Mit dem Stallbesen hieb der Bauer auf die Hexe ein

 

In Laubach stand eine Frau schon lange im Verdacht der Hexerei. Da sie mit einem benachbarten Bauern in Streit geriet, suchte sie ihm in Haus und Hof zu schaden. Eines Morgens gewahrte der Bauer beim betreten des Viehstalles, daß sein bestes Pferd so naß geschwitzt war, als sei es mit Wasser begossen worden. Dazu waren Mähne und Schwanz des Tieres zu wirren Strähnen und Knoten verpflochten. Das wiederholte sich in der nächsten Nacht. Der Bauer beschloß daher, in der dritten Nacht bei seinem Gaul zu wachen. Er drückte sich in eine dunkle Ecke ins Stroh. Punktum zur Mitternachtsstunde ging leise die Stalltür auf – und herein schlich eine riesige , schwarze Katze. Ihre Augen funkelten wie glühende Kohlen. Sie sprang auf den Rücken des Pferdes und flocht Mähne und Schwanz zu wirren Knoten. Daraufhin bearbeitete die Katze mit ihren Krallen den Pferderücken. Vor Schmerzen ging der Gaul hoch, hinten und vorne ausschlagend. Er ließ sich fallen und wälzte sich gräßlich wiehernd über den Boden. Aber die Katze trieb ihre Quälereien weiter. Da packte den Bauern die Wut. Er ergriff den Stallbesen und hieb in Zorn und Empörung auf die Katze ein. Sogleich begann sie mit menschlicher Stimme erbärmlich aufzuheulen und zu schreien. Erstaunt ließ der Mann nach und in eiligen Sätzen verschwand die Katze aus dem Stalle. Am anderen Morgen ging jene als Hexe verschriene Frau hinkend und mit verbundenem Kopfe an dem Haus des Bauern vorbei.

 

 

 

 

( Quelle: Aloys Fröhlich, Am Sagenborn der Heimat IV, von 1957, Bearbeitet von Dieter Laux )