Katholischer Junggesellenverein "Glück auf" Müllenbach

Im Jahre 2002 konnte der Junggesellenverein Müllenbach sein 125jähriges Bestehen feiern. Seit seiner Gründung 1877 erlebte der Verein gute und schlechte Zeiten. Die Geschichte über die 125 Jahre seines Bestehens soll hier nochmals erwähnt und festgehalten werden, so dass nachfolgende Generationen sich ein Bild zur Vereinsgeschichte machen können. Es gilt darum in Rückschau noch einmal die wichtigsten Ereignisse des Vereinsgeschehens festzuhalten und die Mühen vergangener Generationen zu würdigen.

Nachdem Napoleon (1794 - 1814) die alte Ordnung zerstört hatte, ohne etwas Neues an deren Stelle zu setzen, war es still geworden um die Eifel. Auch die Zeit der Preußen in unserem Gebiet änderte daran nicht sehr viel. In einer Zeit größter Armut wurden Sammlungen "zur Linderung der Hungersnot" abgehalten.

Am 30.07.1876 wurde von Hauptmann Josef Ring der Junggesellenverein Müllenbach gegründet, der allerdings offiziell "Glück auf 1877" hieß. Jedes männliche Mitglied, welches das 17. Lebensjahr erreicht hatte und bereit war, einen Monatsbeitrag von 0,25 Mark zu entrichten, wurde in den neu gegründeten Verein aufgenommen, wobei Vorbedingung war, dass sich der Jugendliche bis dahin gut geführt hatte. Man hatte sich zum Ziel gesetzt, die einheimischen Junggesellen zu einen und einen Beitrag zum Allgemeinwohl zu leisten.

Ein Hauptmann, ein Fähnrich, zwei Zugführer, die Sektionsführer und der Pastor als Ehrenmitglied führten den Verein. § 13 der ersten Satzung verpflichtete jedes Mitglied zu anständigem Betragen in der Kirche und im öffentlichen Leben. Mit einem Vertrag vom 25. April 1887 zwischen Kirchenvorstand und dem Junggesellenverein verschenkte dieser seine Vereinsfahne mit dem Bilde des hl. Aloisius und des hl. Josef der Pfarrkirche unter der Bedingung, sie bei allen Feierlichkeiten des Vereins aufzuhängen oder tragen zu lassen. Als wesentlichen Punkt (§ 3) stellte die Schrift heraus, dass bei Hochzeiten der Fahnenschmuck entfällt, "sollte sich die Braut vorher schlecht betragen haben."

Zur damaligen Zeit zahlte man aus der Sterbekasse trauernden Mitgliedern 5 Groschen, nicht mehr wie früher 1/2 Liter Wein. Es wurden Schärpen, Signalhörner und Liederbücher für die Gesangsabteilung des Junggesellenvereins angeschafft. Neben der genannten Gesangsabteilung bestand im Verein ebenfalls noch eine Tambourabteilung. Die Vereinsbälle fanden Fastnachtsmontag nach dem Maskenzug und am Sonntag nach "Peter und Paul" statt, sowie an den drei Kirmestagen. Damals wie heute pflegten die Junggesellen alte Sitten und Bräuche: Singen der Hillige für die zukünftigen Ehefrauen aus dem Ort (die vorher vom zukünftigen, auswärtigen Mann frei gekauft werden mussten!), Theateraufführungen in den Vereinssälen, Aufstellen und Verlosen des Maibaums, Eiersammlung und Versteigerung der Mädchen am Pfingstmontag, Tragen des Baldachins an Fronleichnam, Tragen der Vereinsfahne bei Hochzeiten, Begräbnissen von Mitgliedern, jährlichen Maitouren, Organisation und Durchführung des Kirchweihfestes. Verstorbenen Vereinsmitgliedern wurden die 1. Messe und die Sargkosten gestiftet.

Die schriftliche Vereinschronik beginnt bis auf einen Vermerk der Gründungsversammlung 1876 erstmals mit weiteren Eintragungen mit einem Sitzungsbericht vom 4. Februar 1912.

Am 31 Juli 1914 überbrachte ein Reiter aus Kaisersesch die Erklärung der Kriegsbereitschaft. Das kleine Dorf, dessen Bewohner noch vor Stunden friedlich und sorglos zusammengelebt hatten, war in größter Unruhe, die Menschen entsetzt und betroffen. Die Bergleute kehrten früher von der Arbeit heim: es war ihnen gesagt worden , es gäbe Krieg. Bestürzt versammelte man sich vor einem Plakat am Schulhaus, dass die Schreckensnachrichten bestätigte. Frauen kehrten weinend in ihr Heim zurück, die Männer zeigten sich ruhig, aber sehr ernst.
Schon für den 2. August 1914 erhielten einige Männer telegraphisch den Einberufungsbescheid. In den folgenden Tagen verliessen viele Müllenbacher Männer ihre Heimat, Familie und Freunde. An ein Vereinsleben war nicht mehr zu denken, viele Mitglieder standen in tapferem Dienst für ihr Vaterland, den allzu viele mit dem Leben bezahlen mußten.

Größte Not und Entbehrungen konnten die Dorfjugend nicht davon abhalten nach dem Krieg schon im Dezember 1918 das Vereinsleben wieder aufzunehmen. Die Versammlung wählte Josef Schneider, Josef Salchert, Nikolaus Schmitz und Josef Stoll in den Vorstand und nahm neue Mitglieder auf. Diese Zusammenkünfte der Junggesellen mussten allerdings von der amerikanischen Behörde genehmigt werden.

Schon ein Jahr später gelang es trotz heute nur schwer vorstellbarer Schwierigkeiten, unter reger Beteiligung, mit Musikbegleitung die jährliche Maitour durch Hochpochten zum Kloster Waldfrieden durchzuführen, wo gar Frohsinn und Geselligkeit spürbar wurden, die für alle in diesen schweren Zeiten so wichtig waren.

Im Juni 1919 bereitete sich die Dorfbevölkerung auf das erste Stiftungsfest nach dem Kriege vor. Fuer Fremde betrug der Eintritt bei den Tanzveranstaltungen 10 Mark (Inflation!); unter Punkt 3 regelten die Junggesellen: "Das Schmücken des Saales durch Kränze und Girlanden soll erfolgen durch unsere Jungfrauen." (!)

Man stellte den Kriegsbeschädigten 500,- Mark zur Verfügung und unterstützte auch weiterhin nach seinen Möglichkeiten Kirche und Dorfvereine. Am 26.12.1919 wurde die Ämterverteilung in der Weise beschlossen, wie sie noch heute besteht. Weitere Neuregelungen traten in Kraft: Wer unentschuldigt bei Versammlungen in den Wirtshäusern Steffes-Holländer, Steffes-Ollig, Steffes-Lay oder Klee fehlte, hat 0,50 Mark zu zahlen . Ein Kännchen Kognac stand auf der Rechnung desjenigen, der bei Festzügen, an denen übrigens weiß gekleidete Damen und Reiter teilnahmen, nicht erschien. Auch bei der vierteljährlichen Gemeinschaftskommunion und dem Junggesellenamt durfte niemand fehlen. (Strafe: 2 Kännchen Kognac)

Der Verein vergrößerte sich zusehends, besuchte z. B. im Juni 1920 mit 70 Mitgliedern als ältester und stärkster zu Fuß den Bruderverein in Büchel, obwohl wiederholt Streitigkeiten, interne Querelen und persönliche Auseinandersetzungen das Vereinsleben störten. Man besuchte u.a. die Vereine in Ulmen, Kaisersesch, Klotten, Kalenborn, Laubach, Düngenheim, sandte Fahnendeputationen z.B. später nach Brockscheid, Kehrig oder Dohr ab. Trotz allgemeiner Not und Niedergeschlagenheit der Nachkriegsjahre ließen sich die Junggesellen nicht unterkriegen, wenn auch der Monatsbeitrag auf 100.000 Mark stieg, oft übertrafen ihn noch Frohsinn und Geselligkeit. Oft genug zog man hinaus auf "die Heide", um zu überprüfen, ob das Bier noch so schmeckte, wie am Tag zuvor. Oft genug auch spannte man schon am Sonntagmorgen die Pferde an , bestieg den Leiterwagen, und reiste in feuchtfröhlicher Gesellschaft zu den Feierlichkeiten der Brudervereine. Vor dem Krieg hatte man keine anderen Vereine besucht. Die Dorfgemeinschaft feierte intern. Preise gab es noch nicht zu gewinnen. Trotzdem wurde vor allen Festen vorher am Friedhof mit militärischem Drill geübt.

Im Jahre 1924 musste das Junggesellenfest in Müllenbach wegen der allgemeinen Arbeitslosigkeit verschoben werden. Dem Verein gehörten 105 Mitglieder an, die meisten arbeiteten auswärts. Dem Damaligen Vorstand, dessen Verdienste und Eigeninitiativen nicht hoch genug gewürdigt werden können, gelang es den Verein hochzuhalten.
 
Image Die Vereinsmitglieder des JGV auf einem Gruppenfoto aus dem Jahre 1926. Hintergrund bildet das Gasthaus Steffes-Ollig.
 
Im Juli 1926 konnte man mit großem Programm und Feierlichkeiten das 50-jährige Stiftungsfest begehen. Die Müllenbacher schmückten ihr Dorf, feierten mit dem Verein, der von Musikkapellen aus Monreal und Bruttig unterstützt wurde, dessen ehrwürdiges Jubiläum. Vor einem gewaltigen Gewitter während des Festzuges flohen Dorfbevölkerung und die zahlreichen Gäste in die festlich geschmückten Lokale. Ein Feuerwerk, damals etwas Neues und Einmaliges, zog alle in seinen Bann. Das Fest wurde ein toller Erfolg.

1929 mußte das Junggesellenfest aus politischen und wirtschaftlichen Gründen entfallen. (Inflation, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Armut) Das Vereinsleben ruhte bis 1933. Dem Vorstand fiel es oft sehr schwer die Mitglieder zusammenzuhalten, Eintracht und Geselligkeit zu wahren. Dies gelang nur durch aufopfernde Arbeit und großen persönlichen Einsatz. Der Verein hatte schwere Zeiten zu überstehen, viele gaben ihre Vereinstreue auf.

Die Vereinsfahne in ihrer Mitte. So zeigen sich die Junggesellen auf einem Gruppenfoto aus dem Jahre 1928. Image
 
Neue Zeiten warfen ihre Schatten voraus: Im Dezember 1936 sah man sich gezwungen, den Verein einstweilen in den Ruhestand zu versetzen. Die Vereinschronik schweigt bis zum Juli 1952: Zum zweiten Male in unserem Jahrhundert erlebte man einen furchtbaren Krieg und tiefste Not. Familien wurden auseinandergerissen. Müllenbacher zogen an die Kriegsfronten, die allzuviele nicht mehr in ihre Heimat entliessen. Trauer, Leid und blanke Existenzangst prägte die Menschen für immer. Vielen Jugendlichen fehlt naturgemäß dafür Verständnis und leider all zu oft Anerkennung, wodurch ein gesundes Verhältnis zwischen den Generationen erschwert wird.

Nach dem Krieg beginnt die schriftliche Chronik (erst) wieder im Jahre 1952 mit einer Niederschrift über die Wiederbelebung des "JGV Glück auf" mit dem anwesenden Pfarrer Gilen, dem Ehrenpräsidenten "Poss Gilles" und 35 Junggesellen, die schon lange den Wunsch geäußert hatten, das seit vielen Jahren ruhende Vereinsleben wieder ins Leben zu rufen. Man besann sich auf dessen Sinn und Aufgabe, auf die alten Satzungen. Erich Peters und Ernst Welter führten von nun an den Verein, der knapp drei Wochen später schon 52 Mitglieder zählte. Im Herbst feierte man das 75-jährige Jubiläum, das eigentlich schon ein Jahr vorher fällig gewesen wäre. Nur enorme persönliche Opfer und Einsatzbereitschaft ermöglichten es dem mittellosen Verein dieses Fest groß aufzuziehen, wobei zahlreiche Bruder-und Dorfvereine mit halfen. Die Müllenbacher hatten ihr Dorf mit Girlanden, Tannengrün und Lampions festlich geschmückt. Der große Festzug mit Amtsbürgermeister Wolf, Schulrat Dr. Uhle, Pastor Gilen, dem Vorstand und zahlreichen Ehrengästen auf geschmückten Wagen zog durch die Straßen, wo viele Gäste aus nah und fern mit den Junggesellen feierten. Das Fest nahm einen harmonischen Verlauf, brachte schöne Erinnerungen und unvergessene Stunden für alle. Die Müllenbacher konnten wieder einmal ihren Ruf als lustiges Völkchen bestätigen, das seine Feste wohl zu feiern weiss. So war das 75-jährige Stiftungsfest, das erste öffentliche Auftreten des Vereins nach dem Kriege, nicht alleine von finanzieller Seite ein großer Erfolg. Bald wurden auch die Theatervorstellungen wieder aufgenommen und im September 1953 konnte der erste Junggesellenball nach dem Kriege mit Brudervereinen aus Laubach, Leienkaul, Masburg und Hauroth durchgeführt werden. Der Pastor riet wenigstens einmal im Jahr eine Tanzveranstaltung durchzuführen, damit die Junggesellen wenigstens einmal im Jahr im Dorf blieben.
 
Image Der Junggesellenumzug zum 75-jährigen Jubiläum 1952.
 
 
Die Ehrendamen des JGV begleiten den Jubiläumszug im Jahre 1952. Image
 
Die Wunden des Krieges heilten nur langsam. In den Vereinen war Idealismus und vorbildlicher Einsatz der Mitglieder und besonders des Vorstandes, der den Junggesellenverein, allen immer wiederkehrenden Schwierigkeiten zum Trotz, konsequent und strebsam führte, wichtiger denn je.

Mit der Kirmes feierte man auch im Jahre 1955 gleichzeitig das Junggesellenfest, diesmal verbunden mit der 100-Jahr-Feier der Dorfkirche. Als besonderen Gast begrüßte man den Spielmannszug Darme aus dem Emsland.

1958 wurde der langjährige Präses Pastor Gilen verabschiedet, der 16 Jahre in der Pfarrei gewirkt hatte. Sein Amt übernahm Pfarrer R. Koch. Wechselvolles Auf und Ab kennzeichneten wie heute das Vereinsgeschehen: Einerseits zeigten sich wiederholt Probleme bei Festlichkeiten und Verpflichtungen des Vereins: oftmals mangelte es an Interesse, Unterstützung und der notwendigen Eigeninitiativen. Vereinszugehörigkeit wird oft falsch verstanden. Eine gewisse Bequemlichkeit, falscher Stolz und Egoismus scheinen typische Zeiterscheinungen zu sein. Die Jugendlichen können aus einem großen Freizeitangebot wählen. Sie sind Orts ungebundener und haben zahlreichere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung als früher. Andererseits pflegt man noch heute traditionelle Sitten und Bräuche, leistet einen Beitrag zu Gemeinschaftsaufgaben, pflegt Geselligkeit und Freundschaft.

Nicht nur einmal drohte die Gefahr der Vereinsauflösung. Energische Worte waren notwendig: "Wir müssen miteinander, nicht gegeneinander arbeiten. Nur so können wir Krisen überwinden."

1962 legte sich der Verein eine neue Fahne zu, deren Kosten seine Mitglieder mit trugen. Seit 1971 feiert man ein separates Junggesellenfest. Dieses fand drei Jahre später erstmals in einem Festzelt statt. 1974 war ein sehr erfolgreiches Jahr für die Müllenbacher Junggesellen: man besuchte insgesamt 14 Brudervereine, gewann in Masburg den Wanderpokal, den man später endgültig erringen sollte und weiter Ordnungs- bzw. Meistbeteiligungspreise.
 
Image Der Vorstand des Junggesellenvereins 1974 vor dem Eingang zur Pfarrkirche.
Obere Reihe v. links: Alfred Marx, Franz-Josef Stein, Dieter Peters.
Untere Reihe: Heinz Schweitzer,Werner Mitscherling, Gerd Schüller, Siegfried Mengel.
 
Zum Junggesellenfest im August 1975 scheute der Vorstand weder hohe Auslagen noch finanzielle Risiken, um den Gästen etwas besonderes zu bieten. Beides lohnte sich: Im Festprogramm, das Conferencier Olaf King vorstellte, konnte die Schlagersängerin Ramona mehr als 1300 Besucher im Festzelt an der Neustraße begrüßen. Der Junggesellenverein bot die größte Veranstaltung, die Müllenbach seit Jahren erlebt hatte.


So verpflichtete man auch für das kommende Jahr ein Starprogramm, diesmal mit Costa Cordalis. Zum 100-jährigen Jubiläum gastiert "Janes Kalsek mit dem Original Oberkrainer Sextett" in Müllenbach. Auch dieser Starabend wurde ein überragender Erfolg. Das Festzelt war ausverkauft und der Verein konnte einen kräftigen Gewinn in seiner Kasse verzeichnen. Auch wird erstmalig über die Durchführung eines mehrtägigen Ausfluges der Vereinsmitglieder diskutiert. Man entscheidet sich für einen 4-tägigen Ausflug nach Berlin. In Masburg kann in diesem Jahr der Wanderpokal endgültig errungen werden. Die Junggesellen setzen sich auch für die Ortsgemeinschaft ein und spenden 1000,- DM zur Errichtung des neuen Spielplatzes.


1978 spendet der Junggesellenverein 1000,- DM zur Errichtung eines Kriegerdenkmals auf dem Friedhof, ferner werden 500,- DM an die Kirche gespendet. Der Ausflug führte die Vereinsmitglieder in diesem Jahr nach Meran in Süd-Tirol.


Im Jahre 1979 ist das Junggesellenfest in Müllenbach bereits zur Institution in der Umgebung geworden, die Zahl der Gäste steigt stetig an. In diesem Jahr sorgt die Stimmungskanone "Rolf", Rundfunksprecher bei RTL, für ein überfülltes Festzelt. Erstmals kümmert sich der Verein in diesem Jahr auch um die Durchführung des Fastnachtsumzuges in Müllenbach. In Zusammenarbeit mit Josef Crämer (Koelsche Jupp) einem ortsansässigen Kölner "Urfastnachter" kann ein Umzug mit mehreren Wagen organisiert werden.

Auch im folgenden Jahr kümmert sich der JGV wieder um die Organisation des Fastnachtsumzuges. Hierzu wurde von den Mitgliedern ein Haussammlung durchgeführt, um die Unkosten fuer Versicherung, Glühweinstand, Imbiss zu decken. Man konnte einen Betrag in Höhe von 576,- DM sammeln und damit die wichtigsten Unkosten bestreiten. Der Erfolg zeigte sich in einem wunderbaren Umzug wie ihn Müllenbach lange nicht gesehen hatte.
Beim "Maireisig-Singen" kam es in diesem Jahr zu einem bedauerlichen "Zwischenfall". Als die Junggesellen ihren Marsch durch den Ort beendet hatten und mit ihrem Korb, voller Eier, im Gasthaus Valerius eintrafen, meinte einer der jungen Männer sein Geschick dadurch beweisen zu müßen, dass er versuchte über den vollen Korb zu springen. Er setzte zu einem Sprung an, landete jedoch mit dem Hinterteil direkt in dem mit Eiern gefüllten Behältnis. Ein Großteil der gesammelten Eier wurde hierbei zerstört.
Gaby Baginsky war der Star des Jungesellenfestes im August. Am Festzug beteiligten sich über 1100 Personen. Ein Rekord und wieder ein Hinweis darauf wie bekannt und begehrt die Teilnahme am Junggesellenfest in Müllenbach ist.

Starkes Interesse an der Ortsgeschichte beweisen die Junggesellen, als sie sich bei der Aufstellung eines Denkmals zur Erinnerung an die Glockengießerzunft in Müllenbach beteiligen. Image
 
 
 
Image Eine Bronzetafel auf dem Basaltblock erinnert an die Geschichte der Glockengießerei Schmitz in Müllenbach.
 
Einen kulturellen Beitrag für die Ortsgemeinde leisteten die Mitglieder des Junggesellenvereins in den folgenden drei Jahren. Im Jahre 1981 finden im Rahmen von "Unser Dorf soll schöner werden" Säuberungsaktionen auf dem Rosenberg statt, die der Verein unter eigener Regie durchführte. 1982 Spendet man 1000,- DM für ein Glockengießerdenkmal, das an die Glockengießerzunft Mitte des 19.Jahrhunderts in Müllenbach erinnern soll. 1982 auch ein Jahr der Trauer innerhalb des Vereins. Bei einem tragischen Verkehrsunfall auf der A-48 verstirbt der langjährige Vereinsvorsitzende Willi Klotz. Die Vereinsmitglieder begleiteten ihn auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Friedhof in Müllenbach.
Nicht nur einen finanziellen Beitrag zur Erstellung des Glockengießerdenkmals leistete der Verein, nein, auch an seiner Aufstellung 1983 waren die Mitglieder des Junggesellenvereins mehrheitlich beteiligt.

Starkes kulturelles Interesse bezeugte der Verein ebenfalls im Jahre 1985. Am 10.01.1985 erteilte die Bezirksregierung Koblenz der Gemeinde Müllenbach die Berechtigung zum Führen eines Ortswappens. Die Kosten der Genehmigung, in Höhe von 600,- trägt wiederum der Junggesellenverein Müllenbach.
Ebenfalls in diesem Jahr wird der JGV in das Vereinsregister eingetragen. Dieses erfordert eine Satzungsänderung, die am 27.04 während einer ausserordentlichen Sitzung beschlossen wird. Der Verein nennt sich ab diesem Zeitpunkt Junggesellenverein "Glück Auf 1877" Müllenbach e.V.

1986 führt der JGV erstmalig eine Orientierungsfahrt für seine Mitglieder und Interessenten aus den umliegenden Orten durch. Die Veranstaltung lief unter der alleinigen Regie der Mitglieder Dieter Laux, Andreas Winkel, Johannes Reitz und Dirk Regnier. Sage und schreibe 42 Teams konnte der Junggesellenverein in seine Starterliste eintragen, eine Zahl mit der man niemals gerechnet hatte. Teilnehmer aus ganz Kreis Cochem-Zell fanden den Weg nach Müllenbach. Die Organisatoren mussten kurzfristig noch einige Fahrtunterlagen kopieren, um dem Bedarf gerecht zu werden. Nach einem unfallfreien Verlauf, mit vielen interessanten Aufgabenstellungen, konnte Dieter Laux nach langwierigen Auswertungen der Fahrtunterlagen am Abend die Preise an die besten Fahrer und Beifahrer verteilen. Auch Teams aus Müllenbach fanden sich auf den vorderen Plätzen.

Nachdem im Jahre 1987 ein Vereinsausflug erstmalig die Mitglieder des Vereins nach Mallorca führte, besann man sich , auch wegen finanzieller Gründe, 1988 wieder eine Fahrt in die Berge zu unternehmen. Schladming war das Ziel dieser Tour, die auf ganz besondere Weise in den Köpfen der Mitglieder haften bleiben sollte. Während der Fahrt wurde wie gewohnt den alkoholischen Getränken in Massen zugesprochen. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass man den 1. Vorsitzenden, Jürgen Köhn, nach einer kurzen Toilettenpause auf einem Autobahn-Rasthof einfach stehen ließ. Seine Abwesenheit wurde erst bemerkt, als einer der Männer das göeffnete Bier, das für den Vorsitzenden bestimmt war, nach hinten weiterreichen wollte, jedoch der Platz des Chefs verwaist war. Leider war man schon wieder einige Zeit auf der Autobahn unterwegs und konnte nicht mehr zurück. Jürgen Köhn musste sich selbst durchschlagen und fand später zu seiner Truppe zurück, die ihn begeistert im Hotel empfing.

Für Empörung innerhalb der Gesellschaft sorgte das Vereinsfest 1989. "Damen- Schlamm-Catchen" stand auf dem Programm, das nicht nur etwa 900 Gäste ins Festzelt lockte, sondern dem Vorsitzenden auch Post von einem "zutiefst aufgebrachten und empörten Müllenbacher" bescherte. Die Verbundenheit des Vereins mit der katholischen Kirche wurde in Frage gestellt. Die Gemüter beruhigten sich und der Verein entschuldigte sich bei allen, die Sitte, Anstand und Moral gefährdet sahen.

Zur Feier der Wiedervereinigung zwischen Ost und West führte der Junggesellenverein am 02.10.1990 eine spontane Party durch. Die gesamte Bevölkerung des Ortes war eingeladen und man feierte dieses freudige Ereignis bis in die frühen Morgenstunden.
Alte Traditionen wie das "Maireisig Singen" werden hoffentlich von den Vereinsmitgliedern noch lange gepflegt. Unser Foto zeigt die Mitglieder beim "Maireisig" 1995. Image
 
Ein finanziell sehr schlechtes Jahr stellte sich 1991 ein. Aufgrund des schlechten Junggesellenfestes 1990 an dem trotz Starprogramm mit Cindy Berger am Samstag Abend nur 350 zahlende Gäste begrüßt werden konnten, mußte man ein Minus von fast 3000,- DM verbuchen. Trotzdem beteiligt sich der JGV auch in diesem Jahr Maßgeblich an der Renovierung der Pfarrkirche.
Bis zu 1600 Gäste besuchten allerdings den Discoabend am Freitag, hierin sah man eine Chance für das nächste Jahr und verstärkte seine Anstrengungen mehr in Richtung des Freitag Abend. Wehleidig dachte man an die guten Zeiten Mitte der 80er Jahre zurück, in denen nach einem guten Fest bis zu 50.000 DM auf der "Haben" Seite standen.

 

Im Jahre 1992 muss tatsächlich über den Fortbestand des Vereins diskutiert werden. Die Bereitschaft der Mitglieder den JGV tatkräftig und nicht nur finanziell zu unterstützen lässt sehr stark nach.
Die Wahl der "Miss Wet T-Shirt begeistert die Zuschauer des Junggesellenfestes im August. Die Empörung der Bürger hält sich in diesem Jahr in Grenzen. Es ist halt der Zeitgeist.
Auch 1993 vermerkt die Chronik wieder einmal das der Verein unter Nachwuchssorgen leidet. Der Junggesellenverein hat das gleiche Problem wie es auch die anderen Ortsvereine spüren. Mitgliederschwund, Geburten schwache Jahrgänge, fehlende Identifikation der Jugendlichen mit dem Vereinsgedanken. Viele Ortsvereine sehen sich in der Situation der bevorstehenden Auflösung. Man kann nur hoffen, dass in den folgenden Jahren eine Umorientierung stattfindet, da es sonst um das kulturelle Vereinserbe unserer Vorväter schlecht bestellt ist.
Gut besuchte Discoabende mit attraktiven "Live -Bands" bilden heute das finanzielle Standbein für den Fortbestand des Vereins. Die wenigen Mitglieder, die der Verein noch hat, bemühen sich das Vereinsleben nach alter Väter Sitte aufrecht zu erhalten. Der Verein hat ein traditionelles Erbe zu wahren. Dies ist nur möglich, wenn alle Mitglieder ihre Vereinszugehörigkeit richtig verstehen, wenn sie finanzielle Gesichtspunkte nicht überbetonen, wenn sie mehr geben als nehmen. Wir alle hoffen das der Junggesellenverein, einer der ältesten bestehenden Vereine der Müllenbacher Ortsgeschichte, noch viele Jahre weiterbesteht und das alle jungen Leute sich mit dem Vereinsgedanken identifizieren und versuchen alte Sitten und Bräuche für die Gegenwart und die Zukunft zu erhalten. Die nächsten Generationen werden es (hoffentlich) ihren Vorvätern, der heutigen Jugend, danken.


"Glück Auf"

 

Hier der LINK zur Homepage des JGV-Müllenbach:http://www.jgv-muellenbach.de


(Quelle: Chronik des Junggesellenverein Müllenbach. Aufarbeitung durch Werner Wendel und Sigfried Mengel bis 1977, für die Jahre von 1977 bis 2002 durch Dieter Laux. Internetpraesentation: Dieter Laux)

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