit Dominikus Zerwas am 13.03.1853 die Grube Colonia gründete, ins Privatleben zurück. Als nach dem Krieg die politische Beeinflussung der Arbeiter zunimmt, kann sich Helff, der immer ein besonders gutes Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgeber auf der Grube Colonia gepflegt hat, mit diesen neuen Verhältnissen nicht identifizieren. Der Rückzug ins Privatleben ist die Folge hieraus.

 

Im Jahre 1919 ist die Obsternte wieder einmal sehr gut ausgefallen, allerdings nur mittelmäßige Erträge bei den Hackfrüchten und geringe Erträge bei der Körnerfrucht.

 

Amr 2. November 1919 muss im ganzen besetzten Gebiet wegen Kohlenmangels der komplette Zugverkehr stillgelegt werden. Das bedingt auch eine Stockung bei der Post. Die Polizeistunde wird, um Licht zu sparen, allgemein auf 11 Uhr festgesetzt.

 

Durch die Bestreikung der Kohlenreviere bleibt die Versorgung mit Kohle zu Beginn des Winters 1919 aus. Tragisch, da der Schnee schon sehr früh fällt und die Kälte in die Häuser zieht.

 

Zwischen 1919 und 1923 sind etwa 70 bis 100 Arbeiter auf der Grube „Müllenbacher Dachschieferwerk“ beschäftigt.

 

Wegen der Kohlenknappheit wird der Beginn der Weihnachtsferien 1919 vorverlegt.

 

Der Junggesellenverein Müllenbach stellt den Kriegsbeschädigten 500,- Mark zur Verfügung und unterstützt auch weiterhin nach seinen Möglichkeiten Kirche und Dorfvereine. Am 26. Dezember 1919 wird die Ämterverteilung innerhalb des Vereins in der Weise beschlossen, wie sie auch in moderner Zeit noch besteht. Weitere Neuregelungen treten in Kraft: Wer unentschuldigt bei Versammlungen in den Wirtshäusern Steffes-Holländer, Steffes-Ollig, Steffes-Lay oder Klee fehlt, hat 0,50 Mark zu zahlen. Ein Kännchen Cognac steht auf der Rechnung desjenigen, der bei Festzügen, an denen übrigens weiß gekleidete Damen und Reiter teilnahmen, nicht erscheint. Auch bei der vierteljährlichen Gemeinschaftskommunion und dem Junggesellenamt darf niemand fehlen. (Strafe: 2 Kännchen Cognac).

 

Am 26. Dezember 1919 führt der Junggesellenverein seine Generalversammlung in der Gastwirtschaft Steffes-ollig durch. Die Neuwahlen des Vorstands bringen an diesem Tage folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender, Matthias Schmitz I (OFB 4911) / 2. Vorsitzender, Theodor Peters / Kassierer, Nikolaus Schmitz I. Alle weiteren Positionen müssen wegen Abbruch der Versammlung, bei der nächsten Versammlung im Januar 1920 besetzt werden.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1919 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (45/6.007); Altescherkaul (8/620); Müllenbacher Dachschieferwerk (69/7.650);  Mariaschacht (22/1.676).

 

1920: Auch im neuen beginnenden Jahr 1925 wirken die Kriegsfolgen noch immer weiter. Wenn auch die ersten schwierigen Wirtschaftskrisen anscheinend etwas überwunden sind, so zeigen sich jetzt ständig ansteigende Preise auf allen Gebieten der Lebenshaltung. So kommt es, dass manches, was angeboten wird, aus Geldmangel nicht gekauft werden kann. Das Gefüge der Währung ist völlig erschüttert. Genau so starke Schäden zeigen sich auf moralischem Gebiet (so berichtet ein Chronist in Mayen).

 

Im Januar 1920 beginnt die Gesellschaft Schluckert mit der Ausführung der elektrischen Hochspannungsleitung zur Lichtversorgung in Müllenbach. Anfang September brennt das Licht im Ort, so dass die lichtarme Zeit ein Ende nimmt.

 

Am 10. Januar 1920 führt der Junggesellenverein Müllenbach in der Gastwirtschaft Steffes-lay Versammlung mit Neuwahlen des Schriftführers und des Fahnenträgers durch. Die Wahlen bringen folgendes Ergebnis: Schriftführer, Johann Stoll II (OFB 5807) / Fahnenträger, Franz Felser. Josef Steffes-ollig wird zum Ehrenpräsidenten gewählt.

 

In wirtschaftlicher Hinsicht ist ständiges Steigen der Preise und Löhne im Jahre 1920 zu verzeichnen. So heißt es allenthalben: „Auf der Grube gibt es hohen Lohn“, als für die Achtstundenschicht etwa 25 Mark gezahlt werden. Gegen Schluss des Vierteljahres empfangen tüchtige Akkordarbeiter sogar 43 Mark den Tag.

 

183 Kinder besuchen im Jahre 1920 die Volksschule Müllenbach. Am 01. März 1920 verlässt Schulamtsbewerber Anton Kreuser aus Mayen unsere Schule. Seit dem 01. Januar 1919 verwaltete er dieses Amt. Sein Nachfolger wird Lehrer Paul Stegmann aus Danzig (er wurde „der Pole“ genannt). Er schreibt: „Durch die mißliche Entwicklung der politischen Verhältnisse, aus meinem seit Februar 1920 an Polen abgetretenen Heimatstädtchen Tuchel (In der Tucher Heide ehemalig Westpreußen, früher polnisch Pomerellen) ausgewiesen, wurde mir von der Fürsorgestelle für ausgewiesene Lehrer - Berlin die kommissarische Verwaltung der hiesigen 2. Lehrerstelle übertragen. Am 1. März 1920 übernahm ich diese Stelle. Ungeachtet meiner streng deutschen - nationalen Gesinnung, meines deutschen Namens - Paul Stegmann - hat mich der Volksmund wegen des berüchtigten Himmelsstiefels, dem ich entkommen bin, zum „polnischen Schullehrer“ gemacht (weiteres in der Schulchronik).

 

Im Jahre 1920 erneuter Ausbau der Produktion und der Belegschaft auf der Grube „Maria Schacht“

 

Im Jahre 1920 wieder erfolgloser Versuch die Grube Martenthal, im Staatsforst bei Leienkaul in Betrieb zu nehmen. Die Grube wurde erstmalig von 1819 bis 1833 betrieben.

 

Seit 1920 gibt es das „Betriebsrätegesetz“, so werden auch auf den Gruben im Kaulenbachtal Betriebsräte eingesetzt. Die Unternehmer beklagen sich in der Folge, „die Betriebsräte verstehen den Sinn der Gesetze nicht“.

 

Die Monate Mai 1920 und Juni 1920 bringen eine erregte wirtschaftliche Auseinandersetzung zwischen Arbeitgebern und Schieferbrechern. Mit der Begründung dass der wirtschaftliche Wettbewerb mit den Ziegelplattenfabrikanten zu einer Herabsetzung der Löhne zwinge, kündigen die Unternehmer den Tarifvertrag. Die Arbeiter erklären sich mit den neuen Löhnen nicht einverstanden und arbeiten etwa 10 Tage nicht. Unterdessen wird zwischen beiden Teilen verhandelt. Schließlich nehmen die Schieferbrecher die Vorschläge an. Jüngere Arbeiter sind gegenüber den früheren Löhnen schlechter gestellt, für verheiratete ist keine nennenswerte Änderung eingetreten.

 

1920 ist das Jahr der Gründung des „MGV Sängerlust". Der Verein wird von Josef Steffes-Ollig (Olles Josef) als Dirigent, Josef Gilles (Simmens Wähner), Matthias Gilles (Simmens), Heinrich Stoll (Jungs Rickes), Heinrich Stoll (Jungs Schoster), Josef Lehnen (Kalema Jippes) und Matthias Schmitz (Hieste Mättes) gegründet.

 

Die Pflasterung der Dorfstraßen, mit der 1912 begonnen wurde, wird im Bereich der Kirche im Jahre 1920 fortgesetzt.

 

Die Lebensmittelpreise klettern 1920 nach oben herauf, wie man will. Zuletzt klettert das Pfund Butter 25 Mark, Kartoffeln gehen auf 30 bis 50 Mark den Zentner, Rindfleisch 15 Mark, Schweinefleisch 20 Mark. Eier – das einzige Nahrungsmittel – sanken im Preis von 3 Mark im Winter auf 1,60 Mark. Schuhe stehen unerschwinglich hoch: 300 bis 750 Mark Kleiderstoffe ebenso 2000 Mark für einen Anzug. Zwirn ist, vom Wein abgesehen, der 20000- 25000 pro Fuder kostet – am meisten gestiegen.

 

Am 06. Juni 1920 diesen Jahres finden Reichstagswahlen statt.

 

Der Junggesellenverein vergrößerte sich im Jahre 1920 zusehends, besucht z. B. im Juni 1920 mit 70 Mitgliedern als ältester und stärkster Verein zu Fuß den Bruderverein in Büchel, obwohl wiederholt Streitigkeiten, interne Querelen und persönliche Auseinandersetzungen das Vereinsleben stören.

 

Eine frostige Nacht gibt es zwischen 07. und 08. Juni 1920. Kartoffeln und Erbsen nehmen großen Schaden.

 

Die Lebensmittelpreise steigen im Jahre 1920 weiter erschreckend. Nicht alles ist in der Knappheit begründet. Es wird erheblich gewuchert. Am 01. Juli 1920 bezahlt man für Süßrahm-Margarine pro Pfund 10 Mark. Am 08. Juli 1920 schon 16 Mark, Rindfleisch kostet 12 Mark, Schweinefleisch 13 Mark.

 

Einen klaren Blick in die wirtschaftliche Lage 1920 gewährt nachfolgende Aufstellung. Drei Mark einst und jetzt. Was bekam eine Hausfrau vor dem Krieg für 3,- Mark? Wie liegen die Preise heute? (26.August 1920) Ware früherer Preis, (jetziger Preis) 1 Pfund Kalbfleisch 1,2o Mark (3o Mark), 2 Pfund Butter o,6o Mark (15 Mark), 1 Blumenkohl o,25 Mark (5 Mark), 1 Pfund.Zucker o,2o Mark (2 Mark), 5 Eier o,3o Mark (10 Mark), 1/4 Pfund Fett o,2o Mark (4 Mark), 1/4 Pfund Hackfleisch o,2o Mark (5 Mark),  ½ Liter Essig o,o5 Mark (o,75 Mark).

 

Am 21. September 1920 – Die Eheleute  Matthias Gorges (OFB 1460) und Katharina geb. Klasen verkaufen der Witwe Anton Koch, Margareta geb. Krümmel, handeln in ihrer Eigenschaft als Bevollmächtigte der Herrn Albert Koch, Kaufmann in Recklinghausen und Geschäftsführer der Firma Albert Koch & Cie. GmbH, drei Grundstücke in Müllenbach. In der Bestattungsliste Müllenbachs werden Matthias und Katharina Gorges nicht mehr aufgeführt. Sind wahrscheinlich nach dem Verkauf verzogen.

 

Der moralische Abstieg des deutschen Volkes, der zu beobachten ist, reißt auch gewaltige Lücken in unsere Heimatkultur: Man muss sie hören die neuen Propheten – meistens junge Burschen – wie sie verkünden: alte Leute wissen noch nicht wofür sie auf der Welt sind, schaffen von morgens bis abends für paar „Knöpp“. Man muss die Wirtshäuser sonntags besuchen und wird zurückschrecken vor der Flut schlechter Stadtkultur, die bis hierhin Wellen schlägt. (So schreibt der Chronist für das Jahr 1920 in Laubach).

 

Im vergangenen Sommer 1920 jagte eine Tanzmusik die andere, und mancher Jüngling und manches Mädchen eilten Sonntag für Sonntag zum Tanzvergnügen. War es vergangenen Sonntag auf dem Laubacher Bahnhof, so diesen in Müllenbach und den nächsten in Hauroth oder auf der Schönen Aussicht oder in Kaisersesch oder sogar wieder auf dem Laubacher Bahnhof.

 

Bemerkenswerte Zahlen aus dem Jahre 1920: Höchstpreise für Roggen 165 Mark pro Zentner, Weizen 179 Mark pro Zentner, Gerste u. Hafer 16o Mark pro Zentner.

 

Am 15. Oktober 1920 fährt die letzte Postkutsche auf der Strecke Kaisersesch-Cochem. Die Zeit der Postkutschenverbindungen an die Mosel ist damit nach 67 Jahren (erste Fahrt am 01. April 1853) Geschichte.

 

Am 22. November 1920 fällt das Termometer auf Minus 10 Grad. In den kommenden Tagen frieren viele Bäche und Brunnen zu.

 

Teuere Christbäume sind im Jahre 1920 in Aussicht. Man rechnet mit einem Stückpreis von 20 - 25 Mark.

 

Nach 1920 gibt es keine Informationen mehr über den Betrieb der Feldbahnbahn Grube Mariaschacht zur Verladestation an der Eifelquerbahn im Masburger Wald. Vermutlich wird die Strecke in diesem Jahr stillgelegt.

 

Ende des Jahres 1920 wird Theater gespielt. In Müllenbach betätigt sich der Männergesangverein der Arbeiterverein und die Jungfrauenkongregation auf diesem neuen Gebiet.

 

Insgesamt werden in der Region Müllenbach, Laubach Leienkaul im Jahre 1920 32.421 Meter Rohschiefer gefördert und verarbeitet.

 

Arbeiter- und Produktionszahlen der Gruben in der Schieferregion Kaulenbachtal des Jahres 1920 (Arbeiter / Rohschiefer in Meter):

Grube Colonia (46/5.912); Altescherkaul (9/1.199); Müllenbacher Dachschieferwerk (81/12.847);  Mariaschacht (60/12.403).

 

Chronologische Geschichtsdaten der Gemeinde Müllenbach und ihrer direkten Umgebung. Erstellt und gepflegt durch Dieter Laux. Der Inhalt vorliegender Chronologischer Auflistung entstammt tausenden von Einzelquellen, deren Detailauflistung die Gesamtseitenzahl sprengen würde. Jeder Eintrag ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne vorherige Zustimmung des jeweiligen Verfassers bzw. des Rechteinhabers nicht zu anderen als rein privaten Zwecken verwendet werden. Änderungen dürfen nicht vorgenommen und Vervielfältigungsstücke ohne Genehmigung nicht verbreitet werden.)