Foto: Der Musikverein Müllenbach 2006. Der Musikverein ist die Fortführung der Vereinsarbeit des Spielmannszuges Müllenbach, der über 30 Jahre lang bestand.



Spielmannszug „In Treue Fest 1964“ Müllenbach (Heute Musikverein Müllenbach)


„Früher gab es wohl kaum eine Kirmes oder ein anderes Fest, wo nicht „Kipp Hannes“ (Johann Buschwa) seinen „Bataillonsstab“ schwang und ihm eine ansehnliche Schar Knüppelmusikanten folgten. Unsere Eltern wissen davon noch manches zu berichten. Aber seit dem sind viele Jahre vergangen. Man erinnert sich kaum noch an den damaligen Spielmannszug. Diesen schönen, alten Brauch, der in Müllenbach immer sehr gepflegt wurde hatte man leider ganz vergessen.“

Das sind die ersten Sätze der Vereinschronik des Spielmannszug „In Treue Fest 1964“ Müllenbach. Am 03. Oktober 1964 traf man sich in der Gaststätte Steffes-Ollig (beij Olles) um den alten Brauch wieder aufleben zu lassen und eine neue „Kneppelmusik“ zu gründen. 25, meist jugendliche Freunde der Musik hatten sich bei „Olles“ eingefunden. Am gleichen Abend noch wurde ein Vorstand für den neuen Verein gewählt. Folgende Mitglieder übernahmen den Vorstand des neuen Vereins: 1. Vorsitzender: Walter Schweitzer, 2. Vorsitzender: Rudi Felser, Beisitzer: Günther Klotz, Kassierer: Raimund Kreuser, Schriftführer: Lothar Valerius.
Als Vereinsfarben wurden rot und weiß bestimmt und ein monatlicher Vereinsbeitrag von 0,50 DM festgelegt. Das Amt des Tambourmajors übernahm freiwillig und unentgeltlich, der langjährige Führer des Spielmannszug Düngenheim, das in Müllenbach lebende Vereinsmitglied Hermann Schwall. Schon nach kurzer Zeit konnte das 50. Vereinsmitglied aufgenommen werden.
Geübt wurde in der alten Schule, in der die Gemeinde 2 Räume zur Verfügung stellte. Franz Pinkhaus, ehemaliges Mitglied des Spielmannszuges Lingen-Darme/Emsland und nach Müllenbach verheiratet, übernahm die Ausbildung der Trommler. Die Spieler aus Darme hatten schon zu früherer Zeit die Kirmes in Müllenbach mit ihrer Tambourmusik begeistert. Sie machten so manche Veranstaltung zu einem gelungenen Fest.
Das Übungsmaterial der Müllenbacher war noch sehr primitiv, so mußten sich die Trommler eigene Stöcke von ihrem Taschengeld besorgen, als Trommel dienten Anfangs selbst gebastelte Holzgestelle oder alte Schulbänke im Übungsraum. Es erging ein Schreiben an alle Vereine in Müllenbach mit der Bitte um Spenden für die Musikinstrumente die beschafft werden mußten. Auch die Gemeinde erhielt eine Bittschrift des Vorstands.

Es wurde gespendet: Gemeinde Müllenbach 300,- DM
Eifelverein Müllenbach 180,- DM
Sportverein (nach Diskussionen) 1 Trommel mit Zubeh.
Junggesellenverein (aus eigenem Besitz) 2 Trommeln, 7 Flöten
Ministerpräsident (Rhld-Pfalz) 400,- DM

Mit Hilfe dieser Spenden konnte nunmehr eine vernünftige Ausbildung gewährleistet werden. Die Flöten wurden von den Musikern selbst bezahlt und blieben somit in Privatbesitz.

Im Dezember 1964 wird auf einer gemeinsamen Sitzung entschieden, daß ab sofort die Ausbilder für Flöte (Hermann Schwall) und Trommeln (Franz Pinkhaus) zum Vorstand gezählt werden.


10.10.1965 Erstes Tambour-Freundschaftstreffen in Müllenbach. Neun Vereine
beteiligten sich an dem großen Umzug durch den Ort. Ungefähr eine dreiviertel Stunde zogen die Vereine durch das Dorf, um danach Corpsspiele auf der Terrasse des Vereinslokals (Olles) zu präsentieren. Am Abend spielt eine gute Musikkapelle zum Tanz auf. Die Chronik bemängelt die geringe Teilnahme Ortsansässiger an dem Tanzabend, jedoch die erstklassige Kappelle sorgte für einen vollen Festsaal durch Auswärtige Gäste.

05./06.08.1967 Erstes Musikfest des Tambourvereins, ungezählte Verhandlungen, Aussprachen, Stunden voller Arbeit und Sorgen mußten aufgebracht werden um das Fest zu gestalten. 2 Wochen vor dem Termin machte einer der Besitzer des Festplatzes auf der „Nick“ die Aufstellung des Festzeltes von für den Spielmannszug unannehmbaren Bedingungen abhängig. Dank Herrn Albert Lanser konnte das Zelt kurzfristig auf seinem Grundstück im Untereichelsweg aufgestellt werden. 13 Vereine besuchten das Musikfest in den beiden Tagen und ließen es zu einem Ereignis werden.
Ebenfalls 1967 gründete man eine Jugendgruppe, um so den Nachwuchs des Vereins zu fördern.

1968 Nach dem gelungenen Musikfest im Vorjahr konnte der neue Kassierer Wolfgang Fröschen ein Guthaben von 4.000,- DM in der Vereinskasse melden. Von diesem Geld wurde im Mai des Jahres die ersten Uniform angeschafft, sie bestand aus einer roten Jacke und einer hellgrauen Hose. Die Paßform, die Wirkung und die Farbzusammenstellung kamen allgemein sehr gut an.

1972 Mitte Sommer des Jahres konnte Hermann Schwall die Ausbildung der Musiker wegen Arbeitsüberlastung nicht mehr ausüben, wodurch der Verein in seinem Weiterbestehen gefährdet war. In letzter Minute bot sich Rudi Steffes-tun für ein Entgelt an das Üben zu übernehmen, wodurch der Verein vor seiner Auflösung bewahrt wurde.

1974 Am 3. und 4. August feierte der Spielmannszug sein 10-jähriges Bestehen. Bei einem Festkommers wurden Ehrenurkunden an die Gründungsmitglieder Walter Schweitzer, Peter Gorges, Wolfgang Fröschen, Heinz Peters, Günther Klotz, Rudi Felser und Hermann Schwall verliehen.
19 Auftritte hatten die Spieler des Tambourvereins in diesem Jahr zu absolvieren. Wurde es auf einem der vielen in näherer aber auch weiterer Umgebung besuchten Feste besonders schön, wurde nach der Rückkehr nach Müllenbach mit einem zünftigen Marsch in den Ort eingezogen.

1977 Es sollten in diesem Jahr neue Uniformen mit einem Vereinswappen angeschafft werden. Einige Probleme gab es hierbei mit der Herstellerfirma, diese meldete in der Beschaffungsphase Konkurs an. Walter Schweitzer, der Vorsitzende, konnte jedoch schnell einen neuen Hersteller finden, der noch vor dem anstehenden Termin des Konzertabends am 02. April liefern konnte.

1978 Jupp Cremer (Kölsche Jupp) schreibt in einem Wurfzettel als Einladung an die Dorfbevölkerung: „Warum so viele Musikzüge nach Müllenbach kommen?“ „Weil unsere Spielmänner und Spieljungen auf allen Festen immer gut den Namen Müllenbach vertreten.“

1980 40 aktive Spieler verzeichnet der Verein in diesem Jahr. Auf Vorschlag des Spielmannszug Müllenbach wurde nicht nur von den Chören der Verbandsgemeinde eine Schallplatte erstellt, sondern auch die Spielmannszüge erhielten die Gelegenheit dazu. Am 19.10.80 fanden im Atrium der Sonderschule Kaisersesch die Aufnahmen statt. Es wurden von den Müllenbachern gespielt: „La Parranda“, „Chiantilied“ und der allseits beliebte „Rock`n Roll“. Von bestellten 80 Platten und 20 Kassetten war im Dezember bis auf wenige Platten alles verkauft.

1982 Ein kritisches Datum in der Geschichte des Vereins. Am 27.03.82 rief der Vorstand zur Krisensitzung ins Gemeindehaus. Grund hierfür war, daß die Zahl der aktiven Spieler ständig sank und damit die weitere Existenz des Vereins stark in Frage gestellt war. Lange Diskussionen und ausführliche Gespräche, sowie die Zusagen das Vereinsleben wieder neu zu aktivieren, sorgten für ein Weiterbestehen.

1984 Der Tambourverein feierte vom 24. bis 26. August sein 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß fand im Festzelt in Müllenbach ein großes Musikfest mit Wettstreit für Spielmanns-und Fanfarenzüge statt. Es wurde eine gelungene Veranstaltung, mit einem Verlauf, den man sich besser nicht hätte wünschen können.

1986 Am 15. März veranstaltet der SZ nach drei Jahren Pause wieder einen Konzertabend im Saale Valerius. Besondere Ehrung erfuhr hierbei der Übungsleiter Herr Hässler aus Zell. Er führte den Spielmannszug maßgeblich auf das Niveau das ihn in der Konzertklasse bekannt macht. Geehrt wurde auch Walter Schweitzer, der als Gründungsmitglied bis auf wenige Zeit ständig Vorstandsarbeit leistete.

1987 Nach dem Beschluß der Jahreshauptversammlung ist der Spielmannszug Müllenbach ab sofort als eingetragener Verein beim Amtsgericht Koblenz geführt. Es ist aber auch wieder zu vermerken, daß die Anzahl der aktiven Mitglieder auf ein Maß gesunken ist, daß die Existenz des Spielmannszuges gefährdet.

1988 Steht zur Debatte, den Spielmannszug Müllenbach aufzulösen. Unentwegte Vereins-mitglieder und Gönner des SZ versuchten jedoch mit allen Mitteln der Neuanwerbung von Mitgliedern dies zu verhindern. Es wird eine neue Jugendgruppe gegründet, die von Harald Zirwes einstudiert wird.

1989 25-jähriges Bestehen des Vereins. Der Spielmannszug veranstaltet ein Musikfest mit abwechslungsreichem Programm. Die Jugendgruppe hatte ihren ersten Auftritt und wurde mit tosendem Applaus gefeiert. Im Rahmen der Ehrungen treuer Vereinsmitglieder wurden Hans Hermann Schwall als ehemaliger, langjähriger Stabführer und Walter Schweitzer für seine Dienste im Vorstand als Ehrenmitglieder geehrt.

1994 30 Jahre Spielmannszug Müllenbach. Der Vereinsvorstand unter dem Vorsitz von
Rüdiger Klee, hat ein Programm zusammengestellt, das die Herzen aller Musikliebhaber höher schlagen lässt. Neben vielen Gästen sind hierzu auch der Schirmherr, Landrat Balthasar, Verbandsbürgermeister Wältermann, Ortsbürgermeister Rudi Gilles und MdEP Ralf Walter (SPD) anwesend. Die Jubiläumsfeierlichkeiten gipfeln dann am Sonntag gegen 22:00 Uhr im „Großen Zapfenstreich“ der vom Musikverein Ulmen und ein paar Spielern des Spielmannszuges dargebracht wurde. Auch durch das Mitwirken der Feuerwehren Müllenbach, Laubach und Leienkaul wurde dieser zu einem ganz besonderen Erlebnis.

2001 Nachdem man sich nun 5 Jahre mehr oder weniger gut als Spielmannszug über Wasser gehalten hatte, war man Anfang 2001 jedoch soweit, dass sich die Zahl der Aktiven auf 20 reduziert hatte und auch noch weitere Mitglieder ihren Austritt ankündigten. Als Gründe für die Austritte wurden immer wieder mangelnde Attraktivität der Musik eines Spielmannszuges, fehlende Entfaltungsmöglichkeiten und auch die Gleichgültigkeit der Bevölkerung gegenüber dem Spielmannszug genannt.
So beschloss man im Januar 2001 eine wichtige Entscheidung zu treffen. Der Spiel-mannszug sollte in einen Musikverein umgewandelt werden. Viele Skeptiker prophezeiten, dass dies unmöglich wäre, doch sie wurden eines Besseren belehrt.
Alle Aktiven und vor allem auch die Eltern der jugendlichen Mitglieder standen voll hinter diesem Vorhaben. So wurden die neuen Instrumente von jedem Einzelnen selbst bezahlt, was bei Preisen zwischen 1.000 DM und 3.000 DM je nach Instrument sicher nicht selbstverständlich war. Die Leitung der Übungsstunden der verschiedenen Instrumente übernahmen Harald Zirwes, der auch bereits den Spielmannszug eingeübt hatte, Karl Fuhrmann, Michael Schweitzer, Claus Blaeser und Christiane Saxler. Die Übungsstunden erfreuten sich auch immer großer Beliebtheit, so dass man bereits am 10.06.2001 den ersten Auftritt des neuen Musikvereins anlässlich des Pfarrfestes in Müllenbach feiern konnte. Weitere Auftritte folgten noch in diesem Jahr, die den Auf-wärtstrend des neuen Vereins bestätigten. Es konnten sogar neue Mitglieder aufgrund der Umstellung gewonnen werden, so dass der Verein wieder 30 Mitglieder zählte.
Aber auch innerhalb der Dorfbevölkerung wurde der neue Musikverein sehr unterstützt. Zahlreiche Spenden der Ortsvereine, der örtlichen Gewerbetreibenden und auch Einzel-spenden halfen dem neuen Verein sich ein neues Standbein aufzubauen. Von diesen Spen-den konnte bereits die Tuba, ein Schlagzeug und zahlreiches Notenmaterial beschafft werden. Doch Ungeachtet dieser Entwicklung trat auch noch der Spielmannszug bei vielen Veranstaltungen in diesem Jahr im Rahmen seiner Möglichkeiten auf.
Jedoch einen Schicksalsschlag musste der neue Verein im Jahr 2001 noch einstecken. Der langjährige Übungssleiter und das aktives Mitglied Harald Zirwes starb plötzlich und unerwartet im Alter von 42 Jahren. Sein Tod wird eine große Lücke im Verein hinterlassen, nicht nur in musikalischer Hinsicht sondern vor allem auch als Freund.

2002 Im Januar 2002 wurde der Spielmannszug „In Treue Fest“ 1964 offiziell in Musikverein „In Treue Fest“ Müllenbach umbenannt. Im Mai 2002 wartet die nächste Herausforderung auf den jungen Verein. Der erste Frühschoppen anlässlich der Kirmes in Laubach wird gestaltet.
Am 11.03.2002 begann eine neue Jugendgruppe mit 6 Kindern die Ausbildung, die den Musikverein so schnell wie möglich unterstützen sollen.
Außerdem übernimmt der Musikverein in diesem Jahr die Ausrichtung der Kirmes vom 06.09. – 09.09.2002 und hofft wieder für alle ein interessantes und abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen, wobei natürlich ein Auftritt des Musikvereins Müllenbach auch nicht fehlen darf.

Wie man unschwer erkennt, hat auch der Spielmannszug in den Jahren seiner nunmehr 36-jährigen Geschichte sehr viele Hoch- und Tiefs erlebt. Es stellt sich jedoch besonders deutlich heraus, daß es der Motivation einiger unentwegter Vorstandsmitglieder, allen voran Walter Schweitzer gelungen ist, den Verein immer wieder auch aus den tiefsten Problemtälern heraus zu führen. Männer wie Ihm ist der Bestand des Vereins bis in die heutige Zeit maßgeblich zu verdanken, um seine Aktivitäten zu würdigen wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt wurde.
Seine unentwegten Bemühungen den Verein zu erhalten werden von den heutigen Vor-standsmitgliedern fortgeführt.

Ansprechpartner des Musikvereins Müllenbach:


1. Vorsitzender
Marco Labonte


(Quelle: Chronik des Spielmannszug „In Treue Fest“ 1964 Müllenbach, zusammengestellt von Dieter Laux. Ergänzungen zum Thema Musikverein Müllenbach von Nicole Laux..)