Das Geldfeuerchen in Müllenbach

 

Der alte Hoffmann hatte eine fleißige Magd, die Frühaufsteherin war. Wenn im Haus noch alles schlief, hantierte sie schon in der Küche. Eines Morgens wollte es ihr nicht gelingen, daß Feuer zum Kochen des Kaffeewassers anzufachen. Sie hatte schon ein großes Stück Zunder verbraucht, aber die "Plotzen"(1) wollten und wollten kein Feuer fangen. Wie das Mädchen nun zur offenstehenden Haustür hinausschaut, sieht es auf "Hoffmanns Pesch"(2) ein Feuerchen brennen. Schnell greift das Mädchen nach der Küchenpfanne und läuft zum Feuer hin. Ein Häufchen Kohlen in die Pfanne scharren und dann nach Hause stürmen, ist eins, aber, oh weh!?

Wie das Mädchen die Kohlen auf den Plotzen kippt, ist alles schwarz. Die Kohlen sind verlöscht.

Das Mädchen läuft ein zweites Mal zum Feuer. Aber auch diese Kohlen sind aus, ehe sie die Plotzen im Haus angefacht haben. Zum dritten mal versucht das Mädchen sein Glück. Wie es zum Feuer kommt, sitzen da drei schwarze, fürchterlich aussehende Gesellen. Der eine sagt: "Mädchen, wenn du dich nochmals unterstehst herzukommen, drehen wir dir den Hals um!" Ganz verstört kommt das Mädchen in der Küche an. Stockend erzählt sie ihrem Herrn, was sie auf dem Pesch erlebt hat. Der alte Hoffmann, der wohl schon von den Geldfeuerchen gehört hatte, sagte: "Geh, Mädchen, leg dich wieder ins Bett. Ich mache das Feuer an."

Wie der Bauer nach den verlöschten Kohlen schaut, leuchten ihm statt der Kohlen lauter blanke Kronentaler entgegen.

 

Zu (1) Herde kannte man damals noch nicht. Das Holz wurde auf eine etwas erhöhte Stelle des Fußbodens gelegt. Im Sommer verbrannte man Plotzen (Reisig), im Winter Schafterholz. Über dem Feuerstand befand sich der dreibeinige Henkelkessel, der mit Hilfe des "Feuerhals" beliebig hochgezogen werden konnte.

 

Zu (2) Da, wo heute das 1844 erbaute Hoffmanns Haus steht. Hoffmanns Winkel, der schmale Pfad zwischen "Eiesch" (ehem. Goldschmitts) und "Schostesch" Garten bis zum Hoffmanns Pesch.

 

(Quelle: Nacherzählung von Werner Wendel . Beitrag zum Kreis- Jahrbuch Cochem-Zell 1985, Bearbeitet von Dieter Laux)

</body> </html></HTML>